29/10/07
Demokratischer Sozialismus
Daß ich nicht lache. Diese
Worte von einer Partei, deren aufsteigender Jugendorganisatons-Chef
in der Sendung "extra 3" offen bekennt, daß er den ganz speziell
sozialen Keine-Hüftgelenke-Für-Alte-Missfelder von der Konkurrenz
sympathisch findet und gern mit ihm einen trinken geht. Ihre SPD, die
sich schon in grauer Vorzeit unter anderem als Freikorpsbefürworter*
sehr sozialistisch geben durfte und auch zu Zeiten der Großen Koalition
der 60er Jahre ein recht interessantes Bild abgab.
Andererseits würde
man sich durch Taten ja gern von einem positiveren Bild überzeugen
lassen - in diesem Sinne ...
*) u. a. durch den legendären Herrn Friedrich Ebert. Siehe z.B. Haffner, Von Bismark..., Knaur 2001, 172 et al.
Mit der Pompfe über die Demo
Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man bei Dunkelheit am
Kottbusser Tor aussteigt und sich unvermutet mitten zwischen nationalflaggenschwenkenden
Türkeianhängern* und helmtragenden Polizeieinsatzkräften
wiederfindet - und das mit der Trainingstasche mit Schild und Kurzpompfe
über der Schulter. Zumal (glücklicherweise erst) kurz darauf der Zugriff
auf die Demonstranten erfolgte.
*) Der Anblick von
Nationalflaggen in den Händen von Demonstraten kann an sich schon nicht
gerade sympathisch genannt werden.
26/10/07
José Saramago: Die Stadt der Sehenden
Nachdem die Buchhändlerin Saramagos jüngstes Buch über den
abwesenden Tod nicht im Regal stehen hatte (so viel zum Sortiment
unserer Buchhandelsketten, immerhin ist er Nobelpreisträger), fand sich
die gleichfalls als Taschenbuch erschienene Ausgabe der "Stadt der
Sehenden" (Rezension).
Und diese Wahl war nicht zu bereuen: Nachdem Saramago in der "Stadt der
Blinden" auf schauerliche Art in die Abgründe der menschlichen Seele
eingetaucht war, nimmt er sich in der "Stadt
der Sehenden" den Staatsapparat als solchen vor.
Als die Stimmzettel einer hauptstädtischen Kommunalwahl auf
unerklärliche Weise überwiegend weiß geworden sind, reagiert die
Regierung hysterisch - sie geht von einer Verschwörung des Volkes gegen
sie aus, nimmt dies als persönlichen Angriff, läßt die Wähler bei der
Wahlwiederholung beschatten und foltert eine Auswahl an unbescholtenen
Bürgern, als trotz aller Beschattung wiederum überwiegend weiße
Stimmzettel auftauchen.
Da die Ursache des Weißwählens aber weiterhin
im Dunkeln bleibt, wird die Hauptstadt kurzerhand in
"Belagerungszustand" versetzt, nach dem besonders der Innenminister als
Konkurrent des Verteidigungsministers lechzt - die Regierung des Landes
evakuiert sich und belagert die eigene Hauptstadt. Auf faszinierende
Weise schafft sie sich durch ihre paranoiden Ängste ihre eigenen
Chimären, durch deren Bekämpfung wieder neue Chimären gezeugt werden.
Zudem geht es der Regierung auch nicht um das Wohl ihres Volkes,
vielmehr werden die Entscheidungen aus persönlichen Machtbedürfnissen
der einzelnen Minister, aus ihrem verletzten "Ehrgefühl" heraus
getroffen. Die Regierung kämpft gegen das eigene Volk, ohne daß sie
weiß, wogegen sie eigentlich kämpft. Da die belagerte Hauptstadt jedoch
ganz gut ohne Regierung und Polizei funktioniert, werden Agent
Provocateurs eingeschleust, die unter anderem einen Terrroranschlag auf
die Bahnstation verüben, der offiziell natürlich von den wie auch immer
gearteten "Weißwählern" stammen soll. Stets unter Beteuerung, alles nur
um der Erhaltung des Staates und der Demokratie Willen zu tun, wandelt
sich der Statt in ein rücksichtsloses, totalitäres Gebilde.
