17/10/16
Uhus finest-assorted Weblog Droppings ziehen um
Ab sofort finden sich Uhus *finest-assorted* Weblog Droppings in neuem Federkleid und mit modernisiertem Unterbau (sprich: ab jetzt mit CMS) hier: [ http://www.uhusnest.de/uvblog ].
Desweiteren wird der Twitter-Stream reaktiviert.
Damit bekommt die hervorragende kleine Weblog-Anwendung Thingamablog nach zwölf Jahren Dienst seine verdiente Ruhe. Sie tat ganz ohne online-Datenbanken und CMS ihren verlässlichen Dienst als Werkzeug zum Publizieren statischer Webseiten. Danke für die großartige Arbeit, Bob!
Viel Vergnügen!
17/12/14
Notiz: Einfach schön
"Vinyl" kann so schön sein. Ein unerwarteter optischer Effekt der
Schallplatte von Matt Bianco, Whose
Side Are You On (WEA 1984): Nicht nur, daß die Platte durchsichtig
ist ... sie bringt den Plattenspieler zum eiern.
Ach ja, und die
Musik ist übrigens ebenfalls ganz ordentlich.
Klasse.
16/11/14
Notiz: Saidla und Sejdel
Uvbo
Uvsång widmet sich anläßlich des schwedischen Begriffs "Sejdel"
einem ernsten Thema: Dem
fränkischen Biertrinkgefäß.
Saidla,
Maßkurg (ingen "Saidla"), ölsejdel (ingen "Saidla" men en "Krug" eller
som ett gammalt ord också "Humpen"). Och en flaska av en av detta
verkligen bästa ölen som finns.
24/06/13
Notiz: Don Pedro Vakuumkaffemaschine
Drüben bei Uvbo Uvsång kann man das dramatische Brühen von Kaffee anhand einer "Don Pedro"-Kaffeemaschine bewundern, einem Apparat, der nach dem Vakuumprinzip funktioniert.
29/08/12
Uhus Umzug -- looking for static blog software
Da Thingamablog nicht mehr fortgeführt wird und es nur mehr eine Frarge
der Zeit sein dürfte, bis es nicht mehr unter aktuelleren Javaumgebungen
läuft, bin ich auf der Suche nach einer geeigneten -- und vergleichbaren
-- Blogsoftware.
Mein Anspruch ist, eine Local Publish-Software zu
finden, die wie TamB unabhängig von Datenbanken ist und statische Seiten
via FTP auf den Server lädt. Wer Tipps hat -- herzlichen Dank!
Bis der Uhu Beute gemacht hat, kehrt im Nest wohl erstmal Stille ein.
I am looking for a weblog software as an alternative to Thingamablog. Until I have found a weblog generator that uploads static pages via FTP (like TamB does), this blog will be quite silent. Sorry!
If you can recommend such a static page generator weblog software
(categories, automatic archiving by date and individual RSS by category
are a prerequisite), thanks for dropping me a note!
Testflüge
Acrylamid – sieht vielversprechend aus. Wird getestet (Danke für den Tipp per Mail!).
Static – VoodoPad benötigt 10.7+, auf das ich aufgrund seiner Download-Politik erst einmal verzichte. (dennoch danke, Jörg).
15/03/12
Pfeifen unter sich
Filter-Pfeifen, von links vorne nach rechts:
08/15 Bruyère-Pfeife,
liegt vorzüglich in der Hand, gute Alltagspfeife (nb. die hellere
Holzfarbe), 2 Üvens;
Stanwell Royal Guard, ausgezeichnete Pfeife
für Wanderungen und Spaziergänge, kompakt und gut zu greifen, 3 Üvens;
Vauen
Bruyère (pastenfrei) mit formvollendetem Kopf und maßgeschneidertem
Lese-Mundstück von Pfeifenmacher Nils
Thomsen am Treptower Park, 5 Üvens.
31/01/12
Wein, Whisky und Tabak: Laphroaig Quarter Cask 48%
Item. Der erste Whisky.
