17/10/16
Uhus finest-assorted Weblog Droppings ziehen um
Ab sofort finden sich Uhus *finest-assorted* Weblog Droppings in neuem Federkleid und mit modernisiertem Unterbau (sprich: ab jetzt mit CMS) hier: [ http://www.uhusnest.de/uvblog ].
Desweiteren wird der Twitter-Stream reaktiviert.
Damit bekommt die hervorragende kleine Weblog-Anwendung Thingamablog nach zwölf Jahren Dienst seine verdiente Ruhe. Sie tat ganz ohne online-Datenbanken und CMS ihren verlässlichen Dienst als Werkzeug zum Publizieren statischer Webseiten. Danke für die großartige Arbeit, Bob!
Viel Vergnügen!
31/10/14
Notiz: Die Sache mit der Glaubwürdigkeit
A propos PKW-Maut und Kennzeichenerfassung:
"Deshalb müsse kein
Bürger die Sorge haben, 'dass jetzt irgendwo Profile gespeichert werden
könnten'. 'Ich garantiere: Eine Weitergabe an andere Behörden findet
nicht statt.'" --- Dorbindt gemäß tagesschau.de
Vergleiche:
"Eine PKW-Maut wird es ... nicht geben. " -- Diverse Regierungspolitiker, inklusive Kanzlerin, sinngemäß vor noch gar nicht so langer Zeit.
Ich wünsche mir, daß Politiker ihr Leben mit ihren großen Versprechungen
verknüpfen. Das würde ihrer von ihnen freiwillig übernommenen
Verantwortung nur gerecht werden.
Was gäben solche Seppukus für
Einschaltquoten! Und das beste: Es würde ihrer nicht mangeln. Das wäre
doch was, jeden Sonntag, gleich nach dem Tatort ...
PS. Eine Utopie dazu ist seit einiger Zeit fertig (Vorläufer des politischen Versprecher-Phänomens gibt es ja seit jeher) und wird irgendwann in der Zeitung junge Welt erscheinen.
Nachtrag: Großartig, nun zum Mitschreiben für alle:
"Eine
PKW-Maut, die durch die Hintertür doch alle deutschen PKW-Fahrer
belasten würde, werde es nicht geben", so die SPD gemäß Deutschlandfunk,
1. 12. 2014, Nachrichten um 12 Uhr. Und die SPD fällt ja gern durch
unerschütterliche, um nicht zu sagen heroische, ja wahrhaft eherne
Glaubwürdigkeit auf. Oder um? Gleichviel, das Stimmvieh kreuzt sie ja
trotzdem an.
28/10/14
Notiz: Jemand sauer bei der Apfelfirma?
Ist da ein Mitarbeiter jener großen Firma, die von Computern immer mehr umsattelt auf telefonische Kinkerlitzchen, sauer geworden? Oder wie erklärt es sich, daß ebendiese Firma ausgerechnet mitten in der NSA-Katastrophe ihr neuestes Betriebssystem wohl fleißig Daten nach Hause (und anderswohin) funken lässt? Das Problem findet sich sogar in der Suchfunktion Spotlight; wiewohl es dort angeblich abschaltbar sei.
Vielleicht ist aber auch einfach nur der Erfolg zu Kopfe gestiegen, wer weiß.
05/11/13
Notiz: Netzwerkangriffe über Mikrophon
Ein sehr ungewöhnlicher Bericht findet sich bei Bruce Schneier über Malware, die angeblich (!) eine Netzwerkverbindung zwischen vom Netz abgeschirmten Computern herstellen kann – ohne WLAN, Bluetooth oder Stromkabel, allein über Lautsprecher und Mikrophon, mithilfe hochfrequenter Töne.
Mehr über diesen geradezu futuristischen Ansatz in seinem Blog. Der verlinkte Artikel liest sich wie Science Fiction. Oder Alien auf Informatik.
23/10/13
Notiz: Na dann
Deutschland als bester Freund und fleißiger Unterstützer – wenngleich
noch nicht vollkommen selbsterniedrigter treuer Diener wie eine
nördliche Insel – einer im Ausland folternden
und mordenden
westlichen Demokratie, die unter andrem durch Mordanschläge via per
Mausklick gesteuerte Drohnen in Pakistan die ganze Region destabilisiert
oder Angeklagten verbietet,
Folterung durch Vertreter des Landes der Freien zu erwähnen, da das
unter Geheimhaltung falle; und die als Dank für deutschen
Kadavergehorsam (An "Wir haben ja von nichts gewusst!"
möchte man sich erinnert fühlen) Deutschland
zum Spionageziel erklärt, alle und jeden überwacht und kritische
deutsche Literaten nicht einreisen läßt. Und was tut der
Deutsche?
Er belohnt diese menschenverachtende Politik und das
Kuscheln mit Schwerverbrechern im Weltmaßstab mit einer fast absoluten
Mehrheit.
Andererseits – warum auch nicht, Deutschland profiitiert
schließlich auch kräftig von den Kriegsverbrechen – schon allein als
drittgrößter Waffenexporteur. Da kann man schon mal ein bisschen Kehle
zeigen.
Aktualisierung: Es soll nicht verschwiegen werden, daß einige in
Übersee aufzuwachen beginnen. Ob dies ein Grund zu einer auch nur vagen
Hoffnung ist, bleibt dahingestellt. – Und was die Betonung auf
"US-Bürger" betrifft: Da liegen sie ganz richtig. Das deutsche Volk hat
sich mit fast absoluter Mehrheit für fürsorgliche Überwachung durch den
großen Bruder ausgesprochen. Das ist natürlich des Volkes gutes Recht.
PS. Wozu hat das Land eigentlich eine Abwehr? Sollte die nicht das Abhören wenigstens von Regierungsvertretern zu verhindern wissen? Unfähigkeit? Oder hat da ein ganzes Amt etwa Hochverrat begangen?
29/08/12
Uhus Umzug -- looking for static blog software
Da Thingamablog nicht mehr fortgeführt wird und es nur mehr eine Frarge
der Zeit sein dürfte, bis es nicht mehr unter aktuelleren Javaumgebungen
läuft, bin ich auf der Suche nach einer geeigneten -- und vergleichbaren
-- Blogsoftware.
