29/07/05

Prof. Roth: Präventives Gefängnis für mögliche (!) Gewalttäter?

"Warum ist das schrecklich. (...) Wenn nun, ganz hypothetisch, die diagnostischen Möglichkeiten - durch Gehirnforschung oder durch die Neuropsychologie - so gestärkt werden, daß man sagen kann, wer das und das im Gehirn hat, diesen Tumor, diese Verletzung, dann ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit gewalttätig und gefährlich. Warum soll man den dann nicht wegschließen, so wie man einen Mensch mit hochansteckender Krankheit wegschließt." -- Prof. Gerhard Roth, Neurowissenschaftler in Bremen, in der Sendung: Der Sitz des Bösen (27.7.05, 23:00, ARD).

Der Professor fordert hier das präventive Gefangenhalten von Menschen, die nach den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung Gewalttäter werden könnten - vorausgesetzt, die Wissenschaft könne dies sicher bestimmen.

Aber was heißt "(wissenschaftlich) sicher bestimmen"? In der Weimarer Republik besaßen sich mit ähnlichen Themen befassende Anthropologen, Psychater und Psychologen nicht etwa nur in Deutschland, sondern international Renommee, ihre Theorien und Forschungen am Menschen wurden international mit durchaus großem Interesse und durchaus nicht ablehnend wahrgenommen.

Sagen wir, ein solcher seinerzeit höchst anerkannter Forscher, Prof. Otto Reche, Steigbügelhalter der NS-Rassenideologie (und in den 50er Jahren Ehrenmitglied der DFG), oder ein Prof. von Eickstedt, Rassenkundler, sie beide hätten Herrn Roth sicherlich aus ganzer Seele zugestimmt. Denn aus ihrer damaligen Sicht waren sie durchaus nahe an der Erringung einer "sicheren Bestimmung" "asozialer" Personen, von Trunksüchtigen, künftigen Vergewaltigern, anderen potentiellen Kriminellen und allgemein "Minderwertigen". Sie betrieben keine Pseudowissenschaften, wie es heute zu recht gesagt wird, sondern in der Meinung ihrer Zeit vollwertige und aktuelle Forschung - die nicht weniger die Wahrheit für sich in Anspruch nahm als die heutige Wissenschaft.
Heute ist deutlich geworden, wie ungültig diese angeblich bald sicheren Erkenntnisse sind, und der Wahrheitsanspruch der damaligen Forschung ist verflogen.

Es wäre außerordentlich hilfreich, wenn Professoren heutzutage das, was sie in der Öffentlichkeit sagen, auf seinen Sinn im Gesamtzusammenhang überprüfen würden - und darauf, ob ihre Ansichten und Theorien mit den Prinzipien der Menschlichkeit und der Vernunft vereinbar sind. Sonst drohen sie zu nichts anderem zu werden als jene, die das NS-Regime aus einer aus ihrer Sicht wissenschaftlich valider Warte legitimierten und begrüßten.

Einen Staat jedenfalls, der die Unschuldsvermutung kippt, Bürger auf ihre "Gewalttätigkeitsdisposition" hin untersucht und dann bei positivem Befund aussortiert und einsperrt - den hatten wir schon. Die darüber entscheidenden Wissenschaften hießen Rassenhygiene und Eugenik.


(Zu Eugenik und Rassenkunde siehe auch Weingart et al., Rasse, Blut und Gene, Frankfurt a. M. 1988; zu Wissenschaft und NS. siehe auch Heidrun Kaupen-Haas, Wissenschaftlicher Rassismus, Frankfurt a. M. 1999; zum Beitrag der Rassenkunde zum NS. siehe auch Ulrich Kattmann, Horst Seidler, Rassenkunde und Rassenhygiene. Ein Weg in den Nationalsozialismus, Velber 1989; zu Otto Reche siehe Katia Geisenhainer, Rasse ist Schicksal, Leipzig 2002)

Kommentare über Haloscan aktiviert!

Probeweise habe ich die Kommentarfunktion über Haloscan aktiviert. Damit ergeht herzliche Einladung für die "Speaker's Corner"!

Ich bitte allerdings um die Selbstverständlichkeit, daß man sich dort den üblichen Umgangsformen bedient. Ausfälle und dergleichen werden durch Löschung beantwortet. Alle anderen: Herzlich willkommen!

Dies ist natürlich erst einmal ein Testlauf.

28/07/05

Die Raumstation unter Berlin

In Berlins Untergrund liegen nicht nur Blindgänger, Kanzler-U-Bahnen und diverse Spreewasserleichen verborgen, sondern auch eine abgestürzte Raumstation. Eifrig arbeitet ein Team von Idealisten daran, sie wieder flott zu machen ... und jeder kann dabei mithelfen.