Eine Groteske, die, wie immer in Saramagos einzigartig faszinierendem Stil geschrieben, unterhaltsam schildert, wie die Ellenbogenqualifikation sogenannter Volksvertreter zu absurden Ereignissen führt, wenn der Bürger sich allzu souverän verhält. Und angesichts der Technikgläubigkeit gegenüber Wahlcomputern und absurden Wahlstift-Kreationen von ganz eigener Aktualität.
25/10/07
Uhus Spielekiste X: Für die Mittagspause: Hurrican
Es kommt daher wie ein gutes, altes Shoot'em'Up-Spiel aus den 80er
Jahren, und genau das ist es auch: Hurrican
ist ein kostenloses Spiel für Win XP, das mit fetziger Synthesizer-Musik
(80er eben), jeder Menge Levels, recht einfallsreichen Gegnern und einer
umfangreichen Ausrüstung des zweidimensionalen Robocop-Klons
ausgestattet ist - und das noch dazu bei einer Grafik, die keine Wünsche
übrig läßt. Man fühlt sich ein wenig an Lost
Vikings und all die anderen alten Suchtmittel erinnert. Dazu gibt es
einen Level-Editor und allerlei Extras. Also genau das Richtige für die
Mittagspause, wenn einem mal gar nicht nach wichtigeren Dingen wie
Konversation oder Essen zu Mute ist ...
Eine ausführliche Besprechung des Spiels und des Programmier-Vorhabens findet sich in dem (gleichfalls kostenlosen) Magazin Lotek64 in der Ausgabe 24. Na denn, frohe Alienjagd! Aber den Wecker stellen nicht vergessen, damit es bei der Mittagspause bleibt ...
23/10/07
Pompfen und ihre Eigenschaften
Und wieder einmal ein
neues Jugger-Blatt, diesmal rein aus Laune gefertigt und nicht ganz
ernst: Hier werden mal die Eigenschaften der einzelnen Pompfenarten in
Übersichten skizziert (Q-Tip, Stab, Langpompfe, Schild/Kurzpompfe, Kette
und Läufer, der sich hier und da ja wie eine Ganzkörperpompfe verhält).
Da
das Ganze meinem persönlichen Eindruck als Schildpompfer entsprungen
ist, werden andere Pompfer zweifellos hier und da nicht mit der
Einschätzung übereinstimmen – für Erfahrungsberichte, Meinungen und
natürlich weitere Kategorievorschläge bin ich daher dankbar!
22/10/07
Semi-Kampfroboter fühlt sich als Terminator
In Zeiten, in denen sich die Entwicklung semi- bis vollautonomer Roboter
einer sehr menschlichen Begeisterung erfreut, und solche Maschinen nicht
nur im Miniaturformat fliegen lernen, sondern
auch mit
Bewaffnung ausgestattet werden, sind Meldungen dieser Art um so
bedeutender: In Südafrika begann eine computergesteuerte Oerlikon-Flak
(ein kleinerer Vorgänger dieses Geschützes stand bereits auf deutschen
U-Booten im zweiten Weltkrieg) plötzlich auf
Personen zu feuern, tötete dabei neun und verletzte elf Soldaten.
Eine
angenehme Vorstellung, daß sich bewegliche und bewaffnete Kampfroboter inzwischen
schon im Einsatz befinden, im Irak nämlich; und daß unbemannte,
flugfähige Überwachungsdronen im Kleinformat entwickelt werden,
die auch mit Waffen bestückt werden können.
18/10/07
Weshalb deutsche Unis wenig Attraktivität als Arbeitsplätze besitzen ...
... weil sie Schlangentöpfe sind.[x] Bestätigt. Und das qualifiziert selbstredend zur Eliteuniversität.
Wahlcomputer: Das zentralste aller demokratischen Rechte an der Tür abgeben
... das der Wahl nämlich, ohne die eine Demokratie bekanntermaßen
schlicht nicht existiert. Wahlcomputer sind nicht nur überflüssiger
Technologiefetischismus (es hat bis heute prima von Hand funktioniert,
nicht wahr?), sondern darüber hinaus kennt fast keiner ihre
Funktionsweise:
"In der Bundesrepublik gibt es lediglich drei
Personen, die nachvollziehen können, wie die elektronische Erfassung,
Speicherung und Zählung von Wählerstimmen an den etwa 2500 für
politische Wahlen bereits eingesetzten Wahlcomputern funktioniert. " - weiterlesen
Bleiben
wir bitte beim Papierwahlzettel, Finger weg von dem Technikschrott. Er
ist giftig.
