30/09/10
Tosender Applaus für Sarrazin in der Hauptstadt der Bewegung
München zeigt sich wieder einmal von seiner besten Seite: Ausgerechnet im Literaturhaus wird der Bänker, der Experte für Genetik und Bevölkerungsentwicklung zu sein glaubt,* bei einer Diskussionsveranstaltung mit tosendem Applaus und Jubel begleitet, werden die sachlichen Einwürfe seiner hochkarätigen Mitdiskutanten hingegen mit Buhrufen kommentiert.
Nun gibt es den bürgerlichen Pöbel allerorten und nicht allein in München. Aber daß ein solches Trauerspiel ausgerechnet im Literaturhaus dargeboten wird, wo ein Mindestmaß an Vernunft doch zu erwarten gewesen wäre, ist ein Armutszeugnis für die Hauptstadt Bayerns. Das Trauerspiel findet sich kommentiert als [Audio auf br online].
*) Ein Gedanke am Rande: Sagt diese Kompetenzphantasie nicht vielleicht gar etwas über die Hybris der Bänker aus? Verwundern würde es nicht, betrachtet man die millionenschweren Belohnungen, die der Staat an solche Personen für vollständiges Versagen auf ganzer Linie auszahlt.
29/09/10
Uhus Spielekiste XIII: Wenn die Viren kommen- Pandemic
Ein recht aktuelles Thema als Brettspiel: Pandemic. Was auf den ersten Blick erscheint wie eine weitere, austauschbare Anhäufung bunter Klötzchen und vieler Karten für Regelfanatiker, erweist sich beim Spielen als außerordentlich ungewöhnliches Brettspiel. Der Spielmechnanismus ist auf der einen Seite vielgestalt und dynamisch, auf der anderen Seite aber ist das Spiel sehr schnell erklärt und verstanden und die Spielzüge laufen rasant und schnell ab. Vor allem ist es wirklich spannend und eine echte Herausforderung - und das, obwohl die Spieler zusammen spielen (müssen).
Zusammmengefasst geht es darum, vier verschiedene Epidemien zu besiegen. Jede Epidemie hat ihre eigenen Ausbreitungsgebiete und wird mit Klötzchen einer Farbe gekennzeichnet. Nach dem Zug eines Spielers werden zwei weitere Städte auf dem Spielplan ermittelt, auf die ein weiteres Infektionsklötzchen gelegt wird. Die Spieler führen Wissenschaftler und Ärzte, die versuchen, eine Heilungsmethode für die Krankheiten zu finden und die weltweiten Epidemien einzudämmen. Dabei bleibt ihnen wenig Zeit: Je weiter das Spiel fortschreitet, um so schneller breiten sich die Infektionen aus. Sind zu Spielbeginn nach jedem Zug zwei Städte betroffen, sind es später drei bis vier, die je ein Infektionsklötzchen bekommen.
Kartenstapel oben: Orte der Neuinfektionen; unten: Karten für die
Spieler, hier mit dem Ereignis "Epidemie". Unter dem oberen Kartenstapel
befindet sich der Messer der Infektionsrate. Foto: cc Flickr,
northeastwars
Sobald eine Stadt ein viertes Infektionsklötzchen bekommen würde, kommt es zu einem Ausbruch: Die Krankheit breitet sich von dort auf die benachbarten Städte aus. Der Spielmarker für Ausbrüche bewegt sich einen Zug weiter in Richtung Spielende - die Zeit, die das Forscherteam hat, wird mit jedem Ausbruch knapper. Und hat eine benachbarte Stadt auch schon drei Klötzchen, so wird auch dort ein Ausbruch ausgelöst, es droht eine Kettenreaktion. Die Ereigniskarte "Epidemie" bewirkt einen neuen Krankheitsherd mit 3 Klötzchen, und durch einen simplen Spielmechanismus eine Konzentration der Krankheiten in bereits betroffenen Gebieten in der Folgezeit. Es ist eine unheimliche Simulation des Virenwachstums.