Die c-base ist eine Disko, W-Lan-Antennen-Bastelwerkstatt, Ort für Science-Fiction-Lesungen, Computerbaustelle, athmosphärisches Raumschiff-Labyrinth, und das alles ehrenamtlich, eine Seltenheit in diesen egoistischen Zeiten.

Jugger Die Raumstation hat auch eigene Jugger-Mannschaften, die man am 3. und 4. September auf den Jugger-Meisterschaften wird bewundern können. Dieser Sport erscheint so unterhaltsam wie phantasievoll: Die Mannschaften streiten mit sogenannten "Pompfen", Schaumstoff-Schlägern, um einen hundsschädelförmigen Ball; sozusagen Rugby mit Ausrüstung.

Die Homepage der Raumstation ist ausgezeichnet athmosphärisch gestaltet! Ein Besuch lohnt sich.

Hier ein Auszug aus dem aktuellen Programm:

28.Jul - 31.Jul Eva *!What The Hack-The Hacker Summer Event - https://www.whatthehack.org/

1.Aug Mo 20.00 Lounge The Packet Lounge - Drum & Bass

6.Aug Sa 18.00 blocct S & S privat Party

11.Aug Do lounge special Lounge

12.Aug Fr c-base bday 10 Jahre c-base

13.Aug Sa blocct

15.Aug Mo 20.00 Lounge The Packet Lounge - Ambient/Minimal

19.Aug Fr 20.00 Bday HCH

20.Aug Sa Blocct Tonschleife

3.Sep Sa 10.00 Event * 8.deutsche Juggermeisterschaft

4.Sep So 10.00 Event * 8.deutsche Juggermeisterschaft - http://www.jugger.de

29.Dez Sa bday Privat
27.Dez - 31.Dez Eva * 22C3 und after congress lounge

27/07/05

Kostenlose Opera-Vollversion

Opera Security

In den alten PC-Zeiten hatte ich mich mit dem Browser Opera angefreundet, denn der war (und ist) nicht nur wirklich sehr schnell, sondern auch sicher - und vor allem: Ausgezeichnet zu bedienen, intelligent zusammengesetzt und einfach verdammt praktisch.

Jetzt, unter OS X, läuft Opera auch wieder und ist mein klarer Favorit - wegen seiner hohen Konfigurierbarkeit auch weit vor Safari und Camino. Bilder nach Belieben per Knopfdruck ein- oder ausschalten, nur die bereits geladenen Bilder anzeigen, oder - besonders praktisch - Webseiten als schwarz-weißen, gut lesbaren Text darstellen lassen, das sind einfach gute Argumente; zumal inzwischen auch praktische Funktionen wie ein Notizblock, ein vollwertiges (einfaches, aber gutes) Mailprogramm und ein guter Downloadclient hinzugekommen sind.

Wermutstropfen war stets das Werbebildchen der kostenlosen Version des Browsers. Jetzt aber kann man die Vollversion kostenlos bekommen - indem man ein Opera-Banner auf seiner Seite einbaut und insgesamt 250 Klicks sammelt. Als registriertes Opera-Community-Mitglied (kostenlos) bekommt man dann den Freischaltcode zugesendet.

Also möge der geneigte Leser bitte hier erst einmal auf das Banner klicken und sich sodann diese m. E. echte Alternative zu anderen Browsern holen! Danke!

26/07/05

"Der Riß in der Tafel" beim Springer Medizinverlag

Tanzender Uhu Die Lekotrin des Springer Medizin Verlags (nicht der von BILD,sondern der hundert Jahre früher gegründete Fachverlag) war aus Heidelberg zur Besprechung gekommen, und jetzt wird voraussichtlich Anfang 2007 dort "Der Riß in der Tafel" (Arbeitstitel) erscheinen, ein Buch, das der Kriminologe Frank Robertz zusammen mit mir macht und das sich in allgemeinverständlicher Form mit den Amokläufen in Erfurt, Columbine usw. auseinandersetzt. Heute ist der Vertrag angekommen.

Hervorragend!

25/07/05

Neuer Pass: Waschen nicht erforderlich

Owl content In der Aktion Laufpass (klasse Name) wurde ein Reisepass nach versehentlichem Waschen umgetauscht gegen einen Neuen, 10 Jahre gültigen, der nur 26 Euro kostete und keine Biometrie oder RFID-Sender enthält, wie es im über 100 Euro teureren neuen Reisepass ab 1. November der Fall sein wird.