Kirche des Flying Spaghetti Monsters in Deutschland
Nach der geistigen Enthirnung seiten eines abstrusen
Kreationismus/Intelligent Design (2005 auch ein sehenswertes Possenspiel
in Thüringen
mit Ministerpräsident Althaus), gibt es nun auch einen "offiziellen"
(=einzig wahren) Ableger der Kirche
des Flying Spaghetti Monsters in
Deutschland, einer populären Parodie auf ID, die nicht nur einen
fliegenden Nudelhaufen mit Fleischbällchen als den Schöpfer verehrt,
sondern auch dem Rückgang der Piraten die Schuld am Klimawandel zuweist.
Sehr amüsant auch die Satzung, die sich wahrlich zentralkirchlich liest:
G. Organisation |
Boingboing.net bietet seit längerem 1 Millionen Dollar Belohnung, "if (someone) can produce empirical evidence which proves that Jesus is not the son of the Flying Spaghetti Monster."
Daß die Parodie einen ernsten Hintergrund hat, zeigt nicht nur die ID-Bewegung in den USA (dort sind merkwürdige Dinge nicht gerade ungewöhnlich), sondern auch, daß BoingBoings Aktion in Bayern bald durchaus zu Problemen wegen (natürlich anders bezeichneter) Ketzerei führen kann.
17/10/07
International Jugger Blog is up and running!
Finally, I got the first International
Jugger-Blog up and running. Featuring up to now the Australian
Juggers (Adam), an entry giving an impression on how far AU is away from
D, and Skullfight Danmark (Esge), presenting a video about Danish
Jugging - more to come!
The blog is maintained by a "staff" of
international editors: Adam (Australian Jugger League), Esge (Skullfight
Danmark), Mark (Sentanta Éire), Bo Colen (USA), and, of course,
Deutschland.
Any Jugger feeling dedicated to write about his oder her Jugger styles
and games is invited to contact us!
15/10/07
Absurd Signs Competition
Die Times online hat anläßlich eines neuen Lonely Planet- Bildbandes einen kleinen Photowettbewerb gestartet: Merkwürdige Schilder. Da solle man aus Deutschland ja eigentlich so einiges beitragen können ... Es stehen auch schon einige Photogalerien online.
12/10/07
Diskussion um WoW-Sucht: Über 1200 Einträge
"Es bleibt im Leben eines normalen Menschen keine Chance mehr das
Leben richtig 'knallhart' zu spüren und sich zu beweisen (...) Postet
doch bitte mal Ideen, was man in seiner Freizeit alles Sinnvolles machen
könnte ohne am Pc zu sitzen", fragt ein
Teilnehmer einer erstaunlich langen Diskussion über "WoW-Sucht". --
Aber gern, mach Jugger
:)
Bronski, der 2005 Leute für eine sogenannte "Gilde" in dem
Online-Spiel "World of Warcraft" zusammenkratzte, hatte im Juni 05 eine
Diskussion in seinem Blog um "WoW-Sucht" angezettelt. Und
diese hat inzwischen über 1240 Einträge gesammelt, mit dem bisher
letzten Eintrag vom 25.9.07.
Die Bandbreite der Meinungen ist
interessant; einige schreiben dort, sie seien aufgrund der Diskussion
davon abgekommen, das Spiel weiterzubetreiben und hätten ein völlig
neues Leben (wieder-) entdeckt: Das "reale" nämlich. Andere verteidigen
ihr Hobby oder berichten, daß sie das Spiel gut mit ihrem restlichen
Leben vereinbaren können; wieder andere schreiben, sie würden einfach
nicht davon loskommen, obwohl selbst Beziehungen daran zerbrochen wären.
Unter
dem Vorbehalt gelesen, daß der Wahrheitsgehalt einzelner Aussagen nicht
überprüfbar ist, ist aus dem kleinen Blogeintrag von Bronski jedenfalls
eine sehr interessante und außerordentlich lebhafte Diskussion geworden.
PS. Natürlich kommt
das Wappen der "Urgilde" nicht von ungefähr ...
Frank Böhmert: Der Elefant auf dem Dach

Also, "Der Elefant auf dem Dach".
