31/08/11
Berlin Masters im Jugger 2012: Regen, Sonne, 3. Platz
Zum ersten Mal in seiner Geschichte war das große Berliner Juggerturnier keine Deutsche Meisterschaft; diese ging für dieses Jahr an Waidhaus (Oberpfalz/Bayern), wo sie am 17. und 18. September mit bislang 25 gemeldeten Teams abgehalten werden wird.
Den Berlin Masters tat dies jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Auf dem schönen Gelände des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks inmitten Berlins, mit vier blütenblattförmig angeordneten Spielfeldern, konnten sich immerhin vierzehn Teams messen (zum Vergleich: 2006 besuchten 10 Mannschaften die Deutschen Meisterschaft und damit das bestbesuchte Turnier der Saison, 2007 waren es immernoch "nur" 17, 2009 dann 36).
Am Samstag dräuten graue Wolken über den Spielfeldern, doch selbst als es in Strömen zu regnen begann, war dies nur Grund für eine kurze Pause, bevor es sozusagen mit Wasserkühlung weiterging. Trotz den feuchten Wetters konnten die Gruppenspiele planmäßig ausgespielt werden, bevor es Abends zur Feier in die abgestürzt Raumstation unter Berlin-Mitte, die c-base, ging.
Falco jugger
hatte am Samstag mit dem Regen zu kämpfen: Falken fliegt man nicht mit
nassem Gefieder, wir konnten belegen, warum. So verlor das Team mit 8:10
gegen seinen Traditionsrivalen Skúll! Da vom ersten Spiel gegen Rigor
Mortis von vorneherein kein Sieg zu erwarten gewesen war, wurde es als
Aufwärmspiel gehandhabt, und so konnten die übrigen Spiele der Vorrunde
dann akzeptabel bestritten und gewonnen werden.
Der Sonntag begrüßte die Spielerinnen und Spieler dann aber mit Sonnenschein. Das Gefieder war getrocknet, die Falken voller Erwartung auf den Beizflug. Souverän wurde das Spiel gegen Spalter bestritten (und bei den letzten Steinen ein Punkt mehr oder weniger freiwillig durch Anlauf-Clownesken den Spaltern geschenkt, die in neuen und vergoldeten Trikots zum Turnier gekommen waren). Im Halbfinale gegen Lippstadt war dann zwar der Wurm drin, der sich in unzähligen spieltaktischen Fehlern äußerte, und es wurde haushoch verloren; aber dies sollte so sein, wie es sich herausstellte: Dadurch nämlich bekamen wir die Chance, im kleinen Finale erneut gegen unseren Rivalen anzutreten: Skúll! Und nicht die Zeit eines Finales gegen Rigor zu vergeuden.
Und wir waren richtig motiviert. Auch die persönliche Ansicht eines
Malrichters, der das Antäuschen an der Linie (mehr als 5 Spieler stellen
sich an der Grundlinie auf, sodaß die Gegner nicht genau wissen, wer
aufs Startsignal hin loslaufen wird) als "unsportlich" verbieten zu
müssen meinte*, konnte dem Aufwind die ganzen 3x100 Steine hindurch
keinen Abbruch tun. Skúll! war durchaus ein prächtiger und starker
Gegner, der sich jedoch mit 17:14 auf den vierten Platz des Turniers
zurückziehen mußte. Wir hatten unsere Revanche gehabt.
Sieger des Turniers war dann wie zu erwarten Rigor Mortis, aber das
J-Team Lippstadt brillierte mit exzellenter Spielstärke und bekam daher
den wohlverdienten 2. Platz. Zum zweiten Mal in ihrer Geschichte durften
sich die Falken auf dem 3. Platz des Siegertreppchens eines Berliner
Turniers aufbaumen.
Die vergleichsweise niedrige Zahl der Teams hatte den überaus angenehmen Effekt, daß es wegen der vier Felder wenigstens für Falco keine unnötige Pause gab: Wir spielten, schiedsten, spielten, schiedsten, und es gab nicht nach jedem eigenen Spiel drei oder vier Spiele nerven- und kräftezehrende Ruhephasen wie auf größeren Turnieren.
Insgesamt ein wunderbares Turnier!
Bilder: Siehe auch Gruppe "Jugger" auf flickr.
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*) Das Verbot der Überzahlaufstellung ist vom Regelwerk nicht
gedeckt, weswegen der Malrichter sich auf "(Un-) Fairness" und
"Unsportlichkeit" berief.
Ich bestreite diese Ansicht
vehement: Es ist weder unfair noch unsportlich, weil der Gegner das
gleiche Maneuver anwenden kann, und er zudem eben sportlich gefordert
wird, wenn beispielsweise unvorhergesehenerweise die andere Kette
losrennt und er darauf mit einem großen Kreuz reagieren muß, um seine
Antikette in Position zu bringen. Meines Erachtens eine willkürliche
Schiri-Fehlentscheidung aus rein persönlicher Ansicht heraus, die ich
als Teamchef angefochten und mit allen Schiris und dem Gegnerteam sofort
geklärt hätte, wären wir nicht gerade im keinesfalls zu unterbrechenden,
positiven Spielfluss und angenehm warmen Aufwind gewesen.
