31/01/08
Religionskritisches Kinderbuch soll indiziert werden
Das Kinderbuch von Schmidt-Salomon,
"Wo
bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel", Alibri
Verlag 2007, soll möglicherweise indiziert werden, da dort "die
drei großen Weltreligionen Christentum, Islam und das Judentum
verächtlich gemacht" werden. Man fühlt sich bei dieser
Wortwahl düster an den in Bayern allen Ernstes diskutierten Tatbestand
der "Ketzerei" erinnert. Aber insbesondere kritisiert wird im
Indizierungsantrag der BMFSFJ, der u. a. hier
als PDF verlinkt wurde, die stereotype Darstellung eines Rabbi.
Der
Autor, der selber Zielscheibe antisemitischer Angriffe gewesen sein
soll, weist den Antisemitismusvorwurf dagegen zurück, greift seinerseits
die indizierende Stelle als mit alten Klischee verbunden an - "die
allermeisten Juden [denken] progressiv, wenn nicht gar säkular",
er aber greife die "ultraorthodoxen Wirrköpfe" an
- und vermutet einen Zensurversuch gegen das Buch. Auch der Illustrator
wirft den Indizierenden eine bewußt tendenziöse Sichtweise vor, die die
tatsächliche Darstellung verzerre, zumal drei große Weltreligionen
gleichermaßen scharf angegriffen würden, nicht nur das Judentum (hier
einige Beispielseiten). Die Süddeutsche Zeitung bespricht
das Buch: "Die Illustratoren malen dazu keine eigenständigen Bilder,
sondern pinseln farbige Thesen", und stellt auch eine
Photostrecke zur Verfügung. Allerdings bedient sich auch manche - um
nicht zu sagen jede der genannten Religionen - des in der SZ genannten
Instrumentariums der "Bildpropaganda" in Kinderbüchern, da handelt es
sich weiß Gott um keine Waisenkinder. Allerdings scheint das Buch den
Blick auf die größten institutionalisierten Vertreter der drei
Religionen zu fokussieren, und spart die zahlreichen unabhängigen
Religionsgemeinschaften und Ausprägungen mit hier mehr, dort weniger
autoritärem Fürhungsstil aus. Stoff genug also für eine kontroverse
Debatte.
Ein Buch zu indizieren, insbesondere wenn es provozierend religionskritisch ist, ist ein außerordentlich schwerwiegender Vorgang. Andererseits ist der Vorwurf des Antisemitismus gerade in Deutschland, wo er eine besondere Sensibilität erfordert, durchaus nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein guter Grund, sich selbst ein Urteil zu bilden.
Nachtrag: Eine interessante Marginalie ist der Umstand, daß hier ein Buch in der Bildstrecke der Zeitung zu großen Teilen abrufbar ist.
Addendum:
Das Kinderbuch ist von der BPJM als
nicht antisemitisch eingestuft worden. Tatsächlich sind
Behauptungen, die Darstellung eines Rabbi dort erinnere an Karikaturen
aus der Nazizeit, m. E. aus der Luft gegriffen - es fehlen eben die
Attribute, derer sich die Hetzblätter bedienten, vielmehr werden
schlicht jene eines Orthodoxen abgebildet. Die anderen Religionen
bekommen nicht minder ihr Fett weg, und inhaltlich ist das Buch ein
Anreger zum kritischen Denken und reizt Kinder zum Nachfragen und zur
Diskussion, was in einer aufgeklärten Gesellschaft einen hohen
Stellenwert haben sollte. Gerade angesichts der Tatsache, daß die
dargestellten Religionen selber in Büchern und anderswo unter Kindern
massiv für ihre Sache werben.
30/01/08
Neugieriger Innenminister
Die Diskussion um Datenschutz gegen pauschale Datenspeicherung zeugt immerhin einige nette Internet-Blüten, darunter ein kleines Javascript, das Herrn Schäuble neugierig über den unteren Browserrand ins heimische Zimmer blicken läßt (siehe das Leuchtlurm-Blog), oder die kleine umgeknickte Papierecke im oberen rechten Rand einer Seite.
Und ja, einige dieser Aufmerksamkeitswerber sind etwas lästig.
Andererseits geht es um eine einerseits so wichtige und andererseits auf
so leisen Sohlen daherkommende Sache, daß etwas Lästiges in Maßen
durchaus seine Berechtigung hat, um darauf aufmerksam zu machen ...