Pandemic im späten Spielverlauf. Die Infektionsrate liegt inzwischen bei 4 Städten pro Zug, die mit je einem Klötzchen infiziert werden. Trifft es einen Ort, der bereits von 3 Klötzchen belegt ist, erhält jede umliegende Stadt ein Klötzchen dazu - ein Ausbruch! Und nicht zuletzt wird der Ausbruchs-Marker ein Feld weiter in Richtung Niederlage bewegt. Foto: cc Flickr, northeastwars
Die Spieler ziehen ihre Figuren über den Spielplan und müssen eine Heilungsmethode für jede Farbe entdecken. Außerdem können sie Krankheiten eindämmen, indem sie Klötzchen entfernen, Erkenntnisse untereinander austauschen und Forschungsstationen bauen, die eine schnelle Reise und Medikamentenentwicklung ermöglichen. Ohne globales Handeln haben die Spieler schon verloren.
Dieses Spiel ist gewissermaßen ein ideales Brettspiel: Vieldimensional, es passt sich der Zahl der Spieler an, und je weiter es fortschreitet, desto schneller und schwieriger wird es, und all das bei einfachen, zügiges Spiel erlaubenden Regeln. Und das trotz reiner Spieler-Kooperation gegen das Spiel selber.
24/09/10
Neuerscheinungen im Herbst 2010: Kriegerträume, Orte der Wirklichkeit
Insgesamt vier Bücher sind dieses Jahr fertig geworden, ein fünftes steht bereits für Frühjahr 2011 auf der Startrampe.
Nach dem Werwolf-Roman, der bereits im Frühjahr erschienen ist, sind nun zwei Sachbücher in den Buchhandlungen:
Kriegerträume. Warum unsere Kinder zu Gewalttätern werden, Herbig
Verlag,befasst
sich mit einem Problemfeld, das kürzlich erst durch Frau Heisigs Buch
"Das Ende der Geduld" wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt hat: Mit
Jugendgewalt. Es geht jedoch nicht um Jugendgewalt im Allgemeinen,
sondern um seine einzelnen und voneinander grundverschiedenen Facetten.
Wie schon der "Riss in der Tafel" ist das Buch gemeinsam mit Dr.
Robertz vom IGaK entstanden.
Wir erläutern darin die unterschiedlichen Formen der gegenwärtigen
Jugendgewalt anhand von Kriegertypen:
Der Gladiator beispielsweise
dient zur Verdeutlichung der Mechanismen des "Bullying", des gezielten
Verspottens Einzelner in der Klassengemeinschaft; der Ninja dem
des "Cyberbullies", der übers Internet seine Opfer aus dem Verborgenen
heraus verfolgt; desweiteren geht es um Phänomene wie schwere
Gewaltvorfälle wie den S-Bahn-Vorfall in München, oder auch um Gewalt im
Strafvollzug.
Nicht überbordende Wut, sondern sehr subjektive Phantasien von einer kriegerischen Männlichkeit, Gerechtigkeit und Macht liegen der Gewalt durch Jugendliche zugrunde. Mit Hilfe dieser Erkenntnis gelingt es verständlich darzustellen, wo und wie gezielte Prävention ansetzen muss.
Mein Kollege Dr. Robertz erläutert in den Sachteilen gut verständlich, wie es zu der jeweiligen Art von Jugendgewalt kommt, welche Ursachen und Hintergründe solche Taten haben, fernab der medenwirksamen Klischees und Vereinfachungen (das Buch hat mehr Tiefgang als sein Untertitel). Eingekleidet ist jedes Kapitel in eine fortlaufende Geschichte, die von einem solchen Gewaltvorfall aus der Sicht eines Jugendlichen erzählt.
Es freut uns besonders, mit Felix Mertikat einen begnadeten Illustrator für die Kapitelanfänge gefunden zu haben!
Interessierte sind herzlich eingeladen, unsere Lesung
am 18.10. um 19:30 in der Urania in Berlin zu besuchen!

