26/04/10

Die Anti-Atom-Bewegung lebt: 120.000 auf 120 km

Die Anti-Atom-Bewegung hat einen großen Erfolg zu feiern: Die Menschenkette zwischen Krümmel und Brunsbüttel am Wochenende war erfolgreich! Anders kann man es nicht nennen, wenn (laut Presseangaben, die Polizei spricht von 100.000) 120.000 Menschen eine Strecke von 120 Kilometern mit einer Menschenkette gegen Atomkraft verbinden.

Respekt vor den Organisatoren, Respekt vor den Teilnehmern, das ist eine Leistung, die sehr hoffnungsvoll stimmt. Tschernobyl ist nicht vergessen. Jetzt heißt es dranbleiben.

23/04/10

Berliner Juggerpokal oder Menschenkette gegen Atomkraft?

Es gibt viel zu erleben an diesem Wochenende: Für Berliner und Juggerbegeisterte steigt der 3. Berliner Juggerpokal, einst das Saisoneröffnungsturnier der Jugger. Und alle anderen haben Gelegenheit zur aktiven Mitbestimmung am Weg unseres Landes: In einem ambitionierten Vorhaben soll es eine Menschenkette zwischen den AKWs Brunsbüttel und Krümmel geben (Antiatomkette und bei Twitter).

Und nun zum Sport.

Jugger Juggerteam Zonenkinder Jena Der Berliner Juggerpokal wird am gleichen Ort wie in den vergangenen Jahren stattfinden. Erfreulicherweise werden auch die Zonenkinder aus Jena (tolles Logo im Übrigen), sowie die Wadenbeisser aus Lübeck aufschlagen und sich mit den sechs Berliner Teams messen. Da der Juggerpokal kein Ligaturnier ist, ist er eine gute Gelegenheit, als Ersatzspieler bei bestehenden Mannschaften mitzuspielen oder sich an ein Mixteam anzuschließen.

Und nun zur Zukunft der Welt.

Anti-Atom-Kette

Der Aufruf zur Menschenkette kann online unterzeichnet werden und wird mit einer Spendenbitte verbunden - also selbst für jene, die nicht anreisen wollen oder können (oder juggern) eine Möglichkeit zum Einsatz.

Ich zitiere den Aufruf:

"Der Konflikt um den Atomausstieg spitzt sich zu: In Kürze wird darüber entschieden, ob die Pannenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel vor der Haustür Hamburgs wieder ans Netz gehen – oder für immer abgeschaltet bleiben. Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Anfang Mai gehen die Verhandlungen zwischen Regierung und Atomkonzernen über längere Laufzeiten für Atomreaktoren in die heiße Phase. Wir stehen am energiepolitischen Scheideweg: Wird weiter auf Dinosauriertechnologien gesetzt – oder konsequent auf Erneuerbare Energien umgestiegen.

Es ist an der Zeit, ein spektakuläres Signal an Bundesregierung und Stromkonzerne zu richten: Auf Atomkraft setzen? Nicht mit uns! Mit Zigtausenden Menschen werden wir am 24. April 2010 eine große Aktions- und Menschenkette zwischen den Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel bilden – zwei Tage vor dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986)."

Auf EinsExtra läuft der sehenswerte Film "Die Atomlüge", wo die seit den 80er Jahren immer wieder gern neu aufgetischten Märchen einer sauberen und billigen Kernkraft unter die Lupe genommen werden. Die durchaus sehenswerte Sendung kann komplett beim NDR angesehen werden.

Bei der Gelegenheit: Dank der großarten Fortschrittlichkeit und politischen Kompetenz unseres Landes in Sachen Neue Medien wird es allerdings vielleicht bald nicht mehr ohne Weiteres möglich sein, derlei Beiträge online anzusehen. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir für unsere Gebühren Inhalte jederzeit online abrufen könnten! In einer Zeit, in der ein schwachsinniger Jugendmedienstaatsvertrag Öffnungszeiten im Internet einführen möchte! Also bitte. Schließlich sind wir ein stabiler Agrarstaat, der Innovation und Technikverständnis nicht braucht!


Tech Tags:

16/04/10

Auf den Punkt gebracht: Georg Schramm zur Politik des "Gefallenen"-Gedenkens

11/04/10

US-Hubschrauberangriff auf Zivilisten: Wikileaks veröffentlicht Video

Die Plattform Wikileaks, die unter anderem 10.000 Seiten geheimer Toll Collect-Verträge veröffentlicht hat, war in jüngerer Veragengenheit ins Visier des US-Geheimdienstes (PDF) geraten. Ein Grund dafür mag jenes Video sein, das nun auf Wikileaks veröffentlicht werden konnte und einen Hubschrauber-Luftangriff mit MGs auf eine friedliche Gruppe von Zivilisten im Irak zeigt, inklusive den Kommentaren der ausführdenden Soldaten.

Das Video, das gerade mit den Kommentaren der Soldaten den nahezu unerträglichen Zynismus des (hier zudem seinerzeit noch Heiligen und Gerechten) Krieges offenbart, findet sich in voller Länge dort (siehe in ähnlichem Zusammenhang auch "Iraq War Vet: `We Were Told to Just Shoot People, and the Officers Would Take Care of Us`").
Ein unschätzbares Dokument ist dieses Video, wenn es um die widerliche Legende eines "sauberen Krieges" der feinen Schlipsträger wie der Fanatiker geht. Den Soldaten ist wohl nicht einmal ein Vorwurf zu machen - sie sind zum Töten dort und machen ihren Job, und daß sie dabei nicht in Oxford-Englisch korrespondieren, ist ihnen kaum vorzuwerfen, denn immerhin müssen sie auf Knopfdruck Menschen ermorden. Die Tötungshemmung zu überwinden, wurden sie schließlich trainiert. Der Vorwurf des inkaufgenommenen und anschließend verschleierten Mehrfachmordes gilt den Hintermännern, die in der Politik ganz vorne stehen.

Youtube hat das Video bereits als "für Kinder unangemessen" für unangemeldete Nutzer gesperrt. Der Wert von Wikileaks kann nicht hoch genug angesetzt werden; daher ist eine Spende zum Fortbestand/Ausbau des Projekts sehr wünschenswert. Ebensowenig wie der Wert eines unzensierten Internets.


Nachtrag: Wikilaks ist, wen wundert es, gerade unter der ausschließlich unter Vollast laufenden Investigativjournaille gerade ein wenig ... unbeliebt geworden, und also wird draufgehauen, statt die Leistung anzuerkennen. Nun ja, wer seine Arbeit nicht macht, beschwert sich natürlich besonders laut darüber, wenn andere sie einfach erledigen. Kennt man aus jedem vergreisenden Betrieb, in den neue Leute kommen.

Nachtrag II: Die US-Amerikaner können das allerdings auch ohne schwere Technik. Dies stellten sie unter Beweis, als sie ein halbes Dutzend 12- bis 18jährige Kinder und Jugendliche im Schlaf erschossen haben, im Haus der Familie. Schlafende - und ganz besonders schlafende Kinder - erschießen gibt vermutlich auch dann noch den "besonderen Kick" im Einsatz, wenn die Rotationskanone es nicht mehr bringt. Und "falsche Informationen" sind immer eine hervorragende Ausrede für einen Massenmord.
Aber wenn der betroffene Vater nun eine Kalaschnikow nimmt und Rache übt, er, der er niemals Aussicht auch nur auf einen Hauch von Gerechtigkeit haben wird, dann ist er zweifellos, im Gegensatz zu den sehr professionell meuchelnden Soldaten, ein Terrorist.
Afghanistan ist zweifellos ein durch und durch gerechter, sauberer und unabwendbarer Krieg, in dem auch unsere Soldaten mit Freuden ihr Leben geben.

Nachtrag III: Menschen erschießen geht demnächst auch bequem vom Sofa aus, sozusagen via Spielekonsole: Mittels einer Drone mit stabilisiertem (echtem) Scharfschützengewehr. Und hier wird über ein "Killerspielverbot" diskutiert. Da sind die Amis schon weiter, wie so oft.

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09/04/10

Wahlen in Ungarn: Neofaschisten im Aufwind

Die Rechtsextremen wittern Morgenluft: Nicht nur in Frankreich, in den Niederlanden und Italien, sondern insbesondere in Ungarn. Dort wird laut Guardian ein Erdrutschsieg der Rechtsextremen und Neofaschisten bei den Wahlen am Wochenende erwartet:

"But the biggest breakthrough will be for Jobbik, the extremist antisemitic and antigypsy movement `for a better Hungary`, which will win seats in the parliament for the first time and may emerge as the second biggest party. [...] Though banned, Jobbik maintains a `Hungarian guard` of paramilitaries who dress in 1940s fascist paraphernalia. Vona wants this `gendarmerie` to police Roma ghettos. [...] analysts detect a more durable pattern, particularly in western Europe, entrenching the far right as an established presence in politics." - Quelle

Und bei uns? Auch wenn sich die NPD mit beruhigender Regelmäßigkeit immer wieder erfolgreich selbst demontiert, die Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus durch unsere Politik ist mehr als verantwortungslos. Sie ist ein Schlag ins Gesicht der zahlreichen Opfer neonazistischer Übergriffe, sie ignoriert dramatische und menschenverachtende Entwicklungen wie eben gerade in Ungarn zu beobachten. Linke erschlagen keine Sandler aus "Prinzip", geben Bevölkerungsgruppen nicht als "Untermenschen" zum Abschuß frei und erklären keine National Befreiten Zonen. Rechte schon.

Doch läßt sich damit eben auch bei uns so schön am rechten Rand fischen. Wählerstimmen gehen eben vor, das nennt sich dann schöngetrunken "Realpolitik".

30/03/10

Anti-Atom-Menschenketten am 10. und 24.4.

Kernenergie wird wieder in den Aufwind emporgelobt (Konterargumente finden sich hier), da sind deutliche Signale dagegen um so wichtiger.

Ein solches will unter anderem Campact! setzen. Vor der großen Menschenkette von Krümmel nach Brunsbüttel am 24.4. soll es am 10.4. kleine "Auftaktketten" geben:

"Am 24. April ist es so weit: Dann sollen die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel mit einer 120 Kilometer langen Aktions- und Menschenkette verbunden werden. Zwei Wochen vorher, am Samstag den 10. April, werden wir in über 50 Orten bereits Auftakt-Menschenketten entstehen lassen – und damit Menschen für die Großaktion begeistern (Karte mit allen geplanten Auftakt-Menschenketten). Die Auftakt-Menschenketten soll an belebten Orten stattfinden, wo sie Passanten/innen über die Großaktion informiert und Anlass für lokale Presseberichte bietet. Am Vormittag, um 11.00 Uhr bilden möglichst viele Menschen in der Fußgängerzone oder an einem belebten Platz eine Menschenkette. Start- und Zielpunkt der Kette bildet je ein zwei Meter großes Atomkraftwerk aus Pappe." - weiterlesen

27/03/10

Für Sie Herr _Doktor_ Kohl

Aus einem berühmten Interview, das jetzt via Burks auf Youtube zu entdecken ist:

"Für Sie bin ich nicht Herr Kohl."
"Herr Doktor Kohl ..."
"So."

Das ist angesichts der devoten journalistischen Reaktion schon fast (aber wirklich auch nur fast, peinlich bleibt peinlich) souverän zu nennen. Da spuren die Hunde noch, während die Karavane über blühende Landschaften weiterzieht. Mit seiner Abwahl ist wahrlich eine Mutter der Kabarettquellen von uns gegangen. Die natürlich von der CDU fleißig ikonisiert wird.

24/03/10

Online-Meldeformular gegen Telefonwerbung

... gibt es bei der Verbraucherzentrale Niedersachesen. Wenn also wieder einmal einer dieser sinnfälligen Anrufe eintrifft, ab damit. Vielleicht hilft's. Auch im Rahmen eines Prozesses gegen einen kritischen Blogger durchaus begrüßenswert.

15/03/10

Respekt, Herr Doktor Westerwelle!

Unser Außenminsiter kann einen Satz Englisch! Das begeistert.

14/02/10

Gratulation an die Gegendemonstranten

Eine wohlverdiente herzliche Gratulation und Dank an alle friedlichen Teilnehmenden, die sich an den Demonstrationen gegen den Neonaziaufmarsch in Dresden beteiligt haben, in der Kälte auf den Straßen saßen, sich die Beine in den Bauch standen, lange Anfahrtswege auf sich nahmen und das Risiko von Personenkontrollen eingingen! Denn der unsägliche "Aufmarsch" konnte dadurch tatsächlich verhindert werden.
Aber nicht allein deswegen ist es eine gute Nachricht. Sondern auch, weil wieder einmal bewiesen worden ist, daß zivilgesellschaftliches Engagement auch heute noch weder sinnlos noch ohne Wirkung ist. Dies immer wieder in der Praxis zu zeigen kann nicht hoch genug bewertet werden; die faule Ausrede "wir können doch eh nichts ändern" bekommt sonst rasch erneut Oberwasser.

Danke!

13/02/10

Zitat des Tages

... kommt (wenn das Zitat korrekt vom Springerblatt zitiert wurde) von keinem Geringeren als von Heiner Geißler:

"Kaiser Caligula hat einen Esel zum Konsul ernannt. Insofern stimmt Westerwelles Vergleich [mit Zuständen spätrömischer Dekadenz in Deutschland]: Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden." - Heiner Geißler laut "Die Welt"

25/01/10

Entwurf zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag: Totalschaden, auch für Weblog-Betreiber

Owl content Es muß vorangeschickt werden, daß ich mir nicht sicher bin, ob das Ganze ein sogenanntes "Fake" ist oder tatsächlich in dieser Form vorliegt. Der mutmaßliche Entwurf für einen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag liest sich jedenfalls wie ein Witz.

So wird dort verlangt:

"Ist eine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung auf Kinder oder Jugendliche unter 16 Jahren anzunehmen, muss die Sendung durch akustische Zeichen angekündigt oder durch optische Mittel während der gesamten Sendung als ungeeignet für die entsprechende Altersstufe kenntlich gemacht werden."
Sprich, wenn Sie das nächste Mal einen etwas drastischeren Krimi oder Actionfilm genießen wollen, soll dort die ganze Zeit ein Warnkennzeichen leuchten.

Weblog- und Forenbetreiber müssten stets sämtliche Inhalte auf eine mögliche Gefährdung hin kontrollieren, bewerten und ggf. löschen:

"Die Kennzeichnung von Angeboten, (...) (die) nicht vollständig in den Verantwortungsbereich des Anbieters fallen, insbesondere weil diese von Nutzern in das Angebot integriert werden (...) setzt voraus, dass der Anbieter nachweist, dass die Einbeziehung oder der Verbleib von Inhalten im Gesamtangebot verhindert wird, die geeignet sind, die Entwicklung von jüngeren Personen zu beeinträchtigen. Der Anbieter hat nachzuweisen, dass er ausreichende Schutzmaßnahmen ergriffen hat. Dieser Nachweis gilt als erbracht, wenn sich der Anbieter dem Verhaltenskodex einer anerkannten Einrichtung der Freiwilligen Selbstkontrolle unterwirft."

Man "unterwirft" sich einem Feind oder einem Despoten, nicht aber etwas, das man achten will.
Noch viel schwerwiegender aber ist der Umstand, daß man im Falle einer "Beeinträchtigung" (auch schon bei Beeinträchtigung bis 6 Jahre, so scheint es)

"durch technische oder sonstige Mittel die Wahrnehmung des Angebots durch Kinder oder Jugendliche der betroffenen Altersstufe unmöglich macht oder wesentlich erschwert oder
2. die Zeit, in der die Angebote verbreitet oder zugänglich gemacht werden, so wählt, dass Kinder oder Jugendliche der betroffenen Altersstufe üblicherweise die Angebote nicht wahrnehmen."

Wie immer das technisch gehen soll. Damit eine Zugriffssperre für bestimmte Altersgruppen technisch umgesetzt werden kann, wäre der nächste Schritt die Einführung eines Internet-Passes, der das Alter des Benutzers verifiziert; dies wiederum wäre wohl nur möglich durch biometrische Identifizierung (Fingerabdruck, Gesichtsbild) bei Benutzung. Vielleicht steckt das hinter solchen Überlegungen.

Das Ganze ist vollkommen absurd. Aber wahrscheinlich soll es nur als Grüner Elefant dazu dienen, ansonsten undurchführbare Beschränkungen als "vergleichsweise nicht so schlimm" durchzudrücken.
Oder es ist wirklich eine Fälschung, die in sofern beachtlich wäre, als das Vorgegebene unseren offensichtlich mit den Neuen Medien völlig überforderten führenden Damen und Herren vollkommen zuzutrauen ist.

17/01/10

Offener Brief: Die Deutsche Bahn braucht dringend unser aller Mitgefühl.

Liebe Deutsche Bahn,

völlig unvermutet begann es mitten im Winter zu schneien. Da ist es vollkommen natürlich, wenn Züge reihenweise ausfallen, hier und da Toiletten und Wasser in den Ersatzzügen nicht funktionieren und das "Bistro"-Personal noch in einem anderen verspäteten Zug festhängt. Das ist ja wirklich ein unvorhersehbarer Schicksalsschlag für ein so ambitioniertes und ganz allein durch eigene Leistung emporgekommenes Internationales Logistikunternehmen, wie Ihr eines sein wollt, und ungerecht ist es, da Ihr ja trotz der enormen Herausforderungen des Güterverkehrs tatsächlich noch voll der Gnade Menschen befördert. Noch dazu zu derart außerordentlich günstigen und fahrgastorientierten Fahrpreisen. Da haben wir größtes Verständnis dafür, daß sich eine Schneeflocke, immerhin in unseren Breiten ein exotisches Phänomen, zwischen den runderneuerten Achsen eines ICEs verhaken kann.

Daß ein Unternehmen, das gerade die S-Bahn Berlin kaputtgespart hat, nun dringend Nothilfe braucht, versteht sich doch ganz von selbst. Vielleicht kann die Regierung ja auch Euch einen kleinen Rettungsfonds einrichten. Es wäre so schön! Nein, wir dürfen nicht schimpfen. Es gilt, die Kälte mannhaft zu ertragen, ja mehr noch, wir sollten unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme für Eueren aufopferungsvollen Einsatz dadurch beweisen, daß wir in die zweifelsohne kälteklirrenden und zugigen Manageretagen heißen Glühwein bringen und ihn mit einigen tröstenden und aufmunternden Worten darreichen.

Aber undankbares Pack, wie wir sind, werdet Ihr auch diesen geringen Trost nicht erhalten. Die Welt ist wirklich einzig bitter Ungerechtigkeit! Wir können Euch also nur wünschen, daß es bald Sommer werde, und daß dann aber nicht etwa an mehreren Tagen hintereinander die Sonne scheine.

In inniger Anteilnahme,

Ihre Personenkunden

Persiflage:

 

05/01/10

12 Thesen für einen besseren Journalismus

In der Berliner Zeitung stellt Ernst Elitz zwölf Thesen für einen besseren Journalismus auf, die sowohl lesenswert als auch - natürlicherweise - Wunschdenken sind. Man muß mit ihnen nicht immer ganz übereinstimmen, sie zu lesen lohnt sich auf jeden Fall.

Wenn das nur auch seine journalistischen Kollegen täten.

Notiz: Die Kommentarfunktion wird umgestellt. So lange sind Kommentare leider inaktiv.

16/10/09

Endlich göttliche Gerechtigkeit!

Endlich haben wir Teil an göttlicher Gerechtigkeit. Anders ist es nicht zu erklären, daß erst eine Kassiererin wegen ein paar Pfandbons, nun eine Altenpflegerin wegen bösartigen Entwendens von sechs wegzuwerfenden Maultauschen ein "gestörtes Vertrauensverhältnis" attestiert und Entlassung beschieden wird.

Endlich werden also auch die Großverdiener in unserem Lande bestraft, endlich wird armen Tröpfen aus Manageretagen ihr Bonuszahlungs-Gnadenbrot gelassen. Endlich, endlich wird dem Grundsatz, daß Recht in einem Rechtsstaat in der Schwere jeweiligen Tat angemessener Form angewandt werden muß, Rechnung getragen. Obwohl, eigentlich wäre Rädern und Verbrennen doch noch etwas gerechter gewesen. Da hätte man durch Eintrittskarten- und Senderechteerlöse wenigstens einen kleinen Teil des verursachten Schadens der jeweiligen Firma rückerstatten können, ganz zu schweigen vom Unterhaltungsmehrwert.

Wie gut ist es, daß es keine Bahnsteigkarten mehr gibt. Andererseits - angesichts dieser höheren Gerechtigkeit sollten wir aufpassen, daß nicht plötzlich irgendwo wieder ein Bahnsteigkartenschalter eröffnet wird ... aber das ist in Deutschland wohl eher unwahrscheinlich.

28/09/09

Auf zur Schlachtbank

Wir haben eine Finanzkrise, und was tut der aufrechte Deutsche? Gibt ausgerechnet der FDP, die sich einst selbst unverhohlen als "Partei der Besserverdienenden" charakterisierte, beinahe 15%.

Daß diese Partei auch im Bereich Überwachung nur brav Kreide gefressen hat, wird sich schon noch zeigen, wenn sie Schäubles Pläne durchwinkt:

"Unter anderem werde in dem Katalog mit dem Titel 'Vorbereitung Koalitionspapier' gefordert, dass der Inlandsgeheimdienst künftig Computer online durchsuchen dürfen, was bisher ausschließlich dem Bundeskriminalamt zustehe. Auch auf die Daten der Vorratsdatenspeicherung solle er zugreifen dürfen. Ferner sollten dem Verfassungsschutz Lausch- und Spähangriffe in Privatwohnungen erlaubt werden. Der genetische Fingerabdruck solle (...) als 'erkennungsdienstliche Standardmaßnahme' erfasst werden statt wie bisher nur bei Straftaten von erheblicher Bedeutung und auf Anordnung eines Richters." - weiterlesen in der taz

Na dann, Kameraden Lämmer, auf zu vier Jahren Schlachtbank!

PS. via Schockwellenreiter hier eine Prise feinster Galgenhumor.

Nachtrag: Ich fasse es noch immer nicht. Die Deutschen haben einen zum Vizekanzler gemacht, der vor gar nicht langer Zeit allen Ernstes mit "Spaßpartei", "Guidomobil" und "Projekt 18 unter den Schuhsolen" punkten wollte. Wir sind ein hoffnungslos geriatrisches Volk.

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26/09/09

Wählen gehen!

Für das Nichtwählen gibt es keinen Grund, allein die Faulheit. Wer nicht wählt, sorgt dafür, daß es weiter bergab geht - sich hinterher beklagen darf er nicht mehr.

Die halbe Stunde hat unsere Demokratie mindestens verdient.

04/09/09

Randnotiz: CDU vergißt Kreidenachschub

Jürgen Rüttgers von den Christdemokraten, der vor neun Jahren die Wahlkampfparole "Kinder statt Inder" ausgegeben hat, hat nun wieder nachgelegt. Im Kommunalwahlkampf in Duisburg gab er von sich:

"Im Unterschied zu den Arbeitnehmern hier im Ruhrgebiet kommen die Rumänen eben nicht morgens um sieben zur ersten Schicht und bleiben bis zum Schluss da, sondern sie kommen und gehen, wann sie wollen und wissen nicht, was sie tun."

Zur Erinnerung: Der Mann ist CDU-Ministerpräsident. Weiterer Kommentar erübrigt sich.

02/09/09

Abmahnfallen im "rechtsfreien Raum": Stolperfalle Internet-Meinung

Gesegnet sei, wer einen guten Anwalt im Freundeskreis hat, der ab und zu über die eigenen Blogeinträge schaut - alle anderen können sich augenscheinlich nicht auf ihre bürgerliche Einschätzung des Rechts der freien Meinungsäußerung verlassen, wie dieser Fall um viele tausend Euro Abmahn- und sonstige Zahlungen wegen Kritik an einem Sporthersteller zu belegen scheint (wobei unklar ist, ob und falls ja wie ausfallend die Kritik gehalten war). Das Recht ist im "rechtsfreien Raum" Internet wohl einfach zu schwammig geworden.

Konsequenz? Blog schließen? Augen zu und hoffen? Oder einen entsprechenden Freund finden.

29/08/09

Projekt 18 auf Erfolgskurs

Die SPD hat ihr persönliches Projekt 18 fest im Blick: Sie unterstützt den Ausbau der A100 in Berlin gegen alle Einwände. Das ist übrigens die Stadt, die nicht müde wird, bei sozialen Projekten über leere Kassen zu klagen (es sei noch einmal wiederholt: es geht um rund 420.000.000€).
Und wozu soll die A100 dienen? Unter anderem zur Stärkung der Infrastruktur, polemisch gesprochen: Damit die betuchten Damen und Herren vom bürgernahmen Gebiet Mediaspree noch schneller mit ihren dicken Wagen an ihren Arbeitsplatz fahren können.

Weiter so, Sozialdemokraten - vielleicht klappt sogar Projekt 08! Ihr schafft das!

25/08/09

Antwort auf Hitlervergleiche auf den Punkt gebracht

Eine Aussage, die es zu wiederholen gilt, wann immer Personen ihre abgrundtiefe Dummheit durch Hitler-Vergleiche kundtun - sie bringt es auf den Punkt (daher auch via Schockwellenreiter hier wiederholt):

"An asshole is someone who says Obama is like Hitler because he wants everyone in the US to have health insurance. [...]

If you think Obama is Hitler you deserve to meet with others who agree with you, starving and freezing and dying in a cattle car, sitting in each others’ excrement, on your way to a concentration camp and its ovens and gas chambers, along with your children.

You will not be allowed to bring your assault rifle." - Quelle: scripting.com

23/08/09

Persiflage "Kundeninformation der DB": Profitmaximierung

Gefunden an einer Bushaltestelle in Berlin-Treptow (etwas zu dem Aufkleber auch hier, dort auch erheiternde Anekdoten rund um das "Internationale Logistikunternehmen"):

Persiflage:

22/08/09

Marketinglogik: H-Milch=Frischmilch

Weiß jemand, welche Supermarktkette noch über normale Frischmilch verfügt, nicht über die zu "Frischmilch" umetikettierte de-facto-H-Milch mit dem schönen Namen "ESL" (und gern dem blödsinnigen Spruch "extra lange frisch")?
Eine Milchverkostung bestätigte erneut: ESL hat einen fremdartigen, um nicht zu sagen künstlich wirkenden H-Milch-Nachgeschmack. Gleich welches Tetrapack oder welche Glasflasche man im Kühlregal anrührt, sogar bei "Bio"-Milch, überall ist H-Milch drin. Ich brauche keine Milch, die sich vier Wochen hält und danach schmeckt - dann kann ich gleich H-Milch kaufen.

Und wie ein guter Bekannter sagte, was dieses Produkt der Profitmaximierung auf Kosten des Verbrauchers in den Mägen unserer Kinder anstellt, das wird sich erst noch finden.

16/08/09

"Das Internet ist ein rechtsfreier Raum!"

Ganz klar.

23/07/09

Rechtsradikale auf Usedom

Willkommen in Mecklenburg-Vorpommern: Das dürfte nun dem Tourismus schaden, vielleicht hilft der Vorfall, Initiativen gegen Rechts wieder etwas umfangreichere Mittel zu bewilligen. Wahrscheinlich aber nicht.

Auf einem Zeltplatz Ückeritz auf der Insel Usedom gaben vier junge Männer rechtsradikale Inhalte von sich - u.a. „In Buchenwald, in Buchenwald, da machen wir die Juden kalt“ und „In Majdanek, in Majdanek, da machen wir aus Juden Speck“ - und verprügelten daraufhin Campinggäste, die sie zur Rede stellten. Danach pöbelten die gleichen Täter Jugendliche wegen deren arabischer Wasserpfeife und englischer Musik an und traten auf den Handybesitzer ein. - Details ...

Aktion Courage Die Täter erhielten Bewährungsstrafen. Die mutigen Bürger, die die Rechten zur Rede stellten und Schläge kassierten, wurden für ihre Zivilcourage gewürdigt; ein sehr wichtiges Signal, das nicht stark genug "gesendet" werden kann. Einst wurde in ähnlichem Zusammenhang die Aktion Courage recht populär.

Von der Leyen 2.0

Entspricht im Wahlkampf von der Leyen 1.0:

"Ich bleibe aber bei meiner Position, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist und die Freiheit der Massenkommunikation Grenzen hat, wo die Würde anderer Menschen verletzt wird. Bilder vergewaltigter Kinder im Internet können nicht toleriert werden." - Interview in der Rheinischen Post

Meine Güte, wie oft muss denn noch wiederholt werden, daß alle drei Punkte schlicht Selbstverständlichkeit sind. Allein die Mittel der Umsetzung bedürfen der Diskussion.

Ich verkünde hiermit: "Deutschland ist kein rechtsfreier Raum! Mord kann nicht toleriert werden!"
So, das ist meine Position! Wählt mich jetzt gefälligst!

22/07/09

Milliarden-Steuergelder für fröhliche Bänker-Bonuszahlungen

Im Allgemeinen ist die Berichterstattung der TV-Magazine nicht unbedingt eine neutrale Informationsquelle. So auch hier, beim süffisanten Gelächter der Bänker über die Volltrottel Namens Steuerzahler, die die Bänker via unsere Regierung fleißig füttern. Aber sie haben ja so recht, wir haben ihren Hohn reichlich verdient. Schafe gehören halt geschoren:

Report Mainz - Krise? Welche Krise?


10/07/09

Zur Piratenpartei

Lesenswert.

08/07/09

"Ehrenkreuz für Tapferkeit"

Da taucht er nun also aus dem Dunkel der Geschichte wieder auf, der militärische Orden für Tapferkeit.

Daß eine Würdigung von Mut wichtig ist, will ich gar nicht bestreiten. Aber muß sie mit militärischem Firlefanz konnotiert sein? Wäre es nicht angebrachter gewesen, anstelle alte militaristische Ideale und die Trennung in Bürger und Soldat wiederaufleben zu lassen, das Bundesverdienstkreuz, oder von mir aus einen anderen zivilen, aber eben ausdrücklich zivilen Orden zu verleihen?

Ein militärischer Orden für Tapferkeit liegt auch hier noch in der Schublade. Der heißt es allerdings noch "Eisernes Kreuz". Von meinem Großvater. Weil er in Russland so tapfer gefallen ist. Nach der, Zitat Soldbuch, "Säuberung der Ostgebiete". Es gibt Traditionen, die wir nicht fortführen müssen.

Aber im Wahlkampf ist eben jedes Mittel recht.