Mein Anspruch ist, eine Local Publish-Software zu
finden, die wie TamB unabhängig von Datenbanken ist und statische Seiten
via FTP auf den Server lädt. Wer Tipps hat -- herzlichen Dank!
Bis der Uhu Beute gemacht hat, kehrt im Nest wohl erstmal Stille ein.
I am looking for a weblog software as an alternative to Thingamablog. Until I have found a weblog generator that uploads static pages via FTP (like TamB does), this blog will be quite silent. Sorry!
If you can recommend such a static page generator weblog software
(categories, automatic archiving by date and individual RSS by category
are a prerequisite), thanks for dropping me a note!
Testflüge
Acrylamid – sieht vielversprechend aus. Wird getestet (Danke für den Tipp per Mail!).
Static – VoodoPad benötigt 10.7+, auf das ich aufgrund seiner Download-Politik erst einmal verzichte. (dennoch danke, Jörg).
10/06/12
Kleine Lektion über den Nutzen von Anonymität
Das Musikportal last.fm hat gemeinsam mit einigen anderen Plattformen jüngst eine praktische Lektion über den Nutzen von anonymen Accounts geliefert: Nachdem offenbar die Passwort-Datenbank von Dritten kopiert werden konnte, sind die vergleichsweise unsicher gespeicherten Passwörter durch die Angreifer wohl relativ leicht rekonstruierbar.
Hatte man sich nun mit seinem Klarnamen und seiner einen Standard-Mailadresse dort registriert, und verwendete man das Passwort auch anderenorts, ist es für die Angreifer ein Leichtes, sich auch in anderen Webanwendungen als dieser Nutzer einzuloggen. Damit kann man denkbar großen Schaden anrichten, von Rufschädigung bis hin zu finanziellen Diebstählen oder Kriminalisierung des (unwissenden) Nutzers durch Verlinken oder Zurverfügungstellen illegaler Inhalte in dessen Namen.
Nutzt man hingwegen ein Pseudonym für Accounts und eine Wegwerf- oder eine selten genutzte Mailadresse, dann ist auf einfache Weise schon einmal eine Grundsicherung eingebaut, die solchem Identitätsdiebstahl eine Hürde aufbaut. Zumindest hoffentlich solange, bis man verschiedene Passwörter für alle wichtigen Webanwendungen eingestellt hat.
Daran zeigt sich einmal mehr, daß die Forderung nach einer Klarnamenpflicht, wie sie beispielsweise Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) äußerte, ein Nichtverstehen des nicht mehr ganz so neuen Mediums nahelegt.
06/06/12
Drohnenüberwachung „bereits nach geltendem Recht zulässig“
Klein, leise, fliegend und mit starken Kameraaugen ausgestattet: Der Wunschtraum jedes Überwachungsfreunds.
Ein interessanter Bericht zum Thema Drohneneinsätze auf deutschem Boden findet sich im Freitag. Auszug:
"Laut des „Berichts über die Art und den Umfang des Einsatzes von unbemannten Luftfahrtsystemen“ [wurden in] vergangenen zwei Jahren 500 Drohnen-Einsätze beantragt und meist positiv [beschieden]. Die Drohnenüberwachung von Personen durch Polizei und Militär sei „bereits nach geltendem Recht zulässig“. Ende Januar hat der Bundestag „unbemannte Luftfahrzeugsysteme“ zu einer eigenen Kategorie von Flugzeugen erklärt – und damit den deutschen Luftraum für sie geöffnet." -- weiterlesen
Mal sehen, wann die ersten Bastler sich auf das gefundene Fressen stürzen und "Falken" bauen – leichte Anti-Drohnen-Jagddrohnen.
27/02/12
Warum das Verschlüsseln von E-Mails nicht selbstverständlich ist
GnuPG
und sein kommerzieller verwandter PGP sind Programme zur Verschlüsselung
von Inhalten, die über Module auch in den gängigen Mailprogrammen
einzubetten sind (für Apple Mac
GNU: Mail-Anleitung,
Windows/Linux: Thunderbird-Anleitung
und weitere).
Der Clou ist hierbei, daß der Inhalt der E-Mail
noch auf dem Rechner des Versenders automatisch verschlüsselt und auf
dem Rechner des Empfängers entschlüsselt werden kann. Wer die E-Mail
also auf ihrem Weg durchs Internet mitliest, bekommt nur einen
unverständlichen Zeichensalat zu sehen. Selbst eine verschlüsselte
Verbindung zum eigenen Mailserver bietet diese Sicherheit nicht, da die
Mail auf dem Weg vom Mailserver zum Zielserver diesen schützenden
"Tunnel" verlassen hat und nicht mehr geschützt ist. GnuPG hingegen ist
dem Vernehmen nach sicher.
Aber wozu der Aufwand? Der Vergleich mit der E-Mail als elektronische Postkarte wird zumeist belächelt: Wer sollte denn die E-Mails mitlesen? Daß diese Befürchtungen durchaus ihren Grund haben, beweist aktuell die Meldung, die deutschen Geheimdienste hätten geschätzt rund 37 Millionen Mails nach Schlagwörtern gefiltert und mitgelesen, von denen angeblich ganze 213 Stück verwertbare Hinweise enthielten (Kommentar des Anwalts Udo Vetter zum Generalverdacht und den fatalen Wegfall von Unschuldsvermutung und Richtervorbehalt). Hält man sich nun vor Augen, wie menschlich die Arbeit dieser Geheimdienste vonstatten geht – siehe das Versagen rund um die "rechtsextreme Terrorzelle" –, so sollte dies eigentlich Warnung genug sein.
Aber das Verschlüsseln von E-Mails ist bis heute (unglaublicherweise)
kein Thema. Die wenigsten benutzen Verschlüsselung. Das Kryptomodul ist
nicht standardmäßig integriert, seine Installation kann beipielsweise
unter Mac einige Grundkenntnisse und vor allem den festen Willen dazu
voraussetzen. Noch dazu fällt das Kryptomodul regelmäßig nach
Systemupdates aus und muß aktualisiert werden.