Das Mitwirken von Meister Waschmaschinen-Zufall ist dabei zumindest in meinem Bürgeramt gar nicht notwendig:
Man kann mit seinem Reisepass, einem konventionellen Halbprofil-Passbild - die Photoautomaten haben übrigens in bekannter Dreistigkeit den Preis von 5 DM auf 5 Euro "gleichhoch" beibehalten - und besagten 26 Euro zum Bürgeramt gehen und bekommt daraufhin, nach irritierten Blicken freilich, einen neuen alten Reisepass ausgestellt, was 4-6 Wochen dauert.

Liebe Leser, nutzt die Zeit - beehrt das Bürgeramt mit Eurer Anwesenheit, wenn ihr viel Geld sparen und zudem weder Biometrie noch Passivfunk in Eueren Ausweispapieren führen wollt.

24/07/05

Anonymiser TOR unter OS X: Problemlose Installation

Installation von TOR (als Versuchslauf gegen JAP - s. vorangegangener Eintrag) unter OS X 10.3 verläuft erstaunlich problemlos:
In der Disk Image-Datei, die kostenlos geladen werden kann, sind sowohl Privoxy, eine Art Werbe- und Informationsfilter, als auch TOR selbst enthalten. Beide installieren sich durch einen einfachen Doppelklick gemeinsam; eine vorhandene Privoxy-Version wird aktualisiert. Privoxy dient als "Türsteher" für TOR.

Jetzt muß man nur noch
1. unter ("Systemeinstellungen"-"Netzwerk"-"Ethernet" bzw. "Modem" - "Proxies") für http: als IP 127.0.0.1 und als Port 8118 eintragen (der verwendete Browser spielt keine Rolle). Danach
2. den Computer neu starten, und dann surft man bereits über TOR.

Bei einem 1 GHz-ibook mit 560 MB RAM sinkt die Ladegeschwindigkeit der Seiten, je nach Verbindungsgeschwindigkeit, minimal - aber das ist es wert. Probleme mit einer Router-Firewall oder der internen Firewall von OS X gab es keine, auch mußten dort keine Ports freigeschaltet werden.

Bevor aber ein abschließendes Urteil gefällt werden kann, muß TOR jetzt erst einmal ein Weilchen laufen ...

(Weitgehend) anonym im Internet

Rabenhorst - ein Blog, dessen Name Uhus Nest doch sogleich sympathisch war - hat dankenswerterweise eine ausführliche, mit Screenshots und Schritt-für-Schritt-Anleitungen versehene Zusammenstellung der verschiedenen (und natürlich weitlichst Betriebssystemunabhängigen) Modelle online gestellt, mit deren Hilfe man sich recht anonym im Internet bewegen kann.

Sowohl Privoxy, TOR und das Projekt der TU Dresden, JAP, das sowohl von der DFG als auch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wird, finden sich hier, als auch allgemeine und gut verständliche Erläuterungen zur Frage, was (und wozu) anonymes Surfen eigentlich ist.

Proxomitron Zu PC-Zeiten hatte ich ja den guten alten Proxomitron als lokalen Proxy bevorzugt, mit dessen Hilfe man nicht mit Netscape, IE oder Opera nicht mit der Bezeichnung des betreffenden Browsers durchs Netz wanderte, sondern unter dem legendären Tarnnamen Space Bison ...

Wer also noch nichts dergleichen auf seinem Rechner hat - Lesen lohnt sich!

23/07/05

Erfolg des Terrors

Nicht nur die allgemeine Angst und Verunsicherung sowie die eilfertigen und wenig hilfreichen Vorschläge opportunistischer Politiker, sondern auch Überreaktionen seitens der Polizei, die ein weiteres Todesopfer zu jenen der Anschläge hinzuaddiert hat, sind die traurigen Folgen der Anschläge in London. So schreibt Spiegel online:

"Tödlicher Irrtum von Scotland Yard: Der gestern in einem Londoner U-Bahnhof von Beamten in Zivil erschossene terrorverdächtige Mann hatte keine Verbindung zu den Anschlägen in der britischen Hauptstadt. " ( Quelle)

Merke: Es waren, sofern man der Darstellung des Blattes glauben darf, Beamte in Zivil - es wäre außerordentlich hilfreich, den genaueren Verlauf zu kennen.

Denn so wird die Vermutung genährt, daß der Getötete sich vielleicht nicht durch Zivilpolizei, sondern durch Kriminelle verfolgt gesehen habe und daher, wie es die meisten von uns auch tun würden, aus natürlicher Angst die Flucht ergriffen habe - dann hätte mithin jeder das Opfer der Kopfschüsse werden können.
Zudem wurde das bereits fixierte Opfer aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet. Dieses Bild firmiert fatalerweise sonst als Hinrichtung. In dieses Licht darf die Arbeit der Polizei nicht geraten.