Orte der Wirklichkeit. Über Gefahren in medialen Lebenswelten
Jugendlicher, Springer Medizin Verlag,ist
diesmal eine Herausgeberarbeit, ebenfalls von Dr. Robertz und mir. Das
Buch erklärt allgemeinverständlich verschiedene Aspekte der Neuen
Medien, dargelegt von ausgewiesenen Fachleuten. Neben Kapiteln zu
Chancen und Gefahren der Neuen Medien finden sich auch solche von und zu
Kontrollinstitutionen: Sowohl die USK als auch die BPJM, aber auch
jugendschutz.net erläutern ihre Vorgehensweisen.
Neben der herausgeberischen Arbeit hat Dr. Robertz ein Kapitel über das moderne "Happy Slapping", ich eine Heranführung an das Thema geschrieben. Dazu gehört beispielsweise ein leichtverständlicher Abriss über Geschichte und Aufbau des Internet oder Vor- und Nachteile einzelner Kommunikationsformen, wie Blogs, E-Mail, Foren usw. Besonderen Spaß hat hier natürlich auch die Recherche im Spielebereich gemacht - das kleine Filmchen unten zeigt mit "Tennis for Two" das als das erste Computerspiel gehandelte Spiel, das sich ... ein wenig von aktuellen Varianten unterscheidet.
Wichtig war uns bei dem Vorhaben, analog zum "Riss in der Tafel" wieder Arbeits- und Merkblätter im Anhang für Schule und Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Denn nicht Kontrolle wird unseren Kindern den Umgang mit dem Internet beibringen, sondern Medienkompetenz. Und die zu lehren wird es höchste Zeit.
Details zu den Büchern: Siehe IGaK - Publikationen.
Robertz/Wickenhäuser: Kriegerträume. Warum unsere Kinder zu Gewalttätern werden, Herbig Verlag, München 2010
Robertz/Wickenhäuser: Orte der Wirklichkeit. Über Gefahren in medialen Lebenswelten Jugendlicher, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
Illustration "Gladiator": Felix Mertikat in "Kriegerträume"
Tennis for Two, gehandelt als das "erste Computerspiel".
21/09/10
GPG Mail funktioniert nun auch unter OS X 10.6
Nach langer Durststrecke ist es endlich wieder soweit: Das Modul GPGMail,
das lange Zeit nach der Aktualisierung auf OS 10.6 nicht mehr
funktionierte (Apple hatte wohl zu viel unter der Haube von Mail
verändert), funktioniert dank des ambitionierten Einsatzes eines
Entwicklerteams wieder!
Ab sofort kann Mail also auch unter OS X wieder verschlüsselte Nachrichten empfangen und entschlüsseln. Danke an das Team für die wertvolle Mühe!
Mein GPG/PGP-Key findet sich hier oder im PGP-Directory.
"Time for Kids" listet Sportwebseite unter "Pornographie"
"Initiative für ein sauberes Internet an bayerischen Schulen": Der Dienstleister "Time for Kids", der nach eigener Aussage Internetfilter für Schulen bereitstellt und "bereits 600 Pilotschulen" für seine Produkte angibt, kennzeichnet nicht nur gefährdende Inhalte - sondern beispielsweise auch jugger.org.au, die Sportwebseite der australischen Juggerspieler, als "pornographisch". Und jugger.de bekommt den Vermerk "Gewalt/Extrem". In der, laut Fimra, "weltweit größten und aktuellsten URL-Datenbank".
Screenshots vom 21.9.2010, 09:25
Und so sieht das dann im Browser aus, wenn man über ein gewöhnliches Schul-WLAN online geht:
Screenshots vom 21.9.2010, 09:25
Dieses Beispiel belegt die Gefahr, die in solchen Filterdiensten liegt. Das Verfahren lädt geradezu zu übler Nachrede und Verleumdung ein; mit wachsender Zahl von Dienstleistern dieser Art wird es immer schwerer, nachzuforschen, ob beispielsweise eigene Webseiten in einer dieser Listen geperrt sind, und eine Freischaltung bzw. Korrektur zu bewirken kostet Zeit. Zudem darf es nicht sein, daß das Opfer einer Verleumdung die Verantwortung für die Bereinigung dieser Verleumdung aufgebürdet bekommt, nach dem Motto: "Schicken Sie uns doch einfach eine Mail!". Denn das Opfer weiß wahrscheinlich selber gar nichts davon oder erfährt es irgendwann durch Zufall.
