27/06/09
Pauschalisierung in der ZEIT
In der letzten Printausgabe der ZEIT wurde ein ärgerlicher Bock geschossen. In seinem Beitrag zu Jörg Tauss kritisiert der Autor zunächst die seiner Meinung nach euphorische und unreflektierte Aufnahme von Jörg Tauss in die Piratenpoartei. So weit, so gut.
Dann aber tut er etwas, was bezeichnend für die ganze Debatte um Internetsperren und um den Einfluß der Politik auf Neue Medien überhaupt ist: Kurzerhand stempelt er die von ihm eingangs als "Internetgemeinde" bezeichneten Bürger als Dulder, ja geradezu implizite Befürworter von Kinderpornographie, mit den Worten "Jede Gemeinde sucht sich den Helden, den sie verdient" (Quelle).
Zumal die ganze Debatte ohnehin gerade daran krankt: Die Welt ist erstaunlicherweise auch hier nicht schwarz-weiß. Und bei der Diskussion um Internetsperren handelt es sich nicht um die bonbonfarbene Disney-Welt von infantilen Spaßjugendlichen, sondern um eine handfeste Diskusssion um nichts weniger als demokratische Grundwerte.
Aktualisierung: Der Autor hat sich auf meinen Leserbrief hin sogar (persönlich und einsichtig) gemeldet. Das wiederum ist durchaus beachtlich. Ich habe mir die Freiheit genommen, den Eintrag daraufhin entsprechend zu entschärfen.
26/06/09
Das steinerne Auge: Historische Anthologie zu Überwachung und Kontrolle
Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen, die
zunehmend in Richtung Kontrolle, "garantierte" Sicherheit und
Überwachung gehen, erschien es mir so reizvoll wie wichtig, sich auch
beruflich enger mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eine Frucht dieses
Bestrebens liegt nun vor:
Ein Gott verlangt Unterwerfung im Ägypten des Echnaton, in Rom
planen Christen unter Neros Augen einen Anschlag, ein jüdischer Arzt
muss heimlich bei einer christlichen Geburt helfen, die Inquisition
bedient sich des gemeinen Denunziaten, ein Cembalo fällt der
Bönhasenjagd der hamburger Tischlerinnung zum Opfer, eine
BND-Außenstelle findet sich verraten und einem Mann wird die Identität
gestohlen – durch Zeiten und Kulturen wandert der Augenstein von einem
Ereignis der Bespitzelung und Intrige zum nächsten, erzählt von
bekannten Autorinnen und Autoren des historischen Romans, darunter Tessa
Korber, Malachy Hyde, Martina André, Sabine Ebert und vielen anderen.
Eine Reise durch des Menschen Lust an Intrige und Verrat.
Für die Anthologie "Das steinerne Auge", das ich als Buchprojekt beim Autorenkreis Historischer Roman Quo vadis ansiedelte, konnte ich eine Reihe bekannter wie weniger bekannter Autorinnen und Autoren des Genres Historischer Roman gewinnen. Sie verfassten jeweils eine Kurzgeschichte zu einer historischen Epoche bzw. Kultur, die sich mit gesellschaftlichen und politischen Dynamiken der Kontrolle und Überwachung auseinandersetzt. Das Bestreben der Menschen, ein Übermaß Sicherheit zu schaffen oder ihren Willen gegenüber anderen mit Meinungskontrolle durchzusetzen, das Spiel mit der Angst der Bevölkerung sollte in all seinen Facetten Darstellung finden. Im Arbeitstitel "Du bist ein offenes Buch" genannt, wurde dies Titel einer der Kurzgeschichten.
Und tatsächlich ist das Ergebnis spannend und vielfältig geworden. Mit
unterschiedlichen Stilmitteln, mal unterhaltender, mal literarischer,
mal mehr berichtend, mal mehr erzählend, nahmen sich die Autorinnen und
Autoren der Herausforderung an. Die siebzehn Beiträge waren im Rahmen
meiner Tätigkeit als Herausgeber des Buches erfrischend in ihrer
stilistischen und inhaltlichen Vielfalt zu redigieren.
Nun ist es
an den geneigten Lesern, sich ihrerseits ein Urteil zu bilden!