Ich
habe den Schäuble-Kopf mal als neugierigen Bundesadler bearbeitet,
angelehnt an entsprechende Plakate
- und keine Angst, er wird hier nicht ewig nisten :)
29/01/08
Endlich Kategorie-RSS-Feeds: Jedem Thema sein Eulchen
Dank kategoriebezogener RSS-Feeds ist es jetzt endlich möglich, nicht immer das ganze Gewölle auf den Teller zu bekommen, sondern nur die jeweils gewünschte Art Knöchelchen.
Siehe rechts und hier:
Jugger
(RSS) I El Uhu en Metal (RSS)
I Literarisches (RSS) I Owl
Content (RSS)
Eulereien (RSS)
I HardnSoftware/Internet (RSS)
I Politik (RSS) I Sonstiges
(RSS)
Uhus Bloody
Ventilator (RSS) I Uhus
Spielekiste (RSS) I Wissenschaft/Uni
(RSS)
28/01/08
Neuköllner Kulinarium: Sucuk Döner am Hermannplatz
Üblicherweise ist ein Döner im Monat so ziemlich das Maximum, was ein gesunder Magen verträgt, und selbst dann mit Vorsicht zu genießen. Die arabische Alternative, die nur einen mitleidigen Blick für Döner übrig hat, ist der Schawarma. Auch nicht immer ganz ohne Risiko, je nach Kompetenz der Brater, aber im Gegensatz zum Standarddöner beispielsweise mit eingelegtem Gemüse und dergleichen.
Mit dem Sucuk Döner-Imbiß direkt neben dem U-Bahnhofausgang Hermannplatz/Karl-Marx-Straße gibt es eine weitere, wie ich finde sehr zu empfehlende Alternative: Den Sucuk-Toast. Hierbei wird eine Knoblauchwurst (Sucuk) in Fladenbrot eingearbeitet, mit Salat und Käse, aber keiner Soße versehen und dann ordentlich durchgetoastet. Das Ergebnis schmeckt prächtig. Und selbst wenn die Knochblauchwurst mal aus ist, ist der Sucuk Döner-Toast gleichfalls eine hervorragende Alternative gegenüber den gängigen Dönersorten. Jede Variante ist mit 2 Euro auch am fortgeschrittenen Abend gut finanzierbar.
Nachtrag:
Einen Monat später hat der Laden dichtgemacht.
Schade!
27/01/08
Kaum zu glauben: Es findet sich noch Vernunft ...
Wahrlich ein ungewohnter Anblick, nicht überzubewerten, aber zugleich doch ein wenig beruhigend: Ein Quentchen Vernunft beim Wahlvolk eines deutschen Bundeslandes. Dieses Mal warf es sich nicht den allein um ihres eigenen Machtgewinns Willen menschenverachtend hetzenden Rattenfängern zu Füßen. Oder fast nicht.
25/01/08
Jugger: Dies und Das
Kleiner Statusreport zwischendurch ... es gibt mal wieder ein paar Aktualisierungen:
-
Die bebilderte
Pompfenbauanleitung ist um eine Preiskalkulation (allgemein sowie
Q-Tip) und ein paar Bilder ergänzt worden; zuvor konnte endlich auch
der Bau der Stabspitzen eingefügt werden;
-
Ein erster Rohentwurf der Jugger-Historie steht als zu
überprüfendes PDF online (Link:
PDF). Für die Ergänzung bzw. Korrektur der
Mannschafts-Gründungsdaten, aber auch für Anekdoten und dergleichen
mehr bin ich dankbar! Dies ist wirklich noch ein Rohbau;
- ... und das kleine Vorstellungs-Video "What is Jugger" ist jetzt als "0.8 alpha" fast komplett mit Sprache unterlegt; hier fehlen noch ein paar Feineinstellungen, und das Videomaterial ist nicht allzu prickelnd, aber immerhin!
Für die Musik gilt mein Dank Brian "Sonic Clang" Kline, der sie für Doom3-Mods verfasst hatte; hier er in Aktion:
21/01/08
Erfolgreich erlegt: Markthalle am Marheinekeplatz
Die alte Markthalle am Marheinekeplatz ist umgebaut worden. Damit sie freundlicher und "heller" werde, wurden in die Backsteinmauern deckenhohe Fensteröffnungen gebrochen. Vorher hatte es sich um eine klassische Markthalle gehandelt: Alles etwas gedrängt, alles etwas schummerig, Stände aller Art und in jeder Preisklasse, ein buntes Gemisch, eben eine Markthalle und kein Discountercenter.