In solchen Fällen zensiert nicht etwa der Staat, sondern Privatpersonen respektive private Firmen nach Gutdünken (oder Nachlässigkeit). Die Schulen wiederum glauben sich auf derlei Listen verlassen zu können, und schon haben wir Inhalte, die wegen Unwissen, Böswilligkeit oder Mißverständnis als "nicht kindgerecht" gesperrt oder gar als halbseiden gebrandmarkt werden. Eine Brandmarkung, die dann wiederum in andere Suchdienste weiterwandern könnte, falls diese sich selber an der Kennzeichnung des Dienstleisters orientieren.
So kann die Veranwortung für ein kindgerechtes Internet nicht aussehen. Die Firma habe ich um eine Stellungnahme gebeten.
PS. Im Übrigen wirkt der Name der Firma wie ein Anachronismus. Würden wir uns wirklich "Zeit für Kinder" nehmen und sie fit machen für die Neuen Medien, bräuchten wir keine Filter von Drittanbietern.
Aktualisierung: Weder auf meine Nachfrage per Mail, noch auf meine postalische Bitte um Stellungnahme hat die Firma bislang reagiert. Dafür ist jugger.org.au nun (3.11.2010) nur noch unter "Sport" gelistet. Das ist aber nicht Kern der Kritik, ich erwarte weiterhin klare Aussagen zum Vorgehen.
Aktualisierung: Die FSM ist angeschrieben mit Bitte um Stellungnahme in dieser Sache.
20/09/10
Buugle
Zum Wochenanfang etwas Aufmunterndes: Vergeßt Google Street View - wir haben etwas Besseres!
(Wie ist das eigentlich mit SWIFT aus streng verfassungsrechtlicher Sicht - Weitergabe von persönlichsten Daten der Büger, die der Staat zu schützen hat, an Drittstaaten, vor denen der Staat seine Bürger auch heute noch zu schützen hat? Wird hier nicht jener ominöse Vertrag verletzt, den ein jeder Bürger qua Geburt automatisch mit dem Staat schließt? Das wäre interessant juristisch durchzudeklinieren.)
... und weil es so schön ist, gleich noch eine Erklärung zu ACTA (via netzpolitik.org).
18/09/10
Tag der offenen Tür im Archiv der Jugendkulturen am 25.9.
Das Archiv der Jugendkulturen wird am 25. 9. unter dem Motto "(K)EINE ZUKUNFT FÜRS ARCHIV" einen Tag der offenen Tür veranstalten. Aus der Ankündigung:
"Anlässlich der drohenden Schließung unserer Institution zum 31.10.2010 veranstalten wir am 25.09.2010 von 12.00 bis ca. 22.30 Uhr einen Tag der offenen Tür! Wir möchten die Öffentlichkeit noch einmal an unserer Arbeit teilhaben lassen und zeigen, was verloren geht, wenn es kein Archiv der Jugendkulturen mehr geben sollte. Vielleicht gelingt es uns aber doch noch, durch die Erlöse des Tages dem Ziel einer Stiftungsgründung näher zu kommen und das Archiv zu retten. Kommt vorbei!"
Zahlreiche vielversprechend klingende Veranstaltungen bieten Einblicke in die verschiedensten Facetten: So sind Schnupper-Workshops zu Emo, Hardcore / Punk / Gender und Gesangstraining Hardcore angekündigt, es werden die Projekte „Migrantenjugendliche und Jugendkulturen“ und „Culture on the Road“ vorgestellt, es gibt eine Führung durch die Ausstellung „Heimat“, und stündlich werden Führungen durch die Archivräumlichkeiten angeboten.
Musikalisch wird auch eniges geboten: Ein Unplugged-Konzert des israelischen Punkrock-Duos „Next Attack“, ein Konzert mit den „The StattMatratzen“ oder Zappelmucke aus Potsdam mit "The Pettos" (HipHop) .
Und natürlich runden Kuchenverkauf, Salatbar und Grill die Sache ab.
