27/02/06
Nie wieder
Nie wieder werde ich allein aus Begeisterung für eine Sache ein Buch
machen. Und sollte ich doch je wieder Tendenzen dazu zeigen, möge mir
bitte irgendjemand eine ordentliche Schelln geben, damit ich wieder zur
Besinnung komme. Danke im Voraus.
26/02/06
Arme Diskussionskultur
Es gibt Talkshows, die haben durchaus Anspruch. Darunter würde ich
durchaus auch die heutige Sendung "Im Palais" unter dem allerdings nicht
ganz ungefährlichen Titel "Kampf der Kulturen" verbuchen, wo immerhin
recht kompetente Gesprächspartner beisammensaßen und auch sachlich und
themenbezogen sprachen.
Aber es steht einem Moderator wohl kaum
an, selber klar parteiisch mit zuweilen polemischen Argumenten und
Anmerkungen mitzumischen, wie es Herr Nauman teilweise massiv tun zu
müssen meinte.
Dieses Verhalten ist schon bei so vielen anderen
Talkshows von Seiten der Diskutierenden unerträglich, aber das Ganze von
Seiten der Moderation ... das ist unschön und definitiv nicht ihre
Aufgabe. Und beinahe Privatfernsehenniveau.
24/02/06
Willkommen in der Geisterbahn: Merkels Rede auf dem Weltwirtschaftsforum
Als Geisterbahnfahrt interpretiert von Brigitta Huhnke und
hier nachzulesen.
"Das machen wir jetzt, halten Sie Ihre
Gedanken beieinander und steigen Sie wirklich ein!Haken Sie schön die
Kette fest! Hier die Route der wichtigsten Etappen: Erst fahren
wirausgiebig durch die Hölle der „selbstverschuldeten Lähmung“ (Merkel)
und treffen dabei aufdie Gespenster der Globalisierung. Lassen Sie sich
wohlig gruseln, wenn die zur „Freiheit“tönen, auch wenn es manchmal laut
und schrill wird. Viel Vergnügen wünschen wir Ihnen dann in der
Innovationsabteilung für "verantwortete Freiheit“, bevor wir rasant
durchs weiße Licht gleitend endlich am Schluss ins „Land der Ideen“
eintauchen. "
23/02/06
Der klingelnde Papagei
Diese und andere (natürlich tatsächlich geschehene) Anekdoten aus dem
Schriftstellerleben finden sich in dem stets
beneidenswert gutgelaunten Weblog meines verehrten Kollegen und
Mitherausgebers des "
12.Tages" Titus. Und der klingelnde Papagei ist der echte Papagei einer
Buchhändlerin, der
klingeln kann wie ein Telefon. Und der bei Lesungen gern an der völlig
falschen Stelle in Gelächter ausbricht ...
Und Titus, wann
kicherte es bei Dir im Hintergrund?
Frankfurter Provinzposse hochwohlgeborener Art
Eine
lächerliche Provinzposse trägt sich dieser Tage in der großen und ach
so weltoffenen Bankenstadt Frankfurt am Main zu, die einem
hinterwäldlerischen Kleinstdorf würdig wäre.
Da
erdreistet sich ein Schaupieler (das sind die, die erschaffen und ab und
zu etwas durchgeknallt sind) frecherweise einem Kritiker (das sind die,
die nichts erschaffen, aber zu allem eine ultimative Meinung haben -
häufig so eine Art Scharfrichter oder Königskröner) einen Schreibblock,
woraufhin sich der Große Herr empöret und argumenthyrt, sain
Skrybenblockke mecht yhn verletzet hoben, alldieweil dhy Pressefryheit
darselbstigt, dhy er, groszer Ghyst dher ero sy, verkorperiret, von dem
unflahtig Schauspyller attakiret. Alsda der Große Hair Kryttikair zu dem
hochwohlgeborn Blatte FAZtte rannte undt weinerlich Schimpf und Schand
verkündet und derweil in bester Klüngelmanier für die Entlassung des
betreffenden Schauspielers sorgt - und ihn zugleich damit noch berühmter
macht. Der betreffende Schauspieler Thomas Lawinky wurde sogleich vom BE
(das liegt in der größeren Stadt Berlin, die nicht ganz so piekfein wie
hochwohlgeborn Frankfurthen ist) eingeladen.