Nachtrag: Ein ausgezeichnetes Video von Eggtreck, dem (leider
derzeit flügellahmen) Läufer der Laggerfalken:
30/08/11
"Das muß man doch noch sagen dürfen" - über dumme Argumente für Toleranz gegenüber der NPD
Eine Zusammenstellung typischer Aussagen gegen ein NPD-Verbot oder für Toleranz gegenüber rechtsextremen Parolen findet sich im NPD-Blog. Und zum hahnebüchenen, aber so praktischen populistischen Unsinn, Rechts- und Linksextremismus gleichsetzen zu wollen.
Beispiel:
"Die NPD ist doch auch nicht schlimmer als die Linkspartei…
[...]
[Es] ist eine Gleichsetzung ohnehin böswilliger Unfug, da die NPD
mehrere Alleinstellungsmerkmale aufweist, die in der Öffentlichkeit
bekannt sind: Keine andere in bundesdeutschen Landtagen vertretene
Partei erkennt in ihrem Programm nicht die unantastbare Menschenwürde
aller Menschen an. Keine andere Partei hat vorbestrafte Gewalttäter als
Funktionäre auf ihren Mitarbeiterlisten. Keine andere Partei hetzt so
offen gegen einzelne Personen oder Bevölkerungsgruppen. Keine andere
Partei verherrlicht die NS-Zeit und die deutschen Verbrechen so offen."
-- weiterlesen
Nicht neu, aber sehr aktuell, weil von zunehmender Bedeutung - lesenswert!
25/08/11
Gründung eines Jugger-Verbandes?
Heute Abend ging eine Mail an alle Jugger heraus (deren Mailadresse verfügbar war) betreffs eines Vorhabens, das zweifellos für so manche Diskussion sorgen wird. Und zwar haben sich einige Berliner überlegt, die Gründung eines Verbandes anzuregen und dazu konkrete Vorschläge zu machen.
Besonders betont wird dabei, daß es sich um einen gemeinsamen Gestaltungsprozess handeln soll: Also ohne Vorschrift "von oben", sondern im Rahmen von Konsensabstimmungen bei der Verbandsgründung.
Daß sich mein Name mit in der Mail befindet, liegt daran, daß ich daran
mitgewirkt habe (die Initiative stammt nicht von mir). Als ich gefragt
wurde, ob ich an der Ausarbeitung der Einladung dabei sein möchte, hätte
ich mich auch zurücklehnen und die anderen mal machen lassen können, das
wäre einfacher gewesen und hätte mir jetzige absehbare Diskussionen
erspart.
Warum also? Weil ich denke, es wäre in absehbarer Zeit
ohnehin zu einer vergleichbaren Entwicklung gekommen, von daher habe ich
mich dazu entschieden, mit an der Einladung zu arbeiten und entsprechend
darauf einzuwirken. Ich glaube, ein Verband in dieser Form ist das
kleinere Übel gegenüber dem, was vielleicht später aus der allgemeinen
Strukturierungsstimmung erwachsen könnte. So ist durch Konsens und
Mitbestimmung wenigstens der Grundstein für eine gerechte Arbeit und
gegen die Übermacht Einzelner gelegt, wobei die Einschränkung auf
Vereine eine Kröte ist, die wegen der strukturellen Fragen (wer kann
sich mit wievielen Stimmen beteiligen) geschluckt wurde.
Meine
Mitnennung heißt aber nicht, daß ich mich unbedingt weiter darin
engagieren werde. Daher: "beratend".
Das Anschreiben findet sich im Jugger-Blog, die Diskussion im Forum.
Offener Brief: Schwedische Gardinen am Landwehrkanal
Der Bauzaun (wir berichteten hier und hier) steht unverdrossen weiter da, wird hingelegt und abmontiert, aber sogleich von dem glücklichen Auftragsnehmer wieder aufgerichtet. Ein Geldgrab ausgerechnet in Zeiten der Finanznot, in der soziale Einrichtungen ums finanzielle Überleben kämpfen und häufig letztlich geschlossen werden. Und noch dazu ein Ärgerniß besonderer Art.
Nun ist Wahl und dies eignet sich gut, einen offenen Brief an Parteien in Neukölln und Treptow zu schreiben. Mal sehen, (ob) was kommt.
Offener Brief an Parteien in Neukölln und Treptow
Sehr
geehrte Damen und Herren,
die Wahlen stehen an: Zeit, sich als
Bürger der Stadt und Wähler darüber im Klaren zu werden, wem die eigene
Stimme gehören soll.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen,
Ihnen eine Frage zu stellen in einer Sache, die mich und andere seit
geraumer Zeit beschäftigt. Es handelt sich eigentlich um etwas von
geringer Bedeutung; und doch bin ich überzeugt, daß es durchaus einen
Brief wert ist, steht es doch für Lebensqualität und, in der heutigen
Zeit besonders bedeutsam, für den bedachten Gebrauch der knappen
öffentlichen Mittel.