[ Zum Programm ]
13/09/10
Die 13. Deutsche Jugger-Meisterschaft in Berlin
Drei Tage dauerte die Deutsche Meisterschaft im Jugger, die nun im
13. Jahr in Berlin stattgefunden hat. Zum ersten Mal begann sie schon am
Freitag Morgen.
Vor allem wegen dieses Freitags waren es letztlich 24 Mannschaften,
die den Weg aufs Juggerfeld im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark fanden.
Und für die hatte es sich gelohnt. Die drei Tage boten einen
entspannten, aber nicht von langen Spielunterbrechungen gekennzeichneten
Ablauf; alle Plätze konnten im Gruppensystem ausgespielt werden, und so
kam jedes Team zu vielen Spielen. Und nun zum Wetter: Am Freitag
überraschte eine kurzer Regenschauer die Spieler, dafür schien dann
Samstag und Sonntag die Sonne. Durch das zeitige Finale am Sonntag
Mittag war es dann auch möglich, schon um neun Uhr Abends mit dem Abbau
fertig zu sein (in den vergangenen Jahren war eher 2 Uhr früh die Regel).
Neben
diesen Vorzügen, nämlich entspanntem Spiel und guter Abbauzeit brachte
der Freitagsbeginn aber auch herbe Nachteile mit sich. So konnten viele
Spieler nicht zur Meisterschaft kommen, obwohl sie sehr gern
dabeigewesen wären, schlicht weil sie den Tag nicht frei bekommen haben.
Das führte dazu, daß von den ursprünglich allein schon über 30 offiziell
angemeldeten Teams viele wieder abspringen mussten - und nun hätte dann
also doch wieder ein Wochenende für das Turnier genügt. Trotz Ausspielen
aller Plätze hatten viele Teams daher kein oder nur noch ein Spiel am
Sonntag.
Hier zeigt sich eine Herausforderung für die Zukunft: Entweder, man spielt drei Tage - und hat dann unter Umständen, wie in diesem Jahr, so wenige Teams, daß zwei Tage genügt hätten - oder man spielt zwei Tage, wofür sich dann aber so viele Teams anmelden, daß die Zahl der Spiele kaum mehr zu bewältigen ist, erst recht nicht mit einem frühen Abschluss, der eine zeitige Heimfahrt ermöglicht. Es wird sich zeigen, wie auf der nächsten Deutschen Meisterschaft damit umgegangen werden wird.
Nun, zumindest für die Falco jugger waren es durch die Bank spannende
und fordernde Spiele, die großen Spaß gemacht haben. Die Stimmung war
gut, die Spiele angenehm diskussionsfrei. Bei den Spielen zwischen den
anderen Teams verhielt es sich überwiegend ebenso.
Bemerkenswert
waren die Spiele des U18-Teams !llukS, dem Nachwuchsteam von Skúll! des
TSV Rudow - sie dürften für so manch an Jahren älteren Spieler eine
ordentliche Überraschung gewesen sein. Und auch Skúll! schlug sich
außerordentlich: Mit Golden Jugg (dem Äquivalent zum Golden Goal)
verloren sie im Halbfinale gegen das starke Team GAG. Das auch nur, weil
bei null Steinen das Spiel abgebrochen und für den Golden Jugg neu
angelaufen wurde: Zwei oder drei Steine mehr, und Skùll! hätte das
Halbfinale gewonnen, denn ihr Läufer befand sich beim letzten Stein
bereits auf der Zielgeraden. Dafür verloren sie zwar im kleinen Finale
am Sonntag gegen WWSAJ, errangen aber damit den hervorragenden Platz 4.
Rigor Mortis verteidigte den Titel in einem souverän geführten Endspiel
gegen GAG.
Ausgezeichnet geschlagen hat sich erwartungsgemäß wieder das Team
Setanta aus Irland. Aber auch die Australian Redbacks, die gezeigt
haben, daß sie auch Down Under zu trainieren wissen - und sie spielen
für gewöhnlich nach ihren eigenen Regeln. Nach denen wurde am Abend dann
auch ein paarmal "außer Konkurrenz" gespielt, sehr zur Freude der
Zuschauer und der Spieler.
