27/02/11
Item DM-Wahl, Item Liga: Gremium/Teamanmeldungen/Kritik
Item. Wahl Ort der Deutschen Meisterschaft 2011
Die Wahl
zum Austragungsort der Deutschen Meisterschaft 2011 läuft noch bis
einschließlich morgen. Es stehen zur Wahl: Der traditionelle Ausrichter
der vergangenen dreizehn Jahre, Berlin, und der Herausforderer Waidhaus.
Abgestimmt
werden kann → hier.
Die Diskussion findet sich → im
Forum.
Nachtrag: Die Wahl ist abgeschlossen, die Stimmen
sind ausgezählt. Das Ergebnis → steht
im Deutschen Jugger-Blog.
Item. Ligagremium
Das
neu gewählte Liga-Gremium, bei dem analog zum Film neun Städte über die
zukünftige Gestaltung der Jugger-Liga beraten, wird am kommenden
Wochenende, den 5. und 6. 3., in Lippstadt tagen. Die zu besprechenden
Themen → finden
sich im Jugger-Forum. Weitere können noch ergänzt werden.
Es
wird heute auch das Ergebnis der Abstimmung bekanntgegeben, ob die
Gremienmitglieder veröffentlicht werden (weshalb auch immer das zur
Disposition stand). An diese können sich Jugger dann auch direkt mit
Themenwünschen wenden.
Addendum: Die Namen der einzelnen
Städtevertreter sind nun → im
JTR einsehbar.
Item. Ligateamanmeldungen
Die
Frist für die Anmelungen der Ligateams für die kommende Saison läuft,
angemeldet werden können Ligateams → hier
im JTR. Auch Teams, die 2010 bereits gemeldet waren, müssen sich und
ihre Stammspieler neu anmelden. Die Anmeldung ist noch bis 1. April
offen.
Item. Kritik am Ligagremium
Daniel
Ebbert hat sich → im
Jugger-Blog einige Gedanken zur Arbeitsweise des Liga-Gremiums gemacht
und dabei einige grundsätzliche Punkte bemängelt.
26/02/11
"Dem Lügenbaron den Schuh zeigen": Die Demo
Aktualisierung: Guttenberg tritt zurück, meldet
die Tagesschau gerade. Der werthe Herr Von-Und-Zu
Verteidigungsminister, der ohne Sondergenehmigung nicht einmal hätte
promovieren dürfen gemäß seiner Benotung, hat sich endlich wenigstens
ein wenig der Verantwortung stellen müssen. Auch wenn er sich
selbstverständlich als armes Opfer einer bösartigen Medienmaschine, ja
Intrige zu sehen scheint.
Unsere Regierung hat sich aber bereits über
alle Maßen lächerlich gemacht und den deutschen Wissenschaftsbetrieb
schwer beschädigt. Diesen Schandfleck tilgt auch kein verspäteter
Rücktritt.
---------
Für eine kurzfristig anberaumte Demonstration war der Protestzug gegen das Verhalten von Verteidigungsminister Guttenberg in Sachen seiner offenbar größtenteils abgeschriebenen Dissertation durchaus recht gut besucht. Von 500 Teilnehmenden ist die Rede. Gelohnt wurde es mit bestem Wetter und guter Stimmung.
Einzig schade ist es, daß kein fähiger Ad-Hoc-Redner organisiert werden konnte, der eine gehaltvolle, fundierte und tiefgründige Ansprache zu halten verstand (was zu diesem Thema nun gar kein Problem darstellen sollte); so blieben die Reden auf einem dem Anlaß wenig angemessenen eher kindischen und hilflosen Niveau. Dafür traten auch fantasievoll ausstaffierte Demonstranten auf, wie eine junge Frau mit Doktorhut und Pinoccionase. Abschließend wurden dann Schuhe als Zeichen der Verachtung auf den Zaun des Verteidigungsministeriums gesteckt.
Einige Bilder und Pressereaktionen finden sich her. Immerhin sind stern.de, rbb und dpa darauf aufmerksam geworden.
Addendum: Süddeutsche, Berliner Zeitung, das Presseecho auf die Schuh-Aufsteckung ist beachtlich.
Addendum: Ein offener Brief an Frau Dr. Merkel mit (theoretisch wenigstens) 35.000 Unterzeichnern steht hier im Internet bereit (und ist unterzeichnbar)
Nachtrag
25/02/11
"Dem Lügenbaron den Schuh zeigen": Anmaßung?