Nach dem Umbau haben die Cocktailschwenker die Macht übernommen. Wurde ja auch Zeit im hippen Bezirk Kreuzberg 61/Bergmannstraße. Die Atmosphäre der ehemaligen Markthalle gleicht ein wenig der eines Krankenhauses, alles ist weiß und sehr, sehr sauber; die Stände passen sich in das Bild ein: man erwartet, daß die Verkäufer Zipfelmützen und graue Bärte tragen müssten, und ihr Angebot ist eine Sache für die besserverdienende Bohéme. Dieses aktuelle Disneyland der Verdauung sieht danach aus, als würde es demnächst austauschbar werden mit einem der vielen Glaspaläste, in denen sich die immer gleichen Ketten in immer gleicher Umgebung finden. Begründet wird diese Vereinheitsbreiung vermutlich mit den unausweichlichen Zwängen der Globalisierung. Und schließlich wollen wir doch alle, daß Berlin ein zweites München wird, oder?
Außenansicht
und klinische Innenansicht der ehemaligen Markthalle.
19/01/08
6 Anrufe und 3 Tage für 3 Minuten: Spaß mit der Dame
Gerade durfte ich einen netten Tanz mit unseren Telekommunikationsunternehmen beobachten:
Das Internet fiel bei einem Bekannten am Dienstag Abend plötzlich aus. Und damit begann die Telekommunikationsodyssee (Freunde dieser Rubrik werden weitere Labsal beim Schockwellenreiter, dort zu T-DSL, finden):
- Mittwoch, 21:00 Uhr: Ausfall der Internetverbindung.
- Donnerstag, 9:00 Uhr. Anruf beim Kundendienst. Fernwartung. Keine Ergebnisse. Mitteilung des technischen Kundendienstes: Bitte geben Sie eine Mobilnummer an, damit wir die Leitungen prüfen können. Mobiltelefon war aber nicht zur Hand.
- Donnerstag, 9:20 Uhr: Mobiltelefon ist zur Hand. Anruf beim Kundendienst. Meldung: Wir können Sie nicht zur Technik durchstellen, da unsere Programme alle nicht funktionieren. Tut uns leid.
- Freitag, 9:00 Uhr. Ein Mobiltelefon liegt bereit. Anruf beim Kundendienst. Durchgestellt zum Techniker. Der rät, das Modem aus- und einzuschalten und einen Reset durchzuführen, dann nochmal anrufen. Gesagt, getan. Da immernoch keine Verbindung zum Internet hergestellt werden konnte,
- Freitag, 9:30 Uhr: Anruf beim Kundendienst. Der teilt mit: Leider sind unsere Techniker alle ausgebucht, können die Sie heute Abend zwischen 20 und 22 Uhr auf Mobil zurückrufen?
- Freitag, 20:00-22:00 Uhr: Kein Rückruf.
- Samstag, 10:00 Uhr: Anruf beim Kundendienst. Antwort: Bitte rufen Sie direkt vom Mobiltelefon aus an, da unsere Techniker sonst die Nummern durcheinanderbringen könnten. Daß das teuer sei, wurde mit einem Schulterzucken kommentiert. Anruf via Mobil. Mitten im Gespräch wird die Verbindung getrennt. Zweiter Anruf via Mobil. Wieder wird die Verbindung getrennt.
- Samstag, 10:30 Uhr: Ein Festnetz-Funktelefon organisiert. Anruf via dieses FestFunkFon beim Kundendienst. Durchgestellt zur Technik.
- Samstag, 10:33 Uhr: Der technische Kundendienst hat die Verbindung geprüft und veranlaßt die Zusendung eines neuen Modems und Splitters.
- Montag, 9:00 Uhr: Aber immerhin, der Kundendienst meldet sich nun von sich aus und erkundigt sich, ob alles geht – das ist dann schon positiv anzumerken.
- Mittwoch, 11:00 Uhr: Die Ersatzgeräte treffen ein. Das Internet funktioniert dennoch nicht.
- Mittwoch, 12:00 Uhr: Telefonat mit dem Kundendienst mit Mobiltelefon etc. Noch ein Test, dann: Die Techniker rufen Sie bis 15:45 zurück.
- Donnerstag, 8:00 Uhr: Auf magische Art und Weise und ohne weiteren Kontakt funktioniert das Netz wieder ... geht doch.