An dieser Stelle ein großer Dank an das
Phänomen auf zwei Beinen namens Linus,
der nicht nur für Redbacks I und II lief, sondern trotzdem zusätzlich
bei den Laggerfalken mitflog und im orangen beflocktem Läufertrikot
fleißig die Schädel steckte. Linus ist eigentlich gerade per Rucksack
durch Nordschweden, Lappland und Norwegen unterwegs (siehe seine
Webseite), kam aber für die DM mal kurz wieder nach Berlin. Gute
Weiterreise, hochgeschätzter Wanderfalke!
Mannschaft Falco jugger. Foto: Susanne Serwe
Auch ein DreamTeam wurde wieder gewählt. Da diesmal ebensoviele Stimmen für Beff (Zonenkinder) wie Datschy (GAG) als einen der drei besten Pompfer abgegeben worden waren, kam es zum Duell, das Datschy gewann. Die anderen Auserwählten des Dreamteams 2010 sind: Tommi (Rigor, Langpompfe); Martin (Skúll!, Stab); Daniel (Skúll!, Kette); Mark (Setanta, Qwik).
Der Freitagsbeginn war wie gesagt ein Grund, weshalb weit weniger Teams
kamen, als sich ursprünglich angekündigt hatten. Jedoch: Hätte es nur
das Wochenende lang gedauert, wären wohl bis zu 40 Teams gekommen (2009
waren es 36), eine in der kurzen Zeit dann wieder kaum mehr zu
bewältigende Zahl von Spielen mit wenigen Spielen pro Team, bei großem
Streß für alle Teilnehmer durch die erforderliche zügige Durchführung.
Der
Ort für die 14. Deutsche Meisterschaft 2011 wird Anfang kommenden Jahres
über eine Abstimmung im Jugger-Forum
gefunden werden. Man darf gespannt sein, welche Stadt den Zuschlag von
den Spielern bekommen wird!
Eine Bilderauswahl der DM 2010 gibt
es wie immer in der Flickr-Gruppe
Jugger. Eine schöne Fotostrecke findet sich auch in
Natfotos Blog.
Photo: kotori52000
Photos
markiert mit "SeBo": SEBO, ssb-photo.de
07/09/10
Jenaer Jugger-Turnier Ping-Pong: Zonenkinder, Rigor
Fünf Falken - die Minimalbesetzung für ein Jugger-Team - flatterten
in diesem Jahr auf das Turnier in Jena. Falco
jugger trat als Liga-Team an. Das bedeutet: Keine
Auswechselspieler.
Da insgesamt 6 Mannschaften teilnahmen, wurde das Turnier an einem Tag durchgeführt. Und das wiederum bedeutet: Viele Spiele für jedes Team, zumeist ohne Pause. Da die Mannschaften von hoher Qualität waren, wurden es spannende und fordernde Spiele. Und da der Wettergott nur einen kühlenden, kurzen Schauer vorbeischickte und sonst einen angenehm frischen Tag gewährte, war es ein voller Genuß. Die ausgezeichnete Turnierorganisation tat ihr Übriges (Dank an Jena!).

Ein beachtliches Spiel ereignete sich in der Vorrunde: Als die Zonenkinder
gegen Rigor antraten, gab es von
Anfang bis Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Fast jeder Punkt wurde in der
jeweils darauffolgenden Runde ausgeglichen - 1:1, 2:2, 3:3 ... und so
weiter. Und dann gewannen die Zonenkinder das Spiel!
Dafür
verloren die Zonenkinder das Finale gegen Rigor mit 6 : 20. Nicht ganz
so extrem, aber ähnlich, erging es den Falken, die in der Vorrunde gegen
Tollwut verloren, um dann souverän im Platzierungsspiel zu gewinnen und
so den 3. Platz zu erringen.
Hier zeigt sich eine Schwäche im
Liga-Wertungsbetrieb: In
der Turnierverwaltung steht Rigor Mortis (gemäß den Ligapunkten, zu
denen nicht die Finalspiele zählen) auf Platz 2, die Zonenkinder
auf Platz 1. Uneingeweihte werden nun vermuten, die Zonenkinder hätten
den Titel geholt. Haben sie aber nicht: Rigor steht auf Platz 1 gemäß
Turnierplatzierung, die Zonenkinder auf Patz 2, die Falken auf Platz 3.