Die Autoren sind:
Sabine Wassermann, Alessa Schmelzer,
Malachie Hyde, Angeline Bauer, Tessy Korber, Lea Korte, Peter Erfurt,
Jörgen Bracker, Olaf Kappelt, Sabine Ebert, Klas Ewert Everwyn, Beate
Klepper, Heidi Rehn, Barbara Zoeke, Harald Gröhler, Martina André
gemeinsam mit Oliver Pifferi sowie Walter Laufenberg.
Wickenhäuser,
Ruben Philipp (Hg.): Das steinerne Auge. Historischer Episodenroman zu
Terror, Überwachung und Bespitzelung im Wandel der Zeiten, Bookspot
Hardcover 2009
Kippt die ermäßigte Mehrwertsteuer!
Damit Unterschicht endlich so richtig Unterschicht wird! Auch eine
Strategie, wir hungern unsere Arbeitslosen und Niedriglohnsklaven
einfach weg. Mächtige Idee!
Wiedermal ein genialer
Schachzug des auch in der Vergangenheit mehr als grandios
menschlichen und unbeschreiblich sozialen Herrn "Filbinger-war-ein-Gegner-des-NS-Regimes"-Oetinger
aus dem heilen Ländle, das offenbar weit mehr Geld als
Verstand beheimatet.
Andererseits, berücksichtigen wir die
Rechenspielchen vor der letzten Bundestagswahl und das Ergebnis (0+2=+3),
wird die SPD nach der Wahl gleichfalls und im Einvernehmen mit der
CDU/CSU die ermäßigte Mehrwertsteuer gleich ganz kippen. Politik? Da ist
nur noch Brechreiz.
Dies ist im Übrigen aber kein Grund, nicht zur Wahl zu gehen, ganz im Gegenteil. Und sage keiner, es gäbe keine Alternativen - sollen sich eben die Grauen Panther oder sonstwer über die eigene Stimme freuen. Die eigene Stimme nicht abzugeben, bedeutet, sie anderen zu schenken. Das wird wohl keiner ernstlich wollen. Also wählen gehen, und sei es, daß man eine dieser handlichen Flugzeug-Papiertüten in die Wahlkabine mitnimmt.
25/06/09
10. Bayerische Meisterschaften in Waidhaus: Sehr entspannt.

Wie es sich zu etablieren beginnt, wurde ein Pompfencheck vorgenommen (Polsterung, Kettenlänge usw.) und ohne Streß und Hetze wurde dann mit den Spielen begonnen, die dennoch mühelos alle am Samstag gespielt werden konnten (es wurde mit zwei Gruppen, Viertel-, Halbfinale und Finale gespielt). Gewinner dieser 10. Bayerischen Meisterschaft wurde GAG aus Berlin. Anschließend gab es noch ein Freundschaftsspiel des Heimteams Drachenblut gegen die Hobbiz; beide Teams kennen sich von Anbeginn der Bayerischen Jugger.
GAG Berlin vs. Heidelberg Hobbiz. Photo: Polle (Zonenkinder Jena)
Ausschnitte aus dem Turnier in Waidhaus können im
Video von on3 (Bayerischer Rundfunk) angesehen werden, wo es auch
ein Interview zum Thema Jugger gab. Außerdem finden sich ein paar Bilder
in der entsprechenden Jugger-Gruppe
auf Flickr.
GAG ist Turniersieger! Photo: Polle (Zonenkinder Jena)
Die Teilnehmer. Photo: DasTier (Drachenblut Waidhaus)
Die Laggerfalken
waren auch wieder mit von der Partie und transportierten im Pompfomobil
die Spielgeräte des Jugger e.V. Berlin. Das konnte zwar die 450
Kilometer mit maximal 90 Sachen zurücklegen, tat dies aber zuverlässig
und für einen alten T3-Diesel sogar recht sparsam. Nicht zu vergessen
die warme Atzung in Gestalt von Nudeln und durch Kochfalke Malte
aufwändig zubereitete Sauce.
Diesmal machten die Spiele
gegen die alterfahrenen und erstklassigen Mannschaften sehr großen Spaß;
gegen Hobbiz, Rigor oder Drachenblut zu verlieren, ist nicht nur gar
keine Schande, sondern im Gegenteil auch sehr lehrreich.