Fazit:
Für 3 Minuten Kabeltest wurden
3 Tage,
6
Anrufe beim Kundendieenst,
2 Mobiltelefone,
2
Festnetz-Funktelefone,
1 Festnetztelefon
... und
unmengen Nerven verbraucht. Wie es weitergeht, wird zu berichten sein.
Und nein, nicht von dem Standardverdächtigen Telekom, sondern von dem
Unternehmen mit der schlanken Dame und den wehenden Stoffen. Wobei hier
immerhin der Kundendienst sich dann doch noch von sich aus meldet (auch
wenn zu dem Zeitpunkt schon alle Schritte unternommen worden sind).
Tipp: Auf Rauchzeichen umsteigen. Das geht schneller. Ick sach nur nochmal: Stöhn meine IP mit der Option "schmerzvoll".
15/01/08
Lesung bei Lehmanns: Riss in der Tafel
Heute Abend werden wir, mein Kollege Frank Robertz und ich, in der Buchhandlung Lehmanns Berlin aus "Der Riss in der Tafel" lesen. Begleitet wird die Kombination aus Vortrag und Lesung mit anschaulichem Bild- und Tonmaterial, um das Phänomen der "School Shootings" und seine Präventionsmöglichkeiten Interessierten nahezubringen.
Beginn: 20:15
Ort: Lehmanns Fachbuchhandlung, Hardenbergstr.
5
Illu. für "Riss in der Tafel", von Jörg
Kreutziger
08/01/08
Microsoft Office 03 sperrt automatisch seine alten Dateiformate aus
Ein Witz am Morgen: Warum auch immer, mit einem Service Pack 3 schafft
M$ Word es tatsächlich, automatisch seine eigenen älteren
Dokumente (darunter nach Angaben von Wired
solche, nun ja, nicht ganz so alten Dokumentformate wie Word 6.0, 97 für
Windows und 04 für Mac) nicht mehr lesen zu dürfen, weil sie, man höre
und staune, "weniger
sicher" wären. Zum "re-enablen" muß man dann laut
dem guten M$ Support eine ganze Liste von Schritten unternehmen. Sie
wissen eben alles besser als die Nutzer ...
Wieder einmal ein guter
Zeitpunkt, um auf OpenOffice
oder andere vernunftbegabtere Lösungen umzusteigen, so nicht schon
geschehen.
Angesichts solcher Heldentaten muß sich ja jedes Klischee mit
Minderwertigkeitskomplexen in die Ecke verkrümeln.
(Via Content-type)
Nachtrag:
Word verwendet mit docx
ein neues Format. Großartig, jetzt geht wieder der Affentanz mit der
Kompatibilität los. Hier
ein Beitrag zur Konvertierung für OOo und hier
ein Widget zur Konvertierung docx-> doc ... Man müsste M$ die
Arbeitszeit für derlei in Rechnung stellen. Happy new year.
04/01/08
Positives zum Jahresanfang: Das ICC soll stehen bleiben
Das ICC, jenes fantastische Raumschiff, das den motorisierten Wanderer beim Einfahren in die Stadt von Süden aus begrüßt, soll nun wohl auf keinen Fall abgerissen werden. Man ist sich zwar über die weitere Nutzung uneins, aber das Wichtigste ist, daß es weiterhin seinen Landeplatz behält. Der frühmorgendliche Weg übers ICC ist ein Erlebnis, das einen unwillkürlich an eine bestimmte Science-Ficion-Serie erinnert - einfach zu schön, um den Baggerzähnen zum Opfer zu fallen!
02/01/08
TamB1.1b6 released
Thanks to a comment by Heiko, I learned that a new version of TamB is available. It surely looks good, and as I am using it right now, it seems to work fine though still beta. Some interesting new features like Publish Via Mail have been added; let's look what they do ...
(See also, Bob is a GOD of blogware and a view on Thingamablog (in German)
01/01/08
Gutes neues Jahr!
Ein frohes neues
Jahr 1984 allen! Und wer Sylvester verpasst hat, der kann sich
trösten: Dieses Jahr wird es in Zukunft wohl noch öfters zu feiern geben.
Selbst
der Bund der Steuerzahler nimmt
inzwischen das Wort "Überwachungsstaat" in den Mund
... immerhin.
Und zum Amüsement ein kleines Fundstück: Stöhn
meine IP. Es stöhnen je nach Präferenz Männecken oder Frouweken.