27/06/09

Pauschalisierung in der ZEIT

In der letzten Printausgabe der ZEIT wurde ein ärgerlicher Bock geschossen. In seinem Beitrag zu Jörg Tauss kritisiert der Autor zunächst die seiner Meinung nach euphorische und unreflektierte Aufnahme von Jörg Tauss in die Piratenpoartei. So weit, so gut.

Dann aber tut er etwas, was bezeichnend für die ganze Debatte um Internetsperren und um den Einfluß der Politik auf Neue Medien überhaupt ist: Kurzerhand stempelt er die von ihm eingangs als "Internetgemeinde" bezeichneten Bürger als Dulder, ja geradezu implizite Befürworter von Kinderpornographie, mit den Worten "Jede Gemeinde sucht sich den Helden, den sie verdient" (Quelle).

Zumal die ganze Debatte ohnehin gerade daran krankt: Die Welt ist erstaunlicherweise auch hier nicht schwarz-weiß. Und bei der Diskussion um Internetsperren handelt es sich nicht um die bonbonfarbene Disney-Welt von infantilen Spaßjugendlichen, sondern um eine handfeste Diskusssion um nichts weniger als demokratische Grundwerte.

Aktualisierung: Der Autor hat sich auf meinen Leserbrief hin sogar (persönlich und einsichtig) gemeldet. Das wiederum ist durchaus beachtlich. Ich habe mir die Freiheit genommen, den Eintrag daraufhin entsprechend zu entschärfen.

26/06/09

Kippt die ermäßigte Mehrwertsteuer!

Damit Unterschicht endlich so richtig Unterschicht wird! Auch eine Strategie, wir hungern unsere Arbeitslosen und Niedriglohnsklaven einfach weg. Mächtige Idee!
Wiedermal ein genialer Schachzug des auch in der Vergangenheit mehr als grandios menschlichen und unbeschreiblich sozialen Herrn "Filbinger-war-ein-Gegner-des-NS-Regimes"-Oetinger aus dem heilen Ländle, das offenbar weit mehr Geld als Verstand beheimatet.

Andererseits, berücksichtigen wir die Rechenspielchen vor der letzten Bundestagswahl und das Ergebnis (0+2=+3), wird die SPD nach der Wahl gleichfalls und im Einvernehmen mit der CDU/CSU die ermäßigte Mehrwertsteuer gleich ganz kippen. Politik? Da ist nur noch Brechreiz.

Dies ist im Übrigen aber kein Grund, nicht zur Wahl zu gehen, ganz im Gegenteil. Und sage keiner, es gäbe keine Alternativen - sollen sich eben die Grauen Panther oder sonstwer über die eigene Stimme freuen. Die eigene Stimme nicht abzugeben, bedeutet, sie anderen zu schenken. Das wird wohl keiner ernstlich wollen. Also wählen gehen, und sei es, daß man eine dieser handlichen Flugzeug-Papiertüten in die Wahlkabine mitnimmt.

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24/06/09

Geht wählen!

Es ist wichtiger denn je. Überdramatisiert vielleicht, aber im Verhältnis zu der überschäumenden Polemik und bodenlosen Inkompetenz seitens unserer Volksvertreter völlig harmlos, dazu die passende Traueranzeige.

 

via Bronski - Quelle

Nachtrag:
Passend dazu kommentiert fefe Ursula von der Leyens rhetorische Bocksprünge in der ZEIT.

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21/06/09

Gysi in Aktion

man kann von DIE LINKE halten, was man will. Doch diese Rede des rhetorisch brillanten Gysi ist, ganz unabhängig von jener Partei, auf jeden Fall hörenswert; und wieder einmal zeigt sich, wie das Bundesverfassungsgericht augenscheinlich immer öfter als Nothelfer und Nachhilfelehrer der "Volksvertreter" einzuspringen hat.

via Schockwellenreiter

18/06/09

Über 100.000 beim Bildungsstreik

Für ein mit Kompetenz und Umsicht reformiertes Bildungssystem anstelle dieses hanebüchenen Mists, der die Humboldt`schen Werte, die letzlich auch Werte einer sozialen Gesellschaft sind, in den Staub tritt. Und der offensichtlich den streberhaften, apolitischen, stromlinienförmigen und rücksichtslosen Egomanen zum Ziel hat - einen Menschentypus, den wir in Zukunft wahrlich zu Genüge bekommen werden.

Gratulation und Respekt! Auf daß es keine Eintagsfliege sei!

17/06/09

"Der Staat (hat) die Pflicht, seine eigenen Aktivitäten selbst zu begrenzen."

Kein Ultralinker, kein Traumdeuter, als die einige Journalisten von nicht selten zweifelhafter Sachkompetenz gegenwärtig Kritiker und Bürgerrechtsbewegungen in unserem Lande vermehrt diffamieren, sondern kein Geringerer als Erhard Eppler äußerte in einem Gespräch folgende bedenkenswerte Sätze (hier im Zusammenhang mit Kultusministerien und deren Einfluß):

"Wer ist das eigentlich, der Staat? Der Staat ist für mich die Organisationsform, die sich die Bürger für ihre Gesellschaft geben. In der Verfassung legen wir fest - und das ist bei uns gar nicht so übel gelungen -, wie wir miteinander umgehen wollen (...) wie wir Macht, politische Macht verteilen und kontrollieren wollen. Deshalb hat der Staat nicht nur die Möglichkeit, sondern nach der Verfassung sogar die Pflicht, seine eigenen Aktivitäten selbst zu begrenzen. Das Parlament und der Gesetzgeber können durch Gesetz nicht nur deutlich machen, was der Staat tun soll, sondern auch, was er nicht tun darf. (...) Ich sage dies deshalb, weil wir sonst den Staat nur noch als Apparat und als Gegner sehen."

Erhard Eppler, in: Phantasie/Kultur/Politik. Protokoll eines Gesprächs, Stuttgart 1982, S. 51

05/06/09

Amazon nimmt NPD in Partnerprogramm auf

So schreibt es das NPD-Blog.info. Zum Glück gibt es Alternativen zu diesem Online-Buchhandelskonzern.

Aktualisierung: Immerhin. Amazon hat was gemerkt.

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25/05/09

Öffentliche Bürger-Grundgesetzlesung



Gut, ein bisschen schräg der Gesang am Ende, der zudem die üblichen Klischees bedient. Die Lesung aber war eine prächtige Idee.

14/05/09

Dreihundertsechzehnmilliarden

Bittewie? Kein Problem.

13/05/09

Petition »Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten«

Ich erachte es als meine Pflicht als mündiger Büger einer bislang bei aller Kritik doch ganz gut funktionierenden freiheitlichen Demokratie, mich den zahlreichen Hinweisgebern auf die Petition gegen die Sperrung von Internetseiten anzuschließen. M. E. nicht gerade brilliant formuliert, aber durchaus zielführend. Informativ dazu ist die Argumentation von Christian Wöhrl (PDF, 129 KB), der ZEIT-Artikel "Von der Leyens unseriöse Argumentation" und der zwar erwartungsgemäß konservative, aber dennoch kritische Beitrag im Tagesspiegel, "Reine Demagogen".

Unwohles Gefühl beim Lesen und unterzeichnen der Petition, man könne schon dadurch selber ins Visier der Fahndung geraten? Dies würde die Bedeutung der Sache nur unterstreichen.

In einem Beitrag des Schockwellenreiters findet sich ein hübscher Link, der für einen aufrüttelnden Schrecken gut sein mag (und den ich schon allein wegen seinem Linknamen hier gewiß nicht nennen werde, es gibt einfach zu wenig Gras* für zu viele ... bovidae ... auf unserer Erde).

Wir erleben derzeit vermehrt Aktionismus, Polemik und Populismus seitens einer mit in dieser Sache wenigstens fraglicher Kompetenz ausgestatteten Politik (hier auch entsprechende Auszüge aus einem Brief von der Leyens an einen Blog-Verfasser), nicht erst seit der Wahlkampf begonnen hat, und insbesondere im Bereich der neuen Medien. Wird dabei die Gewaltenteilung selbst zum Thema, beginnt es wirklich interessant zu werden. Und gleichfalls erleuchtend ist es, wenn man die Befürworter der Sperren und ihre vermutlich wahren Interessen insbesondere aus Industriekreisen näher betrachtet, neben Organisationen wie der "Deutschen Kinderhilfe" (siehe auch Ausführungen des Foebud dazu) - nicht zu verwechslen mit dem deutschen Kinderschutzbund, auch hier ist ein genauerer Blick anzuraten.

Da lohnt es, scheinbar naheliegende Verbote und Maßnahmen etwas genauer zu betrachten und durchaus auch einen möglichen Hintersinn - beziehungsweise unbeabsichtigte Folgen - zu bedenken.

Zwar beginnt die freidrehende Narrenzeit des Wahlkampfs, in dem viel verkündet und wenig letztlich umgesetzt wird. Aber ungeachtet dessen ist, selbst wenn es bei reinem Gerede bleiben sollte, mindestens die Gefahr einer Akzeptanzschaffung für die Aufweichung unserer freiheitlichen Grundpfeiler gegeben.


*)Wo wir gerade bei bovidae sind: Nein, nicht das im Sinne des Volksmunds, sondern poales, also ganz gewöhnliches Wald- und Wiesengras ... tu nichts ohne Deinen Disclaimer.

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16/03/09

"Amoklauf" von Winnenden, Heroisierung durch die Medien und Stellvertreterdebatten

Winnenden präsentiert sich einmal mehr als Paradebeispiel für den sorglosen, man möchte sagen verantwortungslosen Umgang der Presse mit Katastrophen. Im Falle von School Shootings (die nicht mit Amokläufen per se gleichzusetzen sind) gewinnt dies in sofern besonderes Gewicht, als gerade die Medienberichterstattung einen besonderen Anreiz auf Nachahmungstäter ausüben kann: Hier bietet sich ein Weg zur postmortalen Unsterblichkeit, zur Darstellung als Held (siehe dazu "Riss in der Tafel" u. a.). Dieser Umstand ist auch durchaus bekannt. Und trotzdem folgen die Medien auch nach der Tat von Winnenden ihren alten Reflexen und den Wünschen der Täter.

Beispiel "Hart aber Fair", am Abend nach der Tat: Hier wurde ein guter Teil der Sendezeit zum einen für "Killerspiele" verwendet, zum anderen für "Mobbing". Beides erscheint mir höchst problematisch.

  • Die "Killerspiel"-Debatte ist eine Politikern sehr willkommene Stellvertreterdebatte, über die man sich gut empören und wohlfeil Stimmung machen kann, ohne aber in die Verlegenheit zu geraten, schmerzhafte (also teure) Konsequenzen zu ziehen. Welche Rolle solche Spiele im Leben des aktuellen Täters spielten, war zu dem Zeitpunkt keineswegs bekannt, hier konnten allenfalls Vermutungen angestellt werden.
  • Das "Mobbing" wiederum ermöglicht Nachahmungstätern, ihre Taten zu entschuldigen - dieser Täter hat sich schließlich "nur" an seiner Umwelt "gerächt". Nicht er ist Schuld an der Tat, sondern die Umwelt, die ihn nach seinem Empfinden (!) stets ungerecht behandelt.
  • In der Bildstrecke der Sendung werden Täter vorangegangener Taten verfremdet dargestellt; dann aber wird ausgerechnet einer der besonders medienumtriebigen Täter - er versendete ein umfangreiches Pressepaket mit Posefotos und Videos - in seiner ganzen posierten "Macht" unverfremdet und mehrfach gezeigt; und auch der Täter von Emsdetten darf sich heldenhaft mit Sonnenbrille darstellen. Vorbildlich immerhin ist die zumeist verfremdete Darstellung des aktuellen Täters.

Beispiel Printausgabe des "SPIEGEL": Dem aktuellen Täter wird eben jener Wunsch erfüllt, der gemäß ihren Aussagen viele seiner Vorgänger ganz wesentlich umtrieb: Er wird medial scheinbar unsterblich gemacht, indem der SPIEGEL die Titelseite mit ihm schmückt, als Vollabbildung, unverfremdet, und ihn dann auch noch effektvoll "Killer" benennt. Und auch der Held Täter von Emsdetten findet sich in der Online-Ausgabe des Blattes mit seinem pistolenbewährten Superstar-Photo wieder. Bessere Werbung kann sich ein Mörder nicht wünschen. Und einen besseren Anreiz, es dem Täter nachtzutun oder ihn gar zu übertreffen, kann man kaum liefern. Es ist zynisch, daß eben diese Medien dann über wirksame Prävention von Taten diskutieren.

Gratulation.

Nachtrag: Und was tut die - bislang - hochgeschätzte DIE ZEIT? In einem mehrseitigen Artikel wird der Täter als Kapitelaufmacher im Portrait erhöht, und nicht nur das, auch die Täter der Vergangenheit bekommen eine Heldengalerie, mit Anzahl ihrer Opfer und unverfremdeten Abbildungen ihrer selbst.

Nachtrag 2: Das Land der Unbegrenzten Möglichkeiten ist uns mal wieder um eine Nasenllänge voraus und trainiert seine Kinder (konkret: seine Pfadfinder ...) gleich richtig an der Waffe, mit Uniformen, Kampfgewehrattrappe, SWAT-Übungen und schönen rassistisch-menschenverachtenden Feindbildern. "“I like shooting them,” Cathy said. “I like the sound they make. It gets me excited.”" -- Yeah, right, little girl.

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10/02/09

Verantwortungslos

Daß es sich in Sachen Verantwortungsbewußtsein im Verhältnis zur Politik ähnlich verhält wie mit Ehrlichkeit und Politik, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch, die Dreistigkeit ist ärgerlich, mit der unsere Damen und Herren Volksvertreter auf dem besten Wege sind die Demokratie an die Wand zu fahren. Jüngstes Beispiel ist die Forderung eines "freiwilligen Verzichts" auf Bonuszahlungen der Bänker bei gleichzeitigem Zuschiessen von Steuergeldern.

Nicht nur, daß eine solche Forderung auf "freiwilliger Basis" für sich genommen schon lächerlich ist. Nein, sie ermöglicht es den überreichen Mitschuldigen auch noch, sich großmütig zu geben, falls sie tatsächlich einen kleinen Teil ihrer Raffsucht zurückstellen. Und auf der anderen Seite wird eine Kassiererin wegen der mutmaßlichen Entwendung von 1,30€ rechtswirksam entlassen, eine Frau, die ihr Einkommen sicherlich etwas nötiger hat als managende Millionäre.
Dergleichen Absonderlichkeiten spotten jedem Gerechtigkeitsempfinden. Da wundert es nicht, wenn Extreme Oberwasser erhalten - Dresden kommt nicht von ungefähr. Und das wiederholt menschenverachtende Gelaber eines offenbar völlig rücksichts- und würdelosen jungschen JU-Vorsitzenden (also bestes Abgeordnetenmaterial) fügt sich da prächtig ein.*


*Und nicht weniger bezeichnend ist, daß ein Führungskader der Jungsozialisten aus dem lattemacchiatoschlürfenden Teil Berlins freimütig bekennt, diese Person, die meines Erachtens das Etikett "opportunistischer Hassprediger" verdienen würde, wäre da nicht a. mein Anstand und b. die sicherlich überreiche Rechtsabteilung der JU vor, sei ihr sympathisch und mit ihr würde sie durchaus gern einen trinken gehen. Es kann angesichts dessen einem Bürger mit mindestens einem Hauch Würde im Leib doch nur speiübel werden.


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03/02/09

"Doktor Tod"

Ist es wirklich sinnvoll, einen Mörder und Schwerstverbrecher auch noch ständig mit einem solchen, für gewisse Kreise sicherlich durchaus kultfähigen Namen zu benennen ... andererseits ist das spätestens mit Mein Leben Mit Hitler, Hitlers Zahnbürsten, Hitler und die Hunde, Hitlers Frauen, Titel-Pin-Up Hilter I-MDCCCXII in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Printmagazinen durchaus angesagt.

18/12/08

Begegnung mit dem Amtsschimmel

Man beantrage einen neuen Führerschein. Sobald er ausgestellt ist, gehe man hin, ihn abzuholen. Reihe sich ein in das Wesen namens Amtsschlange, das sich vor dem Informationsschalter ringelt. Sage nach zwanzig Minuten seinen Namen und zeige seinen Ausweis. Begebe sich mit dem Hinweis, aufgerufen zu werden, auf eine der Wartebänke. Möge weitere zwanzig Minuten verstreichen lassen, gern auch mehr. Werde aufgerufen, erhebe sich, betrete sodann den Raum von Schalter Nr. 1, wahlweise auch Nr. 2 oder Nr. 3. Nehme seinen Führerschein entgegen und quittiere den Empfang mit einer Unterschrift. Und verlasse nach einer Dreiviertelstunde das Amt. Eine Dreiviertelstunde, in der man nur
a.) seinen Namen am Informationsschalter genannt und
b.) den fertigen Führerschein am Ausgabeschalter entgegengenommen hat, sonst NICHTS. Eine Planung organisatorischer Abläufe von einer Effizienz, bei der selbst jeder Frittenbudenbesitzer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde (und danach pleite ginge).

Man müsste den Bediensteten im Amt begreiflich machen, daß sie vom Staat bezahlt werden.
Daß dieser Staat seinerseits von seinen Bürgern - das sind wir* - bezahlt wird, was sich gemeinhin Steuern nennt.
Daß wir desweiteren aber nur Steuern entrichten können, wenn wir Geld verdienen.
Daß wir nur dann Geld verdienen, wenn wir arbeiten können.
Daß wir nur dann arbeiten können, wenn wir Zeit dafür haben.
Und daß enthirntes Herumstehen und Herumsitzen zur Abholung eines simplen Dokuments nicht zu jener Form von Zeit gehört.
Na, wundert sich noch jemand über Staatsverschuldung?


*) Abgesehen natürlich von den Wartezeitminimalentschädigungsberechtigten, sprich Arbeitslosen.

15/12/08

Ein Polizist braucht noch Nachhilfe

Der Weg zum Bürgerpolizisten war recht weit - aber daß das trotzdem einige Herren noch nicht begriffen haben und dringend noch einen Lehrgang zum Thema brauchen, zeigt die auf Video dokumentierte mutmaßliche Körperverletzung im Amt durch einen eher kleingebauten Hundertschaftsführer.

12/12/08

Empfehlung: Die Logik des digitalen Nutzungsrechts

Stichwort Musikindustrie, Urheberrecht, Nutzungsrecht, sog. "Geistiges Eigentum" ... ein sehr sehenswerter Film von Mario Sixtus, unter anderem zu sehen beim Schockwellenreiter. Ansehen!

30/11/08

Berliner Finanzpolitik: Ein Narr, wer nichts Böses dabei denkt?

Der Berliner Senat gibt bekannt: Die Hauptstadt investiert demnächst laut Berliner Zeitung mindestens 32.000.000 € plus lockeren 440.000.000€ vom Bund und 80.000.000€ von Spendern, um ein schmuckes Pappschlösschen "wieder-" aufzubauen (warum eigentlich nicht gleich den alten Willem zwo wieder aus der Gruft holen?).

Auf der anderen Seite erlaubt sich Berlin, seinem Bezirk Pankow mit einer Haushaltssperre zu drohen, da der Bezirk mit rund 32.000.000 € zu hohe Schulden habe (wie sich die Zahlen ähneln ...) –- und es besteht der Verdacht, daß von der Haushaltssperre, über die im Dezember befunden wird, stark der Bereich Jugend und Soziales betroffen sein wird. Und zwar mit rund 2.200.000€.

Vergleichsweise wenig Geld, das aber eine um so größere Wirkung hat: Man sollte meinen, daß die Bedeutung des Begriffs Prävention und die Nachhaltigkeit von Jugendarbeit in den letzten Jahren Eingang ins Hirn der Menschen gefunden habe, und doch scheinen solche Befürchtungen alles andere als unbegründet.

Um den kurzsichtigen Kürzungen vorzuschützen, sei auf eine entsprechende Unterschriftenaktion im Folgenden hingewiesen (es wäre allerdings geschickt, das Formular auffindbar ins Netz zu stellen ...):


Liebe Freunde,

es ist nun nichts Neues, dass soziale Projekte und Einrichtungen zusammengekürzt werden, nur diesmal betrifft es mich, meine Kollegen und fast 40 weitere soziale Einrichtungen, letztlich hunderte bis tausende von Kindern und Jugendlichen, und zwar allesamt allein im Bezirk Pankow. Es gab immer mal wieder Zitterpartien in den letzten Jahren (die mich noch nicht betrafen), aber derzeit sieht es wirklich schlecht aus.

Aufgrund von über 32 Mill. Euro Schulden wird Pankow unter Zwangsverwaltung gestellt, was beinhaltet, dass die Förderung von Projekten und Einrichtungen freier Träger ab 2009 nicht mehr übernommen werden sollen. Das ist nicht sehr verwunderlich, auch nicht, dass wieder dort gekürzt und abgebaut wird wo es eigentlich immer der Fall ist, obwohl wir letztlich nicht die Ursache einer verfehlten Finanzpolitik sind, und erst Recht nicht die Kinder.

Wie auch immer, bis zum 9.12. wollen wir nun als eine der möglichen Protestformen so viele Unterschriften wie möglich sammeln. Das ist relativ wenig Zeit [... ]. Wenn auch soft, so doch beeindruckend, wenn wir viel zusammenbekommen und beim Rest der Aktionen sind rein massentechnisch wohl die wenigsten von euch dabei...

Alleine wenn jeder von euch 10-20 Unterschriften zusammenbringt, kommt dabei schon viel rum, lasst eine Liste in der WG, in der Familie, am Arbeitsplatz oder abends in der Kneipe rumgehen und sendet sie bis zum 9.12. eingescannt [... ] an angegebene mailadresse auf [bei http://netzwerkspielkultur.de/kontakt, Henkes] der Liste oder per Post mit Vermerk "Unterschriftenlisten" an:

ASP Kolle 37
Kollwitzstr. 35
10405 Berlin

Alles Liebe Maria




15/11/08

Ursula Rogg, Nord Neukölln: Ein Frontbericht aus dem Klassenzimmer

"In dem Gymnasium in Nord-Neukölln, hundert Meter von der Rütli-Schule", wie es sinngemäß im DLF bei Denis Scheck hieß, wo allerdings gleich mit dem blödsinnigen, wenngleich so angenehm aufregenden "Ghetto"-Begriff gearbeitet wurde.

Soso, ein Buch also über die Schule, an der meine Jugger-AG läuft und die von außen durchaus eher engagiert wirkt ... na das hol ich mir mal. Die Lehrerin wird wohl den Neukölln-Flair nicht als Verkaufstreibsatz nutzen, und auch ihre Kolleginnen und Kollegen - ja, Lehrer sind spezielle Personen - nimmt sie offenbar aufs Korn. Das Titelbild mit den vermummten Schülern rechts oben ist allerdings mal wieder ein voller Schlag ins Kontor. Gratulation an den Verlag.

Bei der Gelegenheit in eigener Sache:
Der Uhu ist auf verschärftem Beuteflug in der Dämmerung dieses Jahres, daher derzeit nur selten Neueinträge in den Droppings - sorry ...

19/10/08

500.000.000.000 Euro oder 1.000.000.000.000 Deutsche Mark

... fallen einfach so mal eben vom Himmel.
Bedauerlicherweise fehlte und fehlt es für Bildung und Soziales an Geld.

Wir sind schon niedliche kleine Masochisten. Oder auch Irre.


Anmerkung - Ich erlaube mir bei der Währungsumrechnung kaufmännisch aufzurunden, es sind ja im Sinne deutscher Banken Peanuts.

15/08/08

Kalter Wahlkampf

Das ist wirklich sehr geschickt. Kaum zeigt sich vor den Wahlen ein ernstzunehmender Gegner des gegenwärtigen Gestrüpps, da holt die moralinsaure Supermacht mal eben den Kalten Krieg aus dem Schrank. War wohl kein Saddam mehr übrig. Und schon stehen nun endlich auch Raketen in Polen. Angesichts der Verbindungen Georgiens mit der moralinsauren Supermacht kann man da schon das sagenhafte Timing Georgiens bewundern ... Ein Beitrag zum Thema im Guardian.

Womit das Vorgehen der Russen nicht kleingeredet, der Ursprung des Konflikts allerdings auch nicht aus den Augen verloren werden darf. Und wenn das mal kein außenpolitisches Meisterstück der Guten gewesen war.

12/08/08

Geschichte der Creative Commons

Ein ebenso erleuchtender, wie auch technisch-strukturell exzellent gemachter Vortrag von Lawrence Lessig zur Entwicklung der Creative Commons, der auch die antikreativen (aber Einzelnen sehr, sehr gewinnbringenden) Folgen zu langen bzw. überscharfen Urheberrechtsschutzes aufgreift. Und erklärt, wie Copyright als prächtiges Steuerungsinstrument der Kultur missbraucht werden kann:

Gefunden beim Schockwellenreiter.
Ach ja, und solidarisch mit demselbigen kann ich nur gleichfalls auf folgendes hingewiesen zu wissen bitten: Dr. Marco Dettweiler ist ein seriöser Journalist. Punkt!

14/06/08

Anonymous: Ein Internet-Phänomen

Anonymous, bekannt geworden durch ein Video auf youtube, ist eine Protestbewegung gegen Scientr010vgy. Da Scientr010vgy in der Vergangenheit gern Daten über Protestierer sammelte, ist "Anonymous" eben ... anonym. Was dazu führt, daß im Internet de facto jeder anonymous sein kann: Jeder kann sich diesen Namen geben, eine identifizierbare Gestalt hat Anonymous nicht. Trotzdem funktioniert die Bewegung, und zugleich ist die Anonymität gegenüber der mächtigen Organiosation der entscheidende Faktor, der Proteste erst in größerem Rahmen ermöglicht.

So kommt es, daß aus dem Video nun eine weltweite, via Internet vernetzte Portestbewegung gegen die Sekte entstanden ist und regelmäßig Demos vor den Scientr010vgy-Zentralen abhält. Faszinierenderweise anonym, also ohne feste Organisationsstruktur. Jeder kann sich eine Guy Fawkes-Maske überziehen und sich an Organsiation und Durchfühgrung der Proteste beteiligen, jeder kann bei der Planung mitdiskutieren.In Berlin läßt die Polizei hier ein beachtliches Demokratieverständis walten, indem sie das Tragen der Masken erlaubt; schließlich kann sie den Schutz der Demonstrierenden nach der Demo nicht garantieren. Im konservativen Stuttgart muß der Protestierende dagegen, da unmaskiert, mit Kartierung, Identifikation und Verfolgung durch Gegner rechnen.
Auf die Straße gehts beispielsweise heute Mittag in Berlin. Auch das Fliegende Spaghettimonster läßt sich diese Gelegenheit nicht entgehen.

Scientr010vgy ist eine Sache, mit der umgegangen werden will. Da ist dieser gutgelaunte und doch sehr ernste Protest, denke ich, genau der richtige Weg. Lästig sein wird er der Firma auf jeden Fall. Zeit, eine Maske zu bauen.

11/06/08

Berliner Zustände 2007: Dunkelfeld Rechtsextremismus

Der "Schattenbericht Berliner Zustände 2007" ist als 64seitiges PDF frei ladbar und beobachtet Vorkommnisse rechtsextremer Gewalt, Rassismus und Antisemitismus. Insgesamt fokussiert der Bericht neben den Zahlen von ReachOut, die mit Berichten über einzelne Opfer rechter Gewaltverbrecher versehen sind, auch auf das teilweise durchaus skandalös zu nennende Verhalten von Justiz und Ermittlungsbehörden, das in dem Kottbusser Fall ja auch gerade wieder seine Bestätigung fand. Ein an sich schon erschreckendes Zitat aus dem Beitrag von ReachOut: "Ein harmonisches Miteinander kann es nicht geben, solange bspw. das Landeskriminalamt MitarbeiterInnen beschäftigt, die persönliche Daten von antifaschistischen AktivistInnen an organisierte Rechtsextremisten weitergeben."

Der Schattenbericht untermauert die Einschätzung eines Experten, der in einem Fernsehinterview kürzlich feststellte, daß die Erwähnung von rechter und linker Gefahr in einem Atemzug unangebracht sei: Linker Radikalismus findet keinen Rückhalt in der Bevölkerung oder in den Behörden. Rechtsradikalismus dagegen ganz offensichtlich durchaus, und gelegentlich sogar bei letzteren.

In anderen Bereichen ist der Bericht recht diskussionsbedürftig, so in der m. E. reichlich akademischen und fragwürdigen Definition von Rassismus im Beitrag "Rassismus gegen Deutsche?", die m. E. den reichlich unglücklichen und wenig hilfreichen Ansatz eines "Einbahnstraßen-Rassismus" vertritt (nach dem, wenn ich ihn richtig verstanden habe, beispielsweise in Deutschland lebende "Graue Wölfe" keine Rassisten sein können).
Auch das Zitat im Folgebeitrag, "Rassismus ist historisch und politisch mit der Konstruktion der »weißen Rasse« verbunden", mag wie hier pauschalisiert dargestellt zwar emotional befriedigend und scheinbar zweckdienlich gegen Begriffsaufweichung sein, ist aber nichtsdestoweniger schlicht falsch und sollte wenn, dann nur spezifisch örtlich und zeitlich definiert verwendet werden. Gerade in einer Debatte wie dieser ist eine klare, sachliche und auch begrifflich sehr bedachte Herangehensweise, ebenso wie eine klare Differenzierung essentiell. Nicht zuletzt für die öffentliche Akzeptanz von derlei an sich so wichtigen Berichten ist es sonst eher kontraproduktiv. Wichtig, zumal diese Beiträge durchaus Grundaussagen enthalten, denen meist zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird; beispielsweise zur Wechselwirkung von rassistischem Verhalten und dessen Entschuldigungen.

Am Rande erwähnt seien Eigenarten ästhetischer Natur, die Verwendung des leider immernoch recht verbreiteten typoästhetischen Grauens des "-Innen" nämlich, das die Augen tränen lässt (schönste und sehr deutsch-korrekte Gendertypokapriole: "einE türkischeR DeutscheR". Nebenbei: Das Mainzer Studentenwerk hatte auf den Mensakarten Ende der 90er Jahre "Student/innen/en" gedruckt).

10/06/08

Die sogenannten "Grauen Wölfe"

... haben bei uns nun wirklich rein gar nichts verloren. Die testosteronüberquellenden Goldkettchenböcke würden, wenn sie schlau wären, jedenfalls ganz hervorragend zu ihren Geistesbrüdern des deutschen und erschreckend erfolgreichen Pendants passen; aber dazu mangelt es ja zum Glück üblicherweise an der erforderlichen Menge Gehirnschmalz der braunen Herrschaften, seien sie nun türkisch oder reichsdeutsch.