Deshalb ist es mit einem halbherzigen "Bedauern" nicht getan. Es bleibt dringend zu hoffen, daß die angekündigte Untersuchung zu dieser Erschießung rasch und umfassend durchgeführt und öffentlich bekannt gemacht wird. Der Terror darf nicht noch mehr Angst und Unsicherheit erzeugen - zumal gegenüber den eigenen Ordnungskräften -, als es ohnehin schon der Fall ist. Ungeahndete Wildwestmethoden haben in einer guten Demokratie auch in Krisenzeiten nichts verloren.

Nachtrag:
Um es noch einmal in Erinnerung zu rufen:
Hier ist ein Mensch aus Versehen erschossen worden.

Nachtrag II:
Und die offizielle Aussage, daß es sinngemäß auch weiterhin zur versehentlichen Tötung Unschuldiger kommen könnte (ZDF heute, 19:00), ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten.
Zitat: "Scotland-Yard-Chef Blair entschuldigte sich für die "Tragödie", verteidigt aber die Strategie des "shoot to kill". Auch der frühere Polizeichef Lord Stevens befürwortet Todesschüsse: "Wir leben in einer Zeit des Bösen, wir sind im Krieg." ( Quelle)
Diese Bush-Rhetorik inklusive der altbekannten, religiosoiden Gut-Böse-Klatsche hat in einer europäisch-humanistisch geprägten Demokratie keinen Platz.
Derlei Vorgehen darf nicht zur akzeptierten Routine werden, auch nicht "nur" rhetorisch. Sonst hat der Terror die Demokratie dazu gebracht, sich selbst zu erledigen.

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DFG-Pr. Tagung: Die neuen Formen der Überwachung, Gesellschaftliche, politische und kulturelle Folgen

Owl content
Auf die Ankündigung der Tagung hat Frank mir dankenswerterweise aufmerksam gemacht. Leider kann ich wegen unserem Quo Vadis-Jahrestreffen auf der Festung Mark nicht dorthin kommen; aber wenn jemand für Owl content berichten würde ....

Die Tagung findet im Rahmen eines DFG-Projekts " Kultur, Kontrolle, Weltbild" statt.

*Zeit*: 8./9. September 2005

*Ort*: Universität Hamburg, Raum n.n.

*Kosten*: 40 Euro

Videoüberwachung, biometrische Merkmale in Reisepässen, digitale Vernetzung von Datenbanken, Rasterfahndung, Terror- und Kriminalitätsbekämpfung, innere Sicherheit und Katastrophenszenarien:
Wir sind gerüstet für alle Eventualitäten und Unsicherheiten - Sind wir?

Die vom Projekt ³Videoüberwachung" am Institut für kriminologische Sozialforschung veranstaltete Tagung lädt ein diese und andere Fragen und Phänomene der Überwachung zu diskutieren und anhand aktueller Forschungen und politischer Entwicklungen, die möglichen Konsequenzen
neuer Formen der Überwachung zu erörtern.

Die Vorträge sind in folgende thematische Abschnitte gegliedert:
- Videoüberwachung in der Praxis
- Diskurse der Überwachung
- Technologien der Überwachung
- Kulturgeschichte der Überwachung
Am Freitagabend werdn auf einer Podiumsdiskussion Wissenschaftler, Journalisten und Politiker zum Thema Überwachung, Kontrolle, Fürsorge - wohin geht unsere Gesellschaft" diskutieren.

Ein vorläufiges Program finden Sie unter:
http://www.surveillance-studies.org

*Kontakt: *
Dr. Nils Zurawski
Universität Hamburg
Inst. für kriminologische Sozialforschung
Allendeplatz 1
20146 Hamburg

Projekt zu Videoüberwachung: http://www.surveillance-studies.org

22/07/05

(Fast) alle Eulen sind schon da ...

Rockin Owlies on duty ... die verbreiteten europäischen Arten habe ich in dieser Probeversion eines (inoffiziellen) Eulenruf-Führers für die AG Eulen zusammengetragen.
Falls jemand bessere Eulenruf-Aufnahmen hat (insbesondere von Strix alco aluco,* dem Waldkauz), bin ich dafür immer dankbar!

Hier ist sie:
Kleine Eulerei - Betaversion (mp3, 1,9 MB) 


(*) Das Schönste sind immer die ungewollten Enten. Ein Strics alco jedenfalls dürfte ein interessantes Flugbild haben, der Gesang wird dagegen wohl zum Davonlaufen klingen ...

