27/02/12
Warum das Verschlüsseln von E-Mails nicht selbstverständlich ist
GnuPG
und sein kommerzieller verwandter PGP sind Programme zur Verschlüsselung
von Inhalten, die über Module auch in den gängigen Mailprogrammen
einzubetten sind (für Apple Mac
GNU: Mail-Anleitung,
Windows/Linux: Thunderbird-Anleitung
und weitere).
Der Clou ist hierbei, daß der Inhalt der E-Mail
noch auf dem Rechner des Versenders automatisch verschlüsselt und auf
dem Rechner des Empfängers entschlüsselt werden kann. Wer die E-Mail
also auf ihrem Weg durchs Internet mitliest, bekommt nur einen
unverständlichen Zeichensalat zu sehen. Selbst eine verschlüsselte
Verbindung zum eigenen Mailserver bietet diese Sicherheit nicht, da die
Mail auf dem Weg vom Mailserver zum Zielserver diesen schützenden
"Tunnel" verlassen hat und nicht mehr geschützt ist. GnuPG hingegen ist
dem Vernehmen nach sicher.
Aber wozu der Aufwand? Der Vergleich mit der E-Mail als elektronische Postkarte wird zumeist belächelt: Wer sollte denn die E-Mails mitlesen? Daß diese Befürchtungen durchaus ihren Grund haben, beweist aktuell die Meldung, die deutschen Geheimdienste hätten geschätzt rund 37 Millionen Mails nach Schlagwörtern gefiltert und mitgelesen, von denen angeblich ganze 213 Stück verwertbare Hinweise enthielten (Kommentar des Anwalts Udo Vetter zum Generalverdacht und den fatalen Wegfall von Unschuldsvermutung und Richtervorbehalt). Hält man sich nun vor Augen, wie menschlich die Arbeit dieser Geheimdienste vonstatten geht – siehe das Versagen rund um die "rechtsextreme Terrorzelle" –, so sollte dies eigentlich Warnung genug sein.
Aber das Verschlüsseln von E-Mails ist bis heute (unglaublicherweise)
kein Thema. Die wenigsten benutzen Verschlüsselung. Das Kryptomodul ist
nicht standardmäßig integriert, seine Installation kann beipielsweise
unter Mac einige Grundkenntnisse und vor allem den festen Willen dazu
voraussetzen. Noch dazu fällt das Kryptomodul regelmäßig nach
Systemupdates aus und muß aktualisiert werden.
Dieser Mangel an
Programmintegration kann nur einen Grund haben: Es gibt keinen
nennenswerten Bedarf. Es kümmert einfach niemanden.
Die Schwäche im System ist nicht die Technik, sondern wieder einmal der Mensch.
26/02/12
Bashing the White Nibbled Fruit: Spaces and starting programs on OS X
Spaces is a feature in OS X that allows to arrange a number of independent desktop screens. Same has been introduced to LINUXes like Ubuntu.
Spaces come in handy especially when dealing with different windows of the same application. For example, it is not possible (as far as I know) to switch from one window to another via keyboard shortcuts in OpenOffice, thus pulling the breaks when working with reference documents. With Spaces, the windows may just be placed in different Spaces and so you can switch between them easily. Scrivener might even run in fullscreen on one Space while displaying the binder in the other. Also, programs might be assigned to certain Spaces (say, iTunes should always open in Space #4 while OpenOffice opens in #1).
So, a nice thing indeed. What to say against it?
Well, Apple still manages to pull the experienced user off even here.
The fault is a feature that has been critizised already:
When you
launch a new program under OS X, for some reason the people up at OS X
development thought it would be a hell of an idea to slap users right
into the face: The new program just pushes the currently active window
into the background, while the new one jumps to the front – "Hello,
here I am, am I not cool? Am I not the Bright an Shiny One? Hey, look at
me! Admire me! Whiff!". That is annoying in normal use already.
But with Spaces, it gets even a lot more annoying. It makes the user grab for a hammer, as he might normally only have done when running good ol' Win. Why? If the new program is assigned to a certain Space, than, of course, the screen flips to that Space. What a fun!
Imagine you are writing with Scrivener
in Space #1. You absent-mindedly start iTunes to hear some relaxing
music during aforesaid work. You do not want to admire iTunes for
its Sheer Coolness or anything, you just want to type right away.
Well,
you loose. As you type, iTunes is loaded in the background. As soon as
iTunes finished loading, the Space flips from your working window, your
text, your workflow just over to iTunes. "Whiff! Whaff! Look at me!"