Es geht um die seit vielen – mindestens
drei – Jahren entlang des Landwehrkanals auf Neuköllner und Treptower
Seite aufgestellten Bauzäune, die bei den täglichen Spaziergängen und
auf dem Weg zur Arbeit den Blick auf die schönsten Sichtachsen
vergittern und die Stadt Tag um Tag erhebliche Mietgebühren kosten.
Es
sind diesem Brief einige Bilder beigefügt, um zu illustrieren, wie sehr
der Bauzaun den Blick auf die so wertvollen Kanäle verstellt und wie
schildbürgerlich er insbesondere auf Neuköllner Seite – nämlich vor
einem anderen Zaun – aufgebaut wurde.
Es mag sein, daß das
Schiffahrtsamt die Aufstellung zu verantworten hat. Aber Sie sind die
verantwortlichen Politiker für diesen Bezirk, es ist also Ihre Sache, an
dem Zustand etwas zum Guten zu ändern. Gerade wenn hier eine
Kostenbelastung durch das Feststecken in bürokratischem Morast erzeugt
wird.
Mit freundlichen Grüßen etc.
23/08/11
19/08/11
Der Werwolf auf dem Lichterfest in Karlsruhe
Morgen Abend werde ich auf dem diesjährigen "Lichterfest" in Karlsruhe die Ehre haben, durch eine Lesung den Werwolf auszuführen. Und zum Abschluß wird vielleicht auch noch ein wikingischer Falkner seinen Beizvogel steigen lassen können.
Ein schöner Rahmen für die Lesungen!
11/08/11
Vom unaufhaltsamen Aufstieg des Halbgevierts
Der Beitrag wurde nun bei literaturcafe.de
veröffentlicht, hier ein Auszug.
Jeden Morgen
grinst es uns an, jeden Morgen, wenn wir uns einen Überblick über die
Meldungen der Tageszeitungen verschaffen möchten. Es lauert darauf, daß
wir, von einer knackigen Überschrift verführt, die Kurzzusammenfassung
eines Beitrages lesen, und dann, mitten im Lesefluß, springt es uns an,
würgt uns an der Kehle und nimmt uns für einen Augenblick die Luft,
Spannung, eine Wendung, Großes und Schrecken versprechend, ein wenig wie
der atemlose Augenblick in einem Hitchcock-Film -- um dann im nächsten
Halbsatz in Nichtigkeiten zu verpuffen; und siehe, es hat sich sogar in
diesen Satz einzuschleichen vermocht, das fiese kleine Ding. Doch kaum
haben wir uns erholt, zeugt das nächste Thema schon ein weiteres
garstiges Monstrum dieser Art.
Das Halbgeviert, vulgo auch Gedankenstrich genannt, hat einen erfolgreichen Feldzug durch die Redaktionen der maßgeblichen deutschen Zeitungen gethan und feiert seinen Triumph.
... weiterlesen im Literaturcafé!
PS. Und "Halbgeviert" in der Überschrift anstelle "Halbgeviertstrich" ist stilistisch korrekt, liebe Leser. Ganz einfach weil es anders literarisch unschöner ist. Es lebe die literarische Freiheit. Und wer es ganz genau haben will, das "Halbgeviert" bezieht sich auf die Länge.
10/08/11
Gewalt in England
Eine ganz gute Zusammenfassung der Misere in England findet sich im World Blog von NBC News:
" when asked by a television reporter: Is rioting the correct way to
express your discontent?
'Yes,' said the young man. 'You
wouldn't be talking to me now if we didn't riot, would you?'"
Die Medien spielen demnach eine Schlüsselrolle: Erst die überbrodende Gewalt macht die Proteste so attraktiv, daß sie von den internationalen Medien überhaupt wahrgenommen und also eine Cance darauf besteht, daß die Probleme dahinter beachtet werden. Der Beitrag schließt mit den Worten:
"And a wider question is: Would anyone care at all if there had not been violence?" -- weiterlesen: "The sad truth behind London riot"
Am Rande bemerkt findet sich eine literarisch anspruchsvolle Beschreibung der Dynamik von Aufständen in Alessandro Manzonis Roman "Die Brautleute", wo eine Überteuerung des Getreides zu einem Volksaufstand mit mannigfaltigen Plünderungen führte, inklusive den (teils spontanen) Plünderern im Kielwasser der Protestierenden. Auch beachtenswert ist ein deutscher historischer Vorfall, an den Burks Blog erinnert.
04/08/11
Die Quittung für den Kapitalismus
Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, jetzt Israel -- die Heilsreligion Kapitalismus läßt recht schön grüßen.
Und wir? Wir streichen im sozialen Bereich und werfen den asozialen Gierschlünden aus Spekulation und Bankwesen Milliarden hinterher. Man huldigt eben seinen großen Ikonen am besten mit großen Opfern.
Nachtrag: Irland natürlich auch, und .... man reiche einen Tusch ... die USA! Das hat dann schon fast etwas von höherer Gerechtigkeit. Was allerdings gar kein Grund für Schadenfreude ist.