Was für ein
lächerliches Possenspiel unserer konservativen Clowneske.
21/02/06
Karikaturenstreit: Ein Pressespiegel
Ein umfangreicher Pressespiegel zum sogenannten und auf allen Seiten mit
Lust instrumentalisierten Karikaturenstreit findet sich in dem auch
sonst höchst lesenwerten
Kosmoblog der ZEIT.
"[Jungle World:] Das Verrückteste an
der Sache sei allerdings, meint der Journalist Awat Rizgar, dass es in
der Region viel bessere und deftigere Witze über Mohammed und den Islam
gäbe. Warum so viele Europäer sich für ein paar vor Monaten
veröffentlichte Karikaturen entschuldigen, statt vehement die
Pressefreiheit gegen Islamisten und andere Feinde der Freiheit zu
verteidigen, kann er jedenfalls nicht verstehen. [...]
[Kosmoblog:] Man kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass die
Einschüchterungs-Kampagne erfolgreich war: dass zwar keine de jure-,
aber doch eine de facto-Zensur besteht - infolge der berechtigten Angst,
zur Zielscheibe von Gewalt zu werden." -
Quelle
20/02/06
Das Mysterium der Tagesschau: Ein Chamaeleon?
Das ist ja seltsam: Heute Abend sah die Tagesschau auf rbb so aus (ich
bitte die miese Bildqualität zu entschuldigen):


... ABER auf NDR so - ebenfalls 20:07:

Na, ist der Unterschied aufgefallen? Weiß jemand, welchen Grund das hat? Es ist offensichtlich die gleiche Sendung, zeitgleich und wortgleich die gleiche Meldung ...
Rätsel der modernen Welt.
Nachtrag:
21.2., 20:01: Heute tritt in allen Tagesschauen die gleichen Sprecherin auf. Wurde gestern eine alte Tagesschau wiederholt?
Was wird denn das, SPD?
Geht es der verehrten Regierung noch gut? Jetzt erdreistet sich
Wiefelspütz, einen drohenden Terroranschlag aus der Luft in
regelfüchsischer Schläue kurzerhand als "kriegerischen Akt" auszulegen:
"Das Bundesverfassungsgericht hat ausschließlich über einen nichtkriegerischen
Luftzwischenfall entschieden", sagte Wiefelspütz der Zeitung "Die Welt".
"Bei der Abwehr eines Terrorangriffs von außen, der sich mit
polizeilichen Mitteln nicht abwehren lässt und der im Schadensausmaß
einem herkömmlichen militärischen Angriff mit Soldaten gleichkommt,
müssen die Regeln für die Landesverteidigung gelten." -
Quelle
Natürlich nur, wenn das Flugzeug im Ausland entführt wurde.
Daraus folgt, um die begeisterte Zustimmung Franz Josef Jungs (CDU) zu
nennen, die Fortführung des Gedankens: Das sollte auch gelten, wenn das
Flugzeug ausschließlich mit Terroristen besetzt ist (aha). Und wieso
rufen wir nicht gleich präventiv das Kriegsrecht in unserem hart
umkämpften Lande aus, dann braucht man sich wenigstens nicht mehr um
lästige Dinge wie Grundgesetzartikel und politisch unbequeme Rotroben zu
scheren!
Wer dem Bundesverfassungsgericht rhetorisch ins Gesicht
speit und fleißig Geister ruft (wie jene Vorschläge Jungs), der zeigt
meines Erachtens selber: verfassungsfeindliche Tendenzen. Daß
ausgerechnet die Sozis sich am fröhlichen Brechstangenfandango gegen
republikanische Grundwerte beteiligen, ist wahrlich eine bittere Ironie
der Geschichte.
PS. Ja, dieser Eintrag ist polemisch. Reflektiert
man aber die politische Entwicklung der letzten Jahre, muß einem
Demokraten ab und zu der Kragen platzen.
16/02/06
Zensur live scheint mittlerweile naheliegend: Dürfen nicht-Europäer keine Tagesthemen sehen?