Mit den Drag Kings in Berlin (was es nicht alles gibt), die mit dem selbstgerechten Haufen Bekanntschaft machen durften, kann man jedenfalls nur Solidariät empfinden. Und die Mädels lassen sich zum Glück wenig gefallen.

Nachtrag:
Das Weblog "Graue Wölfe in Neukölln" befasst sich mit den Grauen in Neukölln.

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17/04/08

Die Grünen kuscheln mit Exschillkumpel Ole

Und demnächst auf dem Spielplan: Der Grüne Koch. Wählen macht richtig dolle Sinn, wenn die Wahl einen so riesig klasse Unterschied macht ... helau!

 

14/04/08

Demonstrationen des anonymous in München, Berlin und anderswo

Am vergangenen Samstag gab es wieder in mehreren Städten Proteste von anonymous gegen Szcientp0l0gy . Auch die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters gab sich die Ehre. Da es sich um ein durchaus ernstes Thema handelt, ist es um so erfreulicher, daß anonymous offenbar gedeiht. Wer ebenfalls anonym gegen Szcientp0l0gy demonstrieren möchte, kann dies am 10.5. das nächste mal mit anderen tun; im Wiki und im Forum stehen nähere Auskünfte.
Für die Guy Fawkes-Maske gibts hier eine Bastelanleitung.

Videos von den Demos finden sich unter anderem hier.

11/04/08

Deutsche Bahn und Vergangenheitsbewältigung: Da fehlt doch was ...

... aber das ist für ein von dem Geld der Bürger finanziertes Unternehmen, das nicht nur laut dem Magazin Kontraste absurde Nutzungsgebühren für unbetreute Bahnhöfe verlangt und dessen Preisbegründung für die Schienenetznutzung - Absurdistan reloaded - nicht mal die Bundesnetzagentur kontrollieren darf; und das nun mit aller Macht an der Börse verscherbelt werden soll, nicht weiter verwunderlich.

So soll dem "Zug der Erinnerung" der Halt am Berliner Hauptbahnhof verweigert werden. Zur Erinnerung: Dieser Zug erinnert an die Deportationen mittels Eisenbahn in der Nazizeit. Aber derlei schadet vermutlich den Aktienkursen. Wer das merkwürdig findet und dagegen aufbegehren will, kann zwar als mündiger Büger natürlich nicht effektiv handeln, jedoch immerhin am Samstag an der entsprechenden Demo am Brandenburger Tor teilnehmen. Auch im Ausland wird die Sache wahrgenommen.

Und zu dem Verdacht, die (noch "unsere") Bahn würde ihre Bilanz massiv schönen, um an die Börse zu kommen, findet sich hier eine recht interessante Aufschlüsselung (siehe auch in den Kommentaren dort). Heuschrecken helau!

18/03/08

Catch terrorists via phone numbers - wtfomgsobbbqroflolorlyowl

I just wanted to order four lapel pins connected to the Flying Spaghetti Monster satire (YES, four little pins which you might consider to be attached to a jacket, NO, not a bomb jacket, and NO, not poisoned, radiated, explosive, sharpened, one meter long and pointed or something, just four bloody freaking* little 1 centimeter silver coated pins!) and for some reason didn't fill in my telephone number into the order form (the reseller won't make a call to Germany anyway, reason being that would be more expensive than the stuff I ordered), and I, yes indeed, I received an email reading:

Our government won't allow us to send any packages out of the country without a telephone number for the recipient. They think it'll help them catch terrorists or something.

Hell yes, I think I am a real threat to the US with four pins - what does he need four lapel pins for? Why four? Where could he stick them? I mean, four of them? Small pebbles piloting a huge landslide? Shall we bomb Neukölln as a precaution?** - at my hand and no number for the CIA to call me!
Well, okay, got me - I hereby solemnly swear that the Flying Spaghetti Monster will not do any harm to the US (well, it's church has been founded there, so a lot of persuading power would have been necessary anyway), at least not on my behalf! Wtfomgsobbbqroflolorlyowlgetout.

And yes, surely they need these phone numbers for something else, whatever that might be. But following the logic of the US governments frantic private data harvesting (up to the which menu did you order on your flight kind), the assumption that they in fact do want the phone number for catching terrorists more easily just seems to fit too well ... and it does indeed, since I was told the phone numbers weren't required before 9/11.

Addendum:
We shouldn't get overexcited being German. Even in Die Zeit, one of the most reknown newspapers, a person allowed himself the freedom to reason (well, 'reasoning' is an anachronism here, i know) in a long article why "a bit of torture" wouldn't hurt, would it, and he did that with the usual very, very thin and populistic arguments any dictator would be proud of. Yes, utter barbarism is just one step away, and we have to be vigilant indeed.
Addendum II:
Here are two pictures of the dreadfully dangerous terrorist pin. Sorry for the poor quality, for which the Flying Spaghetti Monster himself takes full responsibility and, without any doubt, neither my camera nor me (well, just prove that that is not true, I can say in the finest of religious logic traditions).


*) Hereby my blog just made it to ESRB 13 for harsh language.
**)Not such a bad idea even to many Berliners. So, on second thought ...
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27/01/08

Kaum zu glauben: Es findet sich noch Vernunft ...

Wahrlich ein ungewohnter Anblick, nicht überzubewerten, aber zugleich doch ein wenig beruhigend: Ein Quentchen Vernunft beim Wahlvolk eines deutschen Bundeslandes. Dieses Mal warf es sich nicht den allein um ihres eigenen Machtgewinns Willen menschenverachtend hetzenden Rattenfängern zu Füßen. Oder fast nicht.

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04/12/07

Schutz vor Taser-Waffen patentiert

Nachdem Taser und Co., die Elektroschockgeräte für den kleinen Mann von der Straße und für schießwütige US-Polizeien, gerne auch nicht nur lähmen, sondern gleich reinen Tisch machen und töten, wurde nun ein Patent für eine entsprechende Schutzkleidung eingereicht. Zudem gibt es bereits Systeme zur Eindämmung des unwilligen Pöbels, sprich gegen Demonstrationen.

Eigentlich sollte eine Fechter-E-Weste und ein normales Fechteroberteil den gleichen Job tun. Im Land der unbegrenzten Freiheit jedenfalls scheint solcherlei zu tragen nach den vergangenen Elektro-Amokläufen wohl empfehlenswert.

21/11/07

Wann hat ein Innenminister seinen Hut zu nehmen?

Wer an den Schalthebeln unseres bis auf weiteres noch freiheitlichen Rechtsstaates sitzt, sollte nicht nur mit genauem Maß gemessen, sondern auch zur Verantwortung gezogen werden, wenn er der Würde seines Amtes nicht entspricht.
Aber auf Konsequenzen aus Schäubles Nazi-Vergleich, dessen Äußerung wohl kaum nachvollziehbar ist: "Wir hatten den 'größten Feldherrn aller Zeiten', den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten", werden wir wohl lange warten müssen, von dem Geschwafel unter Verwendung des gehässig-unmenschlichen Schimpfworts "Gutmensch" von anderen Politikern ganz zu schweigen. Warum auch nicht: Die Bevölkerung stört es kaum, und die Politiker haben alle Hände voll damit zu tun, in Zeiten der Harz IV-Beschränkungen und Niedriglohndebatten ihre Diäten um ein Zehntel zu erhöhen und ihre Rente ab dem ersten Jahr im Bundestag zu sichern.

In sofern: Mit "Würde" hat dies alles ohnehin schon lange nichts mehr zu tun.

Nachtrag:
Und Herr Schäuble legitimierte gerade (1.12.) in seiner bekannt brillanten Rhetorik indirekt Guantanamo, indem er offenließ, was uns ohne Guantanamo durch Terrorismus drohe. Geradezu (und in jedem Sinne) grenzenloser Menschenrechtsbruch scheint für diesen Herrn demnach anscheinend, könnte man eventuell meinen, keine nennenswerte Hürde darzustellen. Mit solchen Freunden braucht ein Staat wirklich keine ... mehr.
Man sollte doch mal eine Liste aller Äußerungen dieser Art und dieses Herren anfertigen.
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29/10/07

Demokratischer Sozialismus

Daß ich nicht lache. Diese Worte von einer Partei, deren aufsteigender Jugendorganisatons-Chef in der Sendung "extra 3" offen bekennt, daß er den ganz speziell sozialen Keine-Hüftgelenke-Für-Alte-Missfelder von der Konkurrenz sympathisch findet und gern mit ihm einen trinken geht. Ihre SPD, die sich schon in grauer Vorzeit unter anderem als Freikorpsbefürworter* sehr sozialistisch geben durfte und auch zu Zeiten der Großen Koalition der 60er Jahre ein recht interessantes Bild abgab.
Andererseits würde man sich durch Taten ja gern von einem positiveren Bild überzeugen lassen - in diesem Sinne ...

*) u. a. durch den legendären Herrn Friedrich Ebert. Siehe z.B. Haffner, Von Bismark..., Knaur 2001, 172 et al.

26/10/07

José Saramago: Die Stadt der Sehenden

Saramag: Stadt der Sehenden Nachdem die Buchhändlerin Saramagos jüngstes Buch über den abwesenden Tod nicht im Regal stehen hatte (so viel zum Sortiment unserer Buchhandelsketten, immerhin ist er Nobelpreisträger), fand sich die gleichfalls als Taschenbuch erschienene Ausgabe der "Stadt der Sehenden" (Rezension). Und diese Wahl war nicht zu bereuen: Nachdem Saramago in der "Stadt der Blinden" auf schauerliche Art in die Abgründe der menschlichen Seele eingetaucht war, nimmt er sich in der "Stadt der Sehenden" den Staatsapparat als solchen vor.

Als die Stimmzettel einer hauptstädtischen Kommunalwahl auf unerklärliche Weise überwiegend weiß geworden sind, reagiert die Regierung hysterisch - sie geht von einer Verschwörung des Volkes gegen sie aus, nimmt dies als persönlichen Angriff, läßt die Wähler bei der Wahlwiederholung beschatten und foltert eine Auswahl an unbescholtenen Bürgern, als trotz aller Beschattung wiederum überwiegend weiße Stimmzettel auftauchen.
Da die Ursache des Weißwählens aber weiterhin im Dunkeln bleibt, wird die Hauptstadt kurzerhand in "Belagerungszustand" versetzt, nach dem besonders der Innenminister als Konkurrent des Verteidigungsministers lechzt - die Regierung des Landes evakuiert sich und belagert die eigene Hauptstadt. Auf faszinierende Weise schafft sie sich durch ihre paranoiden Ängste ihre eigenen Chimären, durch deren Bekämpfung wieder neue Chimären gezeugt werden. Zudem geht es der Regierung auch nicht um das Wohl ihres Volkes, vielmehr werden die Entscheidungen aus persönlichen Machtbedürfnissen der einzelnen Minister, aus ihrem verletzten "Ehrgefühl" heraus getroffen. Die Regierung kämpft gegen das eigene Volk, ohne daß sie weiß, wogegen sie eigentlich kämpft. Da die belagerte Hauptstadt jedoch ganz gut ohne Regierung und Polizei funktioniert, werden Agent Provocateurs eingeschleust, die unter anderem einen Terrroranschlag auf die Bahnstation verüben, der offiziell natürlich von den wie auch immer gearteten "Weißwählern" stammen soll. Stets unter Beteuerung, alles nur um der Erhaltung des Staates und der Demokratie Willen zu tun, wandelt sich der Statt in ein rücksichtsloses, totalitäres Gebilde.

Eine Groteske, die, wie immer in Saramagos einzigartig faszinierendem Stil geschrieben, unterhaltsam schildert, wie die Ellenbogenqualifikation sogenannter Volksvertreter zu absurden Ereignissen führt, wenn der Bürger sich allzu souverän verhält. Und angesichts der Technikgläubigkeit gegenüber Wahlcomputern und absurden Wahlstift-Kreationen von ganz eigener Aktualität.

18/10/07

Wahlcomputer: Das zentralste aller demokratischen Rechte an der Tür abgeben

... das der Wahl nämlich, ohne die eine Demokratie bekanntermaßen schlicht nicht existiert. Wahlcomputer sind nicht nur überflüssiger Technologiefetischismus (es hat bis heute prima von Hand funktioniert, nicht wahr?), sondern darüber hinaus kennt fast keiner ihre Funktionsweise:

"In der Bundesrepublik gibt es lediglich drei Personen, die nachvollziehen können, wie die elektronische Erfassung, Speicherung und Zählung von Wählerstimmen an den etwa 2500 für politische Wahlen bereits eingesetzten Wahlcomputern funktioniert. " - weiterlesen

Bleiben wir bitte beim Papierwahlzettel, Finger weg von dem Technikschrott. Er ist giftig.

02/10/07

"Gewalt-Sehen-Helfen" mit einem gedankenlosen Werbespot?

Ein Beispiel für mehr als grenzwärtige Zivilcourage-Werbung:
Dieser Spot bei Youtube zeigt eine Gruppe ausländischer (auf den ersten Blick türkisch-arabisch anmutender) Jugendlicher, die eine Frau im Bus belästigen, und alle sehen weg - bis auf das kleine hellhaarige Mädchen, das schließlich zu kreischen beginnt. Dem Impressum nach ein Film des Präventionsrates der Stadt Frankfurt am Main- dazu gehören laut Webseite (deren Authentizität via DENIC-Abfrage bestätigt werden kann) "Sicherheitsdezernent, Polizeipräsident, Leiter d. Staatsanwaltschaft, Bürgermeister, Dezernenten für Integration, Soziales und Bildung".

So gut die Intention dieses Beitrags sein mag (wenn sie es ist), stellt er doch eine meines Erachtens mindestens problematische, um nicht zu sagen gedankenlose Gratwanderung dar. Schließlich scheint sich mir dieser Spot selbst als Wahlwerbung für die NPD zu eignen, ist er doch m. E. prädestiniert dazu, die Angst vor der klassischen "Türkischen Jugendbande", und damit vor Ausländern allgemein, zu schüren und an den "Aufrechten Deutschen" zu appelieren. Zudem eine Filmästhetik, bei der es einem kalt den Rücken hinunterläuft.

Nein, dieser Spot war ein Mißgriff, sofern man nicht eine entsprechende rechtshintergründige Absicht unterstellen will - oder eine böswillige Fälschung der Herkunft des Spots. Eine entsprechende Anfrage ist gestellt.

Nachtrag:
Bestätigung erhalten: Das Video ist authentisch.

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22/08/07

Zum Umgang mit Neonazis: Ein praktischer Ratgeber

Nachdem sich in Folge der Hetzjagd durch rund 50 deutsche Jugendliche im sächsischen Mügeln ein vielleicht erschreckendes, aber ganz sicher nicht überraschendes Trauerspiel in Bezug auf die Reaktion der Mügelner Bürger zugetragen hat, stellt sich wieder einmal die Frage, wie mit den "neuen" Neonazis und ihren zunehmend wirkungsvollen Strategien umzugehen ist. Ebenfalls interessant, daß es der spontanen Antifa-Demonstration vor Ort bedurfte, um den Mügelner Bürgern ihre eigene Schande unter die Nase zu reiben. Das Pack wird für viele Mügelner aber wohl immernoch eher die Antifa als der nette adrette Neonazi von nebenan bleiben. Da passt der Hitlergruß eines älteren Herrn am Rande der Demo ganz gut ins Bild. Ebenso wie der Mangel an Zeugen für die Tat.

Daß eine Grundregel lautet, rechtem Gesindel keinen Raum in öffentlichen Diskussionen einzuräumen, wird nun in einer hilfreichen und übersichtlichen Broschüre - an der auch das Bundesland Sachsen-Anhalt beteiligt ist - ebenso erläutert wie der Umgang mit den anderen öffentlichkeitswirksamen Strategien der Neonazis. Dazu werden auch für eigene Veranstaltungen relevante Fragen beleuchtet, beispielsweise die effektive Anwendung des Hausrechts.

Die Lektüre (PDF) kann empfohlen werden.

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19/08/07

Terrorist werden leichtgemacht: Doktortitel, Bibliotheksbesuch und Forschung zu "Gentrification"

Die genauen Hintergründe der Verhaftung sind natürlich nicht bekannt; einem Jeden sei das nähere Befassen damit nahegelegt.

Es mutet jedoch merkwürdig an, wenn ein Universitätsbediensteter auf Grund seiner Forschung zur Yuppiesierung (fachterminologisch als "Gentrification" / "Gentrifizierung" bezeichnet), Zugang zu Unibibliotheken und Treffen mit einer MG-nahen Person, deren Gesprächsihalt aber angeblich auch dem BKA nicht bekannt ist, in Untersuchungshaft landet - wegen Terrorismusverdacht und Nähe zu einer Terroristischen Vereinigung. In einem eigenen Weblog wird über die Auswirkungen der Beschattungsmaßnahmen gegen ihn aus erster Hand berichtet.

Nun würde es zum Charakter deutscher Universitäten gut passen, die ihre Dozenten auch gern gratis arbeiten lassen und ihnen auch noch einen Tritt als Dank nachreichen,* wenn die HU ihren Wissenschaftler im Regen stehen ließe. Immerhin haben eine Reihe von Soziologen das Rückgrat bewiesen, einen offenen Brief zu verfassen, der hier nachzulesen ist (PDF).

Ein Auszug:

(...) Der Verdacht auf die Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung wird nach Auskunft der Rechtsvertreter von Dr Andrej H. nämlich inhaltlich wie folgt begründet:
- der Bundesanwaltschaft liegen keine Erkenntnisse über den Inhalt der Treffen von Dr. Andrej H. mit dem mutmaßlichen Brandstifter vor. Diese schließt allein aus dem Umstand der beiden Treffen, dass sie allesamt Mitglieder der „militanten gruppe“ sein müssen;

- nach der Bundesanwaltschaft ist von einer Mitgliedschaft von Dr. Andrej H. in einer terroristischen Vereinigung auszugehen, weil er sich mit Themen beschäftigt, die sich auch in Schreiben der mg wieder finden; eine wissenschaftliche Abhandlung von Dr. Andrej H. von 1998 enthalte „Schlagwörter und Phrasen“, die in Texten der „militanten Gruppe“ gleichfalls verwendet werden (u.a. den in der Stadtforschung gebräuchlichen Begriff der ‚Gentrification’),

- einem beschuldigten promovierten Politologen stünden „als Mitarbeiter eines Forschungszentrums Bibliotheken zur Verfügung, die er unauffällig nutzen kann, um die zur Erstellung der militanten Gruppe erforderlichen Recherchen durchzuführen“,

- er und die weiteren wissenschaftlich Tätigen verfügten über die „intellektuellen und sachlichen Voraussetzungen, die für das Verfassen der vergleichsweise anspruchsvollen Texte der militanten Gruppe erforderlich sind“.

Solche Argumente lassen jede wissenschaftliche Tätigkeit als potentiell kriminell erscheinen. Die Begründungen der Bundesanwaltschaft stellen eine direkte Bedrohung für alle dar, die kritische Wissenschaft, Publizistik und Kunst betreiben und für diese mit ihrem Namen in der Öffentlichkeit einstehen.

Ein Einzelfall? Begründeter Verdacht, der aus vielleicht guten Gründen nicht veröffentlicht wird? Es bleibt zu hoffen. Dann wäre es den Ermittlungsbehören anzulasten, daß sie hier nicht die notwendige Transparenz schaffen, um das Vertrauen in den Rechtsstaat zu erhalten (auch wenn das Abwägen zwischen der Herausgabe von ermittlungsrelevanten Informationen und ihrer Zurückhaltung sicher oft einen Eiertanz darstellt). Schlimmer aber andernfalls: Dann haben wir, in Kombination mit der zunehmenden Überwachung, einen scheindemokratischen Polizeistaat direkt vor unserer Tür und kümmerten uns nicht einmal sonderlich darum.

Nachtrag:
Immerhin beweist der BGH Vernunft: Der Haftbefehl ist mittlerweile aufgehoben worden.

*) Man darf für einen Hungerlohn ein Semster dozieren (gern auch gratis) und dann noch Magistranden über ein weiteres Jahr betreuen. Und wenn man Bücher an eine Uni schickt, die sie zur Eignungsprüfung als Professor anfordert, darf man das Rückporto selber zahlen. So einem Kollegen und ausgewiesenen Wissenschaftler geschehen. DAS ist gelebte deutsche Bildungspolitik. Man möchte sagen: Helau!

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07/07/07

Darf ein Politiker die Verkrüppelung des Grundgesetzes fordern?

Ja. Darf er. Und nicht nur, wenn er für eine rechtsextreme Partei spricht. Denn nichts anderes verlangt unser Herr Innenminister mit seinen Forderungen, könnte man böswillig vermuten, obwohl er sicherheitshalber fordert, sie auf sie auf ihre "Verfassungsmäßigkeit" zu prüfen. Was nahelegt, daß er sie vermutlich nur geäußert hat, um den Weg zu bereiten für jetzt nicht mehr so aufsehenserregende kleinere Verschärfungen.

Das wäre dann also sozusagen eine Narkose des demokratischen Rechtsempfindens in der Form, daß der Täter dem Opfer erst eine reinhaut, damit diesem das Brandmarken nicht mehr so wehtut. Aber diese Vermutung wäre natürlich reine Spekulation - Politik ist doch was Schönes.

Nachtrag:
Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, ein gewisser Geis, möchte mal eben das Recht auf ein eigenes Verfahren abschaffen. Das ist nun der Kern des Rechtsstaats, ohne das er seine Bezeichnung - und die bürgerlich-demokratische Unterstützung - wohl kaum mehr verdient hätte. Es darf ein Abgeordneter also ungeschoren tun, was bei anderen unter großem Getöse als "staatsfeindliches Verhalten" zu Beobachtung und Bestrafung führt. Was hier herbeigeredet wird, ist kein Affentheater mehr, sondern ein Spiel mit dem Feuer. Höchste Zeit, den Verantwortungslosen eins auf die Finger zu geben. Oder unsere Verfassung verkommt entgültig zur Profilierungspuppe für Machthungrige.
Hier, was diese Person von sich gab:
"In diesem Fall ohne Prozess. Das geht schwer runter, das sage ich Ihnen, das fällt einem nicht leicht vor allen Dingen dann, wenn man, so wie ich auch, immer wieder sagt, dass wir die freiheitlichste Grundordnung haben, die wir je hatten. Aber es geht ja uns darum, diese freiheitliche Grundordnung zu schützen. Und deswegen wehren wir uns gegen die Gefährder. Und wir können nicht warten, bis die Gefährder zuschlagen." -- weiterlesen
Das klingt etwa so logisch wie: Krieg führen, um Frieden zu schaffen, oder auch: Sex für Keuschheit.

Nachtrag II:
Hier die Salamitaktik illustriert bei Farliblog. Via Rabenhorst

24/05/07

Bravo, -panorama-

Sich heute Abend in der ARD über die G8-Kritiker lustig machen, indem man einerseits ein paar recht planlos wirkende Gesellen (gern sichtbar "alternativ") vor die Kamera holt und andererseits tiefgründelnde Profis wie (natürlich) einen KAS-Rhetoriker ... das ist wirklich Hochwertige Deutsche Berichterstattung.

Wieder einmal ganz großes Kino. Gratuliere.

(A propos G8: Gestern ließ sich der NDR-Kommentator der Tagesthemen dazu hinreißen, die Blockade von Zufahrtsstraßen gleichzusetzen mit dem Werfen von Brandsätzen.)

17/05/07

Nettes Symbol: Das individuelle "i"

Der Rabe hat ein nettes Symbol auf seiner Webseite installiert: Das "Individual-i". Individual-i 
Einerseits noch ein Symbol mehr in unserer ohnehin schon symbolgesättigten Zeit, andererseits eine dezente Stellungnahme zu der derzeitigen Entwicklung:

"Es repräsentiert das Recht auf Privatssphäre, Datenschutz, Meinungsfreiheit und Anonymität im Informationszeitalter. Es repräsentiert die Informationsfreiheit – das Recht auf eine transparente, offene Regierung und Rechtsstaatlichkeit. Es repräsentiert das Recht ohne ständige Überwachung und Kontrolle zu leben und nicht für die Einforderung und Wahrnehmung dieser Rechte als "verdächtig" gebrandmarkt zu werden. (...)" - weiterlesen

Da gibt es beileibe überflüsssigere Symbole.

10/05/07

Die Faxen dicke: Feuriger Parteiaustritt

Aus der Kategorie mündiger Bürger, sich zur Wehr setzend:
Jörg schreibt:

"Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat Anfang März eine junge Frau in die Türkei abschieben lassen, die weder Türkin ist noch Türkisch spricht. Nasima El-Zein ist in Berlin aufgewachsen, hat die Realschule abgeschlossen, hat sich ehrenamtlich um ausländische Schulkinder im Berliner Problembezirk Neukölln gekümmert, hat ihnen Deutsch und Rechnen beigebracht. [...] Wer denkt sich den Narrenstreich aus und schiebt ausgerechnet eine solche Frau in ein Land ab,
wo sie ein gewalttätiger Vater erwartet, der sie einsperrt und zwangsverheiraten will? Und heute berichtet die Berliner Zeitung, daß die abgeschobene Kurdin von der türkischen Polizei massiv unter Druck gesetzt und ihr sogar Gewalt angedroht wird." - Quelle
Daraufhin möchte er
"(über meine zuständige Abteilung) ein Parteiausschlußverfahren gegen Herrn Körting beantragen. Und drittens werde ich, wenn die junge Frau nicht spätestens Ende Mai 2007 wieder in Berlin ist, mein Parteibuch, das über 35 Jahre Mitgliedschaft in der SPD dokumentiert, »öffentlich« verbrennen (d.h. es wird ein Video davon [beim Schockwellenreiter] geben) und fordere alle Noch-Genossen auf, dies ebenfalls zu tun."
Sicherlich wird das am aktuellen Fall wenig ändern (wie schon in einem anderen Zusammenhang eine Austrittswelle in der jüngeren Vergangenheit bewies). Aber wenn das Beispiel weiter Schule macht, wird es zumindest als kleiner Warnschusss wahrgenommen werden müssen. Interaktiv mit Videobildern.

18/04/07

Zur Sicherheit mal das Grundgesetz sprengen

Unser Innenminister hat immer interessantere Vorschläge. Im Stern steht zu lesen:

"Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige nicht bestrafen als einen Unschuldigen zu bestrafen. Der Grundsatz kann nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch."

Das von einem Anwalt geführte LawBlog kommentiert (hier übrigens auch eine interessante Diskussion in den Kommentaren):

"Schäuble lässt also demnächst Menschen wegsperren oder sogar per finalem Rettungsschuss behandeln, obwohl sie keinen Anschlag begehen wollen? Nur, weil jemand ohne ausreichenden Verdacht (und damit irrigerweise) mutmaßt, der Betreffende sei irgendwie gefährlich?"

Wohin will Schäuble mit solchen Aussagen? Den Rechtsstaat abschaffen? Aber steht zu solchen Ambitionen nicht ein gewisser Passus im Grundgesetz, das doch zumindest ein Minister einigermaßen kennen sollte? Sicher, Innenminister müssen qua Amt wohl Scharfmacher sein. Aber hier schlägt einer doch zu sehr über die Stränge. Herr Schäuble braucht offensichtlich dringend lange, sehr, sehr lange Ferien.

13/04/07

Wir haben doch nichts gewusst

"Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes. Allerdings konnte er sich den Zwängen des Regimes ebenso wenig entziehen wie Millionen Andere. Wenn wir als Nachgeborene über Soldaten von damals urteilen, dann dürfen wir nie vergessen: Die Menschen lebten damals unter einer brutalen und schlimmen Diktatur! Hans Filbinger wurde - gegen seinen Willen - zum Ende des Krieges als Marinerichter nach Norwegen abkommandiert." - Oetinger in der Trauerrrede zum Tode des Ex-NS-Richters und Ex-"Landesvaters" Filbinger - weiterlesen

"Feig und lächerlich aber ist es, wenn die, die sie [die Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus] zu tragen haben, nun auf andere abwälzen wollen. Und doppelt verantwortungslos, wenn sie sich ausgerechnet diejenigen [aktive Aufgabenträger im NS wie von Eickstedt] dafür aussuchen, die die einzigen waren, die arbeiteten und dadurch hinderten und warnten." -- Prof. Egon von Eickstedt, auch nach dem Krieg noch einer der führenden Rassenkundler und physischen Anthropologen, zur Erstausgabe der Anthropologenzeitschrift HOMO 1950, S. 12

Erstaunlich, wie sich die Zitate gleichen, wenn man ihre Kernaussagen im fachlichen Transfer betrachtet. Die Argumentation kennen wir natürlich auch von den Angeklagten der Nürnberger Prozesse, reichlich. Oetinger beweist also Gutes Deutsches Traditionsbewußtsein. Nur die NPD wird sich mächtig ärgern, daß ihr hier wieder mal einer das Wasser abgräbt ...

Nachtrag:
Eine kleine Entschuldigung, und alles ist wieder gut. Kann ja jedem mal passieren. Oder ...?

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90.000.000 Euro

... für den G8-Gipfel in Heiligendamm, wenn nicht gar noch wesentlich mehr. Anstatt dieses Treffen mit Betonung auf Arbeit auf einem Flugzeugträger oder einer einsamen Insel abzuhalten, wird das Geld aus dem Fenster geschaufelt wie kürzlich erst zum Possenspiel des Wildschweinbratens mit dem Allerchristlichsten Wiedergeborenen, aber das kostete ja nur schlappe 20.000.000 Euro - Peanuts. Und mit Sicherheit werden alle damit verbundenen Aufträge mit Betonung auf Sparsamkeit vergeben, wer könnte anderes denken. Interessanterweise fand beides im bekanntermaßen überreichen Osten Deutschlands statt.

Wenn angesichts dieser Hybris dieses Vorgehen verteidigende Volksvertreter von "Haushaltslöchern" schwafeln und sich über in "sozialen Hängematten" räkelnde Hartz-IV-Empfänger ereifern, gehören sie geteert und gefedert.
Politiker, ihr beginnt wieder zu vergessen, daß es euch ohne Volk nicht gäbe.

05/04/07

300: Kein Grund zur Aufregung

Daß der Iran gegen den Film "300" protestiert, da dort die Perser dämonisiert würden, und andere Stimmen über "faschistische Einschläge" sinnieren, klingt zunächst aufsehenerregend.

Hat man jedoch den Film gesehen, mutet es verwunderlich an, daß der Iran sich allen Ernstes zu einer Beschwerde herabläßt. Denn der Sreifen ist schlicht und einfach peinlich.