Es gibt noch Arbeit für das Liga-Gremium.
In der Thüringer Allgemeinen gibt es eine Fotostrecke mit ausgezeichneten
Photos von den Spielen (nettes Beiwerk: Es lassen sich sogar Abzüge
bestellen). Ein Video des Finales und des Kopf-an-Kopf-Rennens soll noch
auf YouTube auftauchen.
Foto: Andreas Naurath
06/09/10
Noch 50 Tage, um das Archiv der Jugendkulturen zu erhalten!
Es geht um die Wurst: Eine beachtliche Berliner Institution, das Archiv der Jugendkulturen, ist dringend auf Spenden angewiesen. Nicht nur die Publikationen sind beachtlich, auch das Archiv an sich ist eine Fundgrube für Verständnis und Geschichte von jenen Phänomenen, über die in der Politik gern mit wenig Sachkenntnis und viel öffentlichkeitswirksamer Polemik - und somit, im Falle von Jugendkriminalität, geringer Wirkung - dahergeredet wird.
Daher hier die aktuelle PM des Archivs.
Liebe jugendkulturell Interessierte, noch nie war das Archiv der Jugendkulturen so viel in den Medien wie in den letzten Wochen - s. zum Beispiel den Kulturzeit-Beitrag auf www.jugendkulturen.de [siehe auch auf 3sat , sowie ein guter Beitrag Interview im Deutschlandfunk ]. In mehr als 60 Blogs wird derzeit zu Spenden für uns aufgerufen. Doch leider schlägt sich diese Präsenz nicht in Spenden nieder: Rund 400 Euro gehen bei uns täglich ein - das ist durchaus beeindruckend, wenn zum Beispiel ein 14-Jähriger uns 10 Euro überweist und in der Mail dazu mitteilt, er würde gerne mehr spenden, „aber ich bekomme nur 20 Euro Taschengeld im Monat, vielleicht geht nächsten Monat wieder was". Dennoch: Es wird nicht reichen! Am 31. Oktober müssen wir definitiv entscheiden, ob wir unseren Mietvertrag kündigen oder verlängern. Letzteres wird ohne die Perspektive einer Stiftung nicht möglich sein. Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schaffen es nicht mehr, jeden Monat privat das Defizit aufzubringen (derzeit rund 2.000 Euro monatlich!). Und mit dem bisherigen Spendeneingang wird es am 31. Oktober leider heißen: Alles muss raus! Dabei wäre es eigentlich so einfach: Wenn nur jeder Empfänger und jede Empfängerin dieser Mail heute 10 Euro überweist, hätten wir das Ziel bereits heute erreicht! 10 Euro - ich denke, das kann sich jede/r leisten. Und ich hoffe sehr, dass unser Engagement im Archiv der Jugendkulturen Ihnen diese 10 Euro wert sind. Dann helfen Sie bitte mit, dass unsere derzeit 29 MitarbeiterInnen in der Fidicinstraße 3 (davon 21 ehrenamtlich!) auch nach dem 31. Oktober hier noch einen Ort für ihr Engagement finden. Das Spendenkonto finden Sie im unten anhängenden Aufruf. Selbstverständlich stehe ich jederzeit für weitere Informationen zur Verfügung! Hoffnungsvolle Grüße aus der Fidicinstraße 3 Klaus Farin |
05/09/10
Wichtige Demos in den nächsten 14 Tagen in Berlin
Für den Terminkalender: Die nächsten Samstage sind gut gefüllt.
11.9. Demonstration „Freiheit statt Angst“ am Samstag, den 11. September 2010, 13.00 Uhr der Potsdamer Platz.
18.9. Schluss jetzt mit Atomkraft. Großdemonstration mit Umzingelung des Regierungsviertels. Unter dem Motto "Umzingelung des Regierungsviertels" soll die Demo um 13 Uhr auf der Wiese vor dem Reichstag starten.

Karikatur mit freundlicher Genehmigung von Klaus Stuttmann - danke!