Noch einmal die Eulen:
Es ist nicht verifiziert und es kann auch
völlig andere Ursachen haben - will sagen, was hier steht, ist
Spekulation.
Aber in der heutigen Zeit, bei aktiver Zensur
seitens Google in China und dergleichen, würde es nicht wirklich
verwundern, wenn es zuträfe: Daß außerhalb der Eurozone, oder zumindest
innerhalb der USA, die "Tagesthemen" und im Speziellen die Meldung zu
den neuen Folterbildern nicht besichtigt werden könnten.
Diese Vermutung wird durch die Kommentare im
Immo-Blog nahegelegt:
"Aeh, worum geht es ? Klicken auf
sfdrs-videos und dort die "tagesschau". Ergo : Folterszenen Britische
Soldaten im Iraq ??? Diese darf ich, so zdf-tagesthemen, nicht als ip in
USA sehen, wohl aber ueber das Schweizer Fernsehen (egal WO und WER und
WIE ich im Internet bin, vow !)" -
Quelle und weiterlesen ...
Was man früher mit einem Kopfschütteln
als paranoides Hirngespinst abgetan hätte, erscheint heute schon als
ganz naheliegende Möglichkeit.
Neues von der Bücherfront: Ein Buchhändler-Weblog
Amüsante Anekdoten von der Bücherfront finden sich im neuen Weblog "
Buchhändleralltag und Kundenwahnsinn" (wir Autoren sind ja
gewissermaßen nur die Küchenjungen der Nachschubfabriken, gaaaaanz weit
hinten).
(via
Schockwellenreiter)
Die Zensur des "freien" Westens kommt durchs Hintertürchen: "Geistiges Eigentum" als repressive Ersatzreligion
Eine gewagte These, aber durchaus bedenkens- und lesenswert, nicht nur bezüglich der Zensur (das inzwischen gern versuchte Stillegen von Kritikern mittels Markenrechtsanwalt und daraus resultierender vorauseilender Gehorsam), sondern auch bezüglich "Geistigem Eigentum" als Ersatzreligion:
"[...] Traditionelle Religionen und die vom "Geistigen Eigentum" ähneln sich teilweise verblüffend in ihren Glaubensvorstellungen. Viele Religionen möchten Menschen etwas glauben machen was für Außenstehende oft dem gesunden Menschenverstand widerspricht: Etwa, dass eine mit Allmacht ausgestattete Entität Wert darauf legt, dass man Quasten an seinen Gewändern befestigt; oder dass die Nennung eines bestimmten Namens verboten ist und dass nur Auserwählte mit einer bestimmten "Lizenz" dies dürfen - wie bei der Religion vom "Geistigen Eigentum". [...]" - Weiterlesen
15/02/06
Warum Soldaten keine Politik machen sollten
Eine Bekannte berichtete, ein ausländischer Scharfschütze aus Urlaub habe ihr in Bezug auf die Folterskandale gesagt, die ganze Aufregung würde bei seinen Jungs eher belächelt werden, so sei es halt und es werde ja eh nie anders werden. Ja, das haben die Büttel der Feudalherren und die Hexenverbrenner der Neuzeit sicher auch so gesehen.
Für einen Soldaten, der im Auftrag ihm persönlich Unbekannter ihm Unbekannte tötet, mag diese Logik durchaus eine essentielle Selbstschutzfunktion haben - damit er sich keinen Vollbart wachsen lassen muß.
Nein, nicht wegen islamistischen Dingen oder dergleichen, falsch assoziiert - sondern wegen des Unvermögens des sich-im-Spiegel-anguckens. Politisch ist dieser apologetische Unsinn natürlich fatal.
13/02/06
Eine humoristische Polemik zum Thema Datenschutz
... mit viel bitterem Wahrheitsgehalt. Ja, die pensionierten
StaSi-Funktionäre lachen sich mit Sicherheit schlapp ... das nenn ich
amüsante Rente.
"(
...) In der DDR musste ROHE GEWALT ran, an der Grenze wurden Leute
abgeknallt, da war noch richtig REPRESSION notwendig, um die Leute
halbwegs vollständig überwachen zu können, was hatten wir da Mühen, der
Alltag war wirklich sehr beschwerlich und voller ekelhafter Gewalt.