Nicht wegen seiner Überzeichnungen, der einen oder anderen an sich interessanten (allerdings spätestens seit "Gladiator" auch nicht eben neuen) Farbgebung oder seiner Anleihen an einen Doom3-"Killerspiel"-Splatter-Stil, die alle erkennen lassen, daß es sich um eine Comicverfilmung und gewiß nicht um einen historischen Streifen handelt. Dies wäre allerdings auch keine Entschuldigung der vorgeworfenen Punkte.

Eher schon wegen einem wenig ausgefeilten bis handwerklich ungelenkem Drehbuch mit teilweise schuheausziehenden Dialogen, seiner bemühten Anlehungen an ein Mix aus Herrn der Ringe, die dementsprechend auch fehlgehen - der mitgeführte Troll wirkt ebenso unfreiwillig satirisch wie die wilden, aber unfähigen Orkhorden, und auch Zottel-Boromir bekommt seinen Auftritt. Gewendet wurde das Ergebnis dann noch in schalgewordener Rammsteinästhetik. Das Sahnehäubchen ist aber der Erzähler, der mit Hyperpathos zu erklären bemüht zu sein scheint, was den Bilder allein nicht zu vermitteln gelingt. Der nimmt dem Film dann auch noch seine Popcornqualitäten.

Nein, sich über diesen Film aufzuregen, wird ihm nicht gerecht: Dazu ist er zu unbedeutend.

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25/03/07

Gratulation!

Herzlichen Glückwunsch, schöne Dame - es bleibt ein spannender Weg, der vor den Hufen Eueres Stiers liegt!

23/03/07

Ist Geld Weniger ist wichtiger als Wohnungsraum Aller?

Es ist heute schon so, daß unter dem Unwort der "Wertschöpfung" in Berlin Häuser von nicht ortsansässigen Unternehmen aufgekauft und dann mit dem Streben nach maximalem Gewinn "verwaltet" werden. Kaum dürfte es im Interesse dieser Unternehmen liegen, daß die vor Ort Lebenden davon profitieren - es geht schließlich um Gewinnmaximierung in die Taschen einiger Weniger, und die ist mit Menschenfreundlichkeit wohl kaum vereinbar.
Nun ist aber eine Stadt dazu da, daß Bürger in ihr leben, Bürger, die letztlich diese Stadt erst möglich gemacht haben, und nicht, daß das Pack der Heuschrecken das Ergebnis absahnt und sich bereichert.

Damit das nicht passiert, haben wir eigentlich einen Staat. Denn die vornehmste Pflicht des Staates muß der Schutz seiner Bürger vor äußeren Gefahren sein - ohne Bürger kein (demokratischer) Staat, eine Binsenweisheit, wie man meinen könnte. Ob er aber dieser Pflicht durch die aktuelle Zulassung von Immobilienunternehmen zur Börse gerecht wird (was man angesichts der bisherigen Unterlassungen schon genug in Frage stellen kann), mag trotz der Beschränkungen wohl bezweifelt werden.
Man kann eine Gesellschaft auch gezielt destabilisieren. Einerseits die Heuschrecken vollmundig in der Tagesschau kritisieren, ihnen aber andererseits neue Einfalltore aufzureißen, ist ... typisch Politiker.

Im Übrigen: Der "starke Staat", der sich durch Verbote und Repression in den Alltag seiner Bürger einmischen will und diese letztlich zu entmündigen droht, ist natürlich keine Alternative - hat aber mit obigem auch wenig zu tun.

Nachtrag:
Und wieder eine Meldung: Kaum wurde privatisiert, steigen die Berliner Mieten und reißen den Mietspiegel gleich mit. Hauptsache, die Aktien steigen.

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22/03/07

Klassenjustiz

Bewährungsstrafe ... der Schockwellenreiter hat Recht.

Aber nein, wir sind natürlich keine Bananenrepublik ...  

24/02/07

Antiamerikanismus? Nein.

Auch wenn das vorangegangene Posting den Eindruck erwecken mag: Der Begriff "Anitamerikanisch" ist dafür nicht zutreffend. Warum?

  • Das Land zu hassen, wäre unsinnig. Wenn man ihm vorwirft, auf Kosten der südlichen Hämisphere zu parasitieren und Ressourcenkriege zu führen, so kann man als jemand, der selber in einer gleichfalls auf Kosten des Südens, der Umwelt etc. florierenden Gesellschaft lebt und davon profitiert, sich wohl kaum über andere erheben.
  • Die Menschen zu hassen, wäre dumm. Viele US-Amerikaner legen im Gespräch oder in der Zusammenarbeit eine Offenheit und (eben nicht immer nur vorgeschobene) Freundlichkeit an den Tag, von der wir uns eine Scheibe abschneiden können. Das gleiche gilt für die Multikulturalität der US-amerikanischen Gesellschaft, die natürlich nicht immer ganz rund läuft, in vielen Bereichen aber eben doch hervorragend funktioniert.
  • Nicht alles Schlechte geht von den USA aus. Im Gegenteil. Ob dies nun Erfindungen, wissenschaftliche Erkenntnisse, neuartige Ansätze, dingliche Annehmlichkeiten oder frische Gedanken sind, vielleicht durch ihre Größe und eben ihre Multinationalität kommen aus diesem Land immer wieder höchst positive Impulse. Ob diese nun Care Paket, OS X, Jugger, Oscars, Swing oder wie auch immer heißen.
  • Deutschland floriert nicht zuletzt wegen der Aufbauhilfe der USA. Auch wenn diese Aufbauhilfe zunächst im Wesentlichen der Rolle als Pufferzone und potentielles Schlachtfeld des Kalten Krieges geschuldet war. Hier hat das sogenannte "nation building" funktioniert.
  • Die USA sind anders. Sie sind eine souverände Gesellschaft und können daher auch grundlegende Werte anders definieren als Deutschland oder Europa. So kann man vielleicht die gewagte, aber immer wieder zu belegende Feststellung treffen, daß Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes, "Die Würde des Menschen ist unantastbar", in den USA einfach nicht existiert, und der korrespondierende amerikanische Paragraph anders verstanden wird. Ebenso ist die Auffassung von persönlicher Freiheit anders geartet als bei uns. So werden dort Minderjährige nach Erwachsenenstrafrecht abgeurteilt, harte Gefängnisstrafen leichtfertiger ausgesprochen, Repression massiv umgesetzt, Polizisten totalitären Regimen nicht unähnlich Selbstherrlichkeit und extreme Machtausübung gewährt, und die Todesstrafe in einigen Bundesstaaten weiterhin ausgeführt; ganz zu schweigen von staatlich gedeckter Folter. Darüber kann man sich aufregen, insbesondere vor dem Hintergrund der vielen positiven Seiten des Landes - aber es ist letztenendes dennoch eine landesinterne Mentalitätsfrage, deren Souveränität wir mit unseren anders gearteten Werten nicht anzugreifen (wenngleich natürlich zu kritisieren) haben. Wenn aus unserer Sicht beispielsweise Ereignisse in den USA ein wenig wie von einer Nation mit pubertären Hormonstörungen verursacht anmuten, so illustriert das die Unterschiede in der Mentalität. Und es liegt in der Natur grundlegender Mentalitätsunterschiede, der jeweils anderen Seite befremdlich zu erscheinen.
  • Ein großes Problem stellt das Sendungsbewußtsein der USA dar: Was das Land in seinem Inneren tut, ist salopp gesprochen sein Problem, was es nach außen trägt, kann zum Problem der gesamten Welt werden. Man muß sich vor Augen halten, daß eine Nation, die wie eingangs erwähnt auf Kosten anderer lebt, sich anmaßt, die Welt in moralische Kategorien von "Gut" und "Böse" einzuteilen und Angriffskriege zu führen, die vor allem eben dem Ressourcenschutz, innenpolitischer Stabilisierung oder einer US-freundlicheren politischen Landkarte dienen.
  • Man muß sich auch auf der Zunge zergehen lassen, daß freie Meinungsäußerung wie beispielsweise in Gestalt dieser Blog-Einträge dazu führt, daß der Verfasser damit zu rechnen hat, als "Unwanted Person" am Flughafen zurückgewiesen zu werden, sollte er wieder einmal die USA besuchen wollen. Zwar widerspricht das unserem Freiheitsverständis, wie erwähnt aber nicht zwingendermaßen dem der USA - anders gesagt ist man eben selbst schuld, wenn man in die USA einzureisen versucht, denn als Gast muß man natürlich die Werte des Gastgeberlandes akzeptieren. Dennoch schade, wenn man bedenkt, wie interessant und bereichernd der persönliche Austausch mit den US-Amerikanern doch eigentlich ist.
  • Um die Anwendung der Folter durch die USA gegen Nicht-Amerikaner durchzulesen, inklusive Frierfolter udn Würgetechnik, lese man einfach den Bericht der ABC News. Viel Vergnügen.

Die USA verstehen es, zugleich zu begeistern und abzuschrecken, erstaunlich widersprüchlich und gerade deswegen auch faszinierend (zugegeben, nicht gerade im positiven Sinne faszinierend).

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23/02/07

USA sperren minderjährige deutsche Touristin bei Einreise in Einzelzelle

Eine Überschrift, wie sie einem Boulevardblatt entspringen könnte. Nur leider wahr. Die Jugendliche wurde verhaftet und in eine schön videoüberwachte Einzelzelle gesteckt, weil grundlos vermutet wurde, sie wolle bei Unseren Amerikanischen Freunden Au Pair-Mädchen spielen. Schon der Verdacht begründet natürlich die Gefährdung der nationalen Sicherheit, ganz zu schweigen von einem tatsächlich eingesetzten "undercover-Au Pair"-Mädchen aus dem grauenhaften Barbarenstaat der Teutonen ... - Das Nachtmagazin der ARD vom 1.3. hat diese seine Meldung nicht im Internet archiviert, daher kein Link.

Nicht unbedingt eine Neuigkeit, wenn man bedenkt, daß die gut ausgebildeten Sicherheitsbeamten auch schon Physiker zurückgeschickt haben, weil die zu einem Kongress zu Lasertechnik reisen wollten. Laser erinnerte die Staatsmacht offenbar an von ihnen offenbar für Nachrichten gehaltene Science-Fiction-Filme. Oder die Meldung über das Einsperren eines hochdekorierten Professors wegen unbefugten Überquerens der Straße und mangelndem Respekt gegenüber anonymen Polizeibeamten. Oder das Abweisen eines belgischen Diplomaten am Flughafen. Oder das Misshandeln und Verhaften eines Photojournalisten durch die Polizei, der nur eben diese Polizei fotografierte. Oder oder oder oder oder ...

Also, wer in The Land Of The Free einreisen will, sollte sich lieber warm anziehen. Und das Pack der Aufrechte Hort der Guten Und Heiligen Westlichen Werte beklagt sich über Rückgang des Tourismus seit dem 11. September ... bestimmt ist daran allein die Angst der Touristen vor dem Terrorismus schuld. Und nein, dies hier ist nicht Antiamerikanismus, liebe Worthülsenkanoniere, sondern schlicht ein Ausdruck von längst resignierter Fassungslosigkeit.

17/02/07

Stanislav Lem könnte Recht behalten - aber invers

Der Unbesiegbare In seinem Roman "Der Unbesiegbare" erzählt Stanislav Lem (Nachruf) von einem Raumschiff, das auf einem fernen Planeten landet. Der Planet ist verödet und tot - mit Ausnahme winziger Fliegen, die sich als Mikroroboter herausstellen. Entwickelt von einer ehemaligen Zivilisation, führten die Mikroroboter einst Krieg gegen ebenfalls zu diesem Zweck erbaute Großroboter - und besiegten sie durch ihre einfache, aber effektive Schwarmintelligenz. Ihre Erschaffer sind da längst von ihnen zermalmt worden.
Liest man über die derzeitigen Bestrebungen, insektengroße Roboter zu bauen, erscheint das Buch von Lem gleichsam wie ein böses Omen. Nur sozusagen "invers": es wären die Rollen von Menschen und Außerirdischen vertauscht.

Wir bekommen schon eigenwillige Ameisenstaaten kaum in den Griff - wie erst von uns selbst programmierte, irgendwann einmal sicherlich autonom handelnde Miniroboter?

21/01/07

Umbenennung eines Teils der Kochstr. in Dutschke-Str.

Das Bürgerbegehren der CDU gegen eine Umbenennung eines Teilstücks der Kochstr. in Rudi-Dutschke-Str. ist GESCHEITERT!
Fortan gibt es die

Dutschke-Straße

Danke, Kreuzberg! Wunderbar.

Hier stehen reichlich Hintergrundinformationen zur Person Rudi Dutschke (angesichts des selbstgerechten und von modischer Ignoranz geprägten 68-Bashings und der sich vor hysterischem Zorn überschlagenden Kommentare von Lesern eines passenden Blattes eine empfehlenswerte Lektüre). Im Übrigen die Straße Vorfahrt gegenüber der Straße mit dem Namen des Gründers jenes Konzerns, der ein gewisses Hetzblatt betreibt - warum dieser Herr auch immer eine Straße "verdient" haben mag (siehe auch hier).

Selbstverständlich haben Anwohner Klage eingericht usw.. etc. pp., vermutlich wegen so unzumutbarer Dinge wie Adressänderungen auf Briefköpfen, wie es nicht anders zu erwarten war. Aber nach dem Ritt dürfte das doch hoffentlich kein Hindernis mehr sein.


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20/01/07

Nur mehr Verachtung

"Die Akten offenbaren ein Maß an Heuchelei, das selbst im zynischen Politikbetrieb ungewöhnlich ist. Während man nach außen hin so tut, als setze man sich nach Kräften für den Delinquenten ein, macht man sich intern Gedanken, wie man ihn sich vom Leibe halten kann." - weiterlesen

Kein reales Kreuz mehr bei der nächsten Wahl - damit die Stimme zählt, wird wohl irgend eine Unsinnspartei sie bekommen. Immer noch besser, als sie solchen Parteien zu schenken.

(Für Paragraphenreiter: Natürlich ist dies alles meine persönliche und freie Meinung.)

18/01/07

Wer Gut ist, darf auch jedermann foltern: Bericht eines Guantanamo-Häftlings

In der Los Angeles Times findet sich der Bericht des Guantanamo-Häftlings Jumah al-Dossari. An sich wohl nicht überraschend, aber in seiner Ausführlichkeit doch bedrückend zu lesen. Erstaunlich, daß jenes Land immer noch zu den "Rechtsstaaten" gezählt wird.

Bevor wir nun aber auf die Allerchristlichsten Heilsbringer zeigen, mögen wir bedenken, daß der in Bremen geborene, wenngleich nicht deutscher Staatsangehörigkeit, aber von der werten Türkei auch nicht als Türke anerkannte, Murat Kurnaz mit neunzehn (19) Jahren 2001/2002 unschuldig in das Lager Guantanamo deportiert worden ist und bis vergangenes Jahr dort sitzengelassen wurde - siehe Bericht von Amnesty International.
Merke: Mit 19 Jahren für 4 Jahre unschuldig in viehische Haft genommen, und die BRD tat machtlos und lud stattdessen den obersten Wiedergeborenen zum Wildschweingrillen ein. Bravo. Um der Gerechtigkeit Willen muß allerdings auch erwähnt werden, daß der Fall nun ein Nachspiel hat - wenngleich abzuwarten bleibt, welche realen Konsequenzen dieses Nachspiel haben wird.

Nun aber zu dem Bericht al-Dossaris.

"In January 2002, I was picked up in Pakistan, blindfolded, shackled, drugged and loaded onto a plane flown to Cuba. When we got off the plane in Guantanamo, we did not know where we were. (...) At Guantanamo, soldiers have assaulted me, placed me in solitary confinement, threatened to kill me, threatened to kill my daughter and told me I will stay in Cuba for the rest of my life. They have deprived me of sleep, forced me to listen to extremely loud music and shined intense lights in my face. They have placed me in cold rooms for hours without food, drink or the ability to go to the bathroom or wash for prayers. They have wrapped me in the Israeli flag and told me there is a holy war between the Cross and the Star of David on one hand and the Crescent on the other. They have beaten me unconscious." - weiterlesen (LA Times)

Von der Authentizität des Berichts dürfte man angesichtes des Berichts bei Amnesty International ausgehen können; die geschilderten Praktiken fügen sich auch in das, was aus dem Lager der Heiligen Gerechten Gutverachsten bereits bekannt ist - und aktuell auch in die Berichte eben von Kurnaz.

Nachtrag:
In gewisser Weise passend zum Thema ist dieses Video von US-Polizisten, die einen harmlosen Studenten, der seinen Studentenausweis vergessen hatte, mehrfach mit "Tasern" (Elektroschockern) beschießen. Insbesondere am Ende ist der Satz eines Polizisten gegenüber einem anderen Studenten, der mit ihm sprechen will, doch bemerkenswert: "Back off there, or you gonna get tased, too." ( Artikel)
Es fügt sich in die Verhaftung und das Einsperren eines Professors wegen widerrechtlichen Überquerens einer Straße .
Und mittlerweile soll die US-Justiz in den anstehenden Militärprozessen auch Hörensagen als Beweismaterial akzeptieren dürfen. Was kommt als Nächstes? Der gute alte Scheiterhaufen?

Dieses Vorgehen erinnert mehr an das Vorgehen totalitärer bzw. faschistischer Regime und Polizeistaaten, nicht jedoch an einen Rechtsstaat.

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10/01/07

USA: Historiker für 8 Stunden im Gefängnis - weil er die Straße überquerte

Ein Historiker ist zu Boden geworfen, verletzt, in Handschellen gelegt und für acht Stunden ins Gefängnis gekommen, weil er widerrechtlich eine Straße überquert hatte, dabei erwischt wurde und sich dann erdreistete, einen Zivilpolizisten nach seiner Identifikation zu fragen.

Seine 19 wissenschaftlichen Publikationen und sein Professorentitel waren es vermutlich, die diese aufrechten US-Amerikaner davon zurückhielten, ihn auf den Stuhl zu setzen und sie so gnädig stimmte, die Anklage fallen zu lassen.

10/12/06

Kein Science-Fiktion: Fliegende Kampfroboter in Straßenschluchten

Beim Raben findet sich eine Zusammenstellung diverser Überlegungen der britischen Regierung, Kampfdronen für den Zweck der Überwachung, der Aufklärung und vor allem des sowohl militärischen als auch de facto terroristischen Kampfes zu entwickeln.

Neben weitegehend autonom operierenden Bomberschwärmen wird an "UAVs" gebastelt, die "senkrecht starten / landen und multimodal zur Videoüberwachung, Zielerfassung und -erkennung oder zum Zerstören bzw. Töten identifizierter Zielobjekte und -personen verwendet werden kann. Das liest sich bei Aurora dann so: 'GoldenEye 80 is designed to give company commanders the ability to spot, identify, designate, and destroy targets' said Aurora CEO John Langford. 'With its powerful sensors and quiet operation, the aircraft can dash to a target area, hover motionless in the sky, and observe and designate a target – all without being heard by people on the ground.'" - weiterlesen

Und das alles ist keine Fiktion mehr, sondern realisierbar - beim stationären südkoreanischen Kampfroboter bleibt es nicht. Wie schön, daß wir uns bald nicht einmal mehr werden bewegen müssen, um uns gegenseitig abzuschlachten. Das sind dann wirklich: Killerspiele.

29/11/06

Veruntreuung lohnt sich - aber nur im großen Stil

... als "Strafe" in Zeiten der Hartz-IV-Diskussionen 10% zahlen, aber 90% behalten. Anlässlich der heutigen Einstellung des Strafverfahrens gegen Ackermann & Co gegen einen Geldbetrag von weniger als drei Monatsgehältern erklärt Jerzy Montag:

"Niemand kann den Bürgerinnen und Bürgern erklären, dass die Veruntreuung von ca. 60 Mio. Euro eine Straftat sein soll, bei der die Schuld nicht schwer wiege und deshalb eine klaglose Einstellung des Strafverfahrens erlaubt sein soll.

Jeder "Otto-Normalbürger" bekommt bei Straftaten mit einigen Tausend Euro Schaden die volle Härte des Gesetzes zu spüren. Nicht so aber Ackermann & Co. Das Öffentliche Interesse an der Aufklärung dieses bislang größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahrens mit einem Schaden von über 60 Mio. € ist immens und nicht wegzudiskutieren.

Es ist ein Skandal, dass sich die Staatsanwaltschaft dieses öffentliche Interesse gegen Zahlung von weniger als 3 Monatsgehältern - zahlbar also aus der Portokasse - hat abkaufen lassen. Die Verfahrenseinstellung im Fall Mannesmann schädigt das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit und verdeutlicht, dass nicht alle vor dem Gesetz gleich sind."

Nachtrag:
Wie Pispers implizierte: Jetzt ist endlich die Zeit, Banken zu überfallen. Einfach 10% der Beute wieder zurückgeben, dann ist alles in Butter.

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28/11/06

Hitler der Große

Der Anstreicher als angenehm persönlich dargestellte Abendunterhaltung, gern auch als fotogenes Pin-Up auf Titelseiten deutscher Nachrichtenmagazine ist nicht neu, ebensowenig die Interviews mit gealterten Nazischergen über ihre romantischen Erinnerungen.

Aber der Titel "Große Diktatoren" der ZDF-Serie mit einem Teil über unseren hauseigenen Massenmörder ist dann doch entweder aus außerordentlicher Naivität gewählt worden oder, wahrscheinlicher, der unübertroffenen und skrupellosen - und natürlich erfolgreichen - Dreistigkeit des Marketing zu verdanken.
Erstaunlich nur, daß diese Titelwahl nicht auf größeren Widerstand stieß.

15/11/06

Funktionsfähiger Kampfroboter in Südkorea?

Selbst wenn es ein Fake ist, ist es doch bezeichnend: Dieses Video zeigt einen (angeblichen? Aber sehr real aussehenden) stationären Kampfroboter Südkoreas in Aktion. Er identifiziert menschliche Ziele und tötet sie bei Bedarf.
Das Ding kommt einem doch bekannt vor - ist es doch im Grunde nichts anderes als eine der alten DDR-Selbstschußanlagen, nur daß es sicherlich zuverlässiger tötet und dabei eine perfide Auswahl trifft.

Robot sentinella

Hier der Werbefilm: Robot Sentinella (Dailymotion). Arnie läßt grüßen.


(via Schockwellenreiter)

09/11/06

Brandenburg: Eine der letzten Ahornalleen soll wegen Geld gefällt werden.

Bravo, Brandenburg, das ist großes Kino: Eine komplette Allee soll aus fadenscheinigen Gründen gefällt werden (es könnte theoretisch ein Ast von einem völlig gesunden Baum auf einen erstaunten Autofahrer - von laut Deutschlandfunk nicht einmal 300 am Tag - herabfallen), ausgerechnet in dem Landschaftsjuwel Barnim.
Ganz ausgezeichnet, das Possenspiel der verehrten Regionalpolitiker. So macht man sein Land kaputt. Andererseits, warum nicht noch schnell absahnen, bevor das ganze erst zur braunen Wüste wird und dann unter dem Meeresspiegel verschwindet? Eigentlich also weitsichtige Politik. Respekt.

"Das nennt man „den Bock zum Gärtner machen“. (...) Die Kreisverwaltung beantragte die Fällung von 726 Bäumen in einer geschützten Allee. Die anerkannten Naturschutzverbände wandten sich während des gesetzlichen Anhörungsverfahrens dagegen. Die Sache lag beim Landesumweltamt. Die Kreisverwaltung war sich ihrer Sache sicher und tönte öffentlich, dass man dessen Entscheidung akzeptieren werde. Das Landesumweltamt entschied mit Blick auf die Brandenburger Verfassung für den Erhalt der Allee. Jetzt schaltete sich Landrat Ihrke ein, schrieb an Minister Woidke, der daraufhin das Landesumweltamt zurückrudern ließ. Schönes Lehrbeispiel für das Funktionieren des Verwaltungsapparates." - weiterlesen
Pressemitteilung

Die Allee soll fallen

Wems nicht passt, der kann selbstverständlich etwas unternehmen - weiterverbreiten (bloggen!) dieser Sache beispielsweise oder auch dem Aufruf folgen:

Spendenaufruf für die Allee Rüdnitz - Danewitz

Die Allee Rüdnitz - Danewitz ist eine der ältesten und schönsten, noch zusammenhängenden Ahornalleen im Land Brandenburg. Mit ihrem geschlossenen Kronendach stellen die 726 Bäume einen wertvollen Landschaftsbestandteil und ein touristisches Highlight im Barnim dar.

Im Zuge von Straßenverbreiterungsarbeiten will die Kreisverwaltung Barnim die Allee komplett beseitigen. Über 2 Millionen Euro an EU-Mitteln sollen in ein schlecht vorbereitetes Projekt verbaut werden. Für die insgesamt 4.700 Meter lange Kreisstrasse, die lediglich von etwa 250 Fahrzeugen pro Tag frequentiert wird, würden die Kosten in den zwei Bauabschnitten damit mehr als 400 Euro pro laufendem Meter betragen. Tatsächlich aber wäre die deutlich günstigere Erneuerung der Fahrbahnoberfläche aus verkehrstechnischer Sicht völlig ausreichend.

Die Komplettrodung der mehr als hundert Jahre alten, überwiegend vitalen Alleebäume würde eine Naturzerstörung ungeahnten Ausmaßes bedeuten. Hinzu kommt, dass „Dämme eingerissen werden“ und es zukünftig um den Schutz weiterer Alleenaltbestände in Brandenburg schlecht bestellt wäre. Ein Präzedenzfall und ein Politikum also.

Die neuesten politischen Entwicklungen in der Angelegenheit Allee Rüdnitz - Danewitz sind besorgniserregend. Noch vor zwei Wochen schien sie gerettet zu sein. Dann vollzog das Landesumweltamt (LUA) eine Kehrtwende und hat sich in der Frage der Alleefällung plötzlich für nicht zuständig erklärt. So gab das LUA, vermutlich auf Druck des Umweltministers Dietmar Woidke, die Entscheidungsbefugnis unverständlicherweise an die Kreisverwaltung Barnim zurück. Nun besteht die Gefahr, dass die Untere Naturschutzbehörde erneut dem Antrag des Bauordnungsamtes für die Komplettrodung eine Genehmigung erteilt. Ein Paradoxon: Denn die Behörden des Landesumweltamtes haben sich lediglich in der Sache für nicht zuständig erklärt, keineswegs jedoch ihre fachlich fundierten Argumente zurückgezogen, die eine Beseitigung der Allee aus naturschutzrechtlichen sowie aus Gründen des Gemeinwohls verbieten.

Nun wird die letzte Möglichkeit für den Erhalt der Allee wohl nur noch im Klageweg liegen. Als gemeinnütziger, anerkannter Naturschutzverband erklärte sich die Grüne Liga Brandenburg e.V. bereit, rechtliche Schritte einzuleiten. Allerdings ist sie auf Spenden angewiesen. Eigene Mittel sind nicht vorhanden.

Ich möchte Sie daher eindringlich bitten, für den Erhalt der Allee zu spenden. Die zweckgebundenen Spenden können steuerlich geltend gemacht werden. Ich habe bereits einen Betrag auf das Spendenkonto überwiesen und damit den ersten Schritt getan. Als Alleenbefürworter sind wir für jeden gespendeten Euro dankbar. Denn dieser Naturfrevel muss verhindert und der Steuergeldverschwendung als Folge einer blinden Fördermittelpolitik Einhalt geboten werden.

Das Spendenkonto: Grüne Liga Brandenburg e.V. Kontonummer 2000 55 000 VR Bank Lausitz, BLZ 180 626 78 Stichwort: Allee Rüdnitz - Danewitz
Vorab herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

Dr. Andreas Steiner (SPD), Sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Landwirtschaft, Umweltschutz und Abfallwirtschaft (A5) des Kreistages Barnim

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19/10/06

Online-Petition gegen Wahlcomputer

Wir erinnern uns: Als Bush junior zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt worden war, da war es eine knappe Mehrheit, die ihn auf den Thron hob. Zugleich gab es Schwierigkaeiten mit den angeblich zuverlässsigen Wahlcomputern, die Lochungen offenbar falsch eingelesen hatten.

Damit unser blindes Vertrauen in die digitale Neue Welt unsere Wahlen nicht gleichfalls in die Gefahr bringt, zu einer Farce zu werden, unterstützt der CCC eine Online-Petition an den Deutschen Bundestag: Papierwahl mit Kreuzchen läßt sich nachvollziehen, digitaler Datenschrott hingegen ganz ausgezeichnet fälschen (und gegebenenfalls könnte man ja auch den Wähler gleich mitidentifizieren). Was auch immer diese Petition bewirken mag - sie schärft den Blick für eine wichtige Sache. Hintergrundinfos gibts hier.

06/10/06

Geldautomaten GEZ-pflichtig

Die Absurdität der, man könnte sagen: "Fenstersteuer", die die GEZ wohl vor allem zum Schaden kleiner Unternehmen erheben möchte, wird hier deutlich: Da ein externer Geldautomat über Computer und Internetanschluß verfügt, könnte er ja theoretisch fernsehen und Radio hören - deshalb muß er auch GEZ-Gebühren zahlen, meint die FAZ. Und hat irgendwie recht. Auf den Ausgang betreffender Klagen darf man jedenfalls gespannt sein.
(via LawBlog)

Und nicht vergessen: Kindergeld beantragen. Denn selbst ohne eigene Kinder - Gerät ist vorhanden ...

01/10/06

Cora Stephan: Über die Dekadenz der Selbstzensur


"Aber die Absetzung von Mozarts 'Idomeneo' vom Spielplan passt nicht schlecht zu ihrer (Kirsten Harms) Analyse des weiblichen Prinzips in der Politik. (...) 'Weibliche Prinzipien', heißt es (in einem Beitrag für 'Cicero'), 'folgen dem Prinzip des Einfühlens, der Empathie.' Die Frage laute: 'Was will der andere? Was ärgert ihn? Was fürchtet er?' Das werden wir Frauen hierzulande wohl ewig fragen, auch dann noch, wenn wir längst zur Ganzkörperverschleierung übergegangen sind, weil unser Anblick fundamentalreligiöse Männer verletzen könnte." -- weiterlesen

Die Dekadenz der "Selbstzensur" und das opportunistische Aufgeben mühsam erkämpfer Werte aus vorauseilendem politischem Gehorsam heraus kommentiert Cora Stephan in ihrem heutigen Kommentar "Signale" in Deutschlandradio Kultur - lesenswert.