Dieser Mangel an
Programmintegration kann nur einen Grund haben: Es gibt keinen
nennenswerten Bedarf. Es kümmert einfach niemanden.
Die Schwäche im System ist nicht die Technik, sondern wieder einmal der Mensch.
21/02/12
Über den Kern von "Anonymous"
Eine gute Erklärung zum Wesen von "Anonymous", über das von der Presse gelegentlich der Eindruck erweckt wird, es würde sich um eine organisierte "Hackergruppe" handeln, wurde von Jacob Appelbaum auf der Transmediale gegeben.
In seinem Vortrag geht er zunächst auf die historischen Hintergründe und Analogien der USA in der Hoover-Ära ein und endet schließlich mit dem Aufruf, daß es an jedem Einzelnen sei, an Anonymous mitzuwirken. (via: netzpolitik.org)
26/01/12
Die Fratze hinter der EU Vereinbarung ACTA
Kader Arif, Berichterstatter im für ACTA federführenden Handelsausschuss des Europaparlaments, nimmt aus Protest gegen das undemokratische Vorgehen und die wahren Interessen seinen Hut. Wegen ACTA zeigte gerade eine Fraktion im polnischen Parlament Guy Fawkes ("Anonymous")-Masken.
Was Arif zum Abschied schreibt, ist deutlich:
I want to denounce in the strongest possible manner the entire process
that led to the signature of this agreement: no inclusion of civil
society organisations, a lack of transparency from the start of the
negotiations, repeated postponing of the signature of the text without
an explanation being ever given, exclusion of the EU Parliament's
demands that were expressed on several occasions in our assembly.
As
rapporteur of this text, I have faced never-before-seen manoeuvres
from the right wing of this Parliament to impose a rushed calendar
before public opinion could be alerted, thus depriving the Parliament
of its right to expression and of the tools at its disposal to
convey citizens' legitimate demands. [...]
This agreement
might have major consequences on citizens' lives, and still,
everything is being done to prevent the European Parliament from
having its say in this matter. That is why today, as I release
this report for which I was in charge, I want to send a strong signal
and alert the public opinion about this unacceptable situation.
I
will not take part in this masquerade. [Hervorh. v. uhu]
Auszug in Deutsch:
Ich nehme nicht weiter an dieser Maskerade teil [...] Keine Einbindung der Zivilgesellschaft, fehlende Transparenz seit Beginn der Verhandlungen, die Unterschrift wurde ohne weitere Erklärung geleistet, die mehrfach geäußerten Bedenken des Europaparlamentes wurden einfach weggewischt.
Der Mann ist nun gewiß kein Traumtänzer, kein naiver Vertreter einer "Kopieren für Alle"-Bewegung oder dergleichen. Ehrlich demokratisch Gesinnte täten gut daran, seine Stimme zu hören.
Aktualisierung: Hier ein gut verständlcihes Video, worum es sich
bei ACTA handelt.
14/05/11
Kostenlose Bücher: "public_life – Digitale Intimität ... ", "Basic Internet Security"
Item. Datenschutz. Es wird derzeit viel dummes Zeug gequatscht
über das "Ende der Privatheit", da doch ohnehin "jeder" sich bei
Facebook und Co. bis in seine geheimen Vorlieben hinein offenbare. Eine
Behauptung, die mindestens so naiv und falsch ist wie die Verwunderung
darüber, daß FKK-Strandbesucher auch für Datenschutz eintreten können.
Die Naiven (die ihre "Bewegungen" teilweise immerhin ehrlicherweise mit
kindischen Namen versehen) übersehen hierbei natürlich, daß ein jeder
über seine eigenen Daten selber bestimmen können muß - es ist ein
Unterschied, ob man an einem Strand nackt geht, weil man das möchte,
oder ob man ungefragt für alle sichtbar von Dritten im übertragenen
Sinne "nackt" ins Netz gestellt wird. Und selbst viele jüngere
Facebooknutzer geben eben gerade nicht alle ihre Daten dort an,
sondern wählen bewußt, was sie hineinsetzen und was nicht.
Aber Naivität mit ihren einfachen, so eingängigen Sprüchlein ist
natürlich ein sehr menschlicher Wesenszug, der in diesem Falle auch noch
Staat und Wirtschaft vor Glück die Tränen in die Augen schießen und
Geschenkkörbe zusammenstellen lässt. In einem Satz, es wird nie genug
Gras geben.
Zum Wochenende daher der Hinweis auf etwas freie
Lektüre:
Die Beiträge im vorliegenden Sammelband #public_life untersuchen vor dem Hintergrund der digitalen Drift die Bedeutung von Privatheit und Öffentlichkeit heute. Die Gegensätzlichkeit der Positionen, die an Privatsphäre und Kontrollanspruch festhalten oder das Zeitalter von "Post-Privacy" ausrufen, scheuen sie dabei nicht. Mit Beiträgen u. a. von Clive Thompson, Danah Boyd, Daniel J. Solove, Malte Spitz, Jan Schallaböck und Michael Seemann.
Das Buch steht bei der Böll-Stiftung als kostenloses PDF zum Download bereit (cc), kann aber auch gedruckt bestellt werden.
Item. Anonym und sicher im Internet? Als ergänzende Lektüre für diejenigen, die gern auf eingängige und leichte Weise erklärt bekommen möchten, wie man sich im Internet anonym bewegen kann und wo E-Mails und Webeingaben abgehört werden können, sei das ebenfalls kostenlos als PDF zu ladende Buch Basic Internet Security empfohlen. Gut verständliche Grafiken erleichtern das Verständnis.
27/04/11
Volkszählung 2011: Euere Daten sind sicher!1!!
Wenn eine Firma wie Sony es nicht schafft, ihre sensibelsten Nutzerdaten zu schützen, ebensowenig wie die UNESCO, wie dann der Staat?
Der Staat, dessen Kommunen hier und da schon heute die Meldedaten ihrer Büger zu Geld machen?
Das Datenschutzversprechen zum "Zensus2011" (mit seinen unsäglichen Nachbarnbefragungen im feinsten Denunziantenstil) ist ein Scherz.