Ein ganz besonderer Whisky soll nun, endlich, den Anfang dieser Sparte in der Rubrik "Wein, Whisky und Tabak" machen. Viele wurden probiert, unter anderem im vorzüglichen Big Market, bei Freunden und entsprechenden Gelegenheiten, aber kein Whisky schien bislang für diese Startposition geeignet.
Ein Schluck vom Laphroaig 48%, Non Chill Filtered* Quarter Cask Double
Cask Matured, bot nun endlich den erforderlichen Anlaß. Was für ein
Erlebnis!
Es handelt sich um einen charaktervollen Islay mit stark
rauchiger Note, die aber nicht an die iodige Intensität der
Ardbeg-Extreme heranreicht. So bietet er einen vollen, runden und sanft
nachwirkenden Geschmack, ist auch im Anschluß an die Verkostung anderer
Sorten probiert, noch voll präsent und doch nicht derart erschlagend wie
das Extrem; was auch bedeutet, daß er nicht so rasch den "schalen"
Einschlag des Ardbeg entwickelt, wenn er im Glas ruht. Was im Grunde
überflüssig ist, denn zum Ruhen bleibt er nicht lange genug im Glas.
Fass-Reifealter:
-- (Quarter Cask Double Cask Matured).
Stärke: 48%
Besonderheiten:
Non chill filtered und siehe oben.
Preisklasse: Unteres Mittel
(35-45€). Für die Qualität sehr günstig.
Typ:
Islay Single Malt
Wasser: Unbedingt. 8+ Tropfen/4cl, gut zum
langsamen Weiterverdünnen. Erster Schluck pur.
Vorwhisky
empfohlen: Unbedingt. Idealerweise nichtwürzige Sorten, es ist aber auch
ein leichter Islay nicht verkehrt.
Begleitspeisen: Keine. Zur Not
doppelt gebackenes Krustenbrot (Roggen), ungewürzt, mit exzellenter,
nichtsalziger Butter.
Wertung: 6 Üvens
Item. Weitere Sorten und Whiskytasting.
Der Glennfiddich 21yrs. ist ebenfalls erwähnenswert: Rund und
intensiv wie eine Sonne, ist ein Schluck von diesem Labsal ehrlicher
Genuß. Was erstaunlich ist, vergleicht man den "Standard" 12jährigen, der
es nicht einmal mit einem Tullamore Dew aufnehmen kann und wohl vor allem
von seinem Nimbus als Single Malt Scotch Whisky zu geringem Preis zehrt.
Die Verkostung, auf der der hier beehrte Tropfen entdeckt wurde,
erfolgte von rechts nach links.
Irn Bru: Die Schockstarre für den Gaumen. Zucker, künstliche
Geschmacksstoffe, Koffein. Nichts für eine Whiskyprobe. Aber für ein
Haggis-Essen beispielsweise zur Robert Burns Night (wie im vorliegenden
Falle) geradezu Pflicht.
Teacher's: Ein blended Vor-Whisky zum
Vorbereiten des Gaumens auf kommende Whiskys, geschmacklich dem
Ladenpreis vielleicht gerade so angemessen, mehr aber auch nicht; in
einer Reihe mit Queen Margot und anderen Verwirrungen. Hier ist
ein Tullamore Dew (2 Üvens) geeigneter. 0 Üvens.
Highland
Park 12yrs.: Recht wild, durchaus voll, aber kein Whisky, der sich
speziell zu kaufen lohnt – eher angenehm für nebenher. 1 Üven.
Laphroaig
10yrs. 43%: Wie zu erwarten, ein charaktervoller, torfiger und
klassischer Islay Whisky, bei dem sich die 3% durchaus bemerkbar machen;
das angenehme Zwischenstück zwischen dem Extrem des Ardbeg
und den sanften Whiskys. 4 Üvens.