29/09/06

Anti-Nazi-Symbole verbieten? Ein großer Sieg für die Neonazis

Ein alter Streit ging mit dem Sieg der Neonazis aus: Anti-Nazi-Symbole werden verboten. In der Vergangenheit hatten auch rechtsextremistische Organisationen gezielt die Verwendung von Nazi-Symbolen seitens ihrer Gegner angezeigt.

"Weil er Anti-Nazi-Artikel vertrieben hat, ist ein Versandhändler vom Stuttgarter Landgericht zu 3600 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Handel mit T-Shirts, auf denen zerschlagene Hakenkreuze zu sehen sind, verstoße gegen das Verbot der Verwendung von Nazi-Symbolen." -- Quelle: SpOn

Hoffentlich hat der BGH da eine andere Meinung.
Herr, laß Gras wachsen! Graaaaaaaaas!


Nachtrag:
War das Photoshop oder hat die FIFA wirklich ein durchgestrichenes Hakenkreuz im "Fifa-Fan-Guide" veröffentlicht? Bild hier: (sorry, im Gegensatz zu der hoch achtenswerten Selbstanzeige von Frau Roth et al. keine Zeit für Prozesse im Augenblick, also: Zensur - QED: Sie wirkt ....)


Stadionsicherheit  

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27/09/06

US-amerikanische Erziehung: Polizei fesselt 5jähriges Terror-Mädchen

Ich versteh sie nicht, die Nation der Extremst Gottgegebenen Guten. Aus einer Liste zu Schulgewalt 2005 (es geht um ein fünfjähriges Mädchen ):

(A teacher) had her class performing a math exercise by counting jelly beans when one little girl started acting silly. (She) decided to take the jelly beans away from the 5-year-old girl.
The young girl retaliated by terrorizing the classroom (...). She trashed the teacher's desk, smashed a candy dish and kicked another teacher in the shins. The girl was taken to the principal's office where she continued her rant. She threw books and boxes, climbed atop the desk and started stomping on it. From there, she grabbed a pen, jumped down and began drawing on the walls.
The assistant principal began calling the district's campus police when the girl punched her in the stomach. The assistant principal asked the school's secretary to call for help and she called the city police.
They arrived and arrested the unruly girl. The police bound her hands with wrist ties and put her in the back of their car. The little girl was still defiant and began kicking the back of the front seat. So... a police officer put handcuffs on her ankles. The state attorney's office did not file any charges against the unruly girl and she went home with her mother. (...) If you read the whole news story, I believe you will agree with me that this is a perfect example of very bad parenting skills.

Very bad parenting skills indeed. Und es ist kein Einzelfall ... man möchte Obelix zitieren.

26/09/06

Vorauseilendes Wegducken vor Fundamentalisten

Weil in der Inszenierung von Mozarts Oper "Idomeo" neben den Köpfen von Jesus und Buddha auch der von Mohammed rollt in die Luft gehalten wird, wurde das Stück von der Deutschen Oper Berlin abgesetzt - aus Furcht vor Islamisten.

Ist die selbstherrliche Zensur durch tatsächliche oder eingebildete religiöse Fanatiker aller Couleur schon, immer noch oder besser wieder so in unseren Köpfen verankert? (Wir erinnern uns: Neben dem Karikaturenstreit gab es da auch den Versuch, Madonna wegen einer Kreuzigungsszene anzuklagen, und Stoibman raunte von Ketzerei). Nicht nur für den Sicherheitssektor gilt: Wer der Furcht vor Terror nachgibt, der heizt ihn an. Noch dazu offenbar grundlos:

"Regisseur Hans Neuenfels kritisierte die Entscheidung als vorausgeeilten Gehorsam und Hysterie. Hier sei ein „Nebengeräusch zu einem Hauptgeräusch gemacht worden, ohne es in der Öffentlichkeit zu überprüfen“, sagte er dem Sender NDR Kultur. Schließlich habe es seit der Premiere seiner Inszenierung 2003 weder konkrete Terrordrohungen noch Kritik von Seiten islamischer Organisationen gegeben." - weiterlesen

19/09/06

arte-Themenabend über christlichen Fundamentalismus: "Intelligent Design"

"Vor 6 000 Jahren erschuf Gott die Erde. Da er Menschen und Dinosauriern an ein und demselben Tag das Leben schenkte, gab es ein fröhliches Miteinander. Zwar hatte der Schöpfer einige Dinos mit durchaus beängstigendem Mordwerkzeug ausgestattet, das aber nutzten sie nur, um Früchte zu schälen. Ihr friedliches Vegetarier-Dasein beendete erst der Sündenfall." - weiterlesen

Über den Versuch von Ultrarechten und Machtpolitikern, die Wissenschaft in mittelalterlicher Tradition unter die gefällige Interpretation eines alten Buches zu knechten, berichtet der arte-Themenabend ab 20.40 Uhr. Da es nicht nur in den USA, sondern mittlerweile angeblich auch hier diese intelligent designten Märchenerzähler nach dem Ebenbild Gottes gibt, mag sich ein Blick lohnen. Amüsant wird es jedenfalls.

Notiz: Chips einkaufen. Und His Noodly Appearance zu Ehren Spaghetti nicht vergessen!

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14/09/06

NPD Niedersachsen: Vorbestrafter in den Kreistag

In Verden (Niedersachsen) ist der Rechtsextremist Rigolf Henning für die NPD in den Kreistag eingezogen. Als Holocaust-Leugner sitzt er zur Zeit eine Haftstrafe ab. mehr dazu im NPD-Blog.

Die NPD macht derzeit in Berlin und MV Schlagzeilen durch massive Behinderungen und körperliche Übergriffe auf die Wahlstände anderer Parteien. Am Rande einer Antifa-Demo in Wismar vor den Landtagswahlen (die am 17. September stattfinden) mußte die Polizei einer Gruppe Skinheads mit gezogener Dienstwaffe Einhalt gebieten, als diese im Eingang ihres Ladens Baseballschläger hervorzogen: Video bei YouTube.

Geht wählen!


Skinheads in Wismar  

Nachtrag:
Das dumpfe Volk hat sich mal wieder verführen lassen, und die NPD bedankt sich auch gleich, wie man es von ihr erwartet: Journalisten werden auf Wahlparty der NPD in MV angegriffen -
"Dabei griffen mehrere Rechtsextremisten einen Fotografen der Nachrichtenagentur dpa ohne ersichtlichen Grund bei seiner Arbeit an, schlugen ihn und warfen ihn gewaltsam aus dem Lokal." - weiterlesen

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12/09/06

Lysistrata reloaded: "Streik der geschlossenen Beine" zwingt Gangmitglieder in die Knie

Mit einem " Streik der geschlossenen Beine" haben die Frauen von Gangmitgliedern in Kolumbien es geschafft, daß ihre Männer die Waffen bei der Polizei abgaben. Wenn das Beispiel nur im großen Stil Schule machen würde ....

Andrerseits, würden das viele der Mächtigen überhaupt bemerken? - Volker Pispers macht sich Gedanken dazu.

11/09/06

11.September 1973: USA helfen bei Zerstörung der chilenischen Demokratie

Auch das ist ein 11. September gewesen:
Pinochet putschte sich in Chile durch die aktive Unterstützung der USA an die Macht. Salvador Allende, der demokratisch gewählte Präsident des Landes (und Marxist), wurde im Verlauf des Putsches ermordet. Bush hätte wohl kommentiert: "Chile ist seit dem 11. September sicherer geworden".

Den unzähligen Folteropfern, Verschleppten, Ermordeten und Vertriebenen der Pinochet-Dikatur von US-Amerikas Gnaden soll an dieser Stelle gedacht werden.

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04/09/06

Heuschrecken über Berlin

Das asoziale Unwort "Wertschöpfung" (sprich: Aus&für Nichts Geld auf Kosten der Nutzer generieren) geistert in der Hauptstadt um: Die Berliner Zeitung widmet sich in einem Beitrag über die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt . Günstige Wohnungen werden von asozialem Pack ach so dringend benötigten Investoren gekauft, und dann sollen, so die hochherrliche Vision, die Mieten hochgejagt werden - wie bei Heuschrecken Investoren üblich, nicht um des Erhalts der Häuser Willen, sondern natürlich wegen dem persönlichen Profit einiger Weniger auf Kosten aller:

"Der Berliner Mieterverein (BMV) sieht die Entwicklung kritisch. BMV-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter befürchtet, dass die Mieter "die Leidtragenden" der Verkäufe sind, weil die Mieten zwecks Steigerung der Renditen so weit es geht erhöht würden und weniger in die Instandhaltung investiert werde. (...) 'Wohnungen werden eine Handelsware, aber wir können nichts dagegen tun. Im Zuge der Globalisierung müssen wir es hinnehmen.'"

Im Grunde (und nein, nicht im Sinne des StGB) könnte man dies als indirekten Raub an der Gesellschaft bezeichnen, der jedoch, wie schon zu Zeiten des Hochadels und der Großgrundbesitzer bewundert, angehimmelt und als großes Vorbild verkauft wird. Zustände wie in London sind ja auch wirklich erstrebenswert, wo man mit einem guten Gehalt gerade mal zwanzig Quadratmeter mieten kann. Das sollte uns der Wohlstand einiger Schlipsträger und Yachtbesitzer doch wirklich wert sein!

Was soll's, wir sind an unserer Gesellschaft schließlich selber schuld. Berliner, verteidigt Euere Stadt? - Träum weiter.

29/08/06

Protest gegen GEZ-Gebühren für PCs - die angeblich auch bei bereits vorhandener Beitragspflicht zusätzlich anfallen?

Weiß jemand mehr über die unter anderem von Berliner Ärzten ins Leben gerufene Unterschriftenaktion http://www.pc-protest.de/?
Wenn diese seriös ist, dann wäre eine Teilnahme sicher nicht verkehrt.
Zudem weiß ich nicht, ob es nur der brodelnden Gerüchteküche geschuldet ist oder tatsächlich angedacht ist: Daß auch Personen, die Fernseher und Radio angemeldet haben und dafür bereits (hohe!) Gebühren zahlen, zusätzlich mehrere hundert Euro für Computer am Arbeitsplatz zu zahlen haben werden. Aber liebe GEZ: Fernseher und Radio reicht. Für einen zusätzlichen PC steht Euch kein roter Cent zu - das wäre nun wirklich eine "Fenstersteuer"!

"Ich soll also Gebühren dafür zahlen, dass ich ein internetfähiges Gerät besitze, auch wenn ich gar keinen Internetanschluß habe? Tja, dann werde ich mal ganz schnell Kindergeld beantragen. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber das Gerät ist vorhanden." - Spiegel Nr. 32

Mal sehen, was nun wird ...

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23/08/06

Bonner Art-Deco-Theater soll abgerissen werden, für ein Einkaufszentrum - am Denkmalschutz vorbei

Wir brauchen dringend Investoren, viele, viele Investoren, die viele, viele Shopping-Malls aufbauen, weil wir brauchen Einkaufszentren, mehr, viel mehr Einkaufzentren, überall, um jeden Preis,

und deswegen soll das Metropol in Bonn umgebaut und teilweise abgerissen werden - seines Zeichens eines der letzten Art Deco-Theater Deutschlands. Na, der Kommerz heiligt bekanntlich die Mittel. Was geschehen soll:

- Entfernen der Eingangstreppe
- 80 m Schaufensterfassade
- Einziehen eines zusätzlichen Ebene in Balkonhöhe im Bühnenhaus
- Durchbruch zu den Nachbargebäuden rechts und links
- Rolltreppenanlage im bisherigen Zuschauerbereich unter der Kuppel

Dagegen begehrt nun eine Bürgerinitiative auf. Schon 1983 waren die Bonner Bürger erfolgreich - werden sie auch heute noch erfolgreich in der Heuschreckenbekämpfung sein?

19/08/06

Madonna wegen "Gotteslästerung" anzeigen - in Deutschland?

Es ist nun so, daß nicht nur in den USA die Fundamentalisten durchdrehen, sondern ab und zu auch in unseren Landen.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüft Madonnas kommenden Auftritt wegen "Gotteslästerung", da die Sängerin sich bei ihren Bühnenshows an ein mit Spiegeln besetztes Kreuz hängen läßt, inklusive Dornenkrönchen. Und da machen wir uns über die katholischen Fundis in Polen lustig ...

Herr, laß Gras wachsen, die Zahl der Rindviecher nimmt ständig zu.

16/08/06

Grass und die Waffen-SS

Was ist da passiert - da hat einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller eröffnet, daß er als Jugendlicher zur Waffen-SS eingezogen worden ist. Es heulen neben jenen, die berechtigte Kritik anbringen, die Vielen, die aus Neid und Mißgunst heulen oder jene, die damals selbst gern vorne gestanden hätten und eben deswegen umso lauter heulen gegen den, den sie im Grunde ihres Herzens als Nestbeschmutzer ansehen müssen.

Nestbeschmutzer, denn: Im Gegensatz zu vielen anderen hat Grass der Öffentlichkeit zwar seine Mitgliedschaft vorenthalten, sich jedoch, seit er erwachsen geworden, für die Demokratie, gegen die Ewiggestrigen eingesetzt, und zwar gegen massive Anfeindungen und Opposition insbesondere der Rechten und der bürgerlich Konservativen unserer auf wundersame Weise demokratisch gebliebenen Republik. Wie viel lieber muß einem Demokraten aber ein engagierter Kämpfer für Demokratie und Menschlichkeit sein, der einen Teil seiner jugendlichen Vergangenheit verschweigt, gegenüber jenen, die sich schönhubernd mit der Mitgliedschaft in jener schwarzen Truppe brüsten und das wunderbar Kameradschaftliche der Waffen-SS herausstellten, zumal der alten, also jener, die noch keine Milchgesichter einzog, sondern stramme arische(*) Hitlersjünger. Oder gegenüber jenen Unzähligen, die nach einer feinen Entnazifizierung reichlich mit Persilscheinen ausgestattet in Amt und Würden zurückkehrten, ja sogar wie im Falle eines führenden Rassenkundlers im Nachkriegsdeutschland Ehrenmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft geworden sind.

Daß Grass in jugendlicher Verblendung vom Nationalsozialismus durchaus angetan gewesen ist, hat er nicht verschwiegen; im Gegensatz zu den Ewiggestrigen und vielen heutigen Kriegstreibern und Revanchisten hat er jedoch daraus Konsequenzen gezogen und nach der bedingungslosen Kapitulation laut und unbeirrbar gegen jene angeschrieben und sich politisch aus Überzeugung für unsere Republik engagiert. Den einfachen Weg eines unpolitischen Schriftstellers, der heutzutage sehr populär geworden ist, hat er nicht beschritten, und dafür gebührt ihm m. E. Hochachtung.

(*) Es entsprach dem wissenschaftlichen Konsens der Rassenkunde re. Anthropologie - seinerzeit eine international durchaus anerkannte Wissenschaft - daß die sog. "arische Rasse" ein Hirngespinst sei, wie führende Wissenschaftler wie Fritz Lenz auch während der NS-Zeit unbekümmert schrieben; in diesem Sinne wird der Begriff hier auf die Mitläufer, Wasserträger, Paladine und Profiteure der NS-Diktatur und ihrer politischen Vertreter im allgemeinen angewandt.

03/08/06

Die Bahn: Börsengang mit Steuergeldern

Eine interessante Betrachtung des Mehdorn-Interviews zum geplanten Börsengang der Bahn und den angeblichen Notwendigkeiten dieses Börsengangs (wir erinnern uns: Die Bahn ist ein durch enorme Steuermittel jahrzehntelang finanziertes Ding - allein in den letzten 10 Jahren 90 Milliarden) findet sich bei den NachDenkSeiten mit Verweis auf die Aktion " Bahn für alle" (In den NDSeiten auch Gedanken zum Umsichgreifen des Ausverkaufs des Volksvermögens).

Na denn frohes Tafelsilberverscheuern - Herr H. M. muß es ja nicht ausbaden.

02/08/06

Tagesspiegel-Blog: Der Libanon verglichen mit NS-Deutschland

Nun maße ich mir beileibe nicht an, die Vorgänge im Nahen Osten wirklich beurteilen zu können. Aber dieser Vergleich geht zu weit - und bestätigt wieder einmal deutlich meine Entscheidung, nach einem Jahr Mitlesen vor fünf Jahren den Tagesspiegel abbestellt zu haben, da seine Berichterstattung (spätestens) seit 9/11 gegen meine Überzeugungen konnotiert ist.

In einem Weblog des Tagesspiegels wurde nun der Libanon mit NS-Deutschland verglichen (von einem Journalisten des Blattes):
"Da stand doch tatsächlich in der Unterzeile von Martin Klingsts Leitartikel zur Nahostkrise “Der Krieg im Libanon dauert schon zu lange, um noch legitim zu sein”. [...]Ich stelle mir also die alliierten Streikräfte zwei Wochen nach der Landnung in der Normandie vor und Politiker und Kommentatoren im Westen, die sagen: “Der Krieg gegen die Nazis ist nach zwei Wochen immer noch nicht gewonnen und außerdem sterben bei unseren Angriffen zu viele Zivilisten. Am besten, wir bitten Nazi-Deutschland um einen Waffenstillstand.” Das hätte bedeutet, das Europa heute vom Nordkap bis nach Sizilien von Nazi-Deutschland besetzt wäre."

Und im schönsten Sinne kriegstreiberisch (a la "diese Weicheier von Pazifisten") geht es weiter:
"Wir ertragen es ja nicht einmal, einem Krieg zwei Wochen lang zuzuschauen, an dem wir gar nicht beteiligt sind." -- Weiterlesen (anonymisiert)

(Hinweis: Lapidarium)

21/07/06

Schock-Busen würgt Katze

Seltsame Schlagzeile ... von welcher Tageszeitung mag sie wohl stammen, so von Klang und Sinn her gesehen? Na doch wohl ....?

Ausnahmsweise - nein. Sie entstammt dem " Schlagzeilomat" in Form eines einarmigen Banditen, an dem man sich bei BildBlog kostenlos die neuesten und erstaunlich authentisch klingenden Balkenüberschriften zusammenrasseln kann.

19/07/06

Därrrrr Bonker!

Die Süddeutsche kommentiert Walter Moers neue Creaciónn "Der Bonker". Adolf nicht als "armer alter Mann" wie im Untergang (wobei Bruno Ganz als solcher großartig geschauspielt hatte) oder Großer Von Zeitzeugen Gern Erinnerter Kriegsherr wie in den Espresso-"Geschichts"-Sendungen eines gewissen G. K. (Hitlers Frauen, Kinder, Hunde, Kaninchen, Zipperlein, Kriege, Architekten ...) sondern als reine Witzfigur, wie ihn schon Chaplin persiflierte, das ist erfrischend. Und unter Strich sicher weniger vermenschelnd-verharmlosend als in den erstgenannten Sendungen.
Denn mal auf in die Buchhandlung.

17/07/06

BILD bezahlt Spanner - Korrektur: Leser-Journalisten

Das Blatt, dessen Innenleben Wallraff seinerzeit als "Undercover-Journalist" miterleben durfte, bezahlt nun Personen für das Fotographieren von Szenen, die es so umschreibt:
—Blitzte für Sekunden der Busen eines prominenten Stars unter der Bluse hervor?
—Wurden Sie Zeuge eines Großbrandes oder eines Unfalls?
Dafür gibt es dann viel, viel Geld für den besten Einsender. (siehe BildBlog)

Endlich werden Spanner und Schaulustige angespornt und für ihre gesellschaftlich wertvolle Tätigkeit bezahlt. Künftig werden sie bei Unfällen also frenetisch mit ihren Handykameras wedeln, um das schönste abgerissene Bein zu fotografieren und die schönste Leichenstarre. Bleibt zu hoffen, daß sie sich im Kampf um das beste BILD gegenseitig ordentlich in die Fresse hauen.

11/07/06

Polnischer Humor...

Eilfertig wird von der polnischen Regierung eine Entschuldigung für eine Karikatur Kaczynskis in der TAZ von Deutschland gefordert ( TAZ-Artikel). Zum Thema TAZ und Polen hat die polnische Regierung das Blatt auch schon als "Stürmer" bezeichnet - da wird auf höchster Ebene mit Lust und Lächerlichkeit gehasst.

Aber bevor wir uns selbstgerecht an dem kindischen polnischen Regierungsnationalismus (der sehr gefährlich ist) ergötzen, erinnern wir uns, was so mancher deutsche Politiker im Rahmen des sog. "Karikaturenstreits" von sich gegeben hat - bis hin zu der Forderung nach einer Ahndung von " Gotteslästerung". Aber man muß schon sagen, daß der betreffende deutsche Politiker nicht deutsches Staatsoberhaupt ist - Kaczynski sind jedoch die polnischen.

Politiker sind schon Vögel.

09/07/06

20.000.000 Euro

... damit sich ein ehemaliger Alkoholiker, wiedergeborener Christ, Ressourcenprotektor und eifriger Kriegsherr sich in Mecklenburg-Vorpommern drei Tage lang den Magen mit Bratwurst und Sauerkraut (oder was immer man dort servieren wird) vollschlagen kann. Na, der reiche Osten hat's ja, und der Bund sowieso. Aber wenn diese Kost ihn zu einem friedlicheren Menschen macht, sei's drum ...

Zum Vergleich: Mit dem Geld für 3 Tage Bush in MeckPomm könnte man 20 (in Worten: zwanzig) finanziell gut ausgestattete, mit Hauptamtlichen für die Verwaltung versehene, arbeitsfähige, dauerhafte und Menschen helfende Stiftungen gründen.

Eine Beschreibung der Demo findet sich hier.



Nachtrag:
Ein Kommentar bei n-TV:
"Erinnert sich noch jemand an den Besuch von US-Präsident Clinton 1999 in Berlin? Clinton besuchte damals ein Restaurant am Kollwitzplatz, nahm ein spontanes "Bad in der Menge" und hinterließ einen sehr guten Eindruck. Klar, die Zeiten haben sich geändert. Merkels Inszenierung in ihrem Wahlkreis soll darüber hinwegtäuschen, dass es nicht mehr möglich ist, den amerikanischen Präsidenten zivil und zivilisiert zu empfangen. Es ist ein Skandal. " - Den Artikel lesen


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07/07/06

Wer nahe Potsdam heiraten will, sollte keine türkische Musik spielen

... oder Musik, die irgendwie danach klingt. Denn sonst kann es sein, daß die aufgeschlossene kahlgeschorene Dorfjugend vorbeikommt und die Gäste verprügelt. Die Polizei wird den Spaß nicht verderben wollen und läßt sich viel, viel Zeit - sie kommt nach der Veranstaltung. Und die Verwalterin des Schlosses, in dem man gefeiert hat und verprügelt wurde, wirft einem am nächsten Morgen "falsches Benehmen" vor.

So geschehen im Dörflein Marquardt im Potsdamer Norden.


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29/06/06

Google stellt Auszüge aus Büchern online - Börsenverein zieht nach

Wie der neue Dienst von Google zu bewerten ist, Bücher zu digitalisieren und auszugsweise über die Suchmaschine zur Verfügung zu stellen, bleibt abzuwarten.
Wachsamkeit scheint jedenfalls geboten: Sollte sich der Dienst negativ auswirken, so könnten gerade kleine Verlage bedroht sein - und es sind die Verlage - häufig gerade die kleinen, nicht-durchBWLten Verlage -, die Inhalte schaffen (respektive ihre Schreibknechte, romantisch "Autoren" genannt), nicht die unwortigen "Wertschöpfer". Andererseits kann der neue Suchdienst den Absatz von Büchern auch fördern, da man sie nach Bedarf besser identifizieren kann.

Der Börsenverein will nun eingefasst in feste Regeln nachziehen, um Google&Co. nicht das "Informationsmonopol" zu überlassen.

22/06/06

Besoffene Fußballeuphorie = problemlose Steuerhöhung

So sieht es Wilfried Schmickler im WDR ( hier reinhören) und nimmt dabei auch gleich CäS iUm Singhammers Beflaggungs-Amok ins Visier.

16/06/06

Von indirekter Amtsanmaßung - alle Gewalt geht von der Industrie aus

Private Sicherheitsdienste kleiden sich fast, nein, offenbar schon genauso wie die Polizei.

Vorreiter ist die Großartige Deutsche Bahn, ihres Zeichens kein Fahrgasttransporteur, sondern internationaler Logistikkonzern mit enormen Ambitionen ... und so weiter.
Denn während in den Neuköllner Arcaden Clowns in böse-schwarzer Montur mit lustigen achteckigen Mützchen durch die Gegend geistern, setzt der Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn auf eine Maskerade der besonderen Art : Seine Uniformen sollen von den neuen Uniformen der Polizei fast nur noch durch das Bahn- statt den Länderaufnäher zu unterscheiden sein - und die Polizei soll einen "POLIZEI "-Aufnäher auf dem Rücken verpasst bekommen, um der Gefahr einer Verwechslung zu begegnen. Und außerdem weiße Mützen: Die Damen und Herren von der privaten Bürgerwehr "Sicherheit" tragen nämlich ebenfalls Mützen, die wie jene der Polizei aussehen. Und die Politik? Nickt es ab.

Da gab es doch eine Bestimmung, nachdem niemand außer Schauspielern Polizeiuniformen tragen darf:
"Nur bei offenkundigen Maskeraden ist das unbefugte Tragen einer Uniform nicht strafbar", so die GdP. Folgerung: Entweder, es sind die Mitglieder privater Sicherheitsunternehmen jetzt tatsächlich alle Clowns, oder jeder Troll darf jetzt so tun, als wäre er Staatsmacht.

Liebe GdP, habt Ihr zu dieser implizierten Amtsanmaßung der ganz und gar nicht staatlichen Gewalt nicht ein paar Wörtchen zu sagen? Habt Ihr. Lauter bitte!

(siehe auch IGaK aktuell)

13/06/06

Wenn die systematische Verletzung des Völkerrechts kein Rechtsbruch ist, sondern die Anpassung an veränderte Realitäten ...

Ein zorniger, lesenswerter Kommentar in der Berliner Zeitung: Goggelmoggels Denkmal

"Wenn Folter nicht Folter ist, sondern eine legitime Form staatlicher Selbstverteidigung, wenn die systematische Verletzung des Völkerrechts kein Rechtsbruch ist, sondern die Anpassung an veränderte Realitäten, wenn die Negation der Menschenwürde kein Angriff auf die Menschenwürde ist, sondern ihre wirksamste Verteidigung, dann ist naturgemäß der Selbstmord von Kriegsgefangenen in Guantanamo, die keine Kriegsgefangenen sind, sondern eingesperrte Selbstmordattentäter, kein Selbstmord mehr, sondern ein Selbstmordattentat. Folgerichtig hat der Kommandant des Lagers, Konteradmiral Harry B. Harris jr., die Selbstmorde von drei Inhaftierten am vergangenen Wochenende als verbrecherischen Anschlag bezeichnet:'Ich glaube, das war kein Akt der Verzweiflung, sondern ein Akt der asymmetrischen Kriegsführung.'" - weiterlesen

31/05/06

Albright haut Bush ordentlich auf die Finger

... und zwar in ihrem Buch, das sie morgen vorstellen wird.

"Madeleine Albrights neues Buch 'Der Mächtige und der Allmächtige' ist eine mutige Abrechnung mit der christlichen Rechten und dem rigorosen religiösen Fundament der Bush-Administration. In der schleichenden Abkehr von humanitären Grundprinzipien sieht sie die wachsende Distanz ihres Landes zu den europäischen Staaten. [...] Am 1. Juni 2006 stellt Albright ihr neues Buch in Berlin vor." -- Quelle

Schade, die Buchvorstellung wird wohl ausverkauft sein.

26/05/06

Bahn beißt Bratwurst ab

"(...) es darf nicht im Glamour und Feuerwerk Selbstbelobigungen untergehen, dass unsere Baukultur einer unerträglichen Zerreißprobe unterliegt, in der Kommerz und Management in Selbstherrlichkeit ihren Bogen seit Langem weit überspannen." -- Meinhard Gerkan, Architekt des Hauptbahnhofs (ehem. Lehrter Bahnhofs) zur Eröffnung des Bauwerks ( Quelle)

Da engagiert die Bahn einen der besten europäischen Architekten, Herrn Gerkan (bmp), und der plant tatsächlich ein atemberaubendes Bahnhofsgebäude (das grauenhaft angebunden ist und als anachronistischer Zentralbahnhof einer dezentralen Stadt in der Wüste steht, aber das nur am Rande).
Und dann erdreistet sich der Herr Großfürst dieser einstmals ausschließlich und heute immer noch gewaltig von Steuergeldern finanzierten Willgernwerden-Aktiengesellschaft, zu äußern: "Wir haben einen Bahnhof bestellt und nicht irgend_welche Monumente" , und kürzt das Kuppeldach der überirdischen Achse kurzerhand - sodaß es wie eine abgebissene Bratwurst aussieht. Dabei lagern die Glasplatten im Ostbahnhof ein, bereit, um verbaut zu werden.
Gerüchten zufolge ist diese Brachialkürzung auf taktisches Kalkül der Deutschen Bahn zurückzuführen, was angeblich im Zusammenhang mit der Länge der ICEs steht. Also alles wieder schlichtes politisches Taktieren? Vergessen wir nicht: Auch wir bezahlen diesen Bahnhof, sei es direkt über Steuern oder durch Überkreuzfinanzierung.

Und der Architekt? Der, dem dieser angeknabberte Prachtbau zu verdanken ist? Er bekommt von der DB einen Tritt und darf zur Eröffnung nicht einmal eine Rede halten.

Aber immerhin, der Filzstadt Berlin doch irgendwie angemessen. Well done.

23/05/06

Aber Arier werden auch geschlagen!

Wundert es wirklich jemanden, daß wir rechte Schläger haben, die gern Hand an die Gesundheit ausländisch aussehender Mitbürger legen?

Mit Kinder-statt-Inder=Rütti, Wo-kann-ich-hier-gegen-die-Ausländer-unterschreiben=Masterkoch, Gibt-es-denn-keine-kulturellen-Grenzen-zwischen-Europa-und-der-Türkei=Stoibman und Hier-werden-auch-Arier-geschlagen=Schöni dürfte sich die rechte Brut doch wirklich bestätigt fühlen. Insbesondere, wenn einige von den Herren Politikern ganz fix Herrn Nehm wegen seiner Entschlossenheit angreifen, einen versuchten Totschlag aus damals (und immer noch?) vermutlich rechtsradikalem Hintergrund an sich zu ziehen.

Die Welt zu Gast bei Freunden®™©☺. Die wird sich freuen.