Obwohl der Titel es impliziert, ist dieses Buch ganz und gar kein Kinderbuch. Darüber haben sich auch die Verlage den Kopf zerbrochen. Denn für gewöhnlich wird ein Roman schön brav einer Sparte zugeordnet, und genau hier wird es kompliziert: Ein Stoffelefant? Alles klar, es ist eine Kindergeschichte - nein. Auf dem Dach? Also ein Buch zum Thema Feuerwehr - auch nicht. Oder ist er mit Diamanten gefüllt, der Elefant: Ein Krimi - ebensowenig. Ohne Book on Demand hätten wir auf dieses Buch daher wohl noch ein Weilchen warten müssen. So aber traute sich mit Allitera ein BoD-Verlag an "Der Elefant auf dem Dach" heran. Keine Notwendigkeit für den Autor, Zuschussverlage reich zu machen oder am Selbstverlag arm zu werden, was das Erscheinen eines Romanes bekanntlich erheblich behindern kann. Und das ist ein Glück.
Denn hier wird das hungrige Auge von einer fantastischen Geschichte erwartet. Kein Fantasy, wie es der Verlag blasphemischerweise im Rückentext behauptet, sondern Fantastik: Es geht nicht um feuerballschwingende Magier, Drachen oder die Verarbeitung von keltisch-gefälligem Mystizismus. Vielmehr um einen Stoffelefanten im absolut unverklärten Berlin-Kreuzberg der Gegenwart.
Plüschtiere haben bekanntermaßen ein schweres Schicksal, wenn sie im Kinderzimmer pubertierender Sprößlinge ihr Dasein fristen müssen. Erst recht, wenn sie zwar äußerlich rundum gewöhnliche Plüschpuppen sind, aber in unbeobachteten Augenblicken zum Leben erwachen und beim Erscheinen von Menschen wieder einschlafen. Die Welt lernt der Stoffelefant Berni nur durch den Fernseher kennen, wenn die Menschen schlafen und er sich heimlich das Nachtprogramm ansieht. So hat Berni bald genug von seinem bisherigen Dasein. Die Fluchtversuche scheitern kläglich und machen seiner jungen Besitzerin ärger, den sie wiederum an ihm ausläßt, denn natürlich glaubt ihr keiner, daß ihr Elefant zum dritten Mal von allein aus dem Regal gefallen oder aus eigener Kraft beim Kaffeesatz im Abfalleimer gelandet wäre. Wir erfahren nicht, wie Berni seine Flucht gelingt, ob es der Mut der Verzweiflung ist oder die Hand eines entnervten Mädchens, die ihn schließlich im Müllschlucker verschwinden lässt: Geschickt eingeflochten wird hier die Erkenntnis, daß wir den nacherzählten Bericht des Elefanten an den Verfasser lesen, und daß der Erzähler zweifelt, ob der ins Philosophische gleitende Elefant an dieser Stelle der Realität treu geblieben ist - ein wirksames Mittel, um das Stofftier von seiner Niedlichkeit zu entzaubern und es in all seiner Misere zu offenbaren. Sei es aus eigener Kraft, sei es durch fremde Hilfe, jedenfalls gelingt Berni die Flucht. Da liegt er nun im Abfallschacht des Hauses, macht unliebsame Bekanntschaft mit einem Rattenpärchen, und seine Odyssee beginnt. Im Tröderladen eines Händlers lernt er einen angeberischen Raben kennen, der wie er Stofftier und lebendig ist und seine Sicht der Welt aus Kriminalromanen bezieht, verliebt sich auf dem Flohmarkt in eine wunderbare Giraffe und muß lernen, daß nette Menschen finstere Seiten haben können. Seine Reise aber geht noch weiter.
Für erwachsene Fantastikfreunde ist das auch für unterwegs gut geeignete, weil nicht zu dicke Buch - 119 Seiten - ein Kleinod. Die Menschen kämpfen mit ihren Alltagsproblemen in ihrer unverblümten Alltagssprache, und die Stofftiere geben der Atmosphäre etwas skurriles, zumal sie mit ihren ganz speziellen Fehlerchen und Schwächen auftreten. Wer den durch und durch desillusionierten Berni kennengelernt hat, dem fällt der Abschied vom Bild einer lilablassblauen Welt der heiteren Plüschtiere nicht mehr schwer. Eine Geschichte, gelegentlich etwas düster, atmosphärisch dicht, eine Milieuschilderung ohne Kitsch, aber mit Hoffnungen und Träumen. Und auch amüsant. Also genau das Richtige, um die Taschenlampe mitzunehmen, die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und zu schmökern.