Aber hier und jetzt - zahm wie Hauskätzchen alle! Ich hab mich ja mit meinen
alten Stasikumpels kaputtgelacht Anfang 2005 als es GAR KEINEN Protest
in irgendeiner Form gab - ein paar Krawattenbubis, die sich als
Vorsprecher kommerzieller Verbände fühlen, hatten verlegen ein wenig
herumgestottert, und das wars! Was für ein Coup! Wir können Euch allen
den Arsch abhorchen und KEINE SAU wehrt sich - SO SIEHTS AUS - was seid
Ihr doch für armselige Weicheier, Ihr habt es nicht anders verdient! (
...)" -
kompletter Artikel
(via
Owl content)
11/02/06
US-Bürger protestieren vermehrt gegen Überwachung durch RFID-Technologie
Über einen aktuellen Beitrag bei Heise zur
Implantation von RFID-Chips in die Körper von Firmenmitarbeiternin den USA
stößt man auf die interessante Seite
spychips.com, auf der Neuigkeiten zu Proteste gegen die vermehrte
Anwendung von RFID-Chis zur Warenkontrolle und individuellen
Personenüberwachung gesammelt werden. Es steht dort auch ein Newsletter
zur Verfügung, ebenso ein
Weblog.
Es bleibt zu hoffen, daß der Widerstand in den USA ebenso
wie in unserem eigenen Land rechtzeitig groß genug sein wird, um eine
Ausweitung der RFID-Überwachung zumindest einzudämmen.
Wen wundert's?
Das Gehabe neokolonialistischer, von manifest destiny erfüllter Narren auf der einen, von Armut und / oder diktatorischer Herrschaft gezeichnete Völker auf der anderen Seite - und dazwischen ein Blättchen zweifelhaften Rufes, das sich zum Zündeln berufen sah.
10/02/06
BildBlog: Killer-Milchschnitte rockin' da House
Das
BildBlog hat von seinen Fans bei
dosenbier-rockt.de einen kleinen rockenden Song (
mp3 download über IT&W) geschrieben bekommen.
Weiter so,
BildBlog!
09/02/06
Massaker in Synagoge: Nicht der Antisemitismus, ein Egoshooter sei die Ursache, so Prawda
Am 11. Januar verübte der zwanzigjährige Alexander K. ein Massaker in
einer russischen Synagoge. Die Prawda schrieb daraufhin:
"The
game [=Egoshooter] which the young man was playing made him a zombie.
The man was programmed to demolish and kill. It was believed not so long
ago that the descriptions of such mental disorders could be found in
fictitious novels and stories. However, those addicted to computer games
often suffer from the so-called videogame epilepsy syndrome. [...] A
person who suffers from the videogame epilepsy syndrome can easily grab
a kitchen knife, leave the virtual world and look for victims in
reality." --
Quelle
Was die Prawda hier so leicht erklärt zu haben meint,
besitzt jedoch Merkmale einer Sündenbock-Politik. So schreibt die
Zeitung:
"This is not a matter of 'fascism knocking on
people's doors', as spokespeople for the Jewish community in Russia put
it." --
Quelle
Demnach wäre das durch einen Egoshooters (auch
"Killerspiel" genannt) verursachte dubiose "Syndrom" Schuld an dem
Amoklauf, nicht etwa ein laut der jüdischen Gemeinde ansteigender
Antisemitismus.
Interessanterweise verhält es sich bei
US-amerikanischen Meinungen (mit Ausnahmen) genau umgekehrt: Hier wird
fast ausschließlich auf den antisemitischen Aspekt eingegangen und so
gut wie gar nicht auf das Spiel, das gemäß seinen Screenshots und der
Demoversion tatsächlich "ultra-butal" genannt werden kann und Counter
Strike, Doom3 und andere Shooter noch weit in den Schatten stellt. Die
Beschreibung einiger Mods des Herstellers gibt hier einen Eindruck:
"To all the fans I give you my first mod of this game, actually it's a
texture mod that removes the chix's panties in the game and replaces it
with some real flesh... You now have to kindsa pussies in the
game , if you know what I mean...hehe" "With this mod you can shoot
limbs off of people and corpses, right down to their little midsections."