Talisker 57%: Beinahe
Faßstärke, ist der Talisker erstaunlich mild und in torfig-iodiger
Hinsicht längst nicht so intensiv wie sein Vorgänger. Auch wenn es böse
klingt, dieser Tropfen wird, wenn er in gewöhnlicher Trinkstärke
erworben wird, eine Zier für den Flachmann in eisigkalten Zeiten (also
genau jetzt) sein. Damit trägt man dann ein festliches Getränk stets bei
sich, das in Tropfen zu genießen sich auszahlt und das die nötige Wärme
spendet. Als Genuß- und Verkostungswhisky natürlich nicht zu verachten.
4 Üvens.
Laphroaig 48% Non Chill Filtered Double Quarter Cask:
Erstaunlich. Siehe oben. 6 Üvens.
Die Qualität der Abbildungen bitte ich zu entschuldigen, es war keine bessere Technik zur Hand.
--
*) Es mag vielleicht (!) eine Legende sein, aber sie ist nur zu gut vorstellbar: Hier sieht man, wohin die Kulturlosigkeit der Amis führen kann: Sie ließen wohl den besten non chill filtered Whisky zurückgehen, weil er wolkig wurde. Aber dort wird deren ... "Whiskey" ... auch mit Eis getrunken. In einem Wort: Barbaren.
16/01/12
Chapter One: Kaffee für Genießer und Kenner
Chapter
One it ein unscheinbares Café nahe dem Marheinekeplatz in Kreuzberg.
Kollege Frank hatte davon geschwärmt (auch in
seinem Blog). Zu recht:
In dem kleinen Raum gibt es keine Tische
oder Stühle ... aber dafür eine von zwei japanischen
Lampenerhitzungs-Kaffeemaschinen in ganz Deutschland. Die Zubereitung
des Kaffees ist dementsprechend ein besonderes Erlebnis für sich. Aber
ehe es soweit ist, die Heizlampen angeworfen werden und die Glaskolben
zu blubbern beginnen, werden erst einmal die verschiedenen Kaffeesorten
vorgestellt, die serviert werden können: "Mit einer Note ähnlich grünem
Tee". Nein, nicht Cappuchino oder gar "Latte"s, sondern
Kaffeebohnensorten und deren eigene, feine Geschmackrichtungen. Zusammen
mit dem Hinweis, daß der Trinkende darauf achten möge, wie der Kaffee
beim Abkühlen verschiedene Geschmäcker bietet und daß er in dieser
Qualität auch kalt ein besonder Genuß ist.
Die Baristas -- wenn ich das richtig verstanden habe, sind es
preisgekrönte Wettbewerbsgewinner ihrer Zunft -- sind mit Herz und Seele
dabei, das spürt man an der Begeisterung, mit der sie bei der Sache sind.
Und dann beginnt die Maschine zu blubbern und zu leuchten. Durch
Unterdruck wird das zunächst hochgestiegene Wasser durch den
Kaffeefilter wieder in den Kolben zurückgesogen, und dann bekommt man
ihn in einer Glaskaraffe serviert, sodaß man ihn aus Porzellanschalen
genießen kann.
Wer also richtig guten Kaffee und nicht das 08/15-Gesöff diverser Caféketten genießen möchte, der ist hier richtig. Und für diese Qualität ist der Kaffee mit 2,50 Euro auch nicht teuer. Ein Erlebnis!
PS. Auch der Kakao wird sehr sympathisch serviert. Natürlich ...
08/11/11
Wein, Whisky und Tabak: Über Rauchkultur und Lesemundstücke
Die Raucherdiskussion ist das eine – so wohltuend es ist, im Café
nicht mehr ständig silberne Wolken um die Nase geblasen zu bekommen, so
skurril verbissene Züge nimmt sie doch an, die "Selbstgängelung des
Bürgers", wie es so schön hieß* – Rauchkultur hingegen ist das andere.
Also nicht der sinnentleerte Konsum ganzer Zigarettenpackungen aus
bemühter Coolness, Langeweile oder Sucht, sondern der Genuß des
Kulturguts Tabak, wie er in der Neuzeit so schön mit "Rauchtrinken"
bezeichnet worden ist.
Der Rauchersalon und der Smoking sind
leider so gut wie vergessen, und der Pfeife droht ein ähnliches
Schicksal. Dabei ist doch gerade die Pfeife die schönste Form, Tabak zu genießen.