Tell me that is not annoying.
22/02/12
Fünf Mißverständnisse über Normseiten
Auch wenn es bei einigen Verlagen modern geworden zu sein scheint, wie im Journalismus Texte in Zeichen anstelle in Normseiten zu messen, ist es doch immernoch die gute, traditionelle Normseite, die üblicherweise die Länge eines Manuskripts angibt. Und wenigstens bei meinen zahlreichen Verlagen ist dies auch die Maßeinheit, nach der die Verträge üblicherweise ausgestellt werden.
Das Ganze hat natürlich seinen guten Grund. Nichts zu tun hat es mit ebooks oder Formatierungswünschen, wohl aber mit Textproportion und einem Näherungswert für die "reale" Endlänge. So wird die 30 Zeilen zu 60 Anschlägen-Seite natürlich insgesamt anstelle der rechnerischen 1.800 Zeichen nur 1.400 enthalten oder gar weniger, aber dann eben deshalb, weil die Seite sehr viele kurze Dialoge, und dadurch viele Absätze enthält.
Ein paar Dinge gibt es bei Normseiten zu beachten. Beispielsweise macht eine proportionale Schrift wie Times oder Arial die Vorlage unbrauchbar, da jede Zeile dank der Proportionalität der Buchstaben – ein "i" nimmt weniger Platz weg als ein "w" – eine andere Zeichenzahl aufweist. Courier läßt dagegen auch sich sehr gut korrekturlesen.
Über fünf populäre Mißverständnisse zur Normseite wurde nun im Literaturcafé ein lesenswerter Beitrag veröffentlicht. Dort gibt es auch Vorlagen zum Download, neben Anekdoten wie jener, daß ausgerechnet Veranstalter von Schreibwerkstätten (!) oft nicht wüßten, was eine Normseite sei.
Alternativ steht hier auch meine eigene Vorlage zur Verfügung (wiewohl ich mittlerweile mit Scrivener arbeite, wo die Normseite systembedingt erst durch das Kompilieren des Textes erzeugt wird). Im Unterschied zur Literaturcafé-Vorlage wird dort nur eine Fußzeile mit Paginierung verwendet. Beim RTF kann es formatbedingt zu Änderungen kommen, die bei jedem Schreibprogramm selbst überprüft werden müssen.
21/02/12
Über den Kern von "Anonymous"
Eine gute Erklärung zum Wesen von "Anonymous", über das von der Presse gelegentlich der Eindruck erweckt wird, es würde sich um eine organisierte "Hackergruppe" handeln, wurde von Jacob Appelbaum auf der Transmediale gegeben.
In seinem Vortrag geht er zunächst auf die historischen Hintergründe und Analogien der USA in der Hoover-Ära ein und endet schließlich mit dem Aufruf, daß es an jedem Einzelnen sei, an Anonymous mitzuwirken. (via: netzpolitik.org)
20/02/12
Deutsche Meisterschaft im Jugger 2012 wieder in Berlin, Heidelberger Pompfenbau
Item. Deutsche Meisterschaft 2012.
Nachdem Waidhaus seine Bewerbung zurückgezogen hat und die Wahl zum Austragungsort mangels Gegenkandidaten abgebrochen werden mußte, ist es jetzt amtlich: Berlin wird der Austragungsort der 15. Deutschen Meisterschaft im Jugger sein, und zwar legiert als ein Turnier mit den internationalen 3rd German Open im September 2012.
Austragungsort wird voraussichtlich das Rollfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof sein.
⇒ Eine ausführliche Vorstellung des Turniers findet sich im Jugger-Wiki.
⇒ Team-Anmeldung im
Turniersystem JTR.
Photo (cc) nc nd by -- uhu
Item. Heidelberger Pomfpenbauanleitung.
Unsere Pompfen werden (naheliegend) üblicherweise nach der "Berliner Bauweise" gefertigt (siehe auch Uhus Bauanleitung). Nun hat Heidelberg das Geheimnis um seine Pompfenbauweise gelüftet: Im Weblog der Hobbiz steht nun ein entsprechendes Anleitungs-PDF online.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Bauweise mit gewickeltem GFK, das
eine besonders leichte Pompfenbauweise ermöglicht. Daher ist es gerade
auch für Fortgeschrittene und "Pompfenbaumeister" interessant. Danke
dafür!