20/07/05

Aktion für mehr Demokratie

Der durch seine "scharfzüngigen" und mutigen politischen Plakate bekannt gewordene Künstler Klaus Staeck wendet sich mit der Aktion für mehr Demokratie gegen die voreilige Annahme, daß es einen Regierungswechsel im September geben werde und gegen die allgemeine Totsagung von Rot-Grün. Denn seiner Ansicht nach kann die Demontage des Sozialstaates nur durch eine Stärkung der SPD, trotz allem, aufgehalten werden.
In einem Weblog kann man den Fortschritt der Aktion verfolgen und Neuigkeiten nachlesen (unter anderem zur groß angelegten Falschmeldung des SPIEGEL, Schröder habe eine Runde aus Künstlern und Schriftstellern zu seiner Unterstützung versammelt).

In dem Aufruf zur Aktion heißt es:

"Wahlaufruf 2005: Aktion für mehr Demokratie
Am 18. September geht es um eine Richtungsentscheidung.

Bei aller Kritik, die wir an einzelnen politischen Entscheidungen der Vergangenheit hatten: Wer nicht möchte, dass der Sozialstaat demontiert, Arbeitnehmerrechte beschnitten und die Gewerkschaften zerschlagen werden, muss die SPD stärken.Die gegen massiven Druck verteidigte klare Haltung von SPD und Regierung zum Irak-Krieg bleibt unvergessen. Unter einer Unions-Kanzlerin stünden heute deutsche Truppen im Irak.
Auch die Haltung der rot-grünen Regierung zur UNO und zu Europa, eine effektive Entwicklungspolitik, sowie die erfolgreiche Initiative zur Entschuldung der Länder der Dritten Welt gehören zu den Aktivposten in der Regierungsbilanz.
In der Familienpolitik, bei der Modernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, Verbraucherschutz– und Behindertenpolitik hat die rot-grüne Regierung die Lebensbedingungen der Menschen wesentlich verbessert. In der Energiepolitik werden durch die Förderung von erneuerbaren Energien Umweltschutz- und Beschäftigungsziele gleichermaßen erreicht. Dass Union und FDP den eingeleiteten Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig machen wollen, ist für uns Grund genug, SPD zu wählen. (...)" ( mehr)

Den Wahlaufruf für mehr Demokratie kann man hier unterschreiben.

Fragt sich nur, ob eine mit der FDP koalierende wiedergewählte SPD wirklich den hier geforderten Kriterien stand halten standhalten würde ...

19/07/05

Überparteilich

A propos Klaus Staeck und Aktion für mehr Demokratie:
Bei näherer Betrachtung mutet das Banner schon seltsam an, das der SPIEGEL in seiner Überparteilichkeit über einen Artikel zum Merkel-Auftritt setzt:

Spiegel-Banner

Wo liegt das Kreuz? Wer lächelt hier allzusüß? Wer schaut hier vergrätzt?
Was für ein Zufall.

17/07/05

Dr. Robertz: Terrorbekämpfung durch Totalüberwachung?

Owl content Der Wissenschaftler Dr. Frank Robertz reflektiert in einem aktuellen Artikel " Orwell 2005 - Terrorbekämpfung durch Totalüberwachung?" die derzeitige Debatte um die Ausweitung der Videoüberwachung zur Terrorbekämpfung:

"Seit den jüngsten Terroranschlägen in London werden hierzulande wieder Rufe nach einer möglichst umfassenden Videoüberwachung öffentlicher Pätze laut. Focus sieht solche Pläne sogar als 'eine effektive Massnahme zur Verbrechensbekämpfung'. Aus kriminologischer Sicht kann ich hier nur zur Vorsicht mahnen. Videokameras führen in der Regel keineswegs zu einer 'Bekämpfung' des Verbrechens, sondern allenfalls zu einer 'Verschiebung' in andere Stadtteile. Autoalarmanlagen sorgen dafür, dass statt dem eigenen Wagen die Autos anderer Menschen aufgebrochen werden - Überwachungskameras bewirken, dass geplante Kleinkriminalität an Orten begangen wird, wo sich keine Kameras befinden. So müssen vermeintliche Erfolgsstatistiken mit einem wachen Auge gelesen werden: (...)" ( mehr)

Owl content - Wachsam wie euine Eule!

Aktualisiert | Owl content: Datenschutz | Permalink | |

16/07/05

Ich habe Angst

Owl content Nach den Anschlägen in London gewinnt man den Eindruck, daß sowohl die deutschen Adlaten des totalen (und, vergessen wir das bitte niemals, per definitionem demokratiefeindlichen) Überwachungsstaates, als auch bedenklicherweise die bislang Zurückhaltenderen, Amok laufen. Das Ausmaß ist beängstigend, selbst wenn man die künstliche Hysterie ignoriert, die ob der anstehenden Wahlen zum natürlichen Balzverhalten der sogenannten Volksvertreter gehören.
Auch ein "altes Europa" ist nicht vor dem Phänomen gefeiht, das sich in US-Amerika mit dem Patiot Act et cetera nach den dortigen Anschlägen ereignet hat.