Sie kann nicht einfach verkonsumiert werden (wenigstens nicht, ohne sie
zu vergewaltigen; allerdings zahlreiche Beispiele auch und gerade aus
der akademischen und literarischen Welt belegen solche vom Weg
abgekommenen Pfeifendauerraucher). Sie muß nach Gebrauch wenigstens
einen Tag trocknen, und für die "Raucherpause" dauert ein Pfeifenkopf
mit einer halben bis Dreiviertelstunde Brenndauer zu lang. Sie will
besonnen gestopft werden, nicht zu fest und nicht zu locker, die erste
Schicht so, die zweite Schicht so; sie möchte nach Gebrauch umsorgt
werden, gilt es doch, sie sorgsam mit Pfeifenreinigern zu umschmeicheln,
nicht zu viel vom Brand in der Rauchkammer zu entfernen und sich daher
mit Geschick des Pfeifenbestecks zu bedienen. Und auch im Stadium des
Trocknens ist sie ein Genuß, ein optischer nämlich, wenn sie den
Schreibtisch ziert und sich still und geduldig auf ihren neuerlichen
Einsatz vorbereitet. Nicht umsonst war und ist die Pfeife bei vielen
indianischen Völkern ein Symbol der Gemeinschaft und der friedlichen
Diskussion, aber diesen leider hierzulande gern esotherisch verbämten
Aspekt möchten wir doch schnell wieder beiseitestellen.
Damit
nicht genug: Auch der Tabak ist bei der Pfeife eine Wahl ganz eigener
Art. Wie bei guten Weinen oder Whiskys muß hier ein jeder seine eigene
Vorliebe erst entdecken, indem er seine Sinne darin schult, würzige
Tabake von aromatisierten zu trennen lernt, scharfe von sanften,
geschmackvolle von allein geruchsstark protzigen, die letztlich aber
keinen Charakter besitzen. Er kann so einen schönen Anlaß damit feiern,
einen bestimmten Tabak bei dem Händler seines Vertrauens zu erwerben,
wobei leider die gute Tradition der Tabaksproben mittlerweile allzu sehr
leidet, jene Tradition, die einst einen so guten Überblick über
verschiedene Sorten zu geben vermochte. Er kann zu seiner einen
Tabaksorte stehen wie ein Fels in der Brandung, und tatsächlich kann
dieser sein Tabak einzigartig schmecken, nicht allein in der Theorie,
und da es sich über Geschmack nicht streiten läßt, wird niemand diese
Stellung zu stürzen vermögen. Über einen
solchen würzigen Tabak ist bereits an diesem Ort berichtet worden.
Es liegt nun leider in der Natur des Menschen, Dinge über einen Kamm zu
scheren und also allzu flink alles Rauchwerk zu verdammen, anstatt hier
zu differenzieren; es ist ja auch viel einfacher, sich im absoluten
Recht zu wähnen, anstelle sich der Mühe des Hinterfragens hinzugeben.
Denn die Pfeife kann das Wesentliche befördern: Den bewußten Umgang mit
einem Genußmittel, mithin vielleicht gar zum Verschmähen des reinen
Massenkonsums von billigem Zigarettentabak führen.
Und wenn ihre
Möglichkeiten ausgeschöpft werden, dann bietet die Pfeife sogar einen
Ansatz für Bildung: Ist man doch, will man sie genießen, gezwungen,
innezuhalten; sei es durch einen Spaziergang, sei es durch die Lektüre
eines guten Buches. Und hier bietet sich eine weitere Facette an.
Item.
Das Lesemundstück
Denn es kann gerade die Pfeife selber auf spannende Weise verändert
werden: Dergestalt, daß sie zum einen mit dem üblichen und bekannten
Mundstück genossen wird, zum anderen aber, und hier kommt besonders der
Faktor des in der heutigen hektischen Zeit so vernachlässigten
Müßiggangs ins Spiel: Mit einem Lesemundstück.