Über die Problematik von sog. "Killerspielen" und eine wissenschaftliche
Einschätzung ihrer Risiken bietet das Institut für Gewaltprävention und
angewandte Kriminologie
einen entsprechenden Vortrag an und
bloggt zum Thema.
Zu den Mohammed-Karikaturen und Broder-Rhetorik ...
... findet sich in dem auch sonst lesenswerten Weblog Chuzpe eine interessante Betrachtung: Die Freiheit der Jyllands-Posten war nie meine Freiheit und Noch eine jüdische Stimme zu den Karikaturen?
08/02/06
John Perry Barlow: Declaration of the Independence of Cyberspace
Jep,
still sounds good.
(Danke,
Jörg)
Ballistic Eichhorn, frozen, connecting with Windschutzscheibe, hi-speed
So ungefähr (stilistisch etwas freier interpretiert) lesen sich manche Begründungen, die Autofahrer für kaputte Windschutzscheiben, Kratzer und der gleichen bei Versicherungen angeben - und da behaupte einer, es gäbe keine Fantasie mehr auf der Welt ...
(via IGaK aktuell)
07/02/06
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Dieser Satz darf sich stolz zu den wohl häufigsten zweckdienlich
gedehnten und dadurch gewandelt zu den brandgefährlichsten
Aussonderungen des menschlichen Intellekts zählen (der Krieg als
"wahres politisches Instrument, eine Fortsetzung des politischen
Verkehrs"*, nicht "verwildert", sondern unter der Kontrolle der
Politik), ganz zu schweigen von dem Blut aus unzähligen Massenmorden,
das daher an seinen scheinbar oder tatsächlich
legitimierend-rhetorischen Fingern klebt.
Albrecht Müller sieht in
den NachDenkSeiten,
"Ein Wiedersehen mit den Fünfzigern", nach einer Periode
der Einkehr von Vernunft nun die alten tumben Parolen merkelnd
wiederauferstehen.
(*)Clausewitz, Vom Kriege, Stuttgart 1980,
S. 39
06/02/06
IGaK on the Blog

05/02/06
Vom Orm gestreift
Walter Moers hat mit "
Die Stadt der Träumenden Bücher" ein großartiges Werk
geschaffen: Einen verschriftlichten Traum, der vor Phantastik - nicht
der ausgelutschten Fantasy - nur so überquillt. Darin geht es unter
anderem um das "Orm", das die dortigen zamonischen Autoren durchströmen
kann:
"'Das Orm durchströmte seinen Geist und entführte ihn weit hinauf an einen Ort des Universums, [...] ein[en] Planet[en] ohne Substanz, [...] aber von solch geballter Vorstellungskraft, daß er die Sterne in seiner Nähe zum Tanzen brachte. Hier konnte man eintauchen in die schiere Fantasie und Kraft tanken, die den meisten zeitlebens vorbehalten war. [...] Als er von diesem Ort zurückkehrte, war er zum Bersten gefüllt mit Worten, Sätzen, Ideen, alle vorgefügt, poliert und geschliffen, er brauchte alles nur noch niederzuschreiben' [...] Das war der Traum des faulen Dichters: einfach den Griffel in die Hand nehmen, und alles schreibt sich wie von selbst. Schön wär's" - Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 340 f.
Schön war's. Jetzt weiß ich, was damals passiert ist, als
ich siebzehn war: Das Orm ist schuld!
Denn nie zuvor hatte ich mit
Schreiben oder gar Dichten was am Hut gehabt und war dann von einem
Augenblick zum anderen wochenlang kaum bei Sinnen gewesen, ein kariertes
Blatt nach dem anderen wurde gefressen und unzählige Kugelschreiber
verschrieben, stundenlag, atemlos, bis dann zweihundert Seiten ... nun
ja, Text ... fertig waren. Wenngleich ganz un-ormig ein unbeholfener
Versuch das Ganze und ein Steinbruch für das erste später
veröffentlichte Buch - es zu schreiben, das war großartig
und unvergleichlich, das war wirklich wie ein Rausch, da haben Worte
jede Barriere niedergetrampelt, um aufs Papier zu kommen. Und verdammt,
wenn so ein Wort, ein Satz, eine Handlung rauswollen, dann fackeln sie
nicht lange.