Am Samstag soll in Berlin eine Demonstration gegen Verteidigungsminister
Guttenberg stattfinden. Im
Protestaufruf wird der Slogan ausgegeben: "Dem Lügenbaron den Schuh
zeigen". Dazu wurde ein Plakat entworfen, auf dem Leute Guttenberg
Schuhe zeigen (Abb. unten).
Abb.:
"Schuhe zeigen" auf einem online verbreiteten Plakat zur Demonstration.
frank.geekheim.de
Ein empörter Blog-Kommentator schrieb daraufhin:
"Diese Aktion ist in ihrer Schlichtheit und Anmaßung kaum noch zu unterbieten. Während in Arabien die Menschen ihr Leben riskieren, verkommt der Protest bei uns zum Karneval mit billiger, geklauter Bildsymbolik. [...] Ihr Berliner Demonstranten aber seid genauso selbstbezogen und abgehoben wie der Lügenbaron, eben echte Wohlstandskinder. Während Menschen in anderen Weltgegenden um Ihre Freiheit kämpfen, kämpft ihr mit Eurer eigenen Beschränktheit."
Es handelt sich bei dem Fall des adligen Herrn Ministers meines Erachtens um kein Kavaliersdelikt und auch nicht um eine karnevaleske Groteske; vielmehr wurde der deutsche Wissenschaftsbetrieb von führenden Vertretern der Regierung in ihrer Beschwichtigungsrhetorik zu einem niedlichen Accessoire der Politik degradiert, die Vorgänge um diese Sache sind schwerwiegend.
Darüber hinaus: Warum nicht Traditionen anderer Völker übernehmen? Einen
Schuh zeigen, ist tatsächlich eine überaus deutliche Form, Verachtung zu
zeigen. Warum also sich nicht der Bildsprache des Nahen Ostens bedienen?
Wenn
erst Schüsse fallen müßten, um deutlichen und nicht zuletzt friedlichen
Protest zu legitimieren, wäre es um unsere Demokratie schlecht bestellt.
Abgesehen davon: "Wohlstandskinder" ist hier ohnehin eine dümmliche
Diffamierung politisch Engagierter, denn "Wohlstandskinder" werden eher
nicht für die Demokratie kämpfen. Wer sich solcherlei Rhetorik bedient,
offenbart sein Wesen als Gegner einer selbstbewußten demokratischen
Gesellschaft.
Nein, ich denke, wir tun gut daran, wie schon vor fünfhundert Jahren von den arabischen Völkern zu lernen. Gerade jetzt.
Wer also seinen Unmut kundtun möchte, mag dies tun am
Samstag, 26. Februar 2011, 12:30 Uhr,
Potsdamer Platz,
Berlin, an der historischen Ampel
Ende:
Bundesverteidigungsministerium, Stauffenbergstraße
Hashtag
bei Twitter: #guttbye
23/02/11
Knaben mit Ziegen und Widdern
Inspiriert vom Schockwellenreiter: Gleich mehrere Skulpturen von Ziegen hinter sich her zerrenden Knaben finden sich in Berlin, unter anderem vor einer Wilmersdorfer Polizeidirektion sowie, sich entgegenstrebend, zwei gleiche Skulpturen auf dem Savignyplatz. Die Hintergründe gerade dieses Motivs - Junge bändigt Ziege/Schaf - wären interessant zu wissen.
Die beiden Skulpturen auf dem Savignyplatz von August
Kraus (1928)
Junge mit Ziegenbock vor einer Polizeidirektion in Wilmersdorf, von Hans
Latt (1918)
Auch einen der alten Meister inspirierte dieses Nebeneinander von
buchstäblicher Rauhbeinigkeit und verletzlicher Jugend: Caravaggio in
seiner Darstellung von Johannes
dem Täufer (1602), der einen Widder umarmt (eine interessante
Diskussion um die Frage, wie Caravaggio den nackten Knaben mit Widder
als Johannes den Täufer ausgewiesen habe - oder wie gerade nicht -,
findet sich in einem Artikel von Valeska Rosen, " Bedeutungsspiele in
Caravaggios Darstellungen Johannes’ des Täufers",
www.deubner-preis.info/von_rosen.pdf).
(Photo:
zenra)
Wo gibt es noch weitere derartige dem Ziegenbock oder seinem Verwandten
huldigende Skulpturen in Berlin (oder anderswo)?