Dieses Mundstück, von kundiger Hand angepaßt an den gewöhnlichen
Bruyèrekopf, zeichnet sich durch seine Länge aus, wenigstens zwanzig
Zentimeter dürfen es schon sein. Hierdurch liegt die Pfeife ganz
exzellent in der Hand, wenn man es sich in einem Sessel bequem gemacht
hat, und der Arm kann entspannt auf die Lehne gestützt sein, während die
andere Hand geradezu aus eigenem Antrieb nach dem Buch oder, sofern
bewußt auf den Tabak abgestimmt, Whisky greift. Außerdem ist der Rauch
merklich kühler und somit angenehmer.
Nun hat leider die
Verfilmung von Tolkiens "Herr der Ringe" dazu beigetragen, das
Lesemundstück in Verruf zu bringen, indem es dieses in Verbindung bringt
mit Fantasygeschöpfen, Liverollenspielern und Mittelaltermarktbesuchern,
gegen die gewiß nichts einzuwenden ist, außer daß diese modischen
Erscheinungen oder auch der mit jenen Moden implizite Verdacht einer
Realitätsflucht eben nichts mit dem Wesen des Rauchtrinkens gemein hat.
Kontemplation ist vielmehr das Gegenteil dessen, dient sie doch dazu,
sich der Realität mit möglichst geringer Ablenkung zu stellen.
Doch
wie es bei Moden so ist, wird auch dies mit der Zeit vergessen werden.
Hingegen der Zirkel der Genießer, die bewußt eine Pfeife entzünden,
derweil die Verallgemeinerer gegen das Rauchen an sich zetern, wird sich
gewiß halten. Denn Qualität findet ihre Wertschätzung, auch gegen Volkes
Wille.
Ein gewöhnliches Mundstück unter einer günstigen und ein Lesemundstück unter einer besseren Bruyère-Pfeife.
Item. Ein Pfeifenmacher, ein Raucherzirkel und Tipps für Einsteiger.
Abschließend sei noch der preisgekrönte
Berliner Pfeifenmacher Nils Thomsen empfohlen, dessen kleine
Werkstatt, gut verborgen in dem modernen Glaspalast eines Treptower
Kinos und nach Betreten eine Welt ganz für sich, Wunderwerke der
Pfeifenbaukunst zeitigt und von dem auch die Bruyèrepfeife zur rechten
Hand auf der untenstehenden Abbildung stammt. Und dann gibt es auch noch
das "Tabakskollegium
Berlin". Grundsätzliche Tipps finden
sich hier.
---
*) Das sehr treffende komplette Zitat lautet: "Eine
Demokratie, die sich darauf beschränkt, Rauchverbote in Gaststätten zu
erlassen oder die Helmpflicht von Radfahrern zu diskutieren, also dem
gegenseitigen Gängelungsverhalten der Bürger nachzugeben, aber die eine
große Macht, die alle gängelt, nicht beherrschen kann, ist das Papier
nicht wert, auf dem ihre Verfassung gedruckt wird." -- Jens
Jessen, DIE ZEIT
20/02/11
Wein, Whisky und Tabak: Kentucky Bird
Und wieder einmal gibt sich der Uhu die Ehre der Verkostung. Dieses Mal möchten wir uns einem Genuß widmen, der ob seiner durch Gier geprägten Hingabe vielerorts zu einem Laster verkommen ist und nun mit um so größerer Keule in teilweise durchaus blinder Wut niedergebracht wird: Dem Trinken von Tabak, wie man es in der Neuzeit bildhaft nannte. Es ist ein Glück, daß sich in der Stadt Berlin der Fundamentalismus der Nichtraucherkampagnen noch nicht durchsetzen konnte - hingegen ihre durchaus vernünftigen Ausprägungen schon - und also immernoch Rauchercafés und -kneipen betrieben werden können, wo dieses Kulturgut, das in Bausch und Bogen zu verdammen ebenso dumm ist wie es vorbehaltlos zu umjubeln, geehrt werden kann.