17/02/12
Déjà vu: "Das Leben der Anderen" in der Gegenwart der Bundesrepublik
An den hervorragenden Film "Das Leben der Anderen" über einen Stasi-Spitzel (wiewohl ohne dessen Läuterung) fühlt man sich doch erinnert, wenn man folgende Zeilen aus einem Überwachungsprotokoll mutmaßlich des BKA liest (das PDF via TOR abzurufen, wenn es einer möchte, ist sicher empfehlenswert):
"Kurzes erotisches Gespräch" heißt es etwa in den Akten, "Liebesbeteuerungen", "danach Sexgespräche", "Ab 15.22.20 h bis 16.01.00 finden offensichtlich Selbstbefriedigungshandlungen statt".
Nun, die Fiktion des Filmes besteht vermutlich darin, daß Angestellte der Staatssicherheit heutzutage ihr Dasein als Zeitungsausträger fristen würden. Vielmehr scheinen sie weiterhin gut beschäftigt zu werden.
(via fefe)
Nachtrag: Die Sache erinnert an die absurde Lächerlichkeit des TollCollect-Fiaskos (wir erinnern uns). Die Firma bietet laut Bericht wohl die Funktion zur Löschung als separat zu kaufendes Modul an. Eine essentielle Funktion also. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, ein Esel, wer sich ein Auto ohen Bremsen verkaufen läßt. Aber die Verantwortlichen stehen wohl auch diesmal nicht wirklich in der Verantwortung.
Der König ist gefallen ... und schwelgt im Reichtum
Ende der miefigen Peinlichkeiten. Der Präsident tritt zurück.
Seinen Punkt hat er gemacht: Das Amt ist ganz offensichtlich überflüssig, hatte noch nie die "Würde" besessen, die ihm zugeschrieben wurde (man erinnere sich an Altnazis auf diesem Pöstchen), wurde folgerichtig zum gerade genehmen Pöstchenverteilen genutzt und eignet sich hervorragend dazu, sich durch und durch lächerlich zu machen.
Viel wichtiger aber ist Wulffs Beweis, daß das Recht in Deutschland nicht hinter der Politik zurücksteht, sondern – wenigstens manchmal – durchaus greift. Es ist schon beachtlich, daß eine Staatsanwaltschaft es wagt, das höchste Amt im Staate aktiv anzugehen. Und dies ist im EU-Vergleich nun keineswegs selbstverständlich.
Daß das Geschachere um Wulffs Nachfolger die Verkommenheit des Amtes nur um so mehr herausstellt – ganz unabhängig von den aufgestellten Kandidaten –, steht auf einem anderen Blatt. Wulff hat nur versucht, dieser hohlen "Würde des Amtes" gerecht zu werden: Er hatte ein Pöstchen bekommen und entsprechend gehandelt.
PS. Ich prophezeie mal, daß die Piraten nicht das Rückgrat haben werden, Georg Schramm zum Nachfolger zu nominieren (wenn sie es denn können). Da lasse ich mich sehr gern eines Besseren belehren, habe aber angesichts der wenigstens schwammigen Haltung selbst zu einschlägigen Themen – Stichwort "Bundestrojaner" – wenig Hoffnung.
Nachtrag: Völlig überraschend: Mein Kaffesatz hat wohl nicht gelogen. Sehr etabliert benehmen sie sich, die Damen und Herren Piraten. Guter Kaffee. Leider.
Nachtrag II: Es lohnt sich, Bundespräsident gewesen zu sein: Der Herr bekommt trotz seiner ... Verdienste ... den "Ehrensold" in Höhe von rund 200.00 Euro jährlich sowie weitere Annehmlichkeiten: "Die tatsächlichen Kosten für den Staat liegen aber weit höher, weil ein ausgeschiedener Bundespräsident auch Anspruch auf Sach- und Personalkosten für ein Büro mit Sekretariat, persönlichem Referenten und einem Fahrer hat."
Der Begriff "Ehrensold" trifft es hier wirklich gut. So ist "Ehre" spätestens seit Kohl mit einer interessanten Bedeutung belegt, seit jeher in Bezug auf Mafiamentalitäten* und auch bei sozial eher minderbegabten Jugendlichen beispielsweise hier in Neukölln.
Wie auch immer, es lohnt sich für das private Geldsäckel, einer konservativen Partei anzugehören. Man möchte meinen, der politische Konservatismus verfolge nur ein Ziel: Das der persönlichen Bereicherung. Das immerhin haben die Christlichen zur Vollendung gebracht.