22/02/11
Archiv der Jugendkulturen erhält Kulturpreis 2010
Das Archiv der Jugendkulturen, in dem ich die Freude habe das neue Jugger-Buch veröffentlicht zu haben, erhält den Kulturpreis 2010 der Kulturpolitischen Gesellschaft. Immerhin dotiert mit 2.000 Euro, besser als das übliche Nichts. Die öffentliche Verleihung findet am 24. Februar im Archiv der Jugendkulturen statt.
Herzlichen Glückwunsch - möge es zum Florieren des Archivs beitragen!
(via jugendszenen.com)
20/02/11
Wein, Whisky und Tabak: Kentucky Bird
Und wieder einmal gibt sich der Uhu die Ehre der Verkostung. Dieses Mal möchten wir uns einem Genuß widmen, der ob seiner durch Gier geprägten Hingabe vielerorts zu einem Laster verkommen ist und nun mit um so größerer Keule in teilweise durchaus blinder Wut niedergebracht wird: Dem Trinken von Tabak, wie man es in der Neuzeit bildhaft nannte. Es ist ein Glück, daß sich in der Stadt Berlin der Fundamentalismus der Nichtraucherkampagnen noch nicht durchsetzen konnte - hingegen ihre durchaus vernünftigen Ausprägungen schon - und also immernoch Rauchercafés und -kneipen betrieben werden können, wo dieses Kulturgut, das in Bausch und Bogen zu verdammen ebenso dumm ist wie es vorbehaltlos zu umjubeln, geehrt werden kann.
Eine Form, die sich der Gier weitgehend schon durch ihre Darreichung weitgehend verschließt, ist das Pfeifenrauchen. Wenigstens auf zivilisierte Art sollte eine Pfeife schließlich wenigstens einen Tag lang nach Gebrauch zum Trocknen ruhen; selbst Pfeifenkarusselle mit mehreren Modellen, die den häufigen Genuß durch täglichen Wechsel ermöglichen, öffnen doch nicht den Weg zu jenem Phänomen, mit dem insbesondere Zigarettenraucher früher oder später zu kämpfen haben, dem hilflosen Massen- und Kettenkonsum nämlich.
Eine Pfeife ist schon durch den Akt des Befüllens, der gewissenhaft mal fester, mal lockerer zu stopfenden Tabakmasse, und nicht zuletzt nach dem Genuß durch die notwendige, mit Ruhe vorzunehmende Reinigung der einzelnen Teile mithilfe des Bestecks und der Pfeifenreiniger ein Objekt, das für einen schnellen Konsum nicht taugt. Und so sollte sie dann auch geraucht werden: Bedächtig und Raum gebend für die Aromen und die Gelegenheit zum Verweilen auf einer Insel der Ruhe in einer hektischen Zeit. Ein guter Wein oder ein kleiner Whisky, ein ruhiges Brettspiel oder entspanntes Philosophieren wird hier ganz fraglos gute Dienste leisten. Es sollte aber durchaus auch gelegentlich so sein, daß der Pfeife ganz allein alle Aufmerksamkeit gebührt. Von besonderer Bedeutung ist da natürlich der Tabak. An dieser Stelle sei ein besonderes Kraut gewürdigt.
Item. Kentucky Bird Mixed Cut
Dieser Pfeifentabak, der mit dem etwas einfältigen Spruch "with natural flowers" wirbt, erweist sich als kleines Fundstück. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die mal mehr, mal weniger mit Vanille oder Pflaume versetzt werden - einige schräge Varianten wagen sich gar an den Apfel, mit zu erwartendem kaugummiähnlichem Ergebnis - verzichtet der Kentucky Bird auf solche simplen Aromeneinschläge. Der Geschmack des Tabaks ist dementsprechend angenehm würzig, keinesfalls aufdringlich, zugleich aber auch nicht zu leicht. Ein Tabak, der sich sehr zu guten Getränken eignet, aber vor allem für sich geraucht seine Qualitäten entfaltet. Für Pfeifenraucher, die ansonsten eher stark aromatisierte Tabake nehmen, mögen die ersten Pfeifen etwas farblos erscheinen, einfach weil sich beim Kentucky Bird keine einzelne Geschmacksnote in den Vordergrund drängt; die sanfte Komplexität kommt dann aber rasch zum Tragen und belohnt ein wenig Ausdauer und den Verzicht auf die beliebte Überaromatisierung. Der Geruch der Pfeife selbst ist durchaus angenehm.