09/05/06

Praktizierte Unverteilung: Kobe-Rindfleisch zu HartzIV-Regelsatzpreisen in Hamburg von Superhelden gestohlen

Eine Sponti-Gang im Gewande von Comic-Superhelden stürmte einen Delikatessenladen höchster Güte und lud sich Einkaufswagen voll - als Bezahlung gab es einen Blumenstrauß. Da gucken die Alt- und Neureichen.

Nachtrag:
Telepolis schreibt ausführlich über das Phänomen und verdirbt bei der Gelegenheit auch gleich die schöne Überschrift ... (und schreibt gequirlten Quark über den alten Störtebecker)

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02/05/06

Heil Boskop!



Die Front Deutscher Äpfel ruft zum Sammeln! Südfrüchte raus!
Eine kreative From des Protests gegen Neonazis. Mehr dazu auch im SpOn.

01/05/06

Schon 1380 hörte der Spaß bei der Biersteuer auf ...

Als der Fürstbischof von Bamberg unter anderem die Erhöhung der Biersteuer plante, da hörte für die Bamberger der Spaß auf. Er wurde kurzerhand aus der Stadt vertrieben - und mußte 1380/81 mit einem Heer wiederkommen, um seine eigene Stadt einzunehmen (bei der Recherche für die Mauern in einer Bamberger Stadtchronik gefunden).
Hoffentlich weiß die EU, worauf sie sich mit ihrer Biersteuererhöhung da eingelassen hat ...

26/04/06

25/04/06

Kindererziehung in den USA: Bildbericht aus einem Jugendknast

Children Behind Bars. Kein Kommentar.
Außer, daß dieses Land für seine Version einer gerechten Welt eifrig bombt, missioniert und verklagt.

(Dank an Frank für den Link!)

24/04/06

Mit dem Hitlergruß: Die Welt zu Gast bei Freunden?

Ob ein afrikanischer Fußballspieler durch Affenlaute aus dem Publikum verhöhnt wird, Transparente mit der Aufschrift "Zigeuner" Dresden), dann "Jude!" (Kottbus) die gegenerischen Fans beleidigen sollen, eine "U-Bahn nach Auschwitz" als Schlachtruf skandiert wird - die rechtsradikale Brut erfreut sich in unseren Fußballstadien bester Gesundheit.
Der Spieler Ogungbure zeigte den gegnerischen Fans den Hitler-Gruß, nachdem sie ihn ständig mit "Bimbo", "uh, uh, uh" und dergleichen deutschen Späßen begleitet hatten - und brachte diese damit zum Durchdrehen. Und wurde für seine "unverhältnismäßige Reaktion" auch noch gerügt.

Ein Überblick über die Vorfälle in deutschen Stadien hat das NPD-Blog zusammengestellt (inklusive des Links zum betreffenden Videostreams von panorama).

23/04/06

Tucholsky über moderne Wirtschaft

Nein, keine Parallelen zur damaligen politischen Lage, aber bemerkenswert ist die Aktualität der Worte doch, die Tucholsky 1931 niederschrieb.

"Man sollte meinen, daß der gesunde Menschenverstand wenigstens eines sehen könnte: den Mißerfolg. Aber damit ist es nichts. Niemand von denen, die diese Wirtschaftsführer bewundern, behielte auch nur einen Tag lang einen Chauffeur, der ihm die Karre mit Frau und Kind umgeworfen hätte, auch dann nicht, wenn dem Chauffeur die Schuld nicht nachzuweisen wäre. Er kündigt, denn solchen Chauffeur will er nicht. Aber solche Wirtschaftsführer, die will er.
Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert." -- Quelle

21/04/06

"Granny Peace Brigade": Großmütterchen wegen Protest-Anmusterung in den USA vor Gericht

"Grandmothers kicked their legs, pointed their canes and sang reworded show tunes in Times Square yesterday during a boisterous protest against the war in Iraq" - Quelle

17 Großmütter stehen in den USA vor Gericht, weil sie gegen den Irak-Krieg protestiert haben: Die Damen zwischen 50 und 90 hatten versucht, beim Militär anzumustern, um ihre gefallenen Enkel zu "ersetzen".

18/04/06

Das Leben der anderen: Ansehen!

Der Film "Das Leben der anderen" ist einer der besten, wenn nicht gar der beste, deutsche Kinofilm der letzten Jahre. Gerade jetzt, wo die StaSi mit Relativierungen und Beschönigengen sich reinzuwaschen sucht. Anders als man auf den ersten Blick denken könnte, handelt es sich nicht um den achthundertfünfundsiebzigsten "Aufarbeitungsfilm", sondern um großes Kino.

Und dabei hat er mit ausgezeichneten deutschen Produktionen starke Konkurrenz: So ist "Good Bye, Lenin" ein in jeder Hinsicht herausragender Film, der die DDR humoristisch persifliert (und der ein wirklich vollkommen, aber auch wirklich vollkommen anderer Film ist als "Das Leben der anderen"); "Alles auf Zucker" ist ein beachtliches, gelungenes Experiment, in dem das heiße Eisen Deutschland und Judentum ausgerechnet auf komödienhafte Art exzellent angepackt und mit Bravour getragen wird; "Sommersturm" setzt sich mit dem delikaten Thema von Jugend und Homosexualität auseinander; "Knallhart" behandelt nicht weniger einzigartig das Thema Gegenwart und Schulgewalt, ebenfalls ausgezeichnet und wie die jüngsten Schulberichte zeigen, topaktuell. Und das sind nur einige Beispiele aus einer ganzen Reihe: Der deutsche Film, er macht wieder Spaß.

Aber "Das Leben der anderen" übertrifft sie m. E. alle. Poltisch, erzählerisch, filmisch, einfach ein ausnehmend guter, kritischer und zudem ebenso hintergründig humorvoller wie beklemmender Film.
Ein seltenes Erlebnis.

02/04/06

Ostwestbruecke.de: Tschernobyl ist immernoch aktuell

Wußten Sie, daß in Weißrussland gegenwärtig (!) etwa 600 000 Kinder von der Strahlenbelastung ernsthaft betroffen sind? Daß neun Monate nach Tschernobyl in Westberlin 12, anstatt der statistisch üblichen 2-3 Kinder mit Down-Syndrom auf die Welt kamen? Daß man gegenwärtig Kindern in den betroffenen Gebieten zumindest ein wenig helfen kann, indem man ihnen in Wasser aufgelöstes Pektinpulver zu trinken gibt?

Diese und weit mehr Informationen finden sich auf der Internetseite von Ostwestbruecke.de.
Hier kann man sich über die vielen Projekte informieren, die vom höchst aktiven Jugendumweltbüro Hannover bzw. JANUN e. V. seit fast zehn Jahren mit dem Institut BELRAD unternommen werden, beispielsweise zum besseren Strahlenschutz der Betroffenen (z. B. durch Einrichtung von Meßstellen und Zurverfügungstellung Nahrungsergänzungsmitteln).

Aber auch Artikel über Studien zur Strahlenbelastung und Gedanken über die leider zumeist schon in Vergessenheit geratenen bzw. weitgehend unbekannten Folgen von Tschernoyl, sowie ein Bericht einer Jugendlichen aus dem Umland des Reaktors und weitere interessante Beiträge finden sich hier.
Und selber kann man beispielsweise mit einer Patenschaft für eine Meßstelle aktiv helfen.

29/03/06

Götzenverehrung befürchtet: Amputation von Plüschtieren gefordert

Fundamentalisten sind schon unterhaltsame Leute - ob es sich nun um Christen, Araber, Juden oder Anhänger anderer Ewiger Wahrheiten handelt, sie alle haben unterhaltsame Ansichten im Programm - sei es die Legitimierung der Kreuzzüge, Morde wegen Zeichnungen -- oder zu perfekten Plüschtieren.
So ließ der ehemalige Großrabbi Mordehai Elijahu am Sonntag in einem religiösen Rundfunksender verlauten: "Es ist sehr wichtig, dass diese Spielsachen nicht perfekt sind, da sie dadurch ihren Götzencharakter verlieren". Daher solle man Plüschtieren einen Arm oder ein Bein amputieren, wie RP online meldete.

23/03/06

11.900.000 Euro / Jahr oder Dreiunddreißigtausendvierhundertsechsundzwanzig Euro pro Tag

Und die Mehrwertsteuer wird erhöht.

V

13/03/06

Die GEZ ermöglicht Kindergeld für Alle, Teil II

Die GEZ, bekannt geworden duch ihre oskarpreiswürdige Darstellung des angsteinflößenden jugandlichan Gangstarappas mat GEZanhanga vs. The B1g B4d schwarzhöranda H00d zur Überzeugung der lieben Mitbürger, besticht einmal mehr durch ihren unverstellten Blick auf die Realität.

Im aktuellen Mediaphon-Newsletter, für Selbstständige eine durchaus empfehlenswerte Lektüre, wird genauer auf die herrschende Ungerechtigkeit zwischen Kleinunternehmern/Selbstständigen und Großunternehmen hingewiesen.
Dort heißt es zu der Einfühung sogenannter "Rundfunkgebühren" für PCs (und zwar auch für solche, die wegen Analoganschluß nicht im Mindesten zum Fernsehempfang taugen):

"Ab 1.1.2007 verlangt die Gebühreneinzugs- zentrale (GEZ) Rundfunkgebühren für PCs mit Internetanschluss. [...] Allerdings wurde die neue Rechtslage auch von der GEZ bisher nur unvollständig dargestellt. Zur Entlastung großer Unternehmen führt der Staatsvertrag nämlich eine "Zweitgeräteregel" ein, die besagt, dass für Internet-PCs dann keine Gebühr anfällt, wenn es auf dem selben Grundstück schon ein bezahltes Erstgerät gibt. [...] Zahlen müssen jedoch all die professionellen Selbstständigen, die ein eigenes Büro, ein Atelier oder ihre Werkstatt außerhalb des Wohnhauses haben und dort noch keinen Fernseher angemeldet haben. [...]" - Mehr zum Thema bei mediaphon.

Kommentar der Redaktion: "Auf muntere Rechtsstreitigkeiten im nächsten Jahr freut sich Euer mediafon-Team." Na dann!

26/02/06

Arme Diskussionskultur

Es gibt Talkshows, die haben durchaus Anspruch. Darunter würde ich durchaus auch die heutige Sendung "Im Palais" unter dem allerdings nicht ganz ungefährlichen Titel "Kampf der Kulturen" verbuchen, wo immerhin recht kompetente Gesprächspartner beisammensaßen und auch sachlich und themenbezogen sprachen.

Aber es steht einem Moderator wohl kaum an, selber klar parteiisch mit zuweilen polemischen Argumenten und Anmerkungen mitzumischen, wie es Herr Nauman teilweise massiv tun zu müssen meinte.
Dieses Verhalten ist schon bei so vielen anderen Talkshows von Seiten der Diskutierenden unerträglich, aber das Ganze von Seiten der Moderation ... das ist unschön und definitiv nicht ihre Aufgabe. Und beinahe Privatfernsehenniveau.

24/02/06

Willkommen in der Geisterbahn: Merkels Rede auf dem Weltwirtschaftsforum

Als Geisterbahnfahrt interpretiert von Brigitta Huhnke und hier nachzulesen.

"Das machen wir jetzt, halten Sie Ihre Gedanken beieinander und steigen Sie wirklich ein!Haken Sie schön die Kette fest! Hier die Route der wichtigsten Etappen: Erst fahren wirausgiebig durch die Hölle der „selbstverschuldeten Lähmung“ (Merkel) und treffen dabei aufdie Gespenster der Globalisierung. Lassen Sie sich wohlig gruseln, wenn die zur „Freiheit“tönen, auch wenn es manchmal laut und schrill wird. Viel Vergnügen wünschen wir Ihnen dann in der Innovationsabteilung für "verantwortete Freiheit“, bevor wir rasant durchs weiße Licht gleitend endlich am Schluss ins „Land der Ideen“ eintauchen. "

23/02/06

Frankfurter Provinzposse hochwohlgeborener Art

Eine lächerliche Provinzposse trägt sich dieser Tage in der großen und ach so weltoffenen Bankenstadt Frankfurt am Main zu, die einem hinterwäldlerischen Kleinstdorf würdig wäre.

Da erdreistet sich ein Schaupieler (das sind die, die erschaffen und ab und zu etwas durchgeknallt sind) frecherweise einem Kritiker (das sind die, die nichts erschaffen, aber zu allem eine ultimative Meinung haben - häufig so eine Art Scharfrichter oder Königskröner) einen Schreibblock, woraufhin sich der Große Herr empöret und argumenthyrt, sain Skrybenblockke mecht yhn verletzet hoben, alldieweil dhy Pressefryheit darselbstigt, dhy er, groszer Ghyst dher ero sy, verkorperiret, von dem unflahtig Schauspyller attakiret. Alsda der Große Hair Kryttikair zu dem hochwohlgeborn Blatte FAZtte rannte undt weinerlich Schimpf und Schand verkündet und derweil in bester Klüngelmanier für die Entlassung des betreffenden Schauspielers sorgt - und ihn zugleich damit noch berühmter macht. Der betreffende Schauspieler Thomas Lawinky wurde sogleich vom BE (das liegt in der größeren Stadt Berlin, die nicht ganz so piekfein wie hochwohlgeborn Frankfurthen ist) eingeladen.

Was für ein lächerliches Possenspiel unserer konservativen Clowneske.

21/02/06

Karikaturenstreit: Ein Pressespiegel

Ein umfangreicher Pressespiegel zum sogenannten und auf allen Seiten mit Lust instrumentalisierten Karikaturenstreit findet sich in dem auch sonst höchst lesenwerten Kosmoblog der ZEIT.

"[Jungle World:] Das Verrückteste an der Sache sei allerdings, meint der Journalist Awat Rizgar, dass es in der Region viel bessere und deftigere Witze über Mohammed und den Islam gäbe. Warum so viele Europäer sich für ein paar vor Monaten veröffentlichte Karikaturen entschuldigen, statt vehement die Pressefreiheit gegen Islamisten und andere Feinde der Freiheit zu verteidigen, kann er jedenfalls nicht verstehen. [...] [Kosmoblog:] Man kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass die Einschüchterungs-Kampagne erfolgreich war: dass zwar keine de jure-, aber doch eine de facto-Zensur besteht - infolge der berechtigten Angst, zur Zielscheibe von Gewalt zu werden." - Quelle

20/02/06

Was wird denn das, SPD?

Geht es der verehrten Regierung noch gut? Jetzt erdreistet sich Wiefelspütz, einen drohenden Terroranschlag aus der Luft in regelfüchsischer Schläue kurzerhand als "kriegerischen Akt" auszulegen:

"Das Bundesverfassungsgericht hat ausschließlich über einen nichtkriegerischen Luftzwischenfall entschieden", sagte Wiefelspütz der Zeitung "Die Welt". "Bei der Abwehr eines Terrorangriffs von außen, der sich mit polizeilichen Mitteln nicht abwehren lässt und der im Schadensausmaß einem herkömmlichen militärischen Angriff mit Soldaten gleichkommt, müssen die Regeln für die Landesverteidigung gelten." - Quelle

Natürlich nur, wenn das Flugzeug im Ausland entführt wurde. Daraus folgt, um die begeisterte Zustimmung Franz Josef Jungs (CDU) zu nennen, die Fortführung des Gedankens: Das sollte auch gelten, wenn das Flugzeug ausschließlich mit Terroristen besetzt ist (aha). Und wieso rufen wir nicht gleich präventiv das Kriegsrecht in unserem hart umkämpften Lande aus, dann braucht man sich wenigstens nicht mehr um lästige Dinge wie Grundgesetzartikel und politisch unbequeme Rotroben zu scheren!

Wer dem Bundesverfassungsgericht rhetorisch ins Gesicht speit und fleißig Geister ruft (wie jene Vorschläge Jungs), der zeigt meines Erachtens selber: verfassungsfeindliche Tendenzen. Daß ausgerechnet die Sozis sich am fröhlichen Brechstangenfandango gegen republikanische Grundwerte beteiligen, ist wahrlich eine bittere Ironie der Geschichte.

PS. Ja, dieser Eintrag ist polemisch. Reflektiert man aber die politische Entwicklung der letzten Jahre, muß einem Demokraten ab und zu der Kragen platzen.

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15/02/06

Warum Soldaten keine Politik machen sollten

Eine Bekannte berichtete, ein ausländischer Scharfschütze aus Urlaub habe ihr in Bezug auf die Folterskandale gesagt, die ganze Aufregung würde bei seinen Jungs eher belächelt werden, so sei es halt und es werde ja eh nie anders werden. Ja, das haben die Büttel der Feudalherren und die Hexenverbrenner der Neuzeit sicher auch so gesehen.

Für einen Soldaten, der im Auftrag ihm persönlich Unbekannter ihm Unbekannte tötet, mag diese Logik durchaus eine essentielle Selbstschutzfunktion haben - damit er sich keinen Vollbart wachsen lassen muß.
Nein, nicht wegen islamistischen Dingen oder dergleichen, falsch assoziiert - sondern wegen des Unvermögens des sich-im-Spiegel-anguckens. Politisch ist dieser apologetische Unsinn natürlich fatal.

11/02/06

Wen wundert's?

Das Gehabe neokolonialistischer, von manifest destiny erfüllter Narren auf der einen, von Armut und / oder diktatorischer Herrschaft gezeichnete Völker auf der anderen Seite - und dazwischen ein Blättchen zweifelhaften Rufes, das sich zum Zündeln berufen sah.

10/02/06

BildBlog: Killer-Milchschnitte rockin' da House

Das BildBlog hat von seinen Fans bei dosenbier-rockt.de einen kleinen rockenden Song ( mp3 download über IT&W) geschrieben bekommen.

Weiter so, BildBlog!

09/02/06

Zu den Mohammed-Karikaturen und Broder-Rhetorik ...

... findet sich in dem auch sonst lesenswerten Weblog Chuzpe eine interessante Betrachtung: Die Freiheit der Jyllands-Posten war nie meine Freiheit und Noch eine jüdische Stimme zu den Karikaturen?

08/02/06

John Perry Barlow: Declaration of the Independence of Cyberspace

Declaration of Liberty Jep, still sounds good.



(Danke, Jörg)

07/02/06

Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.

Dieser Satz darf sich stolz zu den wohl häufigsten zweckdienlich gedehnten und dadurch gewandelt zu den brandgefährlichsten Aussonderungen des menschlichen Intellekts zählen (der Krieg als "wahres politisches Instrument, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs"*, nicht "verwildert", sondern unter der Kontrolle der Politik), ganz zu schweigen von dem Blut aus unzähligen Massenmorden, das daher an seinen scheinbar oder tatsächlich legitimierend-rhetorischen Fingern klebt.
Albrecht Müller sieht in den NachDenkSeiten, "Ein Wiedersehen mit den Fünfzigern", nach einer Periode der Einkehr von Vernunft nun die alten tumben Parolen merkelnd wiederauferstehen.


(*)Clausewitz, Vom Kriege, Stuttgart 1980, S. 39

01/02/06

QED (zum wiederholten Male): Es gibt ein Rektum im menschlichen Geiste.

Was ein Kolumnist des populärsten Blattes der Nation beweist. Ist nichts Neues, aber doch immer wieder beachtlich.

"Doch W***** gibt in seinem Brief den "lieben türkischen Schülern" noch gute Ratschläge mit: 'Wenn Deutschland zu Eurem Land werden soll, dann müßt Ihr fließend Deutsch sprechen. Oder Ihr übernehmt die Rolle der Indianer in Amerika. Straßenräuber, Drogenkranke, Geächtete. Ohne Deutsch kein Schulabschluß, ohne Deutsch keine Lehrstelle, ohne Deutsch ein Indianer.'" - Quelle

Dürfen sich unsere -zigtausend vergeblich lehrstellensuchenden braven oder auch ganz aufrrrrächten Toitschen jetzt auch alle "Indianer" nennen, Herr W...?
Und was die "drogensüchtigen" "Indianer" und die "nichtdeutschsprechenden" "Türken", re. "Straßenräuber", re. "Drogenkranken", re. "Geächteten" betrifft, so offenbart die Kolumne nur eines: Billigsten, massenkompatiblen Rassismus.

Gute Nacht. (Siehe auch der Eintrag " Boulevardpresse? Hetzblatt!")

Nachtrag:
Selbst die Tagesthemen halten das Blatt, das derartige hetzerisch-rassistische Artikel publiziert, nichtsdestotrotz für abbildlich zitierfähig; so am heutigen Tage zum Fall der angeblichen Lösegeldfunde in den Kleidern der S. O.

Nachtrag II:
Die Berliner Zeitung dagegen spricht klare Worte: "Es liegt aber auch an dem außergewöhnlich miserablen Ruf der Zeitung, die mit ihren Verleumdungen, Falschmeldungen und Kampagnen weit über das hinausgeht, was man von einer Boulevardzeitung zu tolerieren bereit ist."
(via Bildblog)

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21/01/06

Geld aus dem Fenster werfen ...

... nur um eine der gegenwärtig größten unter den populär-infantilen Worthülsen aufzublasen: Du bist Deutschland.

Könnt Ihr, anstatt Plakatwände vollzukleistern, nicht so ein, zwei Milliönchen für die Stiftung unseres kleinen feinen Instituts abgeben? Und sicher gibt es noch die eine oder andere Stelle, die sich für eine sinnvolle Verwendung des Geldes erweichen lassen würde.

PS. Ich werde mich davor hüten, a.) Deutschland oder b.) Betreiber einer Klowand zu sein, vielen herzlichen Dank auch.

Nachtrag:
Sogar das Blog des Handelsblatts äußert sich zu der Sache (wir erinnern uns, das Handelsblatt ist jene Zeitung, die sogar eine Redakteurin beschäftigt, die laut ihrer eigenen Aussage in einem Presseclub viel lieber arbeitslos wäre, von wegen neue Chancen und so - tschuldigung, ich konnt's nicht lassen).

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14/01/06

Zum Sprachgebrauch

Wenn eine offizielle US-amerikanische Institution einen terroristischen Akt in einem verbündeten Land begeht, indem sie auf Verdacht ein Dorf bombardiert, wobei Kinder und Erwachsene ermordet werden - und die Bevölkerung des betreffenden Landes protestiert daraufhin empört, dann nennt sich das im Sprachgebrauch unserer Medien "antiamerikanisch".

22/12/05

BRAVO BGH!

Manchmal liebe ich den BGH. Beispielsweise heute, wo er (*) Ackermann wieder vor Gericht stellt. Nachdem dieser, wir erinnern uns, ein Handzeichen gemacht hatte, das man wohl getrost als Pendant zum dicken Stinkefinger gegenüber Justiz und Gesellschaft ansehen kann.

Man kann nur hoffen, daß das Gericht Ackermann Gerechtigkeit widerfahren läßt. Er hat sie redlich verdient.

(*) Kein "Herr" an dieser Stelle.

Potsdamer Platz vs.Kreuzberg

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16/12/05

Bamberg als Bundeshauptstadt: 60 Jahre CSU

Rudolf Schöfberger schreibt in einem Leserbrief an die SZ auf deren Gratulationswünsche zum CSU-Jubiläum hin, was die Partei in ihren 60 Jahren sonst noch so getrieben hat. Beispielsweise erwähnt er die Forderung führender CSU-Politiker, Bamberg zur Bundeshauptstadt zu machen (kennen Sie Bamberg? Ja, ein schönes Städtchen, fürwahr ...). Und auch ihr unmittelbarer Vorläufer BVP - seinerzeit durchaus wegweisender Steigbügelhalter eines gewissen Anstreichers - wird gewürdigt.

Na denn prost ...

10/12/05

Weils so schön war zur Weihnachtszeit nochmal: Arbeitslosigkeit ist eine CHANCE!

"Und wir brauchen ja auch einen Mentalitätswechsel in Deutschland in dem Sinne, daß der Verlust des Arbeitsplatzes (...) auch mal als Chance wahrgenommen wird, daß man sich in seinem Leben verändert. Ja nun, schauen Sie in Länder, die keinen Kündigungsschutz (...) haben!"
Die Redakteurin des Handelsblatts, Frau Berschens, im "Presseclub" der ARD, 26.6.05. Hier als MP3.

Potsdamer Platz vs.Kreuzberg


( Ursprüngliches Posting)

03/12/05

Boulevardpresse? Hetzblatt! Dem die Politik ins Hinterteil kriecht ...

Jetzt meckern wir mal ausnahmsweise nicht wieder über die USA, sondern kehren vor unserer eigenen Tür. Und das tut Gerhard Henschel in dem Artikel " Von Tag zu Tag wird’s schmutziger. B*** als Kulturproblem" mit einiger Hingabe und sachlich geballtem Zorn. Ein Auszug:

"Wie ist es nun aber möglich, daß B*** die grundgesetzlich verbürgte Unantastbarkeit der Menschenwürde eines angeblichen Vergewaltigungsopfers zerstampfen und in dessen Intimsphäre tollhäuslerisch wüten darf, aus dem niederen Beweggrund, finanziell von einem Skandalprozeß um eine angebliche Vergewaltigung zu profitieren? [...] Und wer, wie Gerhard Schröder es getan hat, einen ausländischen Staatsgast zum gemeinsamen B***-Interview willkommen heißt, der sollte sich die Frage vorlegen, ob es nicht anständiger gewesen wäre, den Gast in einem gutgeführten Bordell zu begrüßen als in Kai Di******* dreckiger Sexualnachrichtenkaschemme."


Eines muß ganz klar gesagt werden: Sich mit den Chefredakteuren gewisser Blätter in einem Raum zu befinden, ist keine Ehre, sondern allenfalls ekelerregend.
Hingegen mögen's 12 Millionen wahlberechtigte (!) Bundesbürger und rufmorden durch den Kauf des Blattes eifrig mit. Wundert sich noch jemand, daß wir früher alte Damen als Hexen verbrannt haben?

(via IT&W)

PS. Sehr nett der Werbespot der TAZ zum Thema, den der Axel Springer Verlag, der auf diesen Rechtsschutz im Gegensatz zu seinen Opfern natürlich rechtswirksamen Anspruch hat, inzwischen hat verbieten lassen. Egal, wenn man ihn sich rechtzeitig angesehen hat ...

24/11/05

Kontra-Kreationismus, der Spaß macht

FSM


Über die Meinung eines amerikanischen Wissenschaftlers zum Thema Intelligent Design as a well-sponsored Ideology wurde bereits ein Eintrag verfasst. Nun bin ich über eine neue Gegenbewegung gestolpert: The Church of the Flying Spaghetti Monster.
Die Existenz des FSM-Gottes wird unter anderem mit der "Abnahme der Piraten in der Karibik und der Zunahme von Unwettern in der Region" begründet.
Diese ebenfalls außerordentlich fundierte religiöse Bewegung fordert nun gleichfalls um Aufnahme in den US-amerikanischen Schulunterricht:

"[...] I think we can all agree that it is important for students to hear multiple viewpoints so they can choose for themselves the theory that makes the most sense to them. I am concerned, however, that students will only hear one theory of Intelligent Design.
Let us remember that there are multiple theories of Intelligent Design. I and many others around the world are of the strong belief that the universe was created by a Flying Spaghetti Monster. It was He who created all that we see and all that we feel. [...] You may be interested to know that global warming, earthquakes, hurricanes, and other natural disasters are a direct effect of the shrinking numbers of Pirates since the 1800s. [Es folgt eine aufschlußreiche Grafik] [...]"
- Quelle

Ich wünsche ihr Erfolg.

PS. Zum Selberbauen gibts sogar eine Anleitung (hard to create, easy to worship oder so)

17/11/05

Ein Stück Weg liegt noch vor der Türkei ...

... bevor sie Mitglied der EU werden kann. So ziemlich alle Stammtische dürften die "Fans" und die türkischen Spieler im Sükrü-Saracoglu-Stadion von Istanbul mit nationalistischer Arroganz und brutalen Ausschreitungen gegen Schweizer Spieler jedenfalls heute gegen sich aufgebracht haben, selbst wenn ein Schweizer Spieler durch einen Tritt gegen den Trainer-Assistenten das Ganze zum Ausbruch gebracht hat(*). Und der Empfang von Sportlern mit Schildern, auf denen "Hurren SON" und "ICH FI[***] IHRE MUTTER" steht, ist tatsächlich ein ebenso verachtenswertes wie erschütterndes Verhalten. Erschaudernd mag man sich ausmalen, was manche blutfarbene Blätter morgen zum Thema titeln werden.

Nicht, daß es bei uns früher besser gewesen wäre (man bedenke die Hooliganszenen in Deutschland und England, oder - verwandtes Thema - die menschenverachtenden Polizeiprügeleien nicht nur der 70er und 80er Jahre), aber sich dergleichen in diesen Zeiten zu leisten, ist, gelinde gesagt, strohdumm, einer historischen Hochkultur unwürdig und setzt einmal mehr das falsche Signal. Und bei uns standen immerhin die Politiker und Sporttrainer nicht tatkräftig hinter den Hooligans.
Dabei wird (oder würde?) die Türkei ein sehr wertvolles Mitglied der EU sein. Nicht nur, weil sie eine Brücke schlagen könnte zwischen islamischer und christlicher Welt.

(*) Oder auch nicht. Siehe dazu den ersten Kommentar.
[***] Nö, keine Klarschrift hier.

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04/11/05

Nu is aber gut!

Was passiert zur Zeit auf unserer politischen Kasperletheaterbühne? Könnten die Damen und Herren langsam zu Potte kommen, anstatt sich allüberall als beleidigte Leberwürste zu produzieren?

Nun ist Politiker zwar wohl der einzige Beruf, in dem der Angestellte den Arbeitgeber veräppeln darf, wie es ihm paßt. Aber liebe, liebe Politiker, trotzdem: Ihr werdet vom Volk fürs Arbeiten, sprich: Regieren bezahlt, nicht für Theaterdonner und Systemfehlerproduzieren - es wäre nett, ab und zu daran zu denken.


PS. Netter Kommentar von Dieter Nuhr dazu ...

Nachtrag:
Wie üblich liefert Altmeister Volker Pispers einen ebenso bissigen wie hintersinnigen Kommentar. Anhören wärmstens empfohlen.

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01/11/05

Die Mohrrübe und der Esel II: Der Esel keilt aus

Über die kostenlose Ausbeutung von motivierten Hochqualifizierten, die sich durch hehre Versprechungen und dergleichen zu nichthonorierten Praktika und Volontariaten verführen lassen, wurde bereits berichtet.

Jetzt machen uns die Franzosen vor, was es in dieser Sache zu tun gibt: Sie protestieren, in bester französischer Tradition, für die Verankerung des Praktikantenstatus im Arbeitsrecht. Davon können (hoffentlich "werden") wir uns eine Scheibe abschneiden.