*) Besonders pikant ist diesese Lesart des Begriffs "Ehre" vor dem Hintergrund, daß der Ehrensold von einem Mitarbeiter bewilligt wurde, der, wer hätte es gedacht, Chef der Staatskanzlei des Landes Niedersachsen gewesen ist. Gewiß reiner Zufall, das Ganze.
Nachtrag III: Der Herr weiß sogar nach seinem Rücktritt pikante Schlagzeilen zu produzieren. Die Süddeutsche schreibt, die Vergabe des Ehrensoldes sei "rechtlich fragwürdig". Reife Leistung.
16/02/12
Open Culture: Free legal audiobooks – Asimovs Foundation Trilogy
Open Culture offers a wide range of free content, from ebooks or movies like Film Noire, to audiobooks. I would like to recommend the Foundation Trilogy (scroll down) of one of the masters of Science Fiction, Isaac Asimov; even though I personally deem Stanislav Lem much higher. Other gems like Poe are gathered here as well.
The audio version is very well made, aside from the minor subject of a bit too many sound effects and a clumsy grip on volume control. Best hear it via headphones. It is, still, worth hearing indeed. And it is free. So -- enjoy some classic SciFi!
14/02/12
Neue Lese-Infomappe
Endlich konnte ich die Infomappe zu meinem Angebot an Schullesungen und Themen von Grund auf neu gestalten und an die Vortrags-Infomappe anpassen. Insgesamt ist sie nun übersichtlicher aufbereitet und mit den Rahmendaten wie Standard-Lesereiseterminen versehen.
Sie findet sich am alten Ort: ⇒ Lese-Infomappe.
13/02/12
Jugger e. V. Ablösung: Ein Skull und ein Falke im Vorstand
Der Berliner Jugger e. V. hat am vergangenen Sonntag seine jährliche
Vollversammlung abgehalten. Gern werden Vollversammlungen von Vereinen
mit lästigen Pflichten assoziiert, die es halt abzusitzen gilt, die aber
ansonsten spannend wie eine Dose Sand sind. Das mag für alteingesessene
Sportvereine gelten. Gerade bei solchen, die sich mit einer neuen, in
der Entwicklung befindlichen Sache widmen, kann es jedoch recht spannend
werden – und diese Versammlungen sind grundlegend wichtig, um die
weiteren Aktivitäten des Vereins zu bestimmen.
Zu den
besonderen Punkten zählen da dann auch die Personalfragen. Es ist nicht
allein eine Frage des "Pöstchenverteilens", sondern eine Entscheidung,
die über Aufstieg und Niedergang eines Vereins entscheiden kann. Ein
fähiger Vorstand kann Unglaubliches bewirken, ein unfähiger die Arbeit
von Jahrzehnten zunichte machen.
Dementsprechend schwerwiegend ist der Einschnitt, den der Jugger e.
V., der älteste Jugger-Verein überhaupt, am gestrigen Abend getan hat.
Die jährliche Vollversammlung dauerte nur fünf Stunden; die Diskussionen
unter den 38 Anwesenden verliefen, wie ich es als Moderator der
Versammlung zumindest empfand, vorbildlich sachlich, zügig und
diszipliniert**. Dafür Dank an alle Beteiligten! Denn Stoff für
angeregte Diskussionen gab es genug. Unter anderem wird der Vorstand auf
meine Initiative hin um bis zu fünf Beisitzer erweitert. Details stehen
im Protokoll, das in Kürze folgen wird inzwischen
den Vereinsmitgliedern vorliegt.
Am wichtigsten aber war sicher
eine Entscheidung: Nach rund 14 Jahren wird der Mitbegründer des Jugger
e. V. und die treibende Kraft hinter nicht nur der Berliner
Jugger-Entwicklung, Lester
Balz, seinen Posten als erster Vorsitzender nicht mehr wahrnehmen.
Gewählt wurden nun zum 1. Vorsitzenden Martin (Team Skúll) sowie zum 2.
Vorsitzenden Sascha (Team Falco
jugger*).
Martin
(links im Bild); Sascha (links im Bild).
Sie übernehmen eine große Verantwortung, da der Jugger e. V. über die
Jahre hinweg eine beachtliche Aktivität entwickelt hat: So wurde der
Verein als sportförderungswürdig in den Berliner Turnerbund aufgenommen,
ist "Pilotprojekt" auf dem Rollfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof,
hat rund sechs derzeit aktive und unzählige vergangene Juggerteams
gefruchtet, richtet zwei jährliche Turniere plus in diesem Jahr die
Freundschaftlichen Winterspiele aus, betreut eine ganze Reihe von
Schul-AGs, hat Sportlehrer-Fortbildungen über den BTB gemacht, steht
diversen Juggergruppen als Informationsbasis und für Pomfpenbauworkshops
zur Verfügung, war oft – nicht unumstritten – treibende Kraft bei
Aktivitäten der Juggergemeinschaft, verfügt über einen Pomfpenfundus von
über 100 Spielgeräten und und und.