Sehr
sympathisch war uns hier der Gastgeber, der mit einer Wucht das Spiel
begann, die ich bislang noch nicht erlebt habe (und unsere Spieler
trainieren mit Rigor und GAG). Das hat uns wirklich fast umgehauen.
Trotzdem war gerade bei diesem Spiel die Stimmung super! Die erste
Halbzeit gegen Rigor verlief außerordentlich zufriedenstellend - lange
Spielzüge, wenige Punkte für beide Seiten. Und die Heidelberg Hobbiz
haben wirklich sehr fair gespielt; lieber eine Wiederholung mehr als
eine unklare Spielsituation. Nicht nur für unsere neuen Falken war dies
ein sehr fruchtbares Turnier. Herzlichen Dank dafür an alle!
Dennoch
mausern die Falken immernoch; Training, Training, Training.
An
Zonenkinder/Hobbiz2: Haben Euere Herausforderung nicht vergessen und
freuen uns darauf! Entschuldigt, daß das Kochen länger als gedacht
dauerte ...
24/06/09
Geht wählen!
Es ist wichtiger denn je. Überdramatisiert vielleicht, aber im Verhältnis zu der überschäumenden Polemik und bodenlosen Inkompetenz seitens unserer Volksvertreter völlig harmlos, dazu die passende Traueranzeige.
via Bronski
- Quelle
Nachtrag:
Passend
dazu kommentiert fefe Ursula
von der Leyens rhetorische Bocksprünge in der ZEIT.
21/06/09
Gysi in Aktion
man kann von DIE LINKE halten, was man will. Doch diese Rede des rhetorisch brillanten Gysi ist, ganz unabhängig von jener Partei, auf jeden Fall hörenswert; und wieder einmal zeigt sich, wie das Bundesverfassungsgericht augenscheinlich immer öfter als Nothelfer und Nachhilfelehrer der "Volksvertreter" einzuspringen hat.
18/06/09
Über 100.000 beim Bildungsstreik
Für ein mit Kompetenz und Umsicht reformiertes Bildungssystem anstelle dieses hanebüchenen Mists, der die Humboldt`schen Werte, die letzlich auch Werte einer sozialen Gesellschaft sind, in den Staub tritt. Und der offensichtlich den streberhaften, apolitischen, stromlinienförmigen und rücksichtslosen Egomanen zum Ziel hat - einen Menschentypus, den wir in Zukunft wahrlich zu Genüge bekommen werden.
Gratulation und Respekt! Auf daß es keine Eintagsfliege sei!
17/06/09
"Der Staat (hat) die Pflicht, seine eigenen Aktivitäten selbst zu begrenzen."
Kein Ultralinker, kein Traumdeuter, als die einige Journalisten von nicht selten zweifelhafter Sachkompetenz gegenwärtig Kritiker und Bürgerrechtsbewegungen in unserem Lande vermehrt diffamieren, sondern kein Geringerer als Erhard Eppler äußerte in einem Gespräch folgende bedenkenswerte Sätze (hier im Zusammenhang mit Kultusministerien und deren Einfluß):
"Wer ist das eigentlich, der Staat? Der Staat ist für mich die Organisationsform, die sich die Bürger für ihre Gesellschaft geben. In der Verfassung legen wir fest - und das ist bei uns gar nicht so übel gelungen -, wie wir miteinander umgehen wollen (...) wie wir Macht, politische Macht verteilen und kontrollieren wollen. Deshalb hat der Staat nicht nur die Möglichkeit, sondern nach der Verfassung sogar die Pflicht, seine eigenen Aktivitäten selbst zu begrenzen. Das Parlament und der Gesetzgeber können durch Gesetz nicht nur deutlich machen, was der Staat tun soll, sondern auch, was er nicht tun darf. (...) Ich sage dies deshalb, weil wir sonst den Staat nur noch als Apparat und als Gegner sehen."
Erhard Eppler, in: Phantasie/Kultur/Politik. Protokoll eines Gesprächs, Stuttgart 1982, S. 51
09/06/09
Das Turnier in Jena: Dauerregen, Sonne und ein Eigentor


Von den Laggerfalken ließ sich Sehenswertes leider nicht behaupten
(außer vielleicht bei einem halbwegs korrekten Spiel gegen Rigor, von
den anderen gingen allein drei mit einem Punkt Differenz
verloren, darunter ein Golden Jugg, schon
wieder) ... ein paar einsame Federn wehten nach den Spielen übers
Feld. Und das, obwohl immerhin drei Subadule,
darunter ein Anwarter, ein Ästling
und ein Nestling
am Start waren. Der Status wird also auf "gerupft" und
UmeinenPunktVeriert-Team gesetzt und verschärftes Flugtraining
angesetzt. Falken sollte man halt nicht bei Nässe fliegen.