Kurz und gut, ein ausgezeichneter Tabak auch als gehobener Dauergast.
Hersteller: Stanwell.
Tabake: Virginia, Kentucky.
Schnitt:
Mixed Cut, bereits recht kurz, aber noch krautig; gut zu stopfen.
Geschmack:
Würzig, in Richtung Kräuter.
Intensität: Sanftes, aber
nicht schwaches Aroma, komplex.
Haltbarkeit: In der Folienverpackung
gut. Mit einer getrockneten Apfelscheibe auch später gut
wiederzubefeuchten. Beginnt auch nicht zu schnell zu krümeln.
Aromaverlust:
In der Folienverpackung gering.
Abbrennverhalten: Auch längere Zeit
nach dem Öffnen recht gleichmäßig, stabil.
Pfeifenerhitzung:
Mäßig.
Preis: 50g zu ca. 7€ (2010)
19/02/11
Gerechtigkeit
Für die Sargnagelbestandsaufnahme:
Während die Damen und Herren Volksvertreter unter mächtigem Theaterdonner über 5 Euro mehr für Arme "verhandeln",
räumen die Vertreter jenes die Finanzkrise mitzuverantwortenden Systems, hier einer durch den Bund gestützten Bank, im unteren dreistelligen Millionenbereich "Bonus-"zahlungen ab.
18/02/11
Herr Dr. Xerox von und zu, mit und durch
Eine Zusammenfassung
vieler, teilweise wörtlich übernommenen Passagen für den summa cum laude
bietet die Süddeutsche. Ob die Adenauer-Stiftung wohl einen
Ehrendoktortitel als Ersatz für den Notfall im Koffer hat?
Es
ist doch immer wieder faszinierend zu beobachten, wie geschmiert das
System Konservativismus mit seinen Seilschaften, Mauscheleien und
Zuschanzungen funktioniert, gekleidet in ein Gewand voller hehrster
Moral.
Und es zeigt sich auch schon ein neuer Bestseller am Horizont (vorsicht Satire): Andi Zottmann, Deutschland schreibt sich ab.
Aktualisierung: Sauber, gemäß Guttenplag
liegt der blaublütige Herr Von und Zu bereits bei 68,7% Kopieranteil
(=schamloses Abschreiben der Leistungen anderer). Sogar
bei der ZEIT hat der Freie Herr sich großzügig bedient, und das als
Mitglied einer Partei, die gegen Raubkopien eintritt ...
Das ist für
ein summa cum laude, die bestmögliche Bewertung für herausragende
Forschungsarbeit, nicht übel.
QED: CSU-Mitgliedschaft lohnt
sich! Da braucht man nur noch einen Stapelscanner für den eitlen Titel.
Nachtrag: Ah, wie zu erwarten war, scheint es noch mehr Leichen im Keller der promovierten Politik zu geben. Wie sonst die Furcht der FDP davor, daß Abgeordnete nun unter "Generalverdacht" gestellt werden könnten. Das dürfte noch interessant werden - Internet ist eben nicht nur im Nahen Osten ein unbequemes Ding.
Aktualisierung: Der Titel ist
ihm aberkannt worden. Ob das genügt, ihn der mutwilligen Täuschung
und des Schwindels zu bezichtigen (offiziell)? Jedenfalls wird es wohl
keine rechtlichen Schritte geben (wo kämen wir da hin), und über die
Sache wird schon Gras wachsen, viel zu sehr lechtzen die Deutschen nach
einem hehren Adelsherren über sich (73% der Deutschen finden ihn und
seine öffentliche Entwürdigung der deutschen Wissenschaft laut ARD ganz
fesch). Fragt sich nur noch, was erbärmlicher ist: Sein Versuch, die
Sache zu kaschieren, oder seine lächerlich klingende Aussage, er sei
doch völlig überlastet gewesen und habe sinngemäß einfach gar nicht
bemerkt, daß er abgeschrieben habe (sprich, eine Doktorarbeit ist in
seinen Augen wohl eine Angelegenheit ohne Bedeutung und daher nebenher
abzuhaken), oder gar die Aussage der Volxkanzlerin, er sei quasi
schizophren und im Parlament Politiker, während das als Akademiker eine
völlig andere Sache sei. Oder daß er sich erdreistet, im Parlament gar
zu drohen, nach seiner den Namen nicht verdienenden "Entschuldigung".