26/10/05

Bon apetit


Ein kleiner Damm ist gebrochen. Warum nicht auch bei uns, wo sich deutsche Druckgroßkonzerne auf die gleiche Art im Ausland bedienen. Und vielleicht hat heute der Götze "Effizienz" wieder einen kleinen Schritt auf seinem Weg zur Anerkennung als Naturgesetz getan.

25/10/05

Räumung des Wagendorfs Lohmühle? Diskussion mit den Parteien am 26.10.

Am Mittwoch, den 26. 10. soll bei Loesje in der Karl-Kunger-Str. 55 um 19 Uhr bezüglich der unseligen Bebauungspläne des Lohmühlenufers am Landwehrkanal (Treptow) ein Diskussionsabend mit den baupolitischen Sprechern der verschiedenen Parteien stattfinden.

Wer sich dafür einsetzen möchte, daß diese einmalige kulturelle Blüte in Berlin erhalten bleibt, kann sich dies dort mit scharfsinnigen Fragen oder einfach mit seiner Anwesenheit tun dafür einsetzen (*)!

(*)QED: Lektorate sind wichtig ...

Aktualisiert | Gewoelle, R84/Berlin | Permalink |

16/10/05

Wagendorf Lohmühle: Es s o l l gebaut werden. Also: Bloggen, unterschreiben ...

Mein verehrter Kollege Frank Böhmert ist heute mit seinem Sohne ebenfalls auf die Bebauungspläne aufmerksam geworden, und er hat die Pläne im Gegensatz zu mir auch im Netz gefunden.

Also: Unterschreiben gegen diese Pläne - und Berliner Blogger: Unterstützt das Wagendorf doch durch einen kürzeren oder längeren Artikel - wie wärs?

15/10/05

Soll das Wagendorf Lohmühle einer Bebauung weichen?

Lohmühle von der Brücke aus In Treptow, im Dreibezirkeeck Treptow-Kreuzberg-Neukölln, steht das Wagendorf Gesamtkunstwerk Lohmühle. Im Sommer gibt es dort Open-Air-Kino, große Kunstausstellungen, Open-Air-Jazz, gute Getränke (wie HASch=Holunder-Apfelsaft-Schorle), angenehme Sonntagnachmittags-Cafés, und alles ohne Marketingstrategie und Gewinnaspekt. Das Wagendorf selber ist ein Konglomerat aus bemalten Bauwagen, einem Tipizelt, Kräutergärten und verwunschenen Hainen. Dorthin kommt man über den Weg der japanischen Krischbäume am Landwehrkanal entlang, wo früher die Mauer stand (Ort auf dem Stadtplan).

Lohmühle von der Straßenseite aus Heute bin ich auf einem Spaziergang dort vorbeigekommen. Große Schilder verkündeten, daß das Wagendorf nun verschwinden könnte. Daneben ein Tisch mit Unterschriftenlisten. Die Betreuer des Tisches erklärten, die Grünflächen hinter der Allee der japanischen Kirschbäume (gestiftet von japanischen Bürgern aus "Freude über die Wiedervereinigung") soll nun verschwinden. Am Kanal sollen größere Häuser entstehen. Vom Bau betroffen wäre auch das Wagendorf. Allerdings war von diesen Plänen wenigstens im Internet nichts zu finden.

Jazz in der Lohmühle Dagegen zu unterschreiben wäre vernünftig (vorausgesetzt, besagte Pläne stimmen, aber - warum sollten sie nicht), denn das Wagendorf Lohmühle ist einzigartig. Wohnungen hat Berlin schon seit Jahren mehr als Menschen, wie der enorme Leerstand beweist. Orte wie das Gesamtkunstwerk sind dagegen Seltenheiten.

Wenn sich die Bebauungsvorhaben als real erweisen, kann man sich für den Erhalt der Wagenburg durch ein entsprechendes Schreiben ans Bezirksamt einsetzen. Eine Vorlage gibts im Wagendorf ( Stadtplan), die allerdings l e i d e r noch nicht online verfügbar ist.

(Alle Bilder © Lohmühle)

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14/10/05

SpON

Spiegel online
Thingamablog hat da ein Posting verschluckt. Also hier nochmal: Spiegel Online freut sich über die Pläne der großen Koalition, die Praktikanten hatten zu viel Zeit und haben sich einen besonders dramatischen Spruch einfallen lassen, und offenbar ist der Spiegel mit dem Ergebnis seiner eigenen Parteinahme vor der Wahl zufrieden - obwohl es sich um 1% Vorsprung und eine historische Maulschelle für die CDU/CSU handelt. Nun ja.

Gibt IT&W-Bananen satt.




Nachtrag: Hier die - kommentierte - Reaktion der Herren Ressortleiter auf die scharfe Kritik Franziska Augsteins an der Entwicklung des Magazins zu einem "geschwtzigen Blatt".
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12/10/05

Enlightened Bush und Florida Shooting Stars

Mr. Double-Wé Bush fühlt sich angeblich von Gott persönlich berufen, der Welt (oder zumindest ihren islamischen Teilen) Frieden zu bringen. Ihm seien Visionen diesbezüglich offenbart worden. Jedenfalls hat man keine Schwierigkeiten, diese Meldung zu glauben ...

In other news: In Florida darf seit einigen Tagen geschossen werden. Immer. Beziehungsweise immer dann, wenn man sich bedroht fühlt: Wilder Westen im dritten Jahrtausend des Heilands. Das bei der Nation, die sich als moralischer Führer der Freien, Guten, Westlichen, Christlichen, Frommen, einfach Ganz Großartigen Welt sieht. Man zitiere an dieser Stelle Obelix.
Frank hat die dazu passende AP-Meldung verlinkt.

28/09/05

Herr Bürgermeister Schönau, wo gehts zur Hexenverbrennung?

Im thüringischen Bad Langensalza hat sich ein kluger Mensch von Bürgermeister doch tatsächlich gedacht, daß es eine hervorragende Idee wäre, alte europäische Gebräuche wiederzubeleben. Zwar brennt noch kein Scheiterhaufen, aber der Anfang ist getan:

Des versuchten Diebstahls verdächtigte Jugendliche wurde auf einem Plakat samt Name und Anschrift abgebildet und das Kunstwerk dann am Rathaus aufgehängt.
Wir erinnern uns: Damals, vor ein paar hundert Jahren, als in Deutschland noch Zucht und Ordnung herrschte - wie, Deutschland gab es da noch gar nicht? Bildungsballast! - da war der Pranger ein gar beliebter Ort unter der Bevölkerung, um sich mal so richtig ausleben zu können. Da konnte der unbescholtene Mann und das hehre Weib tatsächliche und vermeintliche Straftäter sowie Menschen, deren Nase dem aufrechten Bürger nicht passte, als Abwurfstätte für fauliges Obst zu verwenden; oder den Betreffenden fürsorglich einzuspeicheln. Ob die Bad Langensalzaer das wohl mit dem Plakat auch so getan haben? Zum Üben, bis der richtige Pranger installiert ist?

Der saubere FDP-Scherge scheint von rechtsstaatlichen Grundsätzen jedenfalls nicht viel zu halten. Daß es Sache der Gerichte ist, Straftäter zur Rechenschaft zu ziehen, und nicht die Sache eines kommunalen Saubermanns, sollte eigentlich bekannt sein; ebenso könnte er eigentlich etwas von einer "Unschuldsvermutung" gegenüber mutmaßlichen Straftätern gehört haben, aber das ist von dem Kommunalpolitiker offenbar etwas zu viel verlangt.
Jedenfalls: Er, seine Gnaden Bürgermeister Schönau, würde wieder so handeln, beteuerte er. Ein aufrrrrrächter Doitschärrr eben!

(via Don Boscoe)

22/09/05

Der Comic zum Wahlkrampf: Asterix reloaded!

Wenn man das Aufjaulen kaum mehr aushalten kann, jetzt, wo unsere Politiker doch tatsächlich einmal arbeiten müssen, um einen politischen Konsenz (davon hat beim Parteieinrtritt aber nu keiner wat jesacht!) für ihre Koalition zu finden: Hier gibt es zur Erholung von dem unerträglichen "ich will nicht, ich mag nicht, mit dem spiele ich nicht" --
einen 44seitigen, retexteten Asterix als PDF zum Download: Asterix und der Kampf ums Kanzleramt. Mit Angela Merktnix, Schrödix (by Majestix) und Guidefix (by ... dem Fischkopp vom großen Graben).

Laden und genießen.

(via IT&W - ja, dies soll kein Metablog sein, aber manche Dinge sind einfach zu gut, um nicht genannt zu werden ...)

19/09/05

SpOn wirbt doch wieder!

Sie können es nicht lassen: Nachdem sie das tendenziöse Kreuzchen entfernt hatten, hat der SpOn jetzt wieder ein neues Kopfbanner mit einem Kreuzchen ...

SpOn II
 

Damit hat sich SpON gleich zwei IT&W-Bananen verdient.
(Danke an Kai für den schnellen Hinweis!)

Ertappt: Spiegel online macht kein Kreuz mehr für Merkel

Spiegel online hatte in seinem tendentiösen Kopfbanner zur Bundestagswahl lange Zeit demonstrativ das Wahlkreuz auf Merkels Seite gelegt.

Spiegel-Banner


Nachdem nun leider der Wählerwille und nicht die Medien über die Wahl entscheiden, hat es sich die Redaktion nun offenbar zumindest überlegt, ihre privaten Wahlpräferenzen nicht mehr ganz so offen in das Bild einzubringen: Der Praktikant durfte retuschieren:

Spiegel Online Wahlbanner II


Damit hat sich SpON wieder einmal redlich eine IT&W-Banane verdient!  

18/09/05

Wahl 05: Schleichwerbung zur Bundestagswahl im NDR?

Der LINUX-Verband hat etwas dringend Notwendiges getan und gegen den NDR geklagt, da dieser bei seinen Hochrechnungen das Micro$oft-Logo mit einblendet. Die daraufhin erlassene einstweilige Verfügung mußte bis zu einer Entscheidung nach der Wahl zurückgezogen werden .

Wir leben in Groß-Schilda, was nichts Neues, aber doch immer wieder bemerkenswert ist:
Während einerseits vollmundig gegen Schleichwerbung gewettert und angeblich ach so effektiv vorgegangen wird, wirbt der, wir erinnern uns, öffentlich-rechtliche, sprich GEZ- und steuergeldfinanzierte NDR andererseits ausgerechnet während der Bundestagswahl, einem Kern unserer demokratischen Ordnung, für eine Firma, die Computerprogramme verkauft. Werbung hat hier eigentlich nicht, NICHTS, verloren.
Aber nein, DAS ist natürlich keine Schleichwerbung. Die Rechtsabteilung des Senders hat sich da schon die passende Drumrumformulierung einfallen lassen. Wenigstens biss das entscheidende Programm vorbei ist.

Also nochmal zum Mitschreiben:
Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung. Der NDR betreibt KEINE Schleichwerbung.

Fazit: Wählt Die Partei, die verspricht uns in ihrem schönen Spot offen und ehrlich und mit dem unerläßlichen Ehrenwort die Freiheit von Schleichwerbung aller Art!

17/09/05

Wahl 05: Ich war's nicht!

... wenn tatsächlich Merkel machtet. Dankenswerterweise kann man dies nun auch für den Fall der Fälle öffentlich bekunden, und zwar hier: Ich war's nicht!

11/09/05

Wahlwerbung ist Nonsens...

.... oder auch herausgeworfenes Steuergeld oder auch Ankurbelung der Medienwirtschaft oder auch Stimmviehpflege, in jedem Fall wird sie von Die Partei in ihren offiziellen (im Gegensatz zur APPD - hier ihre Entschuldigung - nicht ekligen) Wahlspots sehr schön auf den Punkt gebracht. Wer diese immernoch nicht kennt, kann sie hier genießen:

Wahlwerbespot 1 
Wahlwerbespot 2 
Wahlwerbespot 3 
Wahlwerbespot 4 

Und jetzt alle: Die Partei, die Partei, die hat im-mer recht ...

03/09/05

Spaß im Wahlkampf

Das nervtötende und nicht-mehr-auszuhaltene Dummgewäsch jener wahlkämpfenden Personen, die sich aus unerfindlichen Gründen zur Vertretung der Bürger berufen fühlen, wird erträglich: Mit dem extra3 Frasen-Bingo !

Zu mehreren Politikern gibt es dort Bingo-Karten, und so kann man sich gemütlich im Sessel zurücklehnen und eifrig Kreuzchen machen, wenn zum allerhöchstspannentollen Fernseh"duell" Frasen gedroschen werden, daß es nur so kracht. Viel Spaß!

02/09/05

"Intelligent Design" as a well-sponsored Ideology

In an interesting article on the topic, John Mohawk Ph.D, director of indigenous studies at University of New York, examines what is behind the ideology of "Intelligent Design", which seems to have grown quite popular among the people of the USA (see taz, New York Times), and which should, according to Bush, be taught in school as an 'alternative' to the Darwin theory.
.
In his essay, Mohawk states that "Intelligent Design" is incompatible with Native American religion (though one could think that the theory of a God tinkering with evolution might be quite attractive for those religions). He also names some organisations who financially and politically promote the self-made ideology. Mohawk says,

"American culture these days is powerfully impacted by the fact that very wealthy people who have some pet ideas can bring these into public discourse by giving huge sums of money to so-called conservative think tanks which then pay people to write articles advancing their ideas. [...] Opponents of ''intelligent design'' argue that it represents religion cloaked as science, that it's impossible to subject it to scientific methods."

Also, a crucial point in his argumentation is the fact that the "Intelligent Designers" claim to know the ultimate truth about the Creation, in best tradition of old-school christian missionaries. Yet it is a core characteristic of traditional Native American religions that the Creation is seen as a mystery man is not capable of understanding (as for Lakota belief, this is highly true; the so called "Great Spirit", Wakan Tanka, should better be translated as "Great Mystery" and is not so much an individual God than a force which is as well omnipresent as a specific conglomerate of lesser spirits).

For the full essay on "Intelligent design" see Indian Country Today.

01/09/05

Trotz 2 Millionen Bestechung nach einem Jahr auf freiem Fuß ...

... der Richter verbeugt sich tief, sehr tief vor Seiner Hochwürden, dem Angeklagten - und trotzdem gibt es noch Träumer, die glauben, Deutschland wäre ein guter Rechtsstaat ...

Bananen! Banaaanen! Banaaaanen, frisch aus der Republik! (Aber wer eine klaut, wird eingesperrt!).

29/08/05

Anleitung zur Vermeidung von Hurricanes

[x] Kyoto-Protokoll nicht unterschreiben
[x] Stattdessen: Beten

[x] Beliebiges Land mit Ölreserven als "böse" markieren (optimal mit ehemals befreundetem, aber übermütig gewordenem Diktator)
[x] Betreffendes Land nachhaltig überfallen (20-Liter-Autos wollen auch leben, und ein bisschen Foltern macht einfach Spaß!)
[x] Nicht vergessen: Beten

[x] Ein Kind, das angeblich mit einem anderen Händchen gehalten hat, als Pädophilen einsperren
[ ] ... und anschließend der hexerischen Wettermacherei bezichtigen
[x] Wie seinerzeit in Europa zu solchen Anlässen fleißig: Beten

[ ] Beliebige Großstadt auswählen (idealerweise Kyoto)
[ ] Atombome darauf abwerfen (es besteht wie damals zwar keine Notwendigkeit [ Rezension: Racing the Enemy], schadet aber auch keinem der Guten, und die Betroffenen sehen danach lustig aus -> nebenbei Aufschwung der TV-Unterhaltungsindustrie).

Dieser Eintrag ist nicht zynisch. Zynisch sind Aussagen wie: "Der Irak ist sicherer geworden" aus dem Munde seiner Angreifer.

PS. Wegen unserer Überschwemmungen und dergleichen fassen wir uns bitte an die eigene dicke Nase.

17/08/05

Londoners, show strength!

Are all those facts which were presented to the public after the killing of the Brasilian in London lies ? In dubio pro reo : Without this basic part of justice, a democratic society is plain void.

England, have the terrorist attacks been so successful that You accept shoot first, ask questions later-policemen?
You, England, being so highly respected because of the thoughtful way You did cope with the cruel mass-murders in Your subways and busses, You, so rich with international culture, so beloved for Your unique sense of humor, do You really surrender to the will of terrorists? Their goal is to spread terrorism, fear and hysteria further - and such police actions are precisely what they want.

English policemen, show openly that You do NOT SYMPATHISE with murdering could-be suspects. Show that English policemen do not want to become murderers.
People of Britain, show openly that You did not elect this government to tolerate such self-made cathastrophies.

11/08/05

The revenge of the 5-Minuten-Kanzler

"Ich akzeptiere es nicht, daß letztenendes der Osten erneut bestimmt, wer Kanzler wird, meine sehr verehrten Damen und Herren. (...) Es darf nicht sein, daß die Frustrierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen." -- Edmund Stoiber, im August 2005

Herr Edmund Stoiber, seines Zeichens Ministerpräsident des Landes Bayern, ehemals Untergebener vom Oberdemokraten Strauß(*), ist sauer. Denn immer noch scheint ihn der Horror der letzten Bundestagswahl zu verfolgen, der Ikarus-Komplex, möchte man sagen: Erst das Hochgefühl, es geschafft zu haben, Kanzler zu sein!, denn es war ja schon vor Ende der Stimmenauszählungen ganz klar, die CDU/CSU, also in Kameras grinsen, Kanzler aller Deutschen, was Strauß nicht geschafft, im Gegensatz zu ihm, der er bei Strauß noch nur ein -- und dann das! Mikerige Prozente poltern hinüber zu den Sozen und zertrümmern den Traum. Und alles nur wegen dieser doofen Ossis, die mit ihrer Flutkatastrophe, die für Schröder, und überhaupt, was für eine Frechheit, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Da ist es doch nicht verwunderlich, wenn Stoiber nun ins gleiche Horn wie Schönbohm stößt - zwar erklärt er die Ostdeutschen nicht schlankweg für die wahrscheinlicheren Mörder, aber stattdessen erklärt er sie am vergangenen Mittwoch für dumm: Leider gäbe es nicht "überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern".

Man möchte fast fragen, ob die CSU in ihrem Co-Wahlprogramm nicht auch den Auftrag für eine größere Sperrzaun- und Maueranlage vorgesehen hat, verpackt als effektive Senkung der Arbeitslosenzahlen und neue ABM in einem. Rhetorisch jedenfalls ist man wieder eifrig am mauern.

Wer tief fällt, nimmt manchmal Schaden. Und es bleibt zu fürchten, daß in diesem schnellen Wahlkampf noch so manche Beschädigung Einzelner ans Licht treten wird. Das Affentheater hat begonnen!

(*) Siehe zu der Vergangenheit des 5-Minuten-Kanzlers das Buch von Laiendecker, Stiller und Prantl, " Helmut Kohl. Die Macht und das Geld".

Nachtrag (dieser Blödsinn ist keinen eigenen Eintrag wert):
Und jetzt markiert Stoiber den Hasenfuß: Erst Lafontine zum Fernsehduell herausfordern (das wäre wenigstens einmal Realsatire zum Genießen gewesen) und dann, wenn der die Gelegenheit ergreifen will, doch nur ein Printduell durchführen wollen ... aber auch seine Aussage zu den Ostdeutschen war ja gar nicht so gemeint, die betraf ja nur die WASG-PDS. Es hat den Anschein, daß Stoiber derzeit niemals das meint, was er sagt. Die 5 Minuten haben Spuren hinterlassen. Weiter so, CDU/CSU!

Nachtrag II:
Meisterhafte Realsatire ist allerdings Forderung ausgerechnet von Schönbohm, Stoiber möge sich aus dem Ost-Wahlkampf heraushalten.
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03/08/05

Wir wussten es alle: Schönbohm hat recht im Unrecht - die ostbaltische Rasse neigt zur Gewalttätigkeit!

Kein Kommentar zur geistigen Absens von Schil?, der im Rahmen der Terrorismusdebatte durch diktaturverdächtige Vorschläge zur " präventiven Gefangennahme" glänzt. Siehe dazu auch die seltsam anmutenden Aussagen in einer Fernsehsendung zum Thema präventive Dauerhaft eines Prof. Roth.

Aber ein Kommentar zu der scharfsinnigen Analyse eines Schönborn -bohm, der die DDR-Bürger im Kern seiner Aussage anläßlich des neunfachen Kindermords als anfälliger für dergleichen erklärt, u. a. aufgrund ihrer Proletarisierung. Gratulation zu einem neuen Höhenflug des Zynismus im Geiste des nahenden Wahlkampfes!
Jedoch, o Schreck: Herr Schönbohm, Sie sind im Irrtum! Es ist gar nicht der böse Sozialismus daran schuld, sondern die Rasse, das wußte man doch schon 1930:

"Die Zufriedenheit, die sich mit einer dürftigen Lebenshaltung zu begnügen scheint, erweist sich nicht selten als eine verhüllende Decke über grenzenloser Unzufriedenheit (der ostbaltischen Rasse). Die unbefriedigten Gefühle schweifen unstet umher. (...) Gehässige Rohheit liegt ihm überhaupt sehr nahe. Der Osten des deutschen Sprachgebietes, wo die ostbaltische Rasse stärker beigemischt ist, zeigt eine hohe Bestrafungsziffer für Rohheitsverbrechen (gefährliche körperverletzung), überhaupt sind diese Gebiete kriminell sehr stark belastet (...) . " - H.F.K. Günther, Rassenkunde des Deutschen Volkes, München 1930, S. 237,239

Was machen wir jetzt? Die Mauer wieder aufbauen! Aber dann wären Sie ja arbeitslos ... na, in Bayern oder Hessen warten bestimmt schon Posten auf einen klugen Herren wie Sie.



02/08/05

Abandoning Apple - who holds the key of the strongbox?

Rockin Owlies on duty Bei Boing Boing stehen einige beachtenswerte Gedanken zu Apples Plänen, künftig Macs mit Intel-Prozessoren auszustatten. Nachdem eine Entwickler-DVD von OS X für Intel in Umlauf gekommen ist, sind Gerüchte im Umlauf, als würden einige sehr unschöne Details mit dem umgebauten Betriebssystem einher gehen.

Dabei geht es weniger um die gern etwas fetischistisch anmutende "Gut-Böse-Frage", sondern um das sog. "Digital Rights Management", was nach Boing Boing den freien Austausch (legaler) Dateien blockieren könnte: Wenn man nicht dieses bestimmte Programm jenes einen Herstellers dazu benutzt, es zu öffnen dann ist die Datei nicht mehr zu öffnen - man wäre gezwungen, das eine Produkt zu kaufen.

Eine solche künstliche Omnimonopolisierung wäre tatsächlich eine unschöne Sache,. sofern sie praktikabel ist; sie wäre definitiv ein Grund, unverzüglich vor dem bisher angenehm leistungsstarken, unkomplizierten, zuverlässigen und sympathischen Betriebssystem zu flüchten. Eine Monopoloisierung á la M$ jedenfalls würde für mich den Ausschlag geben, den Fuß nicht mehr über die virtuelle Schwelle dieser Firma zu setzen.

Warum auch nicht: Wenn man auf einem Intel-Mac dann ohnehin GNU/LINUX laufen läßt, stellt sich die Frage, wozu man da noch einen Macintosh-Rechner braucht. Denn das Argument herausragender Qualität, das OS X ganz klar auf seiner Seite hat, würde wegfallen, und das Design ist zwar hervorragend, um nicht zu sagen allein auf weiter Flur, aber letztenendes nicht der entscheidende Faktor.
Apple müsste also mit der Qualität der Hardware und dem Support argumentieren.
Ansonsten - ansonsten war es das, Apple.

Zu hundert Prozent stimme ich Boing Boings Aussage zu: "My data is my life, and I won't keep it in a strongbox that someone else has the keys for."
Wehret den Anfängen! Aber bevor man zu Extremfolgerungen greift, lassen wir uns erst einmal überraschen, wie gefährlich das DTRM für den Benutzer tatsächlich werden wird.

(via Schockwellenreiter)

23/07/05

Erfolg des Terrors

Nicht nur die allgemeine Angst und Verunsicherung sowie die eilfertigen und wenig hilfreichen Vorschläge opportunistischer Politiker, sondern auch Überreaktionen seitens der Polizei, die ein weiteres Todesopfer zu jenen der Anschläge hinzuaddiert hat, sind die traurigen Folgen der Anschläge in London. So schreibt Spiegel online:

"Tödlicher Irrtum von Scotland Yard: Der gestern in einem Londoner U-Bahnhof von Beamten in Zivil erschossene terrorverdächtige Mann hatte keine Verbindung zu den Anschlägen in der britischen Hauptstadt. " ( Quelle)

Merke: Es waren, sofern man der Darstellung des Blattes glauben darf, Beamte in Zivil - es wäre außerordentlich hilfreich, den genaueren Verlauf zu kennen.

Denn so wird die Vermutung genährt, daß der Getötete sich vielleicht nicht durch Zivilpolizei, sondern durch Kriminelle verfolgt gesehen habe und daher, wie es die meisten von uns auch tun würden, aus natürlicher Angst die Flucht ergriffen habe - dann hätte mithin jeder das Opfer der Kopfschüsse werden können.
Zudem wurde das bereits fixierte Opfer aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet. Dieses Bild firmiert fatalerweise sonst als Hinrichtung. In dieses Licht darf die Arbeit der Polizei nicht geraten.

Deshalb ist es mit einem halbherzigen "Bedauern" nicht getan. Es bleibt dringend zu hoffen, daß die angekündigte Untersuchung zu dieser Erschießung rasch und umfassend durchgeführt und öffentlich bekannt gemacht wird. Der Terror darf nicht noch mehr Angst und Unsicherheit erzeugen - zumal gegenüber den eigenen Ordnungskräften -, als es ohnehin schon der Fall ist. Ungeahndete Wildwestmethoden haben in einer guten Demokratie auch in Krisenzeiten nichts verloren.

Nachtrag:
Um es noch einmal in Erinnerung zu rufen:
Hier ist ein Mensch aus Versehen erschossen worden.

Nachtrag II:
Und die offizielle Aussage, daß es sinngemäß auch weiterhin zur versehentlichen Tötung Unschuldiger kommen könnte (ZDF heute, 19:00), ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten.
Zitat: "Scotland-Yard-Chef Blair entschuldigte sich für die "Tragödie", verteidigt aber die Strategie des "shoot to kill". Auch der frühere Polizeichef Lord Stevens befürwortet Todesschüsse: "Wir leben in einer Zeit des Bösen, wir sind im Krieg." ( Quelle)
Diese Bush-Rhetorik inklusive der altbekannten, religiosoiden Gut-Böse-Klatsche hat in einer europäisch-humanistisch geprägten Demokratie keinen Platz.
Derlei Vorgehen darf nicht zur akzeptierten Routine werden, auch nicht "nur" rhetorisch. Sonst hat der Terror die Demokratie dazu gebracht, sich selbst zu erledigen.

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20/07/05

Aktion für mehr Demokratie

Der durch seine "scharfzüngigen" und mutigen politischen Plakate bekannt gewordene Künstler Klaus Staeck wendet sich mit der Aktion für mehr Demokratie gegen die voreilige Annahme, daß es einen Regierungswechsel im September geben werde und gegen die allgemeine Totsagung von Rot-Grün. Denn seiner Ansicht nach kann die Demontage des Sozialstaates nur durch eine Stärkung der SPD, trotz allem, aufgehalten werden.
In einem Weblog kann man den Fortschritt der Aktion verfolgen und Neuigkeiten nachlesen (unter anderem zur groß angelegten Falschmeldung des SPIEGEL, Schröder habe eine Runde aus Künstlern und Schriftstellern zu seiner Unterstützung versammelt).

In dem Aufruf zur Aktion heißt es:

"Wahlaufruf 2005: Aktion für mehr Demokratie
Am 18. September geht es um eine Richtungsentscheidung.

Bei aller Kritik, die wir an einzelnen politischen Entscheidungen der Vergangenheit hatten: Wer nicht möchte, dass der Sozialstaat demontiert, Arbeitnehmerrechte beschnitten und die Gewerkschaften zerschlagen werden, muss die SPD stärken.Die gegen massiven Druck verteidigte klare Haltung von SPD und Regierung zum Irak-Krieg bleibt unvergessen. Unter einer Unions-Kanzlerin stünden heute deutsche Truppen im Irak.
Auch die Haltung der rot-grünen Regierung zur UNO und zu Europa, eine effektive Entwicklungspolitik, sowie die erfolgreiche Initiative zur Entschuldung der Länder der Dritten Welt gehören zu den Aktivposten in der Regierungsbilanz.
In der Familienpolitik, bei der Modernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, Verbraucherschutz– und Behindertenpolitik hat die rot-grüne Regierung die Lebensbedingungen der Menschen wesentlich verbessert. In der Energiepolitik werden durch die Förderung von erneuerbaren Energien Umweltschutz- und Beschäftigungsziele gleichermaßen erreicht. Dass Union und FDP den eingeleiteten Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig machen wollen, ist für uns Grund genug, SPD zu wählen. (...)" ( mehr)

Den Wahlaufruf für mehr Demokratie kann man hier unterschreiben.

Fragt sich nur, ob eine mit der FDP koalierende wiedergewählte SPD wirklich den hier geforderten Kriterien stand halten standhalten würde ...

19/07/05

Überparteilich

A propos Klaus Staeck und Aktion für mehr Demokratie:
Bei näherer Betrachtung mutet das Banner schon seltsam an, das der SPIEGEL in seiner Überparteilichkeit über einen Artikel zum Merkel-Auftritt setzt:

Spiegel-Banner

Wo liegt das Kreuz? Wer lächelt hier allzusüß? Wer schaut hier vergrätzt?
Was für ein Zufall.

15/07/05

Killer Milchschnitte fraß U-Bahn auf

Herzlichen Glückwunsch! Zum Jubiläum hat sich Bildblog.de eine schöne Postkarte ausgesucht (habenwollen!).
Man begegnet dem Betreffenden eigentlich eher wie einem Satireblatt, aber was für ein hanebüchener Unsinn, welche Verleumdung und welche Hetze tatsächlich publiziert wird, wird erst in der geballten Aufzählung deutlich, die sich bei Bildblog.de stets tagesaktuell findet.

12/07/05

Damit die Reichen noch reicher werden?