11/10/07
Herbst: Die Jahreszeit des Laubgebläseterrors
Welches m. E. kranke Hirn sich diesen hochgradigen Bockmist auch immer ausgedacht hat, es ist wieder die Zeit des Laubgebläseterrors gekommen. Die Herren, die diese extrem lauten und stinkenden Dinger wild durch die Landschaft schwenken, tragen immerhin noch einen Ohrenschutz - die Anwohner aber nicht. Früher gab es Besen, aber das ist wahrscheinlich nicht modern genug. Und wenn ein Motorrad so viel Lärm machen würde, würde es wohl umgehend von der nächsten Streife aus dem Verkehr gezogen werden. Wär doch an sich ein netter Ansatz für ein Bürgerbegehren ...
... wenn es da nicht so viele wichtigere Sachen gäbe ...
10/10/07
Und morgen kommt der Weihnachtsmann: "Fingerabdrücke ja, auf keinen Fall eine Datei"
Der RFID-Chip des elektronischen Personalausweises soll nun wie der
"ePass" tatsächlich mit den Fingerabdrücken seines Trägers versehen
werden. Dazu ein Zitat zum Merken:
"(Wiefelspütz) hält die Aufnahme der Fingerabdrücke in die kaum zu
umgehenden Ausweise für verantwortbar, wenn darüber hinaus 'definitiv
und auf gar keinen Fall eine Speicherung vorgesehen ist'" - Quelle
Definitiv und auf gar keinen Fall, genauso wie die Mautsysteme
nur für die Maut verwendet werden und definitiv und auf
gar keinen Fall für Ermittlungs- und Allgemeinerfassungsziele.
Glaubwürdigkeitsklassifizierung: Wahlversprechen. Demnächst können diese
ganzen so beeindruckend bestimmt auftretenden Herren der SPD sich dann
wohl Adenauers Portrait mit seinem Lieblingsspruch über ihr Bett hängen: "Was
geht mich mein Geschwätz von gestern an."
Zumal ... war
da damals nicht was mit einem großen sozialdemokratischen Versprechen
zum Thema Mehrwertsteuererhöhung? Der alte Adenauer hüpft vor Vergnügen
ja bald aus seinem Grab ...
Andererseits: Adenauer hatte die Bürger wenigstens nicht auf eine Stufe mit Verbrechern gestellt, wie es nun de facto erkennungsdienstlich geschehen soll - und er hätte dafür im Gegensatz zu heute wirklich sehr, sehr gute Gründe gehabt.
08/10/07
Die Kranken Schwestern: Frauenmannschaft auf dem Turnier in BadO
Beim "Moshen im Park", dem regionalen Saison-Abschlussturnier in Bad
Oldesloe, trat in diesem Jahr mit den Kranken Schwestern eine
reine Damenmannschaft an, womit die Hoffnung besteht, eine der
seltenen solcherart im Jugger zu bekommen. Frauen sind im Jugger zwar
durchaus
vertreten,
jedoch bislang in gemischten Mannschaften oder auf Turnieren als
Multi-Team-Mixteams, nicht aber in einer regulären Nur-Damen-Mannschaft.
Die gab es vor (sehr) langer Zeit mit den Mädchenmagiern in Berlin, mit
den Amazonen Mitte der 90er, und mit den Heidelbergern, alle zumindest
auf dem einen oder anderen Turnier. Welche Mannschaft davon aber über
ein Turnier hinaus aktiv blieb, wie es bei den KS zu hoffen ist, bleibt
zu eruieren ...
Here they come - es wird ein Vergnügen sein, mit
den Kranken Schwestern auf den Turnieren im kommenden Jahr um den Jugg
pompfen zu können!
PS. Irgendwie klingt "Damenmannschaft"
bei Jugger etwas ... merkwürdig ...
Photo: BadO
Jugger / Zifnab
05/10/07
Jugger auf französisch ...
In einem französischsprachigen Berlin-Weblog findet sich ein
kleiner Jugger-Bericht zum Berliner Juggerpokal, zusammen mit sehr
schönen Bildern. Vielleicht wird Frankreich sich auch bald in
die internationale Jugger-Gmeinde einreihen? Ansätze gab es schon. Es
wäre spannend.
03/10/07
RFID-Chips auf Getränkepackungen ... mit ... eigener ... Stromversorgung ...?