Nebelkerzen
und Schmierentheater, was sich ausgezeichnet eignet, um die wahren
Probleme und Ungerechtigkeiten des Landes zu überdecken.
So,
genug gemeckert, jetzt packen wir das Popcorn aus und fragen mal ganz
unschuldig: Gibt
es irgendwo, rein zufällig, nur so als Idee, vielleicht, eventuell ...
schwarze Kassen? Naaaa? Es wird doch noch etwas Verlass auf die
Konservativen sein!
Und der neueste Renner auf dem Elektronikmarkt: Die sogenannte Guttenbergtastatur!
16/02/11
Begriff der Woche: "Flüchtlingsproblem"
Erst Diktaturen, Folterknechte und Selbstbedienungspotentaten stützen und nach Strich und Faden hofieren, und wenn dann die ausgebeuteten Menschen es satt haben und ins von ihnen unwillentlich mitgetragene Gelobte Land ziehen wollen, sie zu Kriminellen erklären. Wer sich in solchen Zeiten erdreistet, in irgend einer Sache mit der "höheren Moral" Europas zu argumentieren, dem gehört die Zunge herausgerissen, in Butter geröstet und rektal wieder eingenäht.
Wie sagte unser aller Innenminister de Maizière in den Tagesthemen? "Wir sind humanitär (...) aber die Frage muß jetzt europäisch und vor Ort gelöst werden, und nicht auf unsere Kosten." Gut, daß wir einen haben, der unsere hart erarbeiteten Pfründe schützt.
13/02/11
Volksentscheid über Berliner Waser erfolgreich!
Der Volksentscheid über die Privatisierungsvorgänge des Berliner Wassers ist erfolgreich verlaufen. Ein Punkt mehr gegen Privatisierung von esssentiellen Strukturen.
Wein, Whisky und Tabak: Der Uhu verkostet
In Uhus kleinem Nest wird fortan dann und wann eine Köstlichkeit
verkostet werden, grundsubjektiv gemäß dem Urteil eigener
Geschmacksknospen und somit ultimativ wahr.
Neben herausragenden
Weinen werden sich hier Whiskys die Ehre geben (überwiegend schottischer
Art; kaum kanadische und nur seltener irische und wohl kaum
amerikanische Whiskeys), aber auch hin und wieder Pfeifentabake.
Durchaus sollen auch Begleiter in Erscheinung treten, beispielsweise
Brot.
Dabei kommt es ausdrücklich nicht auf Qualität qua Investition
an - es werden also Dinge für den kleinen Geldbeutel besungen, die
dennoch herausragend in ihrem Geschmack sind, eben die wahren
Fundstücke; denn für Unsummen kann ein jeder köstliche Dinge erstehen
und damit protzen, das ist eine triviale Kunst.
Item. Giacondi, Nero d'Avola 2009 (Rotwein)
Beginnen wir unsere kleine Serie also mit einem ganz ausgezeichneten
Rotwein, einem Merlot.
Es handelt sich um einen trockenen, aber
sehr vollmundigen Rotwein, mäßig schlierend, von angenehm dunkler und
satter Farbe, leicht ins Dunkelblaue, jedoch noch nicht ins Schwärzliche
gehend. Sein Bouquet ist komplex und kompakt, und wenn irgendein Kenner
einmal von einem Wein gesagt haben soll, er rage im Abgang "rhombisch in
den Hals", so füllt dieser die Mundhöhle auf sphärische Weise.
Seine
Würze macht ihn zu einem guten Begleiter gerade von deftiger gewürzten
Speisen. Jedoch wird damit seine eigentliche Qualität verschenkt: Am
besten sei er allein gewürdigt, zu einem Glas Wasser vielleicht, und in
angenehmer Gesellschaft. Wenn Spielereien in Gestalt von Begleitspeisen
gereicht werden sollen, dann sollte auf Oliven, aber auch auf die hier
und da so sehr empfohlene Bitterschokolade - ein populärer Irrweg -
verzichtet werden. Stattdessen wird ein doppelt gebackenes Krustenbrot
mit ein wenig guter Butter einen durchaus akzeptablen Begleiter abgeben,
auch um dem Gaumen zwischen den Schlucken Ruhe zu gönnen.