Eine Form, die sich der Gier weitgehend schon durch ihre Darreichung weitgehend verschließt, ist das Pfeifenrauchen. Wenigstens auf zivilisierte Art sollte eine Pfeife schließlich wenigstens einen Tag lang nach Gebrauch zum Trocknen ruhen; selbst Pfeifenkarusselle mit mehreren Modellen, die den häufigen Genuß durch täglichen Wechsel ermöglichen, öffnen doch nicht den Weg zu jenem Phänomen, mit dem insbesondere Zigarettenraucher früher oder später zu kämpfen haben, dem hilflosen Massen- und Kettenkonsum nämlich.
Eine Pfeife ist schon durch den Akt des Befüllens, der gewissenhaft mal fester, mal lockerer zu stopfenden Tabakmasse, und nicht zuletzt nach dem Genuß durch die notwendige, mit Ruhe vorzunehmende Reinigung der einzelnen Teile mithilfe des Bestecks und der Pfeifenreiniger ein Objekt, das für einen schnellen Konsum nicht taugt. Und so sollte sie dann auch geraucht werden: Bedächtig und Raum gebend für die Aromen und die Gelegenheit zum Verweilen auf einer Insel der Ruhe in einer hektischen Zeit. Ein guter Wein oder ein kleiner Whisky, ein ruhiges Brettspiel oder entspanntes Philosophieren wird hier ganz fraglos gute Dienste leisten. Es sollte aber durchaus auch gelegentlich so sein, daß der Pfeife ganz allein alle Aufmerksamkeit gebührt. Von besonderer Bedeutung ist da natürlich der Tabak. An dieser Stelle sei ein besonderes Kraut gewürdigt.
Item. Kentucky Bird Mixed Cut
Dieser Pfeifentabak, der mit dem etwas einfältigen Spruch "with natural flowers" wirbt, erweist sich als kleines Fundstück. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die mal mehr, mal weniger mit Vanille oder Pflaume versetzt werden - einige schräge Varianten wagen sich gar an den Apfel, mit zu erwartendem kaugummiähnlichem Ergebnis - verzichtet der Kentucky Bird auf solche simplen Aromeneinschläge. Der Geschmack des Tabaks ist dementsprechend angenehm würzig, keinesfalls aufdringlich, zugleich aber auch nicht zu leicht. Ein Tabak, der sich sehr zu guten Getränken eignet, aber vor allem für sich geraucht seine Qualitäten entfaltet. Für Pfeifenraucher, die ansonsten eher stark aromatisierte Tabake nehmen, mögen die ersten Pfeifen etwas farblos erscheinen, einfach weil sich beim Kentucky Bird keine einzelne Geschmacksnote in den Vordergrund drängt; die sanfte Komplexität kommt dann aber rasch zum Tragen und belohnt ein wenig Ausdauer und den Verzicht auf die beliebte Überaromatisierung. Der Geruch der Pfeife selbst ist durchaus angenehm.
Kurz und gut, ein ausgezeichneter Tabak auch als gehobener Dauergast.
Hersteller: Stanwell.
Tabake: Virginia, Kentucky.
Schnitt:
Mixed Cut, bereits recht kurz, aber noch krautig; gut zu stopfen.
Geschmack:
Würzig, in Richtung Kräuter.
Intensität: Sanftes, aber
nicht schwaches Aroma, komplex.
Haltbarkeit: In der Folienverpackung
gut. Mit einer getrockneten Apfelscheibe auch später gut
wiederzubefeuchten. Beginnt auch nicht zu schnell zu krümeln.
Aromaverlust:
In der Folienverpackung gering.
Abbrennverhalten: Auch längere Zeit
nach dem Öffnen recht gleichmäßig, stabil.
Pfeifenerhitzung:
Mäßig.
Preis: 50g zu ca. 7€ (2010)
13/02/11
Wein, Whisky und Tabak: Der Uhu verkostet
In Uhus kleinem Nest wird fortan dann und wann eine Köstlichkeit
verkostet werden, grundsubjektiv gemäß dem Urteil eigener
Geschmacksknospen und somit ultimativ wahr.