Merkwürdig mutet die "Entwarnung" vor dem künftig mit hochsensiblen
Daten ausgestatteten Reisepass-Chip in der Süddeutschen Zeitung an: Denn
dort wird geschrieben, daß diese Chips weniger datensendefreudig wären,
als man befürchet, unter anderem, weil: "Der Chip im Pass hat
keine eigene Stromquelle wie der RFID-Chip auf der Getränkepackung. Er
bleibt so lange passiv, bis er in ein Lesegerät eingelegt wird. "
Quelle
Seit
wann braucht ein RFID-Chip eine eigene Stromquelle? Man mag ihn damit
ausstatten, unsere Milchpackungen werden jedoch mit Sicherheit zwar mit
Chip, aber ohne eigene Batterien ausgestattet - das ist ja gerade der
Clou der RFID-Technik. Wenn eine Begrenzung der Sendereichweite im
Reisepass also stattfindet, dann mit Sicherheit nicht wegen fehlender
Batterie. Solche Aussagen bestärken nicht eben das Vertrauen in die
Experten, die hier Entwarnung geben wollen. Und anstelle der den Pass
beschädigenden Mikrowelle gibt es auch Zerstörungstechniken
mit geringeren Kollateralschäden.
Also bitte, die Damen und Herren Qualitätsjournalisten.
02/10/07
"Gewalt-Sehen-Helfen" mit einem gedankenlosen Werbespot?
Ein Beispiel für mehr als grenzwärtige Zivilcourage-Werbung:
Dieser
Spot bei Youtube zeigt eine Gruppe ausländischer (auf den ersten
Blick türkisch-arabisch anmutender) Jugendlicher, die eine Frau im Bus
belästigen, und alle sehen weg - bis auf das kleine hellhaarige Mädchen,
das schließlich zu kreischen beginnt. Dem Impressum nach ein Film des Präventionsrates
der Stadt Frankfurt am Main- dazu gehören laut Webseite
(deren Authentizität via DENIC-Abfrage bestätigt werden kann) "Sicherheitsdezernent,
Polizeipräsident, Leiter d. Staatsanwaltschaft, Bürgermeister,
Dezernenten für Integration, Soziales und Bildung".
So
gut die Intention dieses Beitrags sein mag (wenn sie es ist), stellt er
doch eine meines Erachtens mindestens problematische, um nicht zu sagen
gedankenlose Gratwanderung dar. Schließlich scheint sich mir dieser Spot
selbst als Wahlwerbung für die NPD zu eignen, ist er doch m. E.
prädestiniert dazu, die Angst vor der klassischen "Türkischen
Jugendbande", und damit vor Ausländern allgemein, zu schüren und an den
"Aufrechten Deutschen" zu appelieren. Zudem eine Filmästhetik, bei der
es einem kalt den Rücken hinunterläuft.
Nein, dieser Spot war ein Mißgriff, sofern man nicht eine entsprechende rechtshintergründige Absicht unterstellen will - oder eine böswillige Fälschung der Herkunft des Spots. Eine entsprechende Anfrage ist gestellt.
Nachtrag:
Bestätigung erhalten: Das Video ist authentisch.
01/10/07
Das BKA und die merkwürdigen Ermittlungsmethoden
Sofern es keine große dicke Ente ist (was angesichts der zitierten
Quellen zumindest wenig wahrscheinlich ist), ist diese
Meldung schon seltsam:
Das BKA speicherte demnach die IP-Adressen
der Besucher einer Webseite, die das BKA selbst über die "Militante
Gruppe" (das ist jene Gruppe, derentwegen ein Berliner Wissenschaftler
offenbar aus absurden Folgerungen heraus ins
Visier der Fahnder geriet) erstellt hat. Die IP-Adressen wurden
sodann offenbar (!) zurückverfolgt. Ob die so gewonnenen Personennamen
nach erkannter Unbegründetheit des Verdachts dann gelöscht wurden, ist
unbekannt. Daher wirkt ein Gedankenspiel eines Kommentators auf Netzpolitik
gar nicht so fern und charakterisiert treffend die gesamte
Datenschutzproblematik (auch wenn die "Einleitung von Ermittlungen" wohl
zu hoch gegriffen ist - in diesem Stadium):
Irgendwann 2005 versehentlich auf der BKA-Seite zur Militanten
Gruppe gelandet. (...) |
Nachtrag:
In dem Zusammenhang sei auf die Kampagne "Wir
speichern nicht!" des AK Vorratsdatenspeicherung hingewiesen.