Was
das Dekantieren betrifft, so nimmt es dieser Wein nicht übel, direkt aus
der Flasche ausgeschenkt zu werden. Er gewinnt noch, wenn man ihn ein
wenig atmen läßt. Zu lange angebrochen (auch in wiederverkorkter
Flasche) nimmt er jedoch rasch an Qualität ab.
Würzig wie dieser Wein ist, ist er zunächst auch süffig, jedoch aufgrund seiner Geschmacksvielfalt eher nicht zu mehreren Glas zu trinken; ein genossenes Glas bringt ihn am besten zur Geltung, jedes weitere dient nur mehr der Abstumpfung. Ein geräumiges Glas ist dringend zu empfehlen. Auch sollte ein Korken bereitgehalten werden, da hier von Hause aus leider ein Kunststoffkorken zum Einsatz kam.
Fazit: Ein Tropfen, der sich auch vor teuren Weinen nicht zu
verstecken braucht. Sicherlich kein Muß, aber ein hervorragender guter
Wein für entsprechende Anlässe, oder auch gelegentlichen zum ruhigen
Genuß. Seine Auszeichnung - Berliner Weinmedaille in Gold 2010 - hat er
verdient.
Jahrgang: 2009
Umdrehungen: 14%
Preisklasse:
Unterste (ca. 3€) .
Korken: Kunststoff.
Richtung:
Trockener Rotwein, würzig und vollmundig.
Zu Speisen: Gut
geeignet, richtig gewürdigt jedoch nur als Einzelwein.
Speisenart:
Auch Deftiges, dunkles Fleisch und Scharfes.
Begleitspeisen: Doppelt
gebackenes Krustenbrot (Roggen) mit guter Butter.
Süffigkeit: Kein
Trinkwein - ein, maximal zwei Glas mit bewußten Sinnen.
Wertung:
3 Üvens
12/02/11
Stadtraumverschuhschachtelung
In Berlin bestehen dank der ehemaligen Mauer immernoch zahlreiche Freiflächen, die das Stadtbild deutlich auflockern. So auch auf der Grenze zwischen Treptow und Neukölln.
Obwohl die oben gezeigte Freifläche in der Mitte hinten von einem
bunkerähnlichen Bau begrenzt wird, der einen Supermarkt beherbergt, soll
nun ein weiterer Einkaufsmarkt auf der vorderen Fläche entstehen. Das
Bauschild verspricht ein weiteres Paradies für die Blechkistern, derer
nur jeder zweite Berliner eines besitzt. Abgesehen davon gibt es in
Laufnähe mindestens drei weitere Supermärkte aller Couleur (und von
nicht minder abstoßender Schuhschachtelästhetik) sowie einen Großtempel
("Arcaden", Forum", "Zentrum" oder wie sie alle heißen).
Das
ist die Absurdität des Kapitalismus in Reinform: Jede Freifläche mit
Konsumtempeln zuzubetonieren, während zugleich die Kaufkraft dank
Arbeitslosigkeit schwindet. Brauchen wir unbedingt, können wir nicht
ohne leben. Berliner Stadtentwicklung vom Feinsten.
Aktualisierung: Links unten klebt übrigens dieser Zettel:
11/02/11
Die Betongranate: Einmann-Brandwachbunker an der Hasenheide
Im Hinterhof eines Altbaus an der Hasenheide in Berlin-Neukölln steht ein rund zwei Meter hohes Ding, das aussieht wie eine übergroße Granate. Es hat eine schwere Tür und rundum Sehschlitze. Zugang zu einem unterirdischen Stollensystem? Die letzte Geheimwaffe?
Die Lösung ist recht einfach: Es handelt sich dabei um einen "Einmannbunker" („Behelfsmäßiger Schutzraum für Einzelpersonen“) aus dem zweiten Weltkrieg, der, wie ein Bunkerexperte erklärte, als Brandwachstand diente und bei Fliegeralarm mit einer Wache besetzt wurde. Von dort drinnen wurden dann während des Bombardements die umliegenden Häuser beobachtet, während sich die übrige Bevölkerung in Kellern oder hinter Flakgeschützen verbarrikadierte. Brach irgendwo ein Feuer aus, so konnte über ein eingebautes Telefon der Kontakt mit einer Feuerwache hergestellt und es konnten (idealerweise) Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Nicht gerade eine beneidenswerte Situation für den Ausharrenden, zumal der Bunker auch gegen Nahtreffer kaum Schutz geboten haben dürfte.
Über einen weiteren Einmannbunkertyp findet sich ein Bericht bei den Berliner Unterwelten.