Ein Allheilmittel: Mehrwertsteuer rauf und Spitzensteuersatz runter! Auf die Umsetzung und das Zutreffen angeblicher "Entlastungen" darf man gespannt sein.
Das ist soziale Politik - wie Klaus Staeck, der begnadete Politkünstler, schon damals auf ein Plakat schrieb: Damit die Reichen noch reicher werden. Nur daß sein Zusatz nun wohl nicht mehr ganz zutreffen wird.
(Nicht minder aktuell ist das Plakat von 1973 , " Eigentum verpflichtet zur Ausbeutung" oder von 1974, leicht zu aktualisieren: " Nostalgie ist noch lange kein Grund CDU zu wählen".)

Und liebe Redaktion von ZDF heute: Warum interviewt Ihr dazu ausgerechnet die Yuppies im Berliner Scheunenviertel (in exklusiver Bar)? Wie schön, daß einer der Interviewten sagte: Die kann ich eh abführen . Die Reichen und Möchtegernreichen sollte man vielleicht nicht gerade ausgerechnet zu lächerlichen zwei Punkten konsultieren.

09/07/05

Auswandern? Ja NATÜRLICH!

Gerade im DLF: Die neue "Auswanderungs-" oder zumindest zeitweise Auslandsarbeitswelle aus Deutschland.

In Anbetracht des Trauerspiels, das unser Land bei der nächsten Wahl aller Wahrscheinlichkeit nach erleben wird, und in Anbetracht des Arbeitsmarktes, UND in Anbetracht des gegenwärtig grassierenden Neoliberalismus, der nassforsch Arbeitslosigkeit als Chance verkauft und sich generös gibt (Gratis-dürfen-Sie-vielleicht-ein-Jahr-honorarfreies-Praktikum-machen-aber-nur-mit-Doktor-und-unter-25) ist das vielleicht gar keine abwegige Perspektive.
Wollen doch mal sehen:

[x] Interdisziplinäre Qualifikation in Natur- und Geisteswissenschaften
[x] Arbeitserfahrung
[x] Vielseitigkeit
[x] Teamkompetenz
[x] Organisationskompetenz
[x] Sozialkompetenz
[x] Pädagogische Praxis
[x] IT-Kompetenz
[x] Positive preußische Tugenden (in gesundem Maße)
[x] Auslandserfahrung
[x] Praktika in verschiedenen Institutionen
[x] Eigeninitiative
[x] Willen zu dauerhaftem Engagement
[x] Fremdsprachenkenntnisse
[x] Noch nicht "alt"

[ ] Doktortitel in Arbeit

Will sagen: Wenn ich die Chance bekomme, in Schweden eine Stelle (nein, kein Gratis-Praktikum, herzlichen Dank) zu erhalten - dann werde ich diesem unseren Lande selbstverständlich sofort den Rücken zukehren.

07/07/05

Es ist ekelhaft!

Erst einmal: Mitgefühl und Anteilahme den Opfern der Terroranschläge in London.

ARD-Tagesschau Was die Berichterstattung betrifft:

Ist es mittlerweile selbst bei einem Terroranschlag nicht mehr möglich, einen Korrespondenten alleine und als einzigen sprechen zu lassen -müssen im Hintergrund parallel zu seinen Aussagen die Bilder der Katastrophe laufen (hier nicht etwa bei RTL, sondern in der Tagesschau der ARD)?

Meinen die Damen und Herren Regisseure, daß man ohne diesen erbärmlichen Unterhaltungstrick die Menschen nicht vor der Kiste halten kann, wenn Leute berichten und Ansichten verdeutlicht werden?

Wird ein Terroranschlag durch eine solche Bildregie nicht in die Nähe von "spannender (=guter)" Unterhaltung gerückt?

Erinnert das nicht an visuelle Leichenfledderei?

Entschuldigung, aber unsere Medien widern mich an.

05/07/05

Gratulation!

BildBlog hat den Grimme Online Award bekommen.
Das ist nicht etwa das Blog von BILD, sondern ein Blog, das die Publikationen, "Fakten" und Kommentare jenes Blattes kritisch beobachtet und Unstimmigkeiten, haltlose Unterstellungen, Behauptungen, falsche Bildzuordnungen und dergleichen auflistet. Daher ist es jedem zu empfehlen, der sich, ohne BILD kaufen zu wollen, einen Eindruck von dem Charakter dieses Blattes verschaffen möchte.

Also: BildBlog besuchen!

26/06/05

Arbeitslosigkeit ist eine CHANCE! MfG, Ihr Handelsblatt.

"Und wir brauchen ja auch einen Mentalitätswechsel in Deutschland in dem Sinne, daß der Verlust des Arbeitsplatzes (...) auch mal als Chance wahrgenommen wird, daß man sich in seinem Leben verändert. Ja nun, schauen Sie in Länder, die keinen Kündigungsschutz (...) haben!"


Potsdamer Platz vs.KreuzbergDiese denkwürdigen Sätze gab die Redakteurin des Handelsblatts, Frau Berschens, im heutigen "Presseclub" der ARD von sich.

Man fühlt sich versucht zu sagen, ganz im Sinne der Krankheit-statt-Ferien-Vorschläge: Arbeitslos zu sein ist doch wie Freizeit. Und was die Länder, "die keinen Kündigungsschutz haben" , angeht: In den USA beispielsweise erfreuen die Leute sich tatsächlich teilweise drei Jobs gleichzeitig! Und können sich trotzdem kaum ernähren. Wie schön!

Aufgrund der tieferen Erkenntnis dieser Aussage ist sie hier als MP3 zu finden. Zurücklehnen und genießen (bitte beim Weitergeben auf den eigenen Server kopieren! Danke).

Liebes Handelsblatt, diese Dame braucht dringend eine Chance, etwas in ihrem Leben zu verändern.
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10/06/05

Abhebende Neubauten

Potsdamer Platz vs.Kreuzberg   Potsdamer Platz vs.Kreuzberg ohne Soziales

Alptraum zum Thema Neuwahlen vor hintersinniger Berliner Architektur einmal mit, einmal ohne klärendem (und zu platten?) Hinweis.

(Wer möchte, kann das Bild selbstverständlich gern auf seine Seiten kopieren - bitte nur mit einem kleinen Quellennachweis bzw. -link versehen. Danke!)

22/05/05

Ein schwarzer Tag.



Es werden da kommen blühende Landschaften und alle Menschen werden einander sein wie Brüder gleich einst jenen zweien im heiligen Buche der Christenheit gemäß den ehernen Gesetzen, welche geschrieben wurden vom Neo-Ismus des nach dem Begriffe Freiheit übersetzten Wortes, und siehe, es wird sich ziehen eine Schleimspur gen Übersee, und eine neue Haartracht wird erobern das Land der Geläuterten und es sei gesegnet die Kraft des Kurzzeitgedächtnisses, auf daß die Farben der Zitrone und des Rußes uns erleuchten mögen, damit wir werden schauen können die tiefe Wahrheit in jenem Begriffe, welcher bekannt ist allerüberall als dem Denken abholdes, wiewohl fleißiges,Weidetier, das zur Urne strebet.

14/05/05

Die Medien zum 8. Mai und das Pin-Up

Es stimmt nachdenklich, wenn der Anstreicher einem in bald jeder zweiten Ausgabe diverser Illustrierten - oft genug auch auf dem Titelblatt - in manchmal angenehm diabolischer, manchmal ästhetisch-fotogener, manchmal überhöht-heldenhafter Pose begegnet.

Verwandelt die, man möchte bald sagen: schamlose Nutzung seiner Anziehungskraft ihn, der haupt- und mitverantwortlich an dem von den Deutschen verübten Massenmord - sei es mit Gas oder Krieg - gewesen ist, verwandelt diese Nutzung ihn nicht unweigerlich in eine Art zynisches Pin-Up, das man um der Leser Willen nach Belieben und gefällig auf seine Titelseiten und in seine entsprechenden Texte druckt?

Deutlicher noch als in den Printmedien wird dies im Film, wenn neben g.k.pisierten Serien inklusive endloser und unweigerlich mitfühlender Täterselbstdarstellungen mächtig mit jenem Anstreicher in Haupt- und Nebenrollen gemenschelt wird - wie zynisch muß einem Opfer der Titel "Hitler Privat", Einschaltquoten garantierend, in den Ohren klingen.

Verweist ausgerechnet das Fernsehen aber auf seine dokumentierende, ja aufklärende Funktion, so ist dies Anachronismus: Ein Medium, das sein Fähnlein nach den Einschaltquoten richtet; das sich ohnehin so schwer zum Vermitteln von Fakten und komplexeren Zusammenhängen - auch schon bei simplen Problemstellungen - eignet; bei dem mehr als in jedem anderen die Gefahr einer ungewollten Heroisierung, Idealisierung oder einfach nur Vermitmenschlichung besteht, ein solches Medium ist wohl kaum dazu in der Lage, die diabolische Faszination, mit der es spielt, in einer grotesken Spielfilm-Dokumentarfilmhybridisierung zu beherrschen, geschweige denn aufzulösen.

Was hier geschieht, erweckt den Eindruck nicht einer Vergangenheitsaufarbeitung, sondern einer schlichten wirtschaftlichen Kalkulation um Zuschauerzahlen. Und wäre damit derart zynisch, daß jeder mahnende oder gar anklagende Gestus der Ausführenden - um das Wort "Täter" zu vermeiden - in sich zusammenfallen muß.

Norbert Frei, 1945 und wir Zu den Dynamiken, die aus Tätern Opfer machen - man bedenke nur die Verschiebung des Fokus von den Opfern des deutschen Terrors auf deutsche Bombenopfer und Vertriebene, die rechten Kreise werdens danken - und zur allgemeinen derzeitigen Geschichtswahrnehmung hat der Historiker Prof. Dr. Norbert Frei das Buch "1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewusstsein der Deutschen" geschrieben, das seinen Rezensionen nach eine lohnenswerte und eben: informative Lektüre sein dürfte.

Rezensionen:
Perlentaucher Überblick: http://www.perlentaucher.de/buch/20319.html
Desweiteren http://www.zeit.de/2005/09/P-Frei

10/05/05

Holocaust-Mahnmal in Berlin eröffnet

Das Stelenfeld ist heute eröffnet worden.
Wenngleich es während seiner Planungs- und Bauzeit heftig umstritten war - und es, teilweise mit bitterbösen Kommentaren, teilweise mit durchaus stichhaltigen Argumenten, immernoch ist - ist es m. E. wichtig, daß der Vorsatz zur Schaffung eines Mahnmals nicht zerredet worden ist. Auch wenn es sicherlich nicht als "Denkmal" bezeichnet werden sollte, wie es der Förderkreis tut, und schon gar nicht - wie es vermutlich nicht nur in scharf formulierter Kritik geschehen wird - als "Attraktion".
Die Diskussion, die es auch weiterhin um das Mahnmal geben wird, ist vielleicht auch eine durchaus positive Auswirkung dieses unübersehbaren Baus.

04/05/05

Günter Grass in der ZEIT zum Thema Heuschrecken

"Mithin entscheidet das Parlament nicht souverän. Es ist von den mächtigen Wirtschaftsverbänden, den Banken und Konzernen abhängig, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. (...) So missrät das Parlament zur Filiale der Börse. So unterwirft sich die Demokratie dem Diktat des global flüchtigen Kapitals." ( Quelle)
Für Nicht-ZEIT-Abonnenten findet sich der Artikel "Freiheit nach Börsenmaß" von Günter Grass, der die gegenwärtige Nebelwerferei um die "Kapitalismusdiskussion" und einige neoliberal-prokapitalistische Dummschwätzerargumente durchdringt, auch online .
Für Audiophile gibt es hier auch eine Tondatei mit dem von ihm gelesenen Artikel. Zum reflektierten Anhören wärmstens empfohlen.

25/04/05

Kinderziehung mit Handschellen und Polizei

Warum, zum Teufel, muß die mächtigste Nation der Welt die Klischees über sich andauernd bestätigen?


Eine Fünfjährige, die sich aufrührerisch gab, wurde in den USA in Handschellen abgeführt ...
Wenn das ein Einzelfall gewesen wäre - könnte man sagen, je größer das Land, um so mehr geistige Krüppel gibt es eben, und so etwas kann in ähnlicher Form wohl auch bei uns mal passieren - der Mensch ist eben ein wunderliches Wesen. Aber es ist kein Einzelfall.

Wir erinnern uns, im Land der Guten wurde ein Zehnjähriger als möglicher Vergewaltiger verhaftet, ein anderer aus politischem Opportunismus an der Reise zu seinem Vater nach Cuba gehindert, mehrere kleine Kinder wegen Küssen als Sexualstraftäter stigmatisiert, ein Junge wegen Schießens mit einer Banane der Schule verwiesen, ein anderer wegen Schießens mit einer Spielzeugpistole am Straßenrand erschossen ... to be continued ...

Nachtrag:
An sich können sie in ihrem Musterland treiben, was sie wollen, schließlich ist es deren Innenpolitik. Nicht mehr ihre Sache allein ist es aber, wenn ein solches Land missionarisch-aggressive Außenpolitik betreibt und glaubt, andere Länder über moralische Fragen belehren zu können.

13/04/05

75er Ehrenwort vs. Verfassung etc.

Nachdem das öffentlich-rechtliche Fernsehen sich zu Helmut "Für Sie immernoch DOKTOR"(*) Kohl in Sachen Ikonisierung zu seinem 75ten einen abbricht, mag man sich nach rauschender Feier das Mütchen kühlen mit dem entmythifizierenden Buch von Laiendecker, Stiller und Prantl, " Helmut Kohl. Die Macht und das Geld", wo steht, was unser Sechzehnjahreexkanzler sonst noch so getrieben hat.

(*) Wo steckt eigentlich seine Dissertation - die muß ja wie jede andere veröffentlicht und zugänglich sein?

Nachtrag:
Lustig, was ein Blogger bei der Suche nach Laiendeckers Buch von einem Online-Shop als Alternativtitel angezeigt bekommen hat ...

01/04/05

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Gerne würde ich etwas über einen interessanten Punkt in Sachen der aktuellen "Sterbehilfefall" und der gerade stattgefundenen Schulschießerei in einem Reservat posten ... diese Freiheit kann ich mir allerdings im Augenblick nicht leisten.

Nachtrag:
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Der betreffende Punkt ist keine dramatische Erkenntnis, nur eine Sache, die ein nicht neues, aber stets bedenkenswertes Licht darauf wirft und die der oben verlinkte Artikel anprangert.

31/03/05

Die Mohrrübe und der Esel

Vor einer Weile stand in der ZEIT wieder einmal so eine Stellenausschreibung: "Suchen Volontär/in mit Promotion auf mindestens ...". Klar, so ein un-oder unterbezahltes Praktikum verspricht einem ja einen prima Einstieg ins Berufsleben, und die Türen zum Job springen förmlich auf vor Begeisterung. Außerdem ist der Himmel grün, der Papst Islamist und teure Bildung so wahnsinnig viel wert.

Die ZEIT hat dem Thema nun einen Artikel gewidmet.
Für meinen Teil bin ich Magister, promoviere und werde ganz bestimmt kein Praktikum und kein Volontariat, oder wie diese erbärmliche Esellockmohrrübenrute auch immer genannt wird, mehr machen. Das gehörte zur Studentenzeit.

29/03/05

Wirtschaft um der Wirtschaft willen II

"Man kann diesen Mißbrauch nicht scharf genug verurteilen. Noch einmal sei feierlich daran erinnert, daß die Wirtschaft im Dienst des Menschen steht" - Papst Paul VI.: Enzyklika Populorum Progressio, 1967

Einer der seltenen Fälle, in der ich eine Papststimme sympatisch finde. Das Zitat steht einem nicht minder interessanten Buch voran:
"Und während die Steuren sanken, kroch in Schulen und Kindergärten der Schimmel die Wände hoch", schreibt Heribert Prantl, Co-Autor von Laiendeckers kritischer Kohl-Biographie, " Helmut Kohl. Die Macht und das Geld" in seinem Buch "Kein Schöner Land".
Die Kritik und das erste Kapitel klingen schon mal sehr interessant - und bedrückend wahr zugleich.

Siehe auch Blog-Eintrag " Wirtschaft um der Wirtschaft willen" vom Februar. Danke für den Hinweis an Kai)

14/03/05

Auswüchse, wohl genährt auf Kosten ...

"Machen se folgendes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, morgen fallen alle Unternehmensberater, alle Investmentbänker und alle Aktienanalysten tot um, oder morgen fallen alle Krankenschwestern, alle Polizisten, alle Feuerwehrleute und alle Altenpfleger tot um. Und überlegen Sie kurz, was Sie persönlich vermissen würden." -- Volker Pispers, ... bis neulich ... Version 2004, Live in Berlin (DVD).

Der m. E. mit Abstand scharfzüngigste Kabarettist des Landes filetiert den Zeitgeist. Die DVD ist nur zu empfehlen.

17/02/05

Schockwellenreiterzeit II: Die Kampfroboter sind da

Stellt sich die Frage, warum die Menschheit alles tut, um sich selbst abzuschaffen ... nachdem das mit der A-Bombe (bislang) nicht geklappt hat, versuchen wir es jetzt mit Robotern.

Na denn, selbsternannter Sapiens Sapiens: Glück auf!

( Schockwellenreiter)

14/02/05

Wirtschaft um der Wirtschaft Willen

Werden wir begreifen, daß

a.) Kapitalismus, insbesondere der derzeit populäre Raubtierkapitalismus, weder Naturgesetz noch die höchste menschliche Entwicklungsstufe ist

b.) Wirtschaft - zumindest auf lange Sicht - den Menschen dienen muß, das Prinzip der Wirtschaft um der Wirtschaft Willen aber illegitim und somit irrsinnig ist?

Vermutlich muß es aber erst wieder knallen. Der Eindruck vertieft sich weiter durch den Artikel Die Plünderer kommen im Freitag.

06/02/05

Das Sonntagszitat

Zu einem Glaubensstreit zwischen der Erde und einer anderen Weltraumzivilisation schreibt Stanislav Lem:
"(Diese Welt wurde laut christlicher Theologie) von Gott geschaffen, und so kann es keinen verschrobeneren Glauben geben als den, der das Ergebnis der göttlichen Schöpfung für ein Provisorium ansieht, das beim Jüngsten Gericht weggefegt wird. Welche Usurpation und Anmaßung unter dem Lärvchen der Demut, sich nicht mit dem göttlichen Spatz in der Hand zu begnügen, sondern nach der Taube auf dem Dach zu verlangen, wo es mehr Komfort und ewige Genüsse gibt." (Lem, Lokaltermin, S. 163 f.)

21/01/05

Das subjektive Empfinden der Masse steht über der Freiheit des Einzelnen

... zumindest in Athen, wo der (subjektiv geurteilt:) hervorragend (objektiv festgestellt:) bissige Karikaturist Haderer wegen seines Bilderbuchs "Das Leben des Jesus" zu sechs Monaten Haft in Abwesenheit verurteilt worden ist. Das entspricht einem halben Jahr Menschenleben, weil die religiöse Majorität sich in ihren religiösen Gefühlen getroffen zu sein meint.
Wie gut, daß wir Europäer über den Vorwurf des religiösen Fundamentalismus erhaben sind - wie haben wir uns über Salman Rushdies, zwar unvergleichlich härtere , aber inhaltlich nicht unähnliche, Verurteilung durch "islamische Gottesstaaten" aufgeregt ...

10/01/05

"adidas School Shooting T-Shirts"

Dieses Angebot zeugt mal wieder von grenzenlosem Zynismus: Ein Händler bietet ein T-Shirt mit der Überschrift "adidas True School Shooting Shirt" an. Wir erinnern uns, School Shooting waren die Schülermassaker in Erfurt, Columbiune und mehrere anderen Schulen. Interessant für unser Buchprojekt ...

08/12/04

Patridioten

"Ich brauche Brot, Zwiebel, Früchte, Gemüse und dann und wann ein Glas Rotwein. Ich brauche die Liebe meiner Frau (...) Aber eines brauche ich nicht: Ein Vaterland. " schreibt Sehpferds Sinnliche Seiten. Und der Schockwellenreiter kommentiert die sinnentleerte Debatte unserer sinnsuchenden statt politikmachenden Politiker um den angeblichen Mangel treffend mit Schopenhauer und einem passenden Artikel aus DIE ZEIT.
Zum Wohle.

26/11/04

"Tagesspiegel" gibt sich als Käseblatt

Mit einer so klaren Bestätigung für die Kündigung des "Tagesspiegels" hätte ich nach drei Jahren nun nicht gerechnet. Da verwechselt dieses Blatt seine komplette Titelseite doch mit einer Werbetafel und ist auch noch stolz darauf. Sollte das ein dezenter Hinweis auf die Qualität und Unabhängigkeit des Inhalts gewesen sein? Wie es im DLF schon hieß: "Die Tageszeitung und gerade deren Seite Eins stehen für Qualität im Journalismus."

Wie auch immer - Bravo Tagesspiegel. Das war eine Glanzleistung.

25/11/04

Lexikon des Rechtsextremismus online

IDGR

Kaum wurde das IDGR, das mir schon mehrfach als schnelles und recht ausführliches Nachschlagewerk gedient hat, heute Abend unmittelbar vor den Tagesthemen in Panorama erwähnt, ist der Server schon überlastet ...

09/11/04

3. Oktober vs. 9. November

Während der 3. Oktober u. a. nach dem überaus kompetenten Politiker FJS installiert worden ist(*), der auch NS-Offizier für "wehrgeistige Führung" gewesen war, Kontakte zur Rechten Szene pflegte und Gegner mit "Ratten und Schmeißfliegen" verglich(**) und in sofern herzlich wenig mit der Deutschen Einheit zu tun hat, sieht das mit dem 9. November schon etwas anders aus.
Wäre es nicht angebracht, den 9. November als Gedenktag durch einen "Feier"-Tag aufzuwerten anstelle des beliebigeren 3. Oktober?

Zur Erinnerung:
Am 9. 11. ...
  • 1948: Erschießung des Paulskirchenabgeordneten Blum, "Friedhofsruhe"
  • 1918: Proklamation der Deutschen Republik
  • 1923: Hitlers Marsch auf die Feldherrenhalle gescheitert.
  • 1929: Geburt des Schriftstellers Imre Kertész
  • 1938. Reichsprogromnacht ("Reichskristallnacht")
  • 1989: Fall der Berliner Mauer

(*) R. Diederich/R. Grübling, Stark für die Freiheit, Erlangen 1989, zu Abb. 119, "Ein Strauß für Deutschland" von Rainer Hachfeld, S. 179 f.
(**) Zuletzt kolportiert vom DLF am 6.11.04

03/11/04

Ein schwarzer Tag.

Vergessen wir dabei aber nicht, daß wir ein ähnlich knappes Wahlergebnis mit einem " Fünf-Minuten-Kanzler" gehabt haben, der uns vermutlich auch voller Eile in den extrem heiligen und überaus gerechten Krieg gegen den Irak geführt hätte - hätte sich die Wahl nicht sehr knapp doch gegen ihn entschieden.

01/11/04

US-Wahl: Dies kann nur Satire sein ...

... http://www.moorewatch.com/, darunter der Beitrag:
"If you plan to watch a polling place in one of the swing states, especially Ohio or Florida, please remember to do the following: (...) Don’t forget food, water and a first aid kit.  You never know what might happen.  You might be there all day.  You could drop a camera on your foot.  Who knows.  Your safety is more important than anything, so be safe!" - YOU ARE NEEDED, the reprise.

Jep, there might always come a nasty (+ evil) nuclear missile heading Your way, so carry Your tabletop with You. Then You are ready to hide under it. Just in case. Gives nukes no chance. Oh dear.

29/10/04

Wahlaufruf als Musikvideo

Man kann von Eminem halten, was man will, aber vielleicht bringt er mit dem Video Mosh ein paar Wähler mehr dazu, zur Wahl zu gehen. Es geht ja nur um Weltpolitik.

( Bronskis Blog)

20/10/04

Feldjäger auf der Buchmesse: Leipzig "schiesst"

Spät, aber mit genügend Vorlauf vor der Leipziger Buchmesse 2005 zum Thema Leipzig liest.
Was auf der Leipziger Buchmesse passiert, wird einem erst nach einer Weile richtig klar. So ungeheuerlich ist das, was sich dort seit Jahren zuträgt. 2004 ist es dann eskaliert.

An dem Ort, an dem internationale Schriftsteller vorgestellt, an dem Bücher bewundert und beworben werden und der Grundstein für so manche literarische Publikation gelegt wird, ausgerechnet an diesem Ort der Hochkultur stehen Soldaten vor dem größten Stand der Buchmesse und preisen dort - nein, weniger Bücher, als vielmehr ihr Krisensimulationsspiel an. Sie machen Werbung, weniger für Bücher, als vielmehr für die Bundenswehr. Wenige stört es. Die es gestört hat, haben sich 2004 Gehör verschafft. Aufgelöst wurden die Proteste von der Polizei sowie - und hier wird es besonders problematisch - von den Feldjägern.

Der Einsatz von Feldjägern (man halte sich erneut den Ort des Geschehens vor Augen) wurde von Minister Rasch (Sachsen) als "auf der Grundlage des Gesetzes über die Anwendung unmittelbaren Zwanges duch Soldaten der Bundeswehr" legitimiert, unberührt durch den Protest des PEN, Harry Rowohlts, Peter Handkes u. v. a.

Es ist unvorstellbar, daß die Bundeswehr auf den Buchmessen ihre Werbetrommel rühren darf. Und doch ist es so. Damit diese abstoßende Verhöhnung der Literatur - und auch unserer kulturellen Werte an sich - ein Ende findet, muß der Protest weiter gehen. Und lauter werden.
Wenn die Bundeswehr schließlich die Verlagsstände der Messe als Panzerabstellflächen zur Anwendung unmittelbaren Zwanges konfisziert hat, dann hat Leipzig, was es verdient: Keine Buchmesse mehr.

Zum Verlinken von Seiten zum Thema "Leipzig schießt" / "Bücher statt Bomben" hier ein von mir erstelltes Linkstreifchen.
Keine Soldaten auf der Buchmesse!
Die Entwicklung wird unter Leipzig schießt (wieder?) beobachtet.

Artikel zum Thema (Leipzig 2004):
http://www.mdr.de/leipzig-liest/625582.html
http://www.freitag.de/2004/25/04251001.php
http://www.netzeitung.de/buecher/buechernews/278950.html

18/10/04

Wer Bibliotheken schließt...

"Wer Bibliotheken schließt, fördert den internationalen Terrorismus" , ließ der Friedrich-Bödecker-Kreis 2002 in einer Presseerklärung verlauten.

Bibliothekssterben Wer einen Fall solcher Förderung kennt, oder vom Ausmaß deutscher Bibliotheksschließungen einen Eindruck bekommen will, findet auf der Seite " Bibliothekssterben" beim Bundesverband Information Bibliothek e. V. eine Möglichkeit, Bibliotheks-Todesanzeigen aufzugeben und nachzuschlagen.
Weiter so, du "Volk der Dichter und Denker".

(DfdH an Kai)

22/09/04

Mitfahren statt Bahnfahren

Mitfahren statt Bahnfahren! Packesel on Tour Seit ich längere Lesereisen mit viel Gepäck unternehme, insbesondere in abgelegenere Orte, kultiviere ich einen gepflegten Hass auf die Bahn. Seit dem "neuen Preissystem" ist sie für mich weitgehend unbenutzbar geworden.
Dank der Neuköllner "Mannis Fahrschule Energy" (sehr zu empfehlen!) bin ich nun stolzer Besitzer eines Führerscheins - und was den Umweltschutz betrifft:
Mitfahren statt Bahnfahren!

Für das bunte Internet habe ich dazu ein passendes Logo kreiert ... bei Gelegenheit muß ich die Schrift noch überarbeiten.

20/09/04

Kritischer Dialog vs. Empfehlungskultur

In Hannover fand am vergangenen Wochenende das zweijährige Autorentreffen des Friedrich-Bödecker-Kreises statt, der sich um die Leseförderung in Deutschland sehr verdient gemacht hat.

Zum 50. Geburtstag des Kreises kamen unter anderem auch Christine Nöstlinger, die in den Diskussionen die Ruhe und Gelassenheit eines knorrigen Baumes ausstrahlte, und Hans-Joachim Gelberg, der in seiner Rede 50 Jahre Erfahrungen mit der Kinder-und Jugendliteratur den denkwürdigen Satz sagte: "Es fehlt am kritischen Dialog. Stattdessen hat sich (in den Rezensionsspalten des Feuilletons) eine Empfehlungskultur etabliert."
Sofern es überhaupt eine nennenswerte Wahrnehmung der Kinder- und Jugendliteratur in unseren Feuilletons gibt, sei hinzugefügt.

19/09/04

Undemokratische Gesprächskultur

Dafür habe man gerade ein Beispiel bekommen, verkündete der Sprecher im Anschluß an das Interview mit dem Vertreter der NPD nach der Wahl in Sachsen. Die Moderatorin hatte allerdings ihrerseits eben diese Unkultur praktiziert, indem sie den Vertreter der NPD agressiv, wenn nicht gar hysterisch unterbrach. (Gegen Mißverständnisse: Das demonstrative Weggehen der anderen Politiker war dagegen m. E. ein ebenso legitimes wie wichtiges Zeichen.)

Man kann die Rechten effizient (unter anderem) mit anständiger Gesprächskultur bekämpfen und darf sich nicht ihrer Mittel bedienen. Erst recht nicht in einem Beitrag für die Tagesschau. Auf diese Art wird man dem Problem nicht gerecht, ganz im Gegenteil.

Es stimmt: Wir brauchen gute Gesprächskultur - aber auf allen Seiten.

27/08/04

Rassentheorien auf dem Server der Uni Heidelberg

Erstaunlich, was sich auf den Servern deutscher Universitäten so findet.
Rassentheorien aus den 20er und 30er Jahren beispielsweise, dargestellt von einer angehenden Lehrerin (!).

[ http://www.ph-heidelberg.de/stud/heppn/reli_2_7.htm ]

Abgesehen von der Tatsache, daß der überwiegende Teil der Behauptungen sachlich falsch ist und einige höchst bedenklich - so der Gebrauch des biologisch unsinnigen und gesellschaftlich äußerst brisanten Wortes " reinerbig" - stellt sie dieses empfindliche Thema mit einer unverantwortlichen Leichtfertigkeit und einer mehr als dünnen Literaturbasis ins Internet. Der Anschein des Wissenschaftlichen erhöht die Unangemessenheit der online gestellten Arbeit.

Es wäre dem Ansehen der Universität Heidelberg sicherlich dienlich, wenn die Arbeit vom Uniserver genommen würde.

Nachtrag:
7.4.05: Die Universität hat es endlich geschafft, die Seiten offline zu nehmen! Höchste Zeit - den Betreffenden sei gedankt.