Die neuen
Vorsitzenden hoffen sehr darauf, daß Lester sich weiterhin für den
Verein engagiert, vielleicht auch weiterhin im Vorstand.*** Seine
umfassende Kenntnis und Sachkompetenz ist nicht zu ersetzen, ganz
abgesehen von dem unermüdlichen Einsatz, den er über all die Jahre
praktisch pausenlos gezeigt hat, und seinem begnadeten Händchen fürs
Graphische; und es sind nicht nur die vierzehn Jahre
Vereinsvorsitzender, sondern auch die vielen Jahre hinzuzurechnen, die
vor Gründung des Vereins sozusagen im Ur-Juggerzustand gespielt wurden.
Für den Jugger e. V. Berlin beginnt nun also die Bewährungsprobe: Das Kind muß ohne seinen "Papa" an der (zumindest höchsten) Spitze hinaus in die wilde Welt ... Immerhin: Seine Motivation und Abenteuerlust ist, so spiegelte es sich zumindest auf der VV wieder, sehr groß. Und mit der Unterstützung und Erfahrung des Urgesteins wird es eine spannende Zeit!
*) Ein Falke, jepp, darauf bin ich schon ein wenig stolz. Kiää!
Nachtrag:
**) Auf den Wunsch eines Betroffenen von RM hin hier eine Ausführung.
Wenn
ich schrieb, daß die Vollversammlung "vorbildlich sachlich,
zügig und diszipliniert" ablief, so deshalb, weil durch
die vorangegangenen Spannungen ein durchaus heftigerer Ablauf zu
erwarten gewesen war.
Es war allerdings so, daß Team RM kurz nach der
Abwahl Lesters (des ersten Vorsitzenden seit Gründung des Jugger e. V.
Ende der 90er) die Vollversammlung verließ und sie damit faktisch
beendete, da sie danach wohl nicht mehr abstimmfähig gewesen war. Dies
ist natürlich nicht gerade der Beweis für eine gelungene Versammlung.
Besagte Abwahl, und insbesondere die Geheimhaltung der Abwahlpläne
seitens der Gegenpartei, wurde wohl als Eklat wahrgenommen, weswegen die
Formulierung “vorbildlich [...] diszipliniert usw.”
oben als beschöningend beurteilt wurde.
Beim Verfassen dieses
Beitrags zwei Tage nach der VV (also mitten in der Hitze der
Entwicklung) hatte ich angenommen, daß RM kein Interesse daran habe, daß
die Spannungen unnötig an die Netzöffentlichkeit getragen würden, daher
hatte ich auf eine Darstellung an dieser Stelle verzichtet. Aber da ich
hierin offenbar irrte und somit wohl der Wunsch nach Schilderung auch
dieses Aspektes bestand, wird die Schilderung hiermit nachgeholt.
Meine
persönliche Sicht ist, daß sowohl Abwahl wie Abgang (mit einer bizarren
Folgezeit) nur die Kulmination eines länger schwelenden Konfliktes
gewesen sind, in dessen Konsequenz das Team aus- und in einen andern
Sportverein übertrat.
/der Uhu.
***) Dazu kam es nicht. Siehe f2 (**).
Bild Lester: cc (nc nd by) Susanne Serwe Martin: Andreas Naurath, cc (nc by sa) Sascha: (c) Sebastian Bennecke
09/02/12
Samstag: Demonstration gegen ACTA, 13h Alexanderplatz
Im ganzen Bundesgebiet wird für den Samstag zu Demonstrationen gegen ACTA aufgerufen, eine Vereinbarung, die Grundrechte wie die Meinungsfreiheit einschränken, eine Zensurinfrastruktur aufbauen und mit fragwürdigen Mitteln lanciert worden sein soll (siehe dazu ein Beitrag im ZDF Hyperland, die Proteste polnischer Abgeordneter, der mehr als deutliche Protest des Berichterstatters des Handelsausschusses im EU-Parlament et al.).