Nachtrag: "Der AK Zensus (...) ruft für den 8. Mai zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Am Tag vor dem Stichtag des Zensus11, an dem auch die Haushaltebefragung startet, soll im ganzen Land mit einer Postwurf-Aktion Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Volkszählung geleistet werden. Die Idee ist es, sich zum sonntäglichen Informationsspaziergang (...) zu verabreden und die 60.000 Flyer, die extra für diesen Tag gespendet wurden, zu verteilen. " netzpolitik.org Die Flyer lassen sich kostenlos per Mail bestellen, spätestens bis 4. Mai.
Nachtrag II: Und schon ist die erste Sicherheitslücke aufgetaucht, wie Burkhard Schröder in der taz zu berichten weiß. Chapeau Genossen.
03/02/11
Volkszählung 2011: Die Nachbarn ausfragen
Man möchte es für einen schlechten Scherz halten: Wer sich den unbekannten ehrenamtlichen (und wohl auch zwangsverpflichteten) Volkszählern entzieht, über den werden dann Nachbarschaft und Familie ausgefragt. Und für den Datenschutz gilt: Fehlanzeige. Die persönlichen Daten werden über Jahre zentral gespeichert. Das sind totalitäre Züge.
Nachtrag: Zwei Fragen müssen erlaubt sein: Werden führende Politiker ebenso und von zufälligen Erhebern befragt werden? Gilt dies auch für Superreiche und Manager?
17/01/11
Indect: EU und der Traum totaler Überwachung
Von absoluter Hybris zeugt der Bericht auf 3sat über ein EU-Projekt
namens "Indect", das hochgradige Vernetzung verschiedener
Überwachungstechnologien und automatische Verdächtigenerkennung
verbindet. Derlei zu fördern kann nur im Interesse totalitärer Regimes,
niemals aber der Bürger liegen - böse Zungen möchten munkeln, dies sei
nur ein Symptom mehr, gut passend zur ungarischen Ratspräsidentschaft.
Quo
vadis, EU?
30/11/10
JMStV: Blog-Streik im Januar?
Was ist davon nur zu halten? Der JMStV sorgt für Verwirrung allerorten, wann welche Angaben und Pflichten in welcher Form erfüllt werden müssen. Schon drohen erste Weblogs, offline zu gehen. Daher: Wenn dieser Jugendmedienschutzstaatsvertrag in Kraft treten sollte und wirklich jeden Internetnutzer in die Pflicht nehmen zu können meint, wie es behauptet wird* - wie wäre es da mit einem Blog-/Webseiten-Streik?
Für zwei Wochen (oder einen kürzeren Zeitraum) gehen die Weblogs und anderen Internetpräsenzen, bei denen das machbar und sinnvoll ist, offline und bauen stattdessen einen Redirect auf eine Informationsseite über den JMStV ein.
Wenn die größeren Weblogs mitziehen, und vielleicht auch einige Foren und andere Webseiten, könnte das sogar einiges an Medienecho geben. Plötzlich wäre Wüste auf so vielen Seiten, auf denen sich auch Journalisten gelegentlich gern tummeln dürften, mit Sicherheit aber viele internetnutzende Bürger. Und das könnte dann vielleicht etwas bewegen. Eine Demo im Netz sozusagen. Und mal ein, zwei Wochen Auszeit vom "Bloggen".
Na?
Aktualisierung:
*) Wie zu erwarten war, kann die Regelung auch
relativierter gelsen werden. Siehe den
Beitrag im LawBlog. Die Idee mag aber dennoch nicht übel sein,
sollten Regelungen doch schärfer ausfallen.
Nachtrag: Es gibt schon einen passenden Plug-In.
(Button: uhu, cc sa)
Jugendmedien-Staatsvertrag: Ab 2011 jedem kleinen Blog seine Alterskennung
Liest man diese 17 Fragen zum JMStV, dann erhält man den Eindruck, daß unsere Politik von vollkommen inkompetenten und realitätsfernen Personen betrieben wird, wenigstens, was das Internet angeht. Denn dieser Staatsvertrag, der - unter anderem mit Stimmen der Grünen - drauf und dran ist, ab 2011 Vorschrift zu werden, würde eine Alterskennzeichnung für alle (deutschen) Inhalte im Netz vorschreiben. Wenn die Angaben am verlinkten Ort stimmen, dann wird "Ab 0", "Ab 6" usw. für jede Webseite und jedes kleine Weblog erforderlich sein. Ja, auch für das Ihre, sofern Sie ein solches betreiben.
Und dann ist da noch davon die Rede, "die Kennzeichnung befreit von der technischen Sperrung oder zeitlichen Sperrung nur, wenn die Kennzeichnung für ein 'geeignetes Jugenschutzsystem' programmiert wurde" (hier).
Was ein solches "geeignetes Kennzeichnungssystem" bewirken kann, hat
sich hier schon einmal ganz praktisch mit dem Webfilter für Schulen
"Time for kids" gezeigt, der
schlankweg eine Sportwebseite als "pornographisch" sperrte
und sich dafür auch nicht rechtfertigt oder entschuldigt. Wer den
Zuschlag für das Bereitstellen solcher Systeme bekommt, hat nicht nur
enorme Macht in seinen privatrechtlichen Händen, er kann auch ordentlich
Kasse machen; auch eine Art der Arbeitsbeschaffung.
Und für die
Abmahnwellen wegen fehlenden oder versehentlich falsch zugeordneten
Alterskennzeichnungen - ja, auch an Sie vielleicht, lieber Leser -
dürften die Zwielichtigeren unter den Anwaltskanzleien bereits mit den
Hufen scharren.
Der JMStV scheint also ein Einfallstor für jede Form der Rechtsunsicherheit und Verleumdung zu werden. Aber heutzutage wird Politik offensichtlich ohnehin lieber ohne die Bürger gemacht (man erinnere sich nur an Bankenrettung, Castor und S21), da paßt das ins Bild. Erstmal ein Gesetz machen und dann halt "nachbessern". Die Diäten fließen ja trotzdem.