Nur ganz, ganz selten wiederholt sich eine Ahnung dieses
Zustands, und der ist nicht von langer Dauer. Aber selbst diese kleinen
Augenblicke haben es in sich.
"Vom Orm durchströmt"
zu werden - das war einfach großartig.
01/02/06
Bundesregierung will Datensätze aller BürgerInnen verkaufen
Das ist doch jetzt aber bitte eine Ente?
(Obwohl - denkbar wärs. Nützt
ja der Wirtschaft.)
(via Sabbeljan)
QED (zum wiederholten Male): Es gibt ein Rektum im menschlichen Geiste.
Was ein Kolumnist des populärsten Blattes der Nation beweist. Ist nichts
Neues, aber doch immer wieder beachtlich.
"Doch W*****
gibt in seinem Brief den "lieben türkischen Schülern" noch gute
Ratschläge mit: 'Wenn Deutschland zu Eurem Land werden soll, dann müßt
Ihr fließend Deutsch sprechen. Oder Ihr übernehmt die Rolle der Indianer
in Amerika. Straßenräuber, Drogenkranke, Geächtete. Ohne Deutsch kein
Schulabschluß, ohne Deutsch keine Lehrstelle, ohne Deutsch ein
Indianer.'" -
Quelle
Dürfen sich unsere -zigtausend vergeblich
lehrstellensuchenden braven oder auch ganz aufrrrrächten Toitschen jetzt
auch alle "Indianer" nennen, Herr W...?
Und was die
"drogensüchtigen" "Indianer" und die "nichtdeutschsprechenden" "Türken",
re. "Straßenräuber", re. "Drogenkranken", re. "Geächteten" betrifft, so
offenbart die Kolumne nur eines: Billigsten, massenkompatiblen Rassismus.
Gute Nacht. (Siehe auch der Eintrag "
Boulevardpresse? Hetzblatt!")
Nachtrag:
Selbst die
Tagesthemen halten das Blatt, das derartige hetzerisch-rassistische
Artikel publiziert, nichtsdestotrotz für abbildlich zitierfähig; so am
heutigen Tage zum Fall der angeblichen Lösegeldfunde in den Kleidern der
S. O.
Nachtrag II:
Die
Berliner Zeitung dagegen spricht klare Worte: "Es liegt aber auch an
dem außergewöhnlich miserablen Ruf der Zeitung, die mit ihren
Verleumdungen, Falschmeldungen und Kampagnen weit über das hinausgeht, was
man von einer Boulevardzeitung zu tolerieren bereit ist."
(via
Bildblog)
Von der Gefahrenabwehr zur Gefahrenvorsorge
So sieht Sachsen-Anhalts Datenschutzbeauftragter Harald von Bose die
derzeitige Entwicklung angesichts der Datensammelwut durch Staat und
Wirtschaft. Die Instrumentalisierung des Mautsystems für
Strafverfolgungszwecke ist hier ein Paradebeispiel für die Nutzung
"ziviler" Technologien zur alltäglichen Massenüberwachung. Die angeblich
zu verteidigende Freiheit wird Stückweit der Sicherheit (die sie
angeblich verteidigen soll) abgeschafft.
Nachtrag:
Gerade über
metaowl bei
Hitchhiker's Guide to Privacy gelesen: Ein RFID-Reisepass ist gehackt
worden.
"In etwa zwei Stunden kann dann der zuvor aufgezeichnete
Code geknackt werden, so dass Geburtsdatum, Foto und Fingerabdruck des
belauschten Passbesitzers im Klartext vorliegen. Passfälscher müssen
zukünftig also gar nicht mehr Pässe stehlen oder ausleihen und kopieren;
es reicht vielmehr völlig, wenn sie sich mit Notebook und RFID-Empfänger
in 10 Meter Umkreis einer Passkontrolle beispielsweise am Flughafen auf
die Lauer legen." --
Quelle
So viel zum Argument der "Fälschungssicherheit" (wobei
anzumerken ist, daß dieses Pro-RFID-Argument ohnehin nicht valide ist,
da unsere bisherigen Reisepässe schon extrem fälschungssicher waren.
RFID macht sie demnach eher fälschungsanfälliger).