Aus
Schwabach/Nürnberg angereist war ein recht neues Team, Jugg Noris.
Hier
ein netter Bericht in den Nürnberger Nachrichten / Szene extra über
die Schwabacher, versehen mit einem prima Video, "Da kann man sich
halt richtig auslassen, also das ist halt jezat statt den ganzen Tag
rumzusitzen ist man draußen und man kann sich austoben."
Mit
Grillen Abends, einer sehr guten Privatunterbingung und guter
Organisation ein Turnier, das insgesamt sehr viel Spaß gemacht hat! Ach
ja, und der Gewinner war - wie nicht anders zu erwarten - Rigor Mortis;
das Team trat im Finale gegen J-Team Lippstadt an.
Österreich: "Antisemitismus ist noch immer ein Kavaliersdelikt"
Sehr interessant ist das Interview mit dem Präsidenten der Israelischen
Kultusgemeinde Wien zum Betragen Österreichs auch im Rahmen der
Europawahl - wo mit unsäglichen
Wahlplakaten und Aussagen Stimmungsmache betrieben wurde -, zu sehen
als Video beim
Standard.
Gleichfalls sehenswert ist ein Kommentar der
politischen Lage ebenfalls dort
- hier finden sich durchaus auch einige Punkte, die auf die Misstände in
der deutschen Politik übertragbar sind.
08/06/09
Für ein sicheres Internet: Mehr Hinweisschilder
Endlich kann das höchst effektive Vorgehen mit "Stoppschildern" im
Internet Schule machen: Die Titanic
stellt eine Reihe wichtiger
Netzverkehrszeichen vor. An die Politik: Ausdrucken!
PS.
Falsche Zitierung/Kontextuierung oder wirklich so gemeint? Diese Frage
muß man sich bei der Lektüre eines Beitrags der Berliner Zeitung
stellen. Dort scheint die SPD (genauer gesagt, Herr Wiefelspütz) über
von der Laiens Leyens Initiative durchaus angetan und
läßt durchblicken,
daß aktive staatliche Zensur im Internet auch gegenüber anderen Inhalten
im Namen der Sozialdemokratie durchaus vorstellbar sei. Mehr dazu auch
im hochgeschätzten LawBlog.
Wiefelspütz: »'Natürlich werden wir mittel- und längerfristig
auch über andere kriminelle Vorgänge reden.' (...) Er könne sich
vorstellen, so Wiefelspütz, auch Seiten mit verfassungsfeindlichen oder
islamistischen Inhalten zu blocken « - Berliner
Zeitung (er schlägt im Übrigen damit in die gleiche Kerbe wie, ja
wirklich, ein Journalist in der ZEIT, dessen Artikel ich noch mit Muße
gründlich filetieren möchte). An anderer stelle äußert sich Wiefelspütz,
er wolle
ein staatsfreies Internet. Fehldarstellung? Freudscher Versprecher? Mal
sehen.
07/06/09
"Killerspiele": "no significant relationship between violent video game(s) and school shooting(s)"
Einen Beitrag zum Thema "Killerspiele" findet
sich im IGaK-Weblog. Beliebtes politisches Thema auf dünnem Eis,
denn unter anderem gibt es auch den vielfach behaupteten
"wissenschaftlichen Beleg" nicht:
"'Amokläufer haben
sich vor ihren Taten immer wieder mit solchen Spielen beschäftigt'.
Dies(e Aussage) drückt natürlich keinerlei belegbare Kausalität aus und
ist noch dazu inhaltlich falsch (...) There is 'no significant
relationship between violent video game exposure and school shooting
incidents' (Ferguson 2008)"
05/06/09
Amazon nimmt NPD in Partnerprogramm auf
So schreibt es das NPD-Blog.info. Zum Glück gibt es Alternativen zu diesem Online-Buchhandelskonzern.
Aktualisierung: Immerhin. Amazon hat was gemerkt.