Die Demonstration in Berlin wird um
13 Uhr am Neptunbrunnen (nahe Alexanderplatz) beginnen (Google
Maps). Infos zu weiteren Demos gibt es im
Wiki. Hier der Twitter-Feed
der Berliner Initiative. Ich gehe hin und gehöre im Übrigen zu den ach
so schutzbedürftigen "Urhebern".
(Ja, das "Tofuhühnchen" der
deutschen Übersetzung ist lächerlich.)
Nachtrag: Ein ganz guter Beitrag in ZAPP
... und im Elektrischen Reporter (ZDF).
06/02/12
Pompfen sind keine "Waffen". Eine Ausführung
Exordium.*
Auf den 4. Freundschaftlichen Winterspielen wurde
ich darauf hingewiesen, daß meine Argumentationsführung einer Pompfe als Spielgerät,
und eben nicht als Waffe, lückenhaft sei.**
Diese
Anregung greife ich mit Vergnügen auf: Bietet es doch den Luxus eines
schrankenlosen und wilden Theoretisierens. Aus diesem Grunde möchte ich
an dieser Stelle meine Argumente ausführen. Da es sich wie gesagt um
eine Spielerei handelt, wird hier auf den akademischen Anspruch,
inklusive damit verbundenen Referenzen, verzichtet. Entsprechende
Gegenreden erwarte ich mit Spannung, auch wenn ich zeitbedingt nicht auf
sie einzugehen garantieren kann.
Für die Praxis jedoch ist vor allem Item
2 Segmentum 3. Praxis: Begriffswirkung, von Interesse.
Praemissum.
Unter einer "Waffe" versteht man im
geisteswissenschaftlichen Bereich einen Gegenstand entweder zum Zufügen
körperlichen Schadens (Trutzwaffe) oder zur Verminderung von durch
Waffen verursachten Schaden (Schutzwaffe). Fakt ist, daß Pompfen nicht
zum Zwecke der Schädigung eines Gegners oder zur Abwehr von Schädigungen
durch Waffen entworfen und geführt werden (siehe Item 2
Segmentum 2). Pompfen sind also keine Waffen.
Die Frage,
um die es sich hier vielmehr dreht, ist jene, ob eine Pompfe als
"Waffennachbildung" bezeichnet werden kann.
Argumentatio.
Item 1. Begriffsdefinition: Wann ist eine
Waffe eine Waffe?
Segmentum 1. Wann ein Gegenstand zur Waffe wird.
Gegenstände
sind zumeist nicht per se Waffen. Nehmen wir das Beispiel des
Oberschenkelknochens eines Tieres: Dieser ist erst einmal nur eines,
eben ein Knochen. Seine Funktion ist offen.
Erst in zweiter Instanz
erfolgt seine Funktionsbelegung: Er kann Abfall sein, der fortgeworfen
wird. Er kann Musikinstrument sein, indem mit ihm auf eine Trommel
geschlagen wird.
Erst, wenn er in der Absicht getragen oder
angewendet wird, um andere zu schädigen oder um qua Bedrohung einen
Machtanspruch zu festigen, wird er zur Waffe.
Wird er danach jedoch
wieder zum Trommeln verwendet, ist er keine Waffe mehr, sondern Teil
eines Musikinstruments.
Segmentum 2. Genuine Waffen.
Anders können beispielsweise
Bogen oder Gewehr beurteilt werden. Beides sind genuine Waffen, da sie
einzig zu dem Zweck entwickelt wurden, zu jagen oder zu kämpfen. Daher
ist hier die Bezeichnung "(Sport-) Waffe" legitim, auch wenn sie nur zum
Scheibenschießen eingesetzt werden.
Ein Gegenbeispiel zum
Kontrastieren: Eine gewöhnliche Axt ist ein Werkzeug beispielsweise zum
Holzhacken. Jedoch war sie in mittelalterlichen Gesellschaften eine
beliebte Waffe gerade der ärmeren Schichten, weil sie sich neben dem
Holzhacken hervorragend im Kampf einsetzen läßt und leicht verfügbar
war. Solange damit aber Holz gehackt und niemand bedroht wird, bleibt
sie ein Werkzeug.
Segmentum 3. Hier relevante Waffennachbildungen.
LARP-Waffen
wiederum sind Nachbildungen echter (oder fantastischer) Waffen. Sie
dienen also nicht der Schädigung eines Gegners, sondern dem Spiel. Daher
wären sie der Funktion nach eigentlich Spielgeräte. Da sie jedoch
ausdrücklich und gewollt Waffennachbildungen sind, ist hier die
Bezeichnung "Polsterwaffe" legitim.