Der Beitrag " Ich habe Angst" in otaku enthält eine ganze Sammlung von Links zu Artikeln zum Thema.
Seinen Befürchtungen muß ich mich im Kern leider anschließen.

15/07/05

Killer Milchschnitte fraß U-Bahn auf

Herzlichen Glückwunsch! Zum Jubiläum hat sich Bildblog.de eine schöne Postkarte ausgesucht (habenwollen!).
Man begegnet dem Betreffenden eigentlich eher wie einem Satireblatt, aber was für ein hanebüchener Unsinn, welche Verleumdung und welche Hetze tatsächlich publiziert wird, wird erst in der geballten Aufzählung deutlich, die sich bei Bildblog.de stets tagesaktuell findet.

14/07/05

Auf die Katholiken ist Verlass

Denn Papst Ratzinger hatte erwartungsgemäß "Harry Potter" verdammt angegriffen. Wie Frank Robertz heute in seinem Blog schreibt, hat der inzwischen Sich (ehemals) Niemals Irrende bereits 2003 entsprechend auf einen Beitrag der katholischen Soziologin Kuby geäußert, die Ratzingers Zustimmung noch in seiner Kardinalszeit gewann und desweiteren auf ihrer Webseite zehn Thesen und einiges Weitere dazu veröffentlicht hat, was wohl den durchaus beliebten Tatbestand des Fundamentalismus erfüllt.

In seinem Naturell als Wissenschaftler hat Frank dieses Buch rezipiert und darin die gute alte Gut-und-Böse-Mentalität wiedergefunden, die schon in der frühen Neuzeit zu einer allzu heißen Nächstenliebe geführt hat. Man lese und sei erleuchtet.

Aktualisiert | Literarisches/Quo Vadis | Permalink | |

GID: DNA-Analyse - Im Namen der Sicherheit

Owl content Eine interessante Informationsbroschüre findet sich beim Gen-ethischen Informationsdienst zum Thema Gen-Analyse und Sicherheit (online in Auszügen).

Hier das Exzerpt:

Der Begriff der "Sicherheit" hat Konjunktur. In seinem Namen werden Freiheits- und Persönlichkeitsrechte in wachsendem Umfang eingeschränkt. Eines der zentralen Elemente der Überwachung von BürgerInnen ist die Datenspeicherung, auch von DNA-Profilen. Grundrechte und Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit werden dabei immer weiter untergraben.
(Elke Steven)

Große Koalition "DNA-Analyse"
Markante Forderungen zum Thema Verbrechensbekämpfung waren bisher das Aushängeschild von CDU und CSU. Doch spätestens seit dem raschen Ermittlungserfolg im Mordfall Mooshammer bemühen sich auch Spitzenpolitiker der SPD um Schulterschluss. Bundesjustizministerin Zypries (SPD) hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die rechtlichen Grenzen der DNA-Analyse im Strafverfahren stark ausweitet. Mit Blick auf eventuell anstehende Neuwahlen hieße das: eine große Koalition in Sachen Innere Sicherheit wäre bereits vorbereitet.
(Monika Feuerlein)

Die rechtliche Grundlage der DNA-Analyse
Das DNA-Identitätsfeststellungsgesetz (DNA-IFG) von 1998 bildet die rechtliche Grundlage der Anwendung der DNA-Analyse in der Verbrechensaufklärung. In Verbindung mit der Strafprozessordnung (StPO) sind die Vorgaben zur Erstellung und weiteren Verwendung von
DNA-Profilen mehr oder weniger klar formuliert. Ein Überblick über bestehende und geplante Regelungen.
(Stefanie Golla)

Das britische Modell
Wovon Freunde der inneren Sicherheit hierzulande noch träumen, ist in Großbritannien längst Realität: Die mittlerweile über 2,1 Millionen Datensätze und Proben der Police National DNA Database (NDNAD) sind fest in den Händen der Polizei. Die vorerst letzten gesetzlichen Ausweitungen im April 2004 riefen die Bürgerrechtsorganisation GeneWatch UK auf den Plan. Fazit ihres im Januar veröffentlichten Berichtes zur DNA-Analyse im britischen Justizsystem: So darf es nicht weiter gehen.
(Uta Wagenmann)

Codierend-nicht-codierend
DNA-Analyse ist in den letzten Jahren zum Joker der Kriminalistik avanciert. Konsequenterweise wurde vor kurzem der erste deutsche Lehrstuhl für Forensische Genetik gegründet. Der GID führte ein Interview mit Professor Peter Schneider, er ist der Lehrstuhlinhaber am Institut für Rechtsmedizin der Universität in Köln.
(Interview mit Peter Schneider)

Forensische DNA-Analyse
(Glossar)

Globale Tendenzen
Weltweit wird die DNA-Analyse in 77 Ländern zu kriminalistischen Zwecken angewandt. 41 dieser Länder unterhalten eine nationale DNA-Datenbank, in der die DNA-Profile von Straffälligen und Verdächtigen gespeichert werden. Interpol strebt eine Harmonisierung der Datenbestände an.
(Monika Feuerlein)

GID 170, Juni/Juli 2005

13/07/05

Das Kriminologen-Weblog

Frank Robertz , mein verehrter Kollege und promovierter Kriminologe, hat nun mit blogology ein eigenes Weblog eröffnet.