Neben herausragenden
Weinen werden sich hier Whiskys die Ehre geben (überwiegend schottischer
Art; kaum kanadische und nur seltener irische und wohl kaum
amerikanische Whiskeys), aber auch hin und wieder Pfeifentabake.
Durchaus sollen auch Begleiter in Erscheinung treten, beispielsweise
Brot.
Dabei kommt es ausdrücklich nicht auf Qualität qua Investition
an - es werden also Dinge für den kleinen Geldbeutel besungen, die
dennoch herausragend in ihrem Geschmack sind, eben die wahren
Fundstücke; denn für Unsummen kann ein jeder köstliche Dinge erstehen
und damit protzen, das ist eine triviale Kunst.
Item. Giacondi, Nero d'Avola 2009 (Rotwein)
Beginnen wir unsere kleine Serie also mit einem ganz ausgezeichneten
Rotwein, einem Merlot.
Es handelt sich um einen trockenen, aber
sehr vollmundigen Rotwein, mäßig schlierend, von angenehm dunkler und
satter Farbe, leicht ins Dunkelblaue, jedoch noch nicht ins Schwärzliche
gehend. Sein Bouquet ist komplex und kompakt, und wenn irgendein Kenner
einmal von einem Wein gesagt haben soll, er rage im Abgang "rhombisch in
den Hals", so füllt dieser die Mundhöhle auf sphärische Weise.
Seine
Würze macht ihn zu einem guten Begleiter gerade von deftiger gewürzten
Speisen. Jedoch wird damit seine eigentliche Qualität verschenkt: Am
besten sei er allein gewürdigt, zu einem Glas Wasser vielleicht, und in
angenehmer Gesellschaft. Wenn Spielereien in Gestalt von Begleitspeisen
gereicht werden sollen, dann sollte auf Oliven, aber auch auf die hier
und da so sehr empfohlene Bitterschokolade - ein populärer Irrweg -
verzichtet werden. Stattdessen wird ein doppelt gebackenes Krustenbrot
mit ein wenig guter Butter einen durchaus akzeptablen Begleiter abgeben,
auch um dem Gaumen zwischen den Schlucken Ruhe zu gönnen.
Was
das Dekantieren betrifft, so nimmt es dieser Wein nicht übel, direkt aus
der Flasche ausgeschenkt zu werden. Er gewinnt noch, wenn man ihn ein
wenig atmen läßt. Zu lange angebrochen (auch in wiederverkorkter
Flasche) nimmt er jedoch rasch an Qualität ab.
Würzig wie dieser Wein ist, ist er zunächst auch süffig, jedoch aufgrund seiner Geschmacksvielfalt eher nicht zu mehreren Glas zu trinken; ein genossenes Glas bringt ihn am besten zur Geltung, jedes weitere dient nur mehr der Abstumpfung. Ein geräumiges Glas ist dringend zu empfehlen. Auch sollte ein Korken bereitgehalten werden, da hier von Hause aus leider ein Kunststoffkorken zum Einsatz kam.
Fazit: Ein Tropfen, der sich auch vor teuren Weinen nicht zu
verstecken braucht. Sicherlich kein Muß, aber ein hervorragender guter
Wein für entsprechende Anlässe, oder auch gelegentlichen zum ruhigen
Genuß. Seine Auszeichnung - Berliner Weinmedaille in Gold 2010 - hat er
verdient.
Jahrgang: 2009
Umdrehungen: 14%
Preisklasse:
Unterste (ca. 3€) .
Korken: Kunststoff.
Richtung:
Trockener Rotwein, würzig und vollmundig.
Zu Speisen: Gut
geeignet, richtig gewürdigt jedoch nur als Einzelwein.
Speisenart:
Auch Deftiges, dunkles Fleisch und Scharfes.
Begleitspeisen: Doppelt
gebackenes Krustenbrot (Roggen) mit guter Butter.
Süffigkeit: Kein
Trinkwein - ein, maximal zwei Glas mit bewußten Sinnen.
Wertung:
3 Üvens