Item 2. Was bedeutet dies nun für die Pompfe?
Segmentum
1. Ihre Herkunft.
Die Pompfe geht auf die im
Ursprungsfilm verwendeten Q-Tips, "Fishhooks" und Ketten zurück.
Einerseits dienen sie im Film der Schädigung der Gegner, um das Ziel zu
erreichen. Dies spricht für diese Gerätschaften als "Waffen".
Andererseits
werden sie ausschließlich in einem definierten Spielgeschehen verwendet;
im Film gibt es keinerlei Hinweise darauf, daß sie zur
Selbstverteiligung oder zur Bedrohung geführt würden (man denke an die
in der deutschen Fassung herausgeschnittene Zöllnerszene). In einer
Szene bekennt ein Veteran, daß er niemandem Schaden zufügen könne, außer
eben im Spielgeschehen.*** Es gibt auch keine Hinweise darauf, daß damit
– anders als im LARP – Waffen nachgebildet worden wären. Die
dreistrahlige Kette, das "Fishhook" , die riesigen Q-Tips wurden für das
Spiel speziell erfunden (in der Realität durch den Autor, im Film gibt
es keinerlei Anhaltspunkte für Gegenteiliges). Dies spricht nun eher für
ihre Rolle als brachiale, die Schädigung des Gegners in Kauf nehmende "Spielgeräte".
Segmentum 2 Ihre gegenwärtige Verwendung.
Nun ist die
Grenze zwischen Waffe und Spielgerät bei den Film-Gerätschaften sehr
schmal, und genaugenommen können sie unter einer besonderen Form von
Waffen firmieren.
Für die Sportjugger-Pompfen ist die
Funktionsbesetzung hingegen eindeutig. Sie sind eben nicht darauf
ausgelegt, Gegner zu schädigen, im Gegenteil wird sie so gebaut, daß ein
Verletzungsrisiko minimiert wird. Schon dieser Punkt genügt, um die
Bezeichnung "Waffe" als unzutreffend zu entlarven, wie
im Praemissum festgestellt.
Die Pompfe ist nicht einmal eine
Waffennachbildung. Hier wurde aus der Vorlage des Films ein Sport
entwickelt, der in Teilen nur noch qua Herkunft Bezüge zum Film hat.
Hier und da wird sogar auf das Schlüsselelement des Schädels zugunsten
eines Balles verzichtet, ein großer Teil der Sportlergemeinschaft mißt
dem Film keine relevante Bedeutung zu oder hat ihn sogar noch nie
gesehen. Anders als im LARP ist es also nicht Sinn des Sportjuggers, die
Brachialität des Originalfilms zu kopieren bzw. auf harmlose Weise
nachzustellen. Es handelt sich um einen Sport um des Sportes Willen. Die
Pompfen entsprechen im Aussehen mit Ausnahme des Q-Tips auch nicht mehr
den filmischen Vorbildern, sondern treten in fünf eigenständigen,
sporttauglichen Formen auf. Wenngleich das Abtippen des Gegners auf das
Niederschlagen im Film zurückgeht, wird wie gesagt im Jugger der Film
eben nicht nachgespielt (außer im Showjugger). Daher handelt es sich
genaugenommen auch nicht mehr um das symbolische Niederschlagen, sondern
eben nur um eines: Um das Abtippen des Gegners.
Dies spricht
ebenfalls gegen eine Bezeichnung der Pompfe als "Waffe[-nnachbildung]",
selbst wenn man die Spielgeräte im Film als "Waffen" werten möchte. Der
Kopier-Aspekt ist nicht zutreffend, der beispielsweise bei LARP-Waffen
die Bezeichnung legitimieren mag.
Segmentum 3. Praxis: Begriffswirkung.
Ein wichtiger
praktischer Aspekt ist die Wirkung, die eine Bezeichnung ausstrahlt.
Sprache ist Macht.
Wird eine Pompfe daher fälschlicherweise als "Waffe"
bezeichnet, wird damit eine Droh- und Schädigungsabsicht impliziert,
ja angeregt. Ein Unerfahrener mag in Versuchung kommen, mit einer
"Waffe" weitaus stärker, eben in (unbewußter) Schädigungsabsicht
zuzuschlagen, anstatt sie als Spielgerät nur zum Abtippen des möglichst
nicht zu beeinträchtigenden Gegners zu nutzen. Schon aus diesem ganz
praktischen Grunde heraus sollte eine Pompfe nicht unzutreffend als
"Waffe" bezeichnet werden.
Conclusio.
So, wie ein Brotmesser Küchengerät ist, aber zur
Waffe wird, wenn es einem anderen in den Bauch gerammt wird, ist die
Pompfe ein Spielgerät, das erst dann zur Waffe würde, wenn damit ein
Gegner in Schädigungsabsicht angegriffen wird. Pompfen sind Spielgeräte.
Abbildungen: Uhu, cc nc nd by, siehe dort.
*) Wenn
man schon in der Schule mit Latein gequält wurde, kann man es hier
wenigstens einmal ästhetisch ansprechend einsetzen, wenn auch
begrifflich sehr frei angewendet (klingt aber gut). Dies dient dann
weniger dem Eindruckschinden, als vielmehr a. primär der eigenen
Verspieltheit und b. sekundär dem Anregen und definieren eines
sachlich-argumentativen Diskussionsstils.
**) In der
Fachanthologie "Ran
an die Pompfe", Ludwigsfelder Verlagshaus 2011, S. 16 f.
**)"I'll
never hurt a soul for any reason but to put a dog skull on a stake." --
Gonzo in "Blood of Heroes".
01/02/12
Open Jugger League gestartet, Winterturnier
Item. Open Jugger League.
Das faszinierende an Jugger
ist seine Lebendigkeit und seine etwas chaotische, etwas anarchische,
aber unheimlich fruchtbare Vielfalt. Das ist manchmal eine echte
Herausforderung – wie bei der gerade laufenden Abstimmung über
Änderungen am Grundregelwerk–, vor allem aber immer wieder für eine
Überraschung gut.
Jüngster Sproß und interessanterweise
parallel zu den Gesprächen über die Gründung eines Jugger-Verbands ist die
Gründung einer "Open Jugger League". Im Gegensatz zur
bestehenden Liga und wohl auch dem Verband unterstreicht das Konzept
einen nicht-strukturierten Charakter im Rahmen einer sehr offen
gehaltenen Struktur (eine Übersicht über die Wettkampfsysteme und Ligen findet
sich im Jugger-Wiki).
So kann ein Team es sich aussuchen, wann es
gegen welchen Gegner auf welchem Turnier ein OJL-Spiel macht. Besonders
bezeichnend für den offenen Charakter: Die Teams entscheiden selber, ob
sie Schiedsrichter haben möchten.
Ein Zitat aus dem Konzept:
Alle 'Regeln' in diesem Framework wurden mit der Absicht geschrieben, einen unkomplizierten und entspannten Ablauf der Liga zu gewährleisten und 'Fair Play' auf und neben dem Platz zu fördern. Diese Absicht zu ignorieren und/oder mutwillig im Wortlaut dieses Textes Lücken zu suchen, um daraus einen Vorteil für sich zu ziehen, ist mit dem Geist des 'Fair Play' nicht vereinbar und damit regelwidrig.
Das Konzept (quasi Statuten) der OJL passen dementsprechend auf zwei
A4-Seiten (Konzept ⇒hier).
Mal sehen, ob das so bleibt ...
Ob dieser ungewöhnliche Ansatz
Früchte trägt und wie er sich mit den beiden anderen Strukturbemühungen
vereinbaren läßt (bzw. parallel laufen kann), wird sich erweisen. Die
Idee erinnert ein wenig an die "Pompfenmeisterschaft",
die aber allein auf den Zweikampfaspekt abzielte. Und auch wenn die OJL
absichtlich auf ein eigenes Symbol verzichtet, weil sie eben offen ist,
passt da doch das Jugger libres-Logo ganz gut dazu. Das gibts übrigens
auf den 4. Freundschaftlichen Winterspielen bei Spielern von Falco, wen
es interessiert ... womit wir beim nächsten Thema sind.
Item. 4. Freundschaftliche Winterspiele
Am Wochenende finden in Berlin die 4.Freundschaftlichen Winterspiele statt. Es haben sich 17 Teams angemeldet -- das verspricht ein spannendes Hallenturnier zu werden! Gespielt werden 1x100 Steine, damit alle Spiele auf dem begrenzten Hallenplatz durchgebracht werden können. Zur Verköstigung gibt es einen Kuchenverkauf. Unterbringung erfolgt bei Berliner Spielerinnen und Spielern.
Falco jugger fliegt auf dieses Freundschaftsturnier in seiner Aufwärm- und Spaß-Formation, den gefürchteten Deadly Wings of Steeeeeel – babe –!