Das dürfte interessant werden - immerhin ist er nicht nur Fachmann für Serienmord und dergleichen, sondern auch höchst aktiver Wissenschaftler. Und man kann nachlesen, wie man nach einem Studium, für das man sich in Zukunft bis über beide Ohren zu verschulden haben wird, mit Engagement und Kompetenz prima 1-Euro-Jobs an Land ziehen kann.

Was in unserem Lande mit Wissenschaftlern angestellt wird, beschreibt er schon im zweiten Eintrag seines nagelneuen Weblogs: Neben der Praxis von Ein-Euro-Jobs für die Wissenschaft beschreibt er, wie die Evangelische Fachhochschule Berlin nach der Ausschreibung einer Professur Rückporto für die von ihr zuvor angeforderten Fachbücher verlangt ...

Man darf gespannt sein, welche Eskapaden des deutschen Bildungssystems hier noch zu beobachten sein werden. Frohes "bloggen"!

12/07/05

Damit die Reichen noch reicher werden?

Ein Allheilmittel: Mehrwertsteuer rauf und Spitzensteuersatz runter! Auf die Umsetzung und das Zutreffen angeblicher "Entlastungen" darf man gespannt sein.
Das ist soziale Politik - wie Klaus Staeck, der begnadete Politkünstler, schon damals auf ein Plakat schrieb: Damit die Reichen noch reicher werden. Nur daß sein Zusatz nun wohl nicht mehr ganz zutreffen wird.
(Nicht minder aktuell ist das Plakat von 1973 , " Eigentum verpflichtet zur Ausbeutung" oder von 1974, leicht zu aktualisieren: " Nostalgie ist noch lange kein Grund CDU zu wählen".)

Und liebe Redaktion von ZDF heute: Warum interviewt Ihr dazu ausgerechnet die Yuppies im Berliner Scheunenviertel (in exklusiver Bar)? Wie schön, daß einer der Interviewten sagte: Die kann ich eh abführen . Die Reichen und Möchtegernreichen sollte man vielleicht nicht gerade ausgerechnet zu lächerlichen zwei Punkten konsultieren.

09/07/05

Auswandern? Ja NATÜRLICH!

Gerade im DLF: Die neue "Auswanderungs-" oder zumindest zeitweise Auslandsarbeitswelle aus Deutschland.

In Anbetracht des Trauerspiels, das unser Land bei der nächsten Wahl aller Wahrscheinlichkeit nach erleben wird, und in Anbetracht des Arbeitsmarktes, UND in Anbetracht des gegenwärtig grassierenden Neoliberalismus, der nassforsch Arbeitslosigkeit als Chance verkauft und sich generös gibt (Gratis-dürfen-Sie-vielleicht-ein-Jahr-honorarfreies-Praktikum-machen-aber-nur-mit-Doktor-und-unter-25) ist das vielleicht gar keine abwegige Perspektive.
Wollen doch mal sehen:

[x] Interdisziplinäre Qualifikation in Natur- und Geisteswissenschaften
[x] Arbeitserfahrung
[x] Vielseitigkeit
[x] Teamkompetenz
[x] Organisationskompetenz
[x] Sozialkompetenz
[x] Pädagogische Praxis
[x] IT-Kompetenz
[x] Positive preußische Tugenden (in gesundem Maße)
[x] Auslandserfahrung
[x] Praktika in verschiedenen Institutionen
[x] Eigeninitiative
[x] Willen zu dauerhaftem Engagement
[x] Fremdsprachenkenntnisse
[x] Noch nicht "alt"

[ ] Doktortitel in Arbeit

Will sagen: Wenn ich die Chance bekomme, in Schweden eine Stelle (nein, kein Gratis-Praktikum, herzlichen Dank) zu erhalten - dann werde ich diesem unseren Lande selbstverständlich sofort den Rücken zukehren.