08/02/11
Entdeckung einer neuen Spezies: Rhinogradentia
Zur Mittagspause: Eine erquickliche Lektüre im Zoologiestudium, und
immer wieder einen erfrischenden Blick wert, ist das legendäre kleine
Büchlein "Bau und Leben der Rhinogradentia" von Prof. Dr. Stümpke (alias
Porf. Dr. Gerold Steiner), erschienen im renommierten Gustav Fischer
Verlag /Fachbuchreihe. Hier beschreibt er, und zwar ganz im Stile und
entlang der Taxonomie und Zitierkonventionen der Zoologie, die
Entdeckung der Nasenfüßler auf dem Archipel der Heieiei-Inseln, die
bedauerlicherweise einem Kernwaffenversuch zum Opfer fielen.
Zu
lesen ist darin von den Schicknasen (Hypogeonasida), Nasenhopfen
(Hopsorrhina), Wandelnasen (Epigeoasida) und zahlreichen weiteren
Gattungen. Beschrieben werden sie bis hinein ins Skelettgerüst (Abb. 2)
und Embryoentwicklung, die Anpassung an ökologische Nischen und alles,
was sonst in eine gute zoologische Fachpublikation gehört. Leben und
Jagdtechniken werden eingehend beleuchtet, so beim Schneuzenden
Schniefling Emunctator sorbens (Abb. 1), der "aus seiner
langgezogenen Nase lange, feine Fangfäden [schneuzt], die ins Wasser
hängen und an denen dort kleine Wassertiere hängen bleiben." (S.
20)
Abb1: Akademische Illustrationen im Buch: Emunctator sorbens, Taf. IV, S. 21
Abb.2: Beschreibungen bis ins osteologische Detail, Otopteryx volians, Skelett. 1. Articulatio nasofrontalis; 2. Nasur; 3. ..., Abb. 10, S. 45
Nun wird im Nachwort wie gesagt darauf hingewiesen, daß das Archipel im Meer versunken sei und mit ihm alle Rhinogradentia. Doch wie groß die Überraschung, als sich ausgestopfte Exemplare finden!
Schön, daß dieses nette fantastische Büchlein von 1957 nicht in Vergessenheit geraten ist. Weiteres siehe auch im Scienceblog.
07/02/11
"Würdevoller Abgang", "Humanitäre Behandlung"
Merkwürdige Vokabeln, mit denen wir, die ehemaligen (?) Verbündeten des
Regimes Mubarak (und immernoch Verbündete anderer "Stabilitätsgaranten"
in völliger Ignoranz von Menschenrechten und Freiheit), jenem nun ein
Schlupfloch zu öffnen bemüht sind, am besten in eine deutsche Luxusklinik.
Wie
dies wohl auf die in seinem Namen zusammengeschlagenen Bürger Ägyptens
wirken muß?
03/02/11
Volkszählung 2011: Die Nachbarn ausfragen
Man möchte es für einen schlechten Scherz halten: Wer sich den unbekannten ehrenamtlichen (und wohl auch zwangsverpflichteten) Volkszählern entzieht, über den werden dann Nachbarschaft und Familie ausgefragt. Und für den Datenschutz gilt: Fehlanzeige. Die persönlichen Daten werden über Jahre zentral gespeichert. Das sind totalitäre Züge.
Nachtrag: Zwei Fragen müssen erlaubt sein: Werden führende Politiker ebenso und von zufälligen Erhebern befragt werden? Gilt dies auch für Superreiche und Manager?
Liebig 14: Gute Verwendung von Steuergeldern
Da weiß man, was man hat: 2.500 Polizisten zur Räumung der Liebigstr. 14 in Friedrichshain, Steuergelder satt zugunsten von gewinnorientierten Immobilienbesitzern. Rechtlich gesehen vollkommen korrekt. Gesellschaftlich gesehen äußerst fragwürdig.
Eine Chronologie der Ereignisse findet sich bei der taz.
02/02/11
"Der Sternenmaler" wird bald fertig sein
Das Bilderbuch "Der Sternenmaler", das vom Künstler Marcus Klein illustriert wird, befindet sich gerade unter Hochdruck in Arbeit.
Wir werden das Buch im Rahmen einer Ausstellung mit Lesung und "Making Of"-Dokumentarfilm auf den diesjährigen "48 Stunden Neukölln" vorstellen. Details folgen zu gegebener Zeit.