Aktualisierung: Das Law-Blog glättet die Wogen ein wenig in dem Beitrag "Blogger können leidlich gelassen bleiben": "Es gibt, entgegen vieler Darstellungen, keine generelle Pflicht zu einer Alterskennzeichnung. Nur wer Inhalte anbietet, die ausschließlich für Nutzer ab 16 oder 18 Jahren geeignet sind, muss entweder eine Alterskennzeichnung einführen oder seine Inhalte tagsüber sperren. Das ist im wesentlichen übrigens auch bisher schon geltendes Recht. [...] Da es [...] definitiv keine Pflicht für eine Alterskennzeichnung gibt, kann die bloß fehlende Kennzeichnung auch nicht abgemahnt werden."
Und zum pikanten Thema "Jugendschutzbeauftragter" steht dort zu lesen:
"Ganz
untätig bleiben können Blogger aber nicht [...] Wer nicht nur auf rein
privater Ebene ins Internet schreibt, muss einen
Jugendschutzbeauftragten nennen und eine E-Mail-Adresse angeben [...].
Der Jugendschutzbeauftragte soll zwar die nötigen Fachkenntnisse haben.
Das bedeutet aber nicht, dass er hierfür eine besondere Fortbildung
nachweisen muss. Jeder Blogger, der sich die Fachkenntnisse zutraut
[...] kann demnach sein eigener Jugendschutzbeauftragter sein."
Diese Auslegung scheint auch mit der Auskunft der FSM konform zu sein, die hier in deren FAQ zu finden ist.
Nachtrag II: Allerdings analysiert ein anderer Jurist den JMStV und schreibt: "Sei es die Reform des Arbeitnehmerdatenschutzes oder das Buttongesetz gegen Internetabzocke - man wird den Verdacht nicht los, daß hier "Legastheniker" am Werke waren, die erst nach mehrfachen Anläufen ihr Jurastudium an irgendeiner C-Universität zu Ende gebracht haben. Doch alles bisherige wird überboten durch den Jugendmedienstaatsvertrag, der Anfang 2011 in Kraft treten soll."
21/09/10
"Time for Kids" listet Sportwebseite unter "Pornographie"
"Initiative für ein sauberes Internet an bayerischen Schulen": Der Dienstleister "Time for Kids", der nach eigener Aussage Internetfilter für Schulen bereitstellt und "bereits 600 Pilotschulen" für seine Produkte angibt, kennzeichnet nicht nur gefährdende Inhalte - sondern beispielsweise auch jugger.org.au, die Sportwebseite der australischen Juggerspieler, als "pornographisch". Und jugger.de bekommt den Vermerk "Gewalt/Extrem". In der, laut Fimra, "weltweit größten und aktuellsten URL-Datenbank".
Screenshots vom 21.9.2010, 09:25
Und so sieht das dann im Browser aus, wenn man über ein gewöhnliches Schul-WLAN online geht:
Screenshots vom 21.9.2010, 09:25
Dieses Beispiel belegt die Gefahr, die in solchen Filterdiensten liegt. Das Verfahren lädt geradezu zu übler Nachrede und Verleumdung ein; mit wachsender Zahl von Dienstleistern dieser Art wird es immer schwerer, nachzuforschen, ob beispielsweise eigene Webseiten in einer dieser Listen geperrt sind, und eine Freischaltung bzw. Korrektur zu bewirken kostet Zeit. Zudem darf es nicht sein, daß das Opfer einer Verleumdung die Verantwortung für die Bereinigung dieser Verleumdung aufgebürdet bekommt, nach dem Motto: "Schicken Sie uns doch einfach eine Mail!". Denn das Opfer weiß wahrscheinlich selber gar nichts davon oder erfährt es irgendwann durch Zufall.
In solchen Fällen zensiert nicht etwa der Staat, sondern Privatpersonen respektive private Firmen nach Gutdünken (oder Nachlässigkeit). Die Schulen wiederum glauben sich auf derlei Listen verlassen zu können, und schon haben wir Inhalte, die wegen Unwissen, Böswilligkeit oder Mißverständnis als "nicht kindgerecht" gesperrt oder gar als halbseiden gebrandmarkt werden. Eine Brandmarkung, die dann wiederum in andere Suchdienste weiterwandern könnte, falls diese sich selber an der Kennzeichnung des Dienstleisters orientieren.
So kann die Veranwortung für ein kindgerechtes Internet nicht aussehen. Die Firma habe ich um eine Stellungnahme gebeten.
PS. Im Übrigen wirkt der Name der Firma wie ein Anachronismus. Würden wir uns wirklich "Zeit für Kinder" nehmen und sie fit machen für die Neuen Medien, bräuchten wir keine Filter von Drittanbietern.
Aktualisierung: Weder auf meine Nachfrage per Mail, noch auf meine postalische Bitte um Stellungnahme hat die Firma bislang reagiert. Dafür ist jugger.org.au nun (3.11.2010) nur noch unter "Sport" gelistet. Das ist aber nicht Kern der Kritik, ich erwarte weiterhin klare Aussagen zum Vorgehen.
Aktualisierung: Die FSM ist angeschrieben mit Bitte um Stellungnahme in dieser Sache.
20/09/10
Buugle
Zum Wochenanfang etwas Aufmunterndes: Vergeßt Google Street View - wir haben etwas Besseres!
(Wie ist das eigentlich mit SWIFT aus streng verfassungsrechtlicher Sicht - Weitergabe von persönlichsten Daten der Büger, die der Staat zu schützen hat, an Drittstaaten, vor denen der Staat seine Bürger auch heute noch zu schützen hat? Wird hier nicht jener ominöse Vertrag verletzt, den ein jeder Bürger qua Geburt automatisch mit dem Staat schließt? Das wäre interessant juristisch durchzudeklinieren.)
... und weil es so schön ist, gleich noch eine Erklärung zu ACTA (via netzpolitik.org).
22/07/10
Über die Vertraulichkeit des E-Post-Briefes
Zur Kenntnis, weil es eine gerade mit viel Tamtam durchs mediale Dorf getriebene Sau ist:
Der E-Post-Brief der Deutschen Post scheint zwar mächtig zu glänzen, jedoch nur einen begrenzten Goldanteil zu haben:
"VVon einer regelmäßigen Kenntnisnahme eines E-POSTBRIEFS mit elektronischer Zustellung durch den Privatkunden ist daher spätestens am Werktag nach Eingang im Nutzerkonto auszugehen. [...]
Falls der Veröffentlichung der Daten im Adressverzeichnis zugestimmt wurde, können diese Angaben [...] an andere registrierte Geschäftskunden / Versender auf Anfrage auch beauskunftet werden. Dabei nennt der Geschäftskunde Name und Postanschrift des Empfängers. [Dann wird]die E-POSTBRIEF Adresse des Empfängers [ermittelt] und [die Post] teilt sie dem Geschäftskunden mit [...]
Folglich ist sie im Rahmen der engen gesetzlichen Vorgaben zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zur Herausgabe einer Nachricht – ggf. unverschlüsselt – vor allem an Verfassungsschutzbehörden verpflichtet. [...]
Es wird darauf hingewiesen, dass Daten, die in dem Nutzerkonto gelöscht wurden, ggf. zunächst nur gesperrt und dann erst mit zeitlicher Verzögerung endgültig gelöscht werden."
06/07/10
World of Warcraft: Wenn Sie nicht wollen, daß es bekannt wird, schreiben Sie es halt nicht ... oder so
In der im Druck befindlichen Publikation "Orte der Wirklichkeit" (Springer Wissenschaft) geht es um die Nutzung Neuer Medien, um die Risiken und nicht zuletzt um die Kompetenz im Umgang mit eigenen Daten und Privatsphäre.
Von daher ist die neue Meldung besonders interessant: Das MMORPG "World of Warcraft" stellt seine Diskussionsforen im Rahmen eines "Freundschaftssystems" auf Klarnamen um - das bedeutet, daß jeder den realen Vor- und Nachnamen des Schreibenden lesen kann. Jeder kann also künftig herausfinden, wann eine reale Person (wie Paulchen Hastdunichtgesehen, Charaktername -Dragonsnightmare-) welche Meinung im Forum der gigantischen Firma geschrieben hat. Zitat:
"[Das System] wird dies zu einer besseren Umgebung in den Foren führen, konstruktive Unterhaltungen fördern und die Blizzard Community auf eine Art und Weise zusammen bringen, in der sie bisher nicht verbunden war. [Zudem] ist es für uns sehr wichtig, eine neue und innovative Umgebung für Online-Gaming zu schaffen, in der die soziale Interaktion im Mittelpunkt steht und die Spielern den perfekten Ort bietet, um langfristige und tiefgründige Beziehungen aufzubauen." - Quelle
Das betrifft auch die bereits wegen seiner befürcheter DRM-Probleme diskutierte Neuausgabe eines Klassikers, StarCraft II, und weitere Spiele. Wie fefe schreibt, steckt vermutlich das Verlangen nach der Teilhabe am Erfolg "Sozialer Netzwerke" hinter den Bestrebungen.
Nun, vermutlich wird das World of Warcraft-Spieler nicht stören - wenn doch, und wenn sie also auf freie Foren ohne Identitätsveröffentlichung ausweichen sollten, wäre es immerhin ein Zeichen für eher unerwartet hohes Problembewußtsein. Wobei wohl jemand, der glaubt, seine Online-Spielaktivität würde von dem Unternehmen nicht mit seinem Klarnamen gespeichert und gegebenenfalls auch genutzt werden, eher naiv zu nennen sein dürfte.
Personaler großer Unternehmen dürften sich jedenfalls auf wunderschöne lange Gesichter der künftigen Bewerber freuen - "Ah, Sie sind also der große Gewinn für unser Unternehmen. Toll. Und Ausdauer haben Sie wirklich. Wie ich sehe schreiben Sie ja auch noch um drei Uhr früh Beiträge mit fünf Ausrufezeichen - da waren Sie ja mächtig sauer, was?, haha ... ach weißt du, mein Junge, davon möchte unsere Firma dich auch gar nicht abhalten. Wiedersehen."
Nachtrag: Einige Benutzer wehren sich auf ihre Art: Sie vberöffentlichen Adresse, Telefon, Lebenslauf und Bilder vom Hauseingang von Mitarbeitern, die die Sache engekündigt haben.
26/03/10
Alle Deine Bilder gehören Facebook und Co. ...
Die Überschrift ist natürlich provokant gemeint. Tatsächlich hat Facebook sich die Nutzungsrechte an den Bildern (auch den Nutzerbildern) gesichert, die dort hochgeladen werden:
"Vor allem Facebook, MySpace und LinkedIn bieten den Nutzern wenig Rechte, genehmigen sich selbst aber in vielen Fällen das Recht, Daten an Dritte weiterzugeben, ohne den Zweck zu nennen. Bei Facebook geben die Nutzer zudem die Urheberechte [sic] an allen Inhalten, die sie auf der Seite posten, ab - also auch die von Profilbildern oder Partyfotos. Die getesteten VZ-Seiten belassen die Verwertungsrechte beim Nutzer",
heißt es in einer ganz guten Übersicht in der Süddeutschen. Das ist zwar nicht neu, jedoch noch lange nicht ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gelangt.
Der Artikel beruht auf den Ergebnissen einer aktuellen Untersuchung
von Stiftung Warentest, die die AGB von Facebook zitiert:
„Du
gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare,
unentgeltliche, weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte,
die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest.“
Und bei Myspace ist bei Anmeldung anzuhaken:
"Du erklärst dich
einverstanden, dass deine persönlichen Daten in die USA übertragen
werden und dort dem Gesetz der USA unterliegen. Die in den USA gültigen
Datenschutzrichtlinien können sich von denen deines Landes
unterscheiden." - MySpace
Registrierung
Nachtrag: Gerade hat Facebook eine weitere interessante Sache
angekündigt: Geplante automatische
Datenübermittlung an Partnerfirmen: "Die Datenübermittlung
findet automatisch statt, wenn ein Nutzer die jeweilige Website besucht,
während er noch bei Facebook angemeldet ist."
Siehe
auch Futurezone:
"Facebook verteidigt Datenweitergabe an Dritte"
Nachtrag II: Alle, auch privat geschaltete Mailadressen sind bei Facebook kurzzeitig einsehbar gewesen: "Auf Grund eines Fehlers waren in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch alle Mailadressen, die bei Facebook angegeben sind, für eine halbe Stunde lang sichtbar." - mehr
14/03/10
Petition gegen ELENA-Überwachung
Arbeitnehmer/innen, Beamtinnen und Beamte, Soldat/innen und
Richter/innen, die Einwände dagegen haben, daß ihr
politisch-gewerkschaftlcihes Engagement, ihre Fehlzeiten und so vieles
mehr zentral gespeichert werden sollen;
und dem großen Versprechen,
diese sensiblen Daten würden selbstverständlich sicher verwahrt und
vertraulich behandelt (eine Farce, wie Fälle von Datenklau und
Schlamperei in der Vergangenheit öfters bewiesen haben) nicht blind
vertrauen;
haben die Möglichkeit, sich an
einer Verfassungsbeschwerde gegen den “Elektronischen Entgeltnachweis”
ELENA zu beteiligen.
Es geht schnell, ist unkompliziert, aber ungemein wichtig.
03/03/10
Ein Tag zum Feiern
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gestern darf gefeiert werden: Ein Generalverdacht gegen alle Bürgerinnen und Bürger widerspricht, wenigstens in der formulierten Form, unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Und noch dazu müssen die aufgrund der Vorschrift gespeicherten Daten unverzüglich gelöscht werden, was einer zünftigen Maulschelle gleichkommt.
Allerdings gibt es durchaus ein mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache: Es ist nicht das erste Mal, daß diese Instanz unsere Herrschenden mit dem Rohrstock darauf hinweisen muß, die Grundrechte zu achten. Das ist bedenklich.
Dennoch, zur Feier des Tages etwas Unterhaltung!
25/02/10
Indizierung und Sperrung von Internetseiten - Öffentliche Anhörung des Petitionsausschusses
Die Vortragende argumentiert durchaus kompetent. Schade nur, daß sie so
unsicher wirkt und sich immer wieder Blößen gibt, die sie als
unprofessionell und unsicher erscheinen lassen.
Daß die CDU dies zu
einem Versuch nutzt, mit einem gezielten rhetorischen Florettstich das
Ganze zu sprengen, war da natürlich fast schon zu erwarten.
08/02/10
Sitzblockade gegen Google Street View-Wagen?
Das wäre doch mal eine gute Idee, nicht wahr? Wie sonst soll derlei aufgehalten und Öffentlichkeit sensibilisiert werden? Die Route der "Street Cars" wird ja teilweise schon verfolgt.
Nachtrag: Das Google-Auto war wohl ein Geflunker. Und ein Sack Reis fällt um: Ändern tut dies an der Sachlage nichts. Die Meldung des Künstlerprojekts war nicht nur absolut nachvollziehbar und technisch möglich. Google View-Wagen fahren tatsächlich durch die Lande und machen ihre Aufnahmen, das Problem ist real. In sofern ist es nicht ausschlaggebend, ob das oben getrackte Auto von Google stammt oder nicht. Vielmehr wäre es - theoretisch - sinnfälliger gewesen, ein echtes Google-Auto zu verfolgen. Doch immerhin lenkt die Kunstaktion Aufmerksamkeit auf die Sache. In dem Sinne: Mehr davon!
Tech Tags: owl-content
26/01/10
Top-Feature: Öffentliche Videoüberwachung im Mitte-Café
Vermutlich ein mittlerweile alter Hut, aber im Café Barcomis in Mitte wird eine wohl während der Öffnungszeiten aktive "Live-Cam" angeboten, über die man die Räumlichkeiten des Cafés bewundern kann - und auch gleich sieht, wer denn gerade mit wem Kaffee trinkt. Wie in den folgenden Bildzitaten zu sehen, ist die Webcam bei vollem wie leererem Hause aktiv, und es sind einige Gäste durchaus gut erkennbar (die Screenshots sind zudem stark verkleinert; der Unschärfeeffekt bei der Dame im Vordergrund oben ist Bewegungsunschärfe). Mit Googles angekündigtem Gesichtserkennungs-Feature könnten sie dann irgendwann auch direkt und namentlich identifizierbar werden.
Hauseigene Webcam, zu der das Café von seiner Webseite aus verlinkt.
Am
Dienstag ist es zwar noch recht leer, aber warum gehen die anwesenden
Gäste nicht ihrer Arbeit nach? Haben sie keine? Sind sie etwa
krankgeschrieben? Fragen über Fragen.
Und wer trifft sich am Sonntag Mittag mit wem?
Ob den
Abgebildeten sich wohl wirklich bewußt ist, daß sie gut erkennbar
beobachtet werden können?
Die Gäste werden vermutlich mehr oder minder unbewusst irgend einer kruden AGB zugestimmt haben, gemäß der ihre Tätigkeit innerhalb Etablissements weltweit ausgestrahlt werden darf. Ein klarer Mangel ist jedoch die Abwesenheit einer WC-LiveCam. Ach ja und Ton wäre nett!
Ein schöner Fall von Lamm Läuft Begeistert Zur Schlachtbank. Es ist zu befürchten, daß dieses Beispiel (weiter) Schule macht.
Merke: Nur noch mit Sturmhaube ins Café gehen.
Nachtrag: Zufall, am 28.1. kam in den Tagesthemen ein Beitrag über das einfache "Abhören" bzw. "-sehen" (auch mit Ton) von Sicherheitskameras in Apotheken und anderen Geschäften. In diesem Falle hier ist es noch einfacher.
Bei der Gelegnheit: Ein Interview zum thema Privatheit im Internet, Google Street view, Geichtserkennung dergleichen.
25/01/10
Entwurf zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag: Totalschaden, auch für Weblog-Betreiber
Es muß vorangeschickt werden, daß ich mir nicht sicher bin, ob das Ganze ein sogenanntes "Fake" ist oder tatsächlich in dieser Form vorliegt. Der mutmaßliche Entwurf für einen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag liest sich jedenfalls wie ein Witz.
So wird dort verlangt:
"Ist eine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung auf Kinder oder
Jugendliche unter 16 Jahren anzunehmen, muss die Sendung durch
akustische Zeichen angekündigt oder durch optische Mittel während der
gesamten Sendung als ungeeignet für die entsprechende Altersstufe
kenntlich gemacht werden."
Sprich, wenn Sie das nächste Mal
einen etwas drastischeren Krimi oder Actionfilm genießen wollen, soll
dort die ganze Zeit ein Warnkennzeichen leuchten.
Weblog- und Forenbetreiber müssten stets sämtliche Inhalte auf eine mögliche Gefährdung hin kontrollieren, bewerten und ggf. löschen:
"Die Kennzeichnung von Angeboten, (...) (die) nicht vollständig in den Verantwortungsbereich des Anbieters fallen, insbesondere weil diese von Nutzern in das Angebot integriert werden (...) setzt voraus, dass der Anbieter nachweist, dass die Einbeziehung oder der Verbleib von Inhalten im Gesamtangebot verhindert wird, die geeignet sind, die Entwicklung von jüngeren Personen zu beeinträchtigen. Der Anbieter hat nachzuweisen, dass er ausreichende Schutzmaßnahmen ergriffen hat. Dieser Nachweis gilt als erbracht, wenn sich der Anbieter dem Verhaltenskodex einer anerkannten Einrichtung der Freiwilligen Selbstkontrolle unterwirft."
Man "unterwirft" sich einem Feind oder einem Despoten, nicht aber etwas,
das man achten will.
Noch viel schwerwiegender aber ist der Umstand,
daß man im Falle einer "Beeinträchtigung" (auch schon bei
Beeinträchtigung bis 6 Jahre, so scheint es)
"durch technische oder sonstige Mittel die Wahrnehmung des Angebots
durch Kinder oder Jugendliche der betroffenen Altersstufe unmöglich
macht oder wesentlich erschwert oder
2. die Zeit, in der die Angebote
verbreitet oder zugänglich gemacht werden, so wählt, dass Kinder oder
Jugendliche der betroffenen Altersstufe üblicherweise die Angebote nicht
wahrnehmen."
Wie immer das technisch gehen soll. Damit eine Zugriffssperre für bestimmte Altersgruppen technisch umgesetzt werden kann, wäre der nächste Schritt die Einführung eines Internet-Passes, der das Alter des Benutzers verifiziert; dies wiederum wäre wohl nur möglich durch biometrische Identifizierung (Fingerabdruck, Gesichtsbild) bei Benutzung. Vielleicht steckt das hinter solchen Überlegungen.
Das Ganze ist vollkommen absurd. Aber wahrscheinlich soll es nur als
Grüner Elefant dazu dienen, ansonsten undurchführbare Beschränkungen als
"vergleichsweise nicht so schlimm" durchzudrücken.
Oder
es ist wirklich eine Fälschung, die in sofern beachtlich wäre, als das
Vorgegebene unseren offensichtlich mit den Neuen Medien völlig
überforderten führenden Damen und Herren vollkommen zuzutrauen ist.
17/01/10
Allgegenwärtige Gesichtserkennung: DIE ZEIT ruft zu Flashmobs vor Googles Serverzentren auf
Die Firma Google möchte in ihr Mobiltelefon Nexus eine Funktion integrieren, die die automatische Gesichtserkennung und somit Identifizierung von Passanten via Internet ermöglicht. Damit wäre - wenn die Technik dann ausgereift sein wird - theoretisch jeder, jederzeit, überall persönlich erkennbar, dessen Foto irgendwo im Internet gespeichert ist. Keine angenehme Vorstellung, zu der der Ausspruch des Vorstandsvorsitzenden passt, "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, daß es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun." (ZEIT Nr. 3 2010, S.1) - na dann Sieg Heil Kameraden.
Sehr erfreulich daher, daß die ZEIT dieses Thema Google und Gesichtserkennung auf Seite 1 gepackt hat. Das ist weder technisch noch politisch neu, aber kommt durch die Titelseite aus dem Eck der Datenschutz-Bürgerrechtsgruppen heraus in eine breitere Öffentlichkeit. Gemäß dem Grundsatz, daß eine Demokratie nur so stark ist wie ihre Bürger, wird dort gegen die geplante allgegenwärtige Gesichtserkennung zu Aktionen aufgerufen: "Mit Demonstrationen oder Flashmobs vor Googles geheimen Serverzentren."
Bleibt zu hoffen, das andere Zeitungen dem Beispiel folgen und tatsächlich eine nachdrückliche gesellschaftliche Diskussion entsteht. Wir sollten schließlich nicht gezwungen sein, alle mit Pappkisten auf dem Kopf herumrennen zu müssen.
PS. Passend dazu: Der Mensch darf nicht zum reinen Datensatz verkommen, soll aber eben dazu gemacht werden, schreibt Frank Rieger (CCC) in der FAZ.
PPS. Und ELENA hat sich auch schon schön eingeschlichen. Also jetzt seid alle brav, dann passiert Euch schon nichts. Sitz, Arbeitnehmer.
16/01/10
Demokratie muß erarbeitet werden
Wegen seiner Bedeutung und mangels Zeit erlaube ich mir den
Beitrag des Schockwellenreiters an dieser Stelle zu spiegeln (er ist
ja keine Redakteurin von der taz, hat zudem eine CC-Lizenz implementiert
und wird mich also nicht dafür abmahnen.)
Prignitzer Unternehmer ruft zur Rebellion gegen Elena auf: An die DDR-Staatssicherheit fühlt sich Frank Ziggel erinnert, wenn er den Fragenkatalog für den Elektronischen Einkommensnachweis, kurz Elena, vor sich hat. [So] muß der Software-Entwickler etwa ausfüllen, wie oft [seine Angestellten] sich krank gemeldet haben, warum sie die Arbeitszeit reduziert haben und ob es eine Abmahnung gegeben hat. »Da wird ein Steckbrief verlangt« [...] Und deshalb hat er sich entschlossen, Elena zu boykottieren. Ihm droht nun ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro, aber das will er in Kauf nehmen. »Demokratie muß erarbeitet werden«, sagt er. [Märkische Allgemeine] |