Humanistische Union zum Informationsfreiheitsgesetz

Presseerklärung der Humanistischen Union und anderer Organisationen

Owl content Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) hat die heutige Bundesratssitzung ohne Einspruch passiert. Es wird wie geplant zum Januar 2006 in Kraft treten. Diesen Schritt zu mehr Transparenz begrüßt das Bündnis von Journalisten- und Bürgerrechtsgruppen zur Durchsetzung der Informationsfreiheit nachdrücklich. (...)
Das IFG führt für die öffentlichen Stellen des Bundes ein allgemeines Informationszugangsrecht ein. Jeder Bürger kann danach Einsicht in Verwaltungsakten nehmen oder Kopien dieser Unterlagen beantragen. Eine persönliche Betroffenheit oder eine Antragsbegründung sind nicht erforderlich. Vielmehr ist die Behörde in der Begründungspflicht, falls sie glaubt, die begehrten Informationen aufgrund von Ausnahmeklauseln - z.B. Datenschutz oder Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen - nicht freigeben zu können. (...)
Dr. Christoph Bruch von der Humanistischen Union verwies darauf, dass die Informationsfreiheit in vielen anderen Ländern Verfassungsrang hat. (...)
Kritisch bewertete er die Gestaltung der Antwortfristen: "Mit der Einführung einer "Soll- Bestimmung" statt verbindlicher Fristen besteht die Gefahr, dass eine kooperationsunwillige Verwaltung die Antwort auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebt." Positiv hob er hervor, dass ein Bundesgesetz jetzt auch die Bundesländer ermutigen wird, eigene Informationsfreiheitsgesetze zu verabschieden, so wie in Brandenburg, Berlin, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bereits geschehen. (...)

Ansprechpartner:
Deutscher Journalisten-Verband (DJV): Michael Konken
Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di: Ulrike Maercks-Franzen
Netzwerk Recherche e.V.: Dr. Manfred Redelfs
Humanistische Union e.V.: Dr. Christoph Bruch
Transparency Deutschland: Dr. Hansjörg Elshorst

08/07/05

Sören und die Wanderharfe

Sören Wendt Der Harfinist Sören Wendt, der die Lesungen meines Kollegen Titus Müller musikalisch begleitet, tritt mit seiner historischen Böhmischen Wanderharfe auch als Solist und im Zusammenspiel mit anderen Musikern auf Konzerten und Veranstaltungen auf.
Auf seiner umfangreichen Internetseite bietet er dem Ohr auch einige sehr schöne Hörproben. Ich kann ihn auch aus Erfahrung von der Lesung damals nur wärmstens empfehlen.
Also: Zurücklehnen und anhören!

07/07/05

Es ist ekelhaft!

Erst einmal: Mitgefühl und Anteilahme den Opfern der Terroranschläge in London.

ARD-Tagesschau Was die Berichterstattung betrifft:

Ist es mittlerweile selbst bei einem Terroranschlag nicht mehr möglich, einen Korrespondenten alleine und als einzigen sprechen zu lassen -müssen im Hintergrund parallel zu seinen Aussagen die Bilder der Katastrophe laufen (hier nicht etwa bei RTL, sondern in der Tagesschau der ARD)?

Meinen die Damen und Herren Regisseure, daß man ohne diesen erbärmlichen Unterhaltungstrick die Menschen nicht vor der Kiste halten kann, wenn Leute berichten und Ansichten verdeutlicht werden?

Wird ein Terroranschlag durch eine solche Bildregie nicht in die Nähe von "spannender (=guter)" Unterhaltung gerückt?

Erinnert das nicht an visuelle Leichenfledderei?

Entschuldigung, aber unsere Medien widern mich an.

05/07/05

Gratulation!

BildBlog hat den Grimme Online Award bekommen.
Das ist nicht etwa das Blog von BILD, sondern ein Blog, das die Publikationen, "Fakten" und Kommentare jenes Blattes kritisch beobachtet und Unstimmigkeiten, haltlose Unterstellungen, Behauptungen, falsche Bildzuordnungen und dergleichen auflistet. Daher ist es jedem zu empfehlen, der sich, ohne BILD kaufen zu wollen, einen Eindruck von dem Charakter dieses Blattes verschaffen möchte.

Also: BildBlog besuchen!

01/07/05

Eulen, nichts als Eulen!

Dr. Monika Kirk ... und zwar mit wirklich herausragenden Photos. Dr. Monika Kirk hat mit Eulenwelt.de  eine beeindruckend umfangreiche Seite zum Thema ins Leben gerufen.
Neben unzähligen Photographien findet sich auch allerlei Historisches, Hinweise zur mythologischen Bedeutung dieser Tiere, aber auch Lyrik, (offizielle) Logos, Zeichnungen und Eulenspiele - kurz, die Seite ist ein Traum!

Besonders freut es mich, daß ich einige ihrer Eulenbilder verwenden darf. Vielen Dank!

Nachtrag:
Hier finden sich sogar zwei kleine Videos zu